Enttäuscht von der eigenen Mama oder ist meine Denkweise egoistisch?

Hallo ihr Lieben,

Ich habe mit 17 Jahren meine eigene Wohnung bekommen, da meine Mama einen neuen Mann kennenlernt hat und zu ihm (400 Kilometer weit)
gezogen ist.
Ich bin in meine Heimatstadt geblieben aufgrund meiner Ausbildung, aber auch ohne meine Ausbildung wäre ich nicht mit gekommen.
Ich bin mit meinem Jugendzimmer und einer Waschmaschine in meiner Wohnung eingezogen, ansonsten hatte ich überhaupt nichts…kein Esstisch oder sonstiges…
Ich musste sehr schnell lernen selbstständig werden und seelisch ging es mir sehr schlecht, da ein halbes Jahr zuvor mein Bruder ganz plötzlich verstorben ist.
Ich habe neben meiner Ausbildung sehr viel gearