Mutter streut falsche Gerüchte

So… ich weiß gerade nicht, wie ich mich verhalten soll. Das Verhältnis mit meiner Mutter war nie sehr gut, doch seit einigen Jahren ist es besser geworden. Sie ist ein schwieriger Mensch, und auch psychisch krank (chronische Dysthymie mit paranoiden Anteilen) wofür sie ja nichts kann, was den Umgang mir ihr aber nicht leichter macht.

Kurz - sie jammert viel, ist oft passiv-aggressiv, egozentrisch und kann sich schwer in andere Menschen hineinversetzen. Sie denkt oft sie kommt zu kurz und andere meinen es grundsätzlich böse mit ihr und tun alles nur, um ihr zu schaden. Das ist echt anstrengend, aber phasenweise läuft es auch echt gut mit ihr, sie kann oft auch nett und fröhlich sein.

Trotz ihrer Erkrankung bin ich immer davon ausgegangen, dass meiner Mutter menschlich zu trauen ist und habe in den letzten Jahren natürlich auch über persönliche Dinge mit ihr geredet.

Nun habe ich eine kleine Tochter bekommen. Das erste große Verwandtschaftstreffen stand nach drei Monaten an. Erst war es schön, aber dann sprachen mich zwei Tanten und eine Cousine von mir mich unabhängig voneinander an, wie es mir denn psychisch jetzt ginge, und dass sicher alles bald besser wird. Ich war völlig perplex was sie meinen und dachte zuerst sie meinen wegen Schlafmangel oder Babyblues.

Nachdem das aber eben so oft kam fragte ich meine Cousine, ob ich denn so depressiv aussähe oder warum sie so fragt. Und da kam raus, dass meine Mutter in der ganzen Verwandtschaft herumerzählt hat, dass es mir psychisch sehr sehr schlecht gehen würde und ich jetzt depressiv sei und unglücklich mit allem und nicht gerne Mutter wäre. Ich war so geschockt!

Habe dann meine Mutter zur Rede gestellt was das soll und sie wich nur aus und sagte so „Ja aber du hast doch gesagt es ist schlimm mit dem Schlafen und du vermisst die Arbeit und bist nicht gerne daheim“ und ja das habe ich auch tatsächlich zu ihr gesagt und das stimmt alles auch - aber dann jedem, wirklich allen in der Verwandtschaft hinter meinem Rücken erzählen, es gehe mir schlecht und ich wäre depressiv und nicht gerne Mutter, nur weil ich die Arbeit(-skollegen) vermisse, mir zuhause alleine langweilig ist und ich wenig Schlaf habe?!

Mich hat das so geschockt und so getroffen einfach. Weil ich zum ersten Mal dachte, was erzählt sie wohl sonst noch den Leuten über mich, was ich im Vertrauen zu ihr gesagt habe und was dann von ihr verdreht und übertrieben verschlimmert wird? Was denken denn alle über mich?

Sie hat auch null Einsehen und war sich gar keiner Schuld bewusst, sie war richtig beleidigt, dass ich so ein Fass aufmache. Ich weiß nicht, wie ich jetzt weiter mit ihr umgehen soll, ich will sie gerade gar nicht mehr sehen. Ich weiß gar nicht was ich jetzt machen soll!

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Vorweg: Hast du ihr explizit gesagt, das sie da mit niemandem drüber reden soll? Damit fängt es doch schon mal an.
Falls ja, dann hat sie sich nicht daran gehalten und du weißt jetzt, das sie nichts für sich behalten kann. Einfach für dich selber.

Ansonsten, du beschreibst ja selber, das sie sich schlecht in andere Menschen reinversetzen kann. Oben drauf hattet ihr jahrelang keinen Kontakt. Das in Kombination ist schwierig, denn ihr kennt euch nicht gut genug, damit man Aussagen richtig einordnen kann.

Schlußenldich hat sie weitergetragen, wie deine Worte bei dir ankamen. Vielleicht hast du diese lapidaren Äußerungen (die jede frische Mutter kennt und nun auch kein Staatsgeheimnnis sind) an einem schlechten Tag gemacht und dein Ton, deine Stimme haben schlußendlich dazu beigetragen, was sie daraus gemacht hat.

Das Verwandte sie fragen, wie es dir geht, ist doch normal. Und Hand aufs Herz, du wärst genauso abgegangen, wenn sie exakt bei deinem Wortlaut geblieben wäre. Was andere über dich denken könnten, das ist ja erstmal zweitrangig...du konntest es aufklären und gut.

Ich sehe hier einen ganz fragilen Kontakt zwischen dir und deiner Mutter, der noch in den Kinderschuhen steckt. Und der offensichtlich noch gar nicht belastbar ist. Vielleicht triggert dich da jetzt auch was, etwas aus eurer Vergangenheit. Jetzt möchtest du dich am Liebsten wieder komplett zurückziehen....die Entscheidung liegt alleine bei dir. Für mich wäre jetzt aber erstmal nur der Punkt erreicht, das ihr euch zwar wieder näher gekommen seid, aber offensichtlich noch nicht nah genug, um sie als Vertrauensperson zu sehen.

Was das Gute ist, deine Tanten und Cousine haben dich darauf angesprochen, das finde ich ganz wertvoll. Sie reden nicht hinter deinem Rücken, sie reden mit dir....spitze. Du kannst sie also auch durchaus fragen, was deine Mutter sonst noch erzählt hat, wenn dich das so beschäftigt. Und du kannst dann noch besser einordnen, wie deine Worte bei deiner Mutter ankamen.

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Deine Mama liest sich wie meine Mama. Zwar hat meine Mutter keine "Diagnose", aber das von Dir beschriebene Verhalten passt 1:1. Egal. Seis drum.

Mir ist exakt das gleiche passiert. "Fremde" Menschen kamen auf mich zu mit "geht's dir schon ein bisschen besser?"
Hä?
OK - Mutti hat geplaudert. Ich glaube nicht, dass es meiner Mutter darum ging, mein Vertrauen zu missbrauchen oder - so wie Du in Deinem Titel schreibst - absichtlich etwas falsches zu erzählen. Ihr ging es glaub eher darum, selbst Mitleid/Aufmerksamkeit zu bekommen bzw. etwas spannendes erzählen zu können. Mal im Mittelpunkt stehen. Nachfragen erleben. Vielleicht war das ja auch ein Antrieb Deiner Mama? Vielleicht hat sie zu wenig Ansprache oder fühlt sich nicht gesehen?

Ich sag halt jetzt bei streng vertraulichen Dingen auch immer dazu, es bitte nicht weiter zu sagen.

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Ich würde nicht sagen dass deine Mutter gelogen hat, sondern massiv übertrieben. Das ist nicht nett, aber das Problem wäre für mich eher als generelle Weitererzählen von persönlichen Dingen als das Übertreiben. Dann erzähl ihr keine persönlichen Dinge, wenn sie diese nicht für sich behalten kann.

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Deine Mutter hat deine Lage wohl falsch eingeschätzt und daher nicht „gelogen“.

Sie hat deine Aussagen eben so aufgefasst, dass du unglücklich bist und ich finde, das kann man durchaus.

Sie ist vielleicht besorgt um dich (grade wegen ihren eigenen Erfahrungen?) und hat es deshalb mit der Familie geteilt? Das wäre meine Vermutung!

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Haargenau das sind meine Gedanken dazu.

Und noch dazu schreibst Du, Du bist bisher davon ausgegangen, dass man ihr trauen kann. Nunja, da Du mittlerweile eine Tochter hast, bist Du ja keine zehn mehr und scheinbar hat sie sich bisher so verhalten, dass Du ihr vertraut hast, das kommt ja auch nicht von irgendwoher.

Und was ihre psychische Erkrankung damit jetzt zu tun haben soll, weiß ich auch nicht. Meine Mutter ist psychisch leider auch nicht gesund, aber ich hasse es richtig, wenn andere irgendetwas immer gleich darauf schieben, das ist so ein fetter Stempel, und die Leute tun mir leid.

Wie Du Dich verhalten sollst? "Du Mama, ich denke mal Du hast Dir nur Sorgen gemacht und deshalb mit Deiner Schwester gesprochen, aber ich möchte nicht, dass Du so persönliche Dinge weitererzählst." Und dann sagst Du ihr einfach, dass Du Dich falsch ausgedrückt haben musst, es Dir gut geht und Du denkst, dass das bei Dir alles im normalen Rahmen ist. Und dann erzählst Du einfach Deiner Tante und Cousine das gleiche. Fertig ist die Kiste. Ich würde da auch nicht so ein Fass aufmachen, das persönlich finde ich übertrieben. Ich gehe nie davon aus, dass mir jemand böses will, vorallem familiär nicht. Sie hat das bestimmt nicht böse gemeint. Welchen Zweck hätte das ganze denn?

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Okay, ich merke, dass man das alles wirklich nicht nachvollziehen kann, wenn man nicht mehr dazu weiß. Ich hatte über zehn Jahre keinen Kontakt zu meiner Mutter, weil sie mich und meinen Bruder als Kinder und Jugendliche geschlagen hat, immer wieder Psychosen hatte und uns Wörter schimpfte, die man wahrscheinlich nicht schreiben darf hier.

Sie hat später endlich Medikamente genommen und eine Therapie gemacht, ist aber leider chronisch krank. Ich habe ihr den größten Teil meines Lebens nicht vertraut - sogar das Gegenteil war der Fall. Ich hatte Angst vor ihr, habe sie streckenweise (vor allem als Jugendliche) gehasst. Später hatte ich auch Mitleid.

Dass wir uns in den letzten Jahren wieder angenähert haben und sie sich verändert hatte, war für mich eine große Hoffnung, dass wir nun wie eine richtige Familie ein könnten und sie ihre Krankheit endlich im Griff hat.

Und nun erzähle ich ihr einmal nebenbei in einem vertraulichen Gespräch, dass ich es schon hart finde nachts alle 2 Stunden aufstehen zu müssen, dass mir die Arbeit manchmal fehlt und dieses allein daheim sitzen echt nicht meins ist (ohne dabei zu heulen und letztlich nur neben vielen anderen positiven Dingen) und sie erzählt einfach jedem mit dem sie Kontakt hat, dass ich an einer Depression erkrankt bin (!) und nicht gerne Mutter bin (!) und alle denken nun ich bin psychisch krank und mag mein Kind nicht? Und das soll „nett gemeint“ und „falsch verstanden“ oder „etwas übertrieben“ in reiner guter Absicht sein?

Ich kann absolut verstehen, dass man als Externer, wenn man das allerbeste von meiner Mutter annehmen würde und sie für eine ganz liebe, besorgte Person hält, also für eine ganz normale Mutter, die sich echte Sorgen um ihre Tochter macht und einfach etwas schwerhörig ist oder da ein bisschen was verwechselt hat, dass man es so interpretieren kann. Leider ist meine Mutter nicht so. Trotzdem ging ich davon aus, dass sie keine Lügen über mich erzählen würde, weil das eigentlich nicht zur Erkrankung gehört (von den Symptomen her).

Aber ich sehe einfach, dass das hier die falsche Plattform war. Ich muss tatsächlich mit Leuten sprechen, die sie auch kennen und die mehr Hintergrundwissen haben. Trotzdem vielen Dank für die Antworten!

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Bei mir und meiner Mutter genau das gleiche!

Seitdem ich es weiß, vertrau ich ihr gar nichts mehr an und rede nur oberflächlich, so traurig es ist. Es sollte eigentlich nicht so sein und ich würde meinen Kindern sowas nie antun.


