Hallo zusammen
Da sich meine Frage auf muslimische, familiäre Verhältnisse bezieht, bitte ich auch höflich darum, dass nur diejenigen antworten, die selbst muslimisch aufgewachsen sind. Ich hätte nämlich gerne ernst gemeinte, authentische, vorurteilsfreie und respektvolle(!) Meinungen und Erfahrungen. Allen anderen wünsche ich viel Spass beim Mitlesen und danke im Voraus!
Der Islam legt großen Wert auf die Wahrung der familiären Beziehungen und ermutigt zu Frieden und Eintracht, selbst wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt. Es wird empfohlen, Konflikte durch Dialog und Verständnis zu lösen.
Wenn die Beziehung zu den (Schwieger-)eltern jedoch wirklich unerträglich ist und alle Bemühungen zur Lösung gescheitert sind, wird empfohlen, die Situation so zu handhaben, dass die Harmonie im familiären Umfeld nicht weiter gestört wird. Der Islam ermutigt jedoch dazu, nach friedlichen Lösungen zu suchen, bevor man den Kontakt abbricht, und erkennt an, dass es Fälle geben kann, in denen eine Trennung notwendig ist, um weiteren Schaden zu vermeiden.
Soweit zur Theorie. Wie sieht es jedoch in der Praxis aus? Hat jemand von Euch den Kontakt zu seinen Eltern oder Schwiegereltern eingestellt und somit Erfahrungen damit? Wie sieht Euer Leben aus? Hat sich die Konfliktsituation gebessert? Fehlt Euch etwas im Leben? Wir möchten die konfliktgeladene Beziehung zu unseren (Schwieger-)eltern beenden, doch es kommen Gefühle der Undankbarkeit, Unsicherheit und möglicher Reue in uns auf (würden bestimmt auch nicht-muslimische Personen empfinden). Es fühlt sich nicht richtig an, aber ist trotzdem richtig und wichtig. Ausserdem empfiehlt der Islam ja ebenfalls eine Trennung von den Eltern, wenn ein Zusammensein unmöglich scheint und mehr Schaden anrichtet als Nutzen.
(*** vom URBIA-Team editiert***)
Abstand von muslimischen Eltern
Hallo Du,
ich bin muslimnah aufgewachsen, in sehr ähnlichen Familienstrukturen.
Auch bei mir gilt es große Sünde, der älteren Generation überhaupt zu widersprechen. Man muss alles verzeihen, für alles Verständnis aufbringen und alle kleinen und großen Lebensentscheidungen mit den Eltern besprechen und ihre Wünsche und Hinweise respektieren. Ja, man muss. Man bekommt auch stetig ein schlechtes Gewissen eingeredet und eine Verantwortung für den Zustand der Eltern. ... Du hast deine Mutter sehr traurig gemacht (weil ich mein Baby so gebadet habe wie es mir die Hebamme gezeigt hat und nicht wie meine Mutter es gesagt hat). Dein Vater ist wirklich enttäuscht (weil man als Jugendliche nach 18 Uhr allein auf der Straße gesehen wurde auf dem Nachhauseweg). Dein Großvater fühlt sich übergangen (weil ich meine berufliche Wahl getroffen habe, ohne sie mit ihm zu besprechen).
Nein, ich kann dir keine großen Tipps geben, auch ich habe mich nicht richtig befreien können, obwohl ich viel weiter bin als du.
Erst diese Woche bin ich wieder übers Stöckchen gesprungen. Ich wurde beschimpft für etwas, wofür ich absolut nichts kann. Ich war zwei Stunden lang böse und habe von Kontaktabbruch fantasiert, geweint und habe dann meinen Eltern einen Gefallen getan, den sie sich schon länger von mir wünschen. Es war eine Kleinigkeit, ich habe nur was auf Ebay für sie eingestellt, aber es geht darum, dass ich sofort wieder gefallen wollte.
Ich bin aber in Therapie und auf einem guten Weg trotzdem.
Was mir hilft:
Der Gedanke, dass ich mich für meine Kinder entscheide.
Ich habe so viele Erinnerungen als Kind wie meine Eltern unter der Bevormundung meiner Großeltern leiden und nun machen sie es selbst so.
Ich will aber diesen Teufelskreis für meine Kinder durchbrechen, das habe ich mir ganz fest vorgenommen.
und das ist mein Antrieb.
DEN Islam gibt es nicht, da gibt es ja wirklich viele Ausrichten und Feinheiten.
Ich bin mir sicher, wenn du die Schriften durchsuchst nach deiner Verpflichtung deiner Kinder gegenüber, wirst du mindestens genauso fündig.
Die Frage ist halt, wofür entscheidest du dich?
Den Eltern, der Vergangenheit oder für deine Kinder, der Zukunft?
Wem fühlst du dich mehr verpflichtet?
Alles Liebe und dir viel Glück!
Ein sehr interessanter Beitrag.
Danke
Ich bin auch nur ein Mensch und ich habe auch irgendwo meine Grenzen.
Meine Schwiegermutter ist sehr religiös, hat sich aber dermaßen daneben benommen, über Monate, sogar Jahre ! sodass ich irgendwann die Reißleine gezogen habe.
Ich hatte über Monate keinen Kontakt, mein Mann zwar schon, aber extrem eingeschränkt.
Es kann nicht sein, dass man alles Handeln, absolute Meinungsverschiedenheiten und darauffolgende unangebrachte Aktionen immer ohne wenn und aber mit Kultur und Religion ausreden kann. Religion verletzt in der Regel dein Gegenüber nicht, war hier aber an der Tagesordnung und überhaupt wurde Religion sehr viel, fast ausschließlich!, mit Kultur und Aberglaube verwechselt und es kam immer und immer wieder zu Streitereien.
Nachdem der Kontakt so eingeschränkt war, hat sie es doch irgendwie einsehen können, dass ihr Handeln falsch ist.
Jetzt haben wir mittlerweile wieder Kontakt, sind super freundlich und respektvoll miteinander, aber als richtige Familie würde ich sie leider nicht mehr sehen.
Hey,
Generell sollte man seine Eltern sehr gut behandeln. Bei uns liegt das Paradies unter den Füßen der Mutter.
Versucht immer höflich und respektvoll zu bleiben. Sollte es irgendwann nicht mehr gehen, könnt ihr den engen Kontakt einstellen. Ein kompletter Abbruch wäre glaube ich nicht so gut angesehen.
Sollten Sie euch aber vom Islam wegbringen wollen, dann ist es eure Aufgabe, sie darauf hinzuweisen und rechtzuleiten. Sollte dies nach mehrmaligem Hinweis nicht funktionieren, könnt ihr den Kontakt einstellen, da sie euch zu haram leiten wollen (wie zb "kauft ein Haus oder Auto auf Zinsen", etc.)
Aber immer erstmal versuchen, den Kontakt gesund zu pflegen.
Ich bin Muslima, seit 9 Jahren verheiratet und habe auch keinen Kontakt zur Schwiegermutter. Sie hat uns schon vor der Hochzeit nur Probleme bereitet.
Sie hat mich immer fertig gemacht, meine Eltern und Familie schlecht geredet und gelästert. So geht es mir am Besten. Ich brauche sie nicht in meinem Leben, sie macht mich nur unglücklich und depressiv. Mein Mann kann immer, wann immer er möchte, sie besuchen oder anrufen. Das ist mir herzlich egal.
Mir hat mein Mann auch nie gesagt, dass ich sie anrufen muss oder sie besuchen muss oder so etwas in der Art. Es ist meine Entscheidung und ich bin sehr froh darüber.
Ich bin der Meinung, wenn man sich schlecht fühlt, egal bei wem, es kann die eigene Mutter sein, Tante, Onkel, Cousine, egal. Dann sollte man einfach Abstand halten oder keinen Kontakt haben. Ich denke immer an erster Stelle an mich, denn, wenn es mir gut geht, dann kann ich gut zu meinen Kindern sein.
Ich habe schon häufiger hier gelesen, dass ausschließlich Moslems angesprochen werden oder man Kontakt ausschließlich mit anderen muslimischen Müttern schließen möchte und frage mich was hier eigentlich los wär wenn Christen oder gar nicht Gläubige gezielt Moslems ausschließen würden!?
Der Thread gehört stillgelegt!
„Frage an alle Männer, die…“
„Frage an Mehrfachmamis…“
„Frage an Veganer…“
„Frage an Schweizer bezüglich…“
Das ergibt grob die Suche bei Urbia, wenn man nach „Frage an“ sucht. Nein, niemand von den TE ist rassistisch, feministisch oder diskriminierend. Sie wollen einfach nur gezielt ein Publikum ansprechen, das ihrer Meinung nach ihr Anliegen am besten beurteilen kann.
Lasst doch einander mit Verständnis und Respekt begegnen, wenn man nichts Gutes zu sagen hat, dann einfach weiter scrollen. Es gibt ja auch hunderte Threads, die ganz individuell eher gute Laune machen. So lebt man glücklicher.
Der Beitrag wurde von den Administratoren ausgeblendet.
Diskussion stillgelegt
Hallo TE,
Das was du beschreibst ist mehr ein kulturelles als ein religiöses Problem.
Im Islam bist du sogar dazu aufgefordert auch deinen Eltern zu sagen, wenn sie etwas falsch machen, mit ruhiger Stimme und Respekt.
Im Islam hat die Schwiegermutter dich zu respektieren und du sie, sie hat dir aber nichts zu „sagen“.
Das alles sind kulturell bedingte Probleme, die oft in die Schublade des Islams gesteckt werden.
Ich kenne einige, die in solchen Kulturen oder auch mit dem Islam groß wurden und dennoch den Kontakt abgebrochen oder reduziert haben. Sie haben sich nach dem Wohlbefinden erkundigt, waren erreichbar für Notfälle (kaum einer möchte ja, dass die Eltern im Sterben liegen und es erst danach erfahren, wenn sie sterben) aber sonst haben sie klar und deutlich gemacht, wie und wo sie im Leben stehen.
Man muss es eben einfach durchziehen.
Da du von Tötung sprichst, das ist nichts, was mit Kultur oder Religion zu tun hat. Es ist der Mensch, der zu morden fähig ist und dies dann tut, wenn ihm etwas missfällt.
In solchen Situationen, wenn man die Angst hat, dass da jemand dir was antun kann, bitte immer an Hilfe wenden.
Ich bin kein moslem aber auch anderer Kulturkreis und die Familie streng religiös.
Wenn keine wirklich extremen Dinge vorgefallen sind ( Gewalt, Bedrohung, Betrug, Missbrauch) würde ich persönlich einen Weg suchen den Kontakt so zu gestalten, das er einen nicht zu stark belastet. Ich habe den Weg gewählt den Kontakt zu meinen Eltern zu reduzieren und biete einfach wenig Fläche für Konflikte, da ich nur noch bestimmte Dinge aus meinem/unseren Leben erzähle. Probleme werden nicht besprochen, so kann sich auch keiner einmischen etc.
Auch distanziere ich mich klar Verantwortung für ihr Leben zu tragen und gebe Aufgaben die an mich übertragen werden klar zurück " nein mama, du kannst bei der Versicherung selber anrufen ".
Etc.
Funktioniert weitestgehend gut, es gibt natürlich trotzdem immer mal Dinge die mich ärgern aber sie halten sich in Grenzen.
Ich denke auch dass SOLCHE Eltern, die so geprägt sind, den Kontaktabbruch absolut nicht verstehen werden, sie können das gar nicht reflektieren. Ich hab auch das Gefühl dass einige trotzdem weiter leiden, wenn sie den Kontakt abbrechen, deshalb war für mich die klare Abgrenzung die beste Lösung.
Ich finde, das ist ein guter Kompromiss. :)
Lg