Aber selbst wenn du ihr das alles nicht erzählst, wird sie dort Dinge über dich sagen. Deswegen steh ich auch bei Treffen immer unter Druck alles perfekt zu haben usw.

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Ja… das ist so mies. Ich überlege auch, wie es weitergeht.

Klar, ich kann anfangen nur noch übers Wetter oder die Nachrichten zu reden und ansonsten immer nur zu sagen: „Mir geht’s super, alles ist toll, ich bin jeden Tag nur glücklich und gesund und habe niemals Sorgen, Zweifel oder Ärger“ aber ich frage mich halt, was das bringen soll auf Dauer? Wozu dann überhaupt mit ihr reden? Das ist doch auch nur belastend? Oder gibt dir der Kontakt mit deiner Mutter auch was Gutes?

Wie soll das mit ihr und meiner Tochter werden? Wird meine Mutter, wenn meine Kleine sich bald immer noch nicht richtig drehen kann, zu rumgehen und sagen: Wusstet ihr schon, meine Enkelin ist schwer entwicklungsgestört?

Das beschäftigt mich alles.

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Euer Verhältnis klingt generell etwas schwierig.

Daher finde ich es schwer, etwas konkretes zu raten.

Meine Mutter ist auch so, depressiv, selbst sehr negativ eingestellt, macht sich ständig Sorgen wegen nichts.

Wenn ich ihr irgendeine belanglose Kleinigkeit erzählt habe oder gerade auch in der Schwangerschaft von ein paar Wehwehchen, eigentlich eher humorvoll gemeint, kam bei ihr auch nur an, dass es mir ganz schlecht geht und das hat sie auch herumerzählt. Wurde dann auch von meiner Tante und Schwester angesprochen und wusste überhaupt nicht, was die meinten.

Meine Lösung ist seitdem, mehr Distanz zu wahren und nichts mehr zu erzählen, wir haben nur noch oberflächlichen Small Talk und Krankheiten spreche ich gar nicht mehr an. Als meine Tochter jetzt ins Krankenhaus musste wegen einer behandlungsbedürftigen, aber doch harmlosen Sache, habe ich das auch erst hinterher erzählt.

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hallo du,
das kann man verstehen, dass du nun geschockt bist.
aber nimm es ihr nicht übel, verbuch es auf ihre Krankheit.
glaube, am besten ist es, ihr nur noch positive Dinge zu sagen, dann kann sie das wirklich nicht mehr falsch interpretieren.
...ähnlich wie bei Alzheimer Menschen, man lässt sie am bsten in ihrer Welt

alles Gute dir

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Deine Mutter hat ja nicht gelogen, vielleicht hat sie es einfach wirklich so "schlimm" aufgefasst als du es ihr erzählt hast. Manchmal sagt man etwas und beim Gegenüber kommt es komplett anders an. Und selbst wenn nicht, hat sie übertrieben aber nicht direkt gelogen.

Ich würde da jetzt kein riesen Fass aufmachen, aber künftig vielleicht schon mehr darauf achten was und vorallem wie ich etwas sage.

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Hm, das ist jetzt vielleicht zu weit gegriffen, aber kann es sein, dass deine Mutter, als du geboren bist, depressiv war und ungern Mutter war? Und hat sie vielleicht deine Aussage darüber, dass du den Schlafmangel anstrengend findest und die Arbeit vermisst, daher so interpretiert?
Hat sie sozusagen von sich auf andere (also dich) geschlossen?

Ich kann es voll verstehen, dass das total unangenehm für dich sein muss, wenn Leute auf dich zukommen und dir solche unerwarteten Fragen stellen....

Für mich hätte das tatsächlich die Konsequenz, dass ich meiner Mutter nur noch positive oder neutrale Dinge sagen würde.
Ich weiß nicht, ob es an ihrer Erkrankung liegt, aber offenbar hat sie das völlig falsch interpretiert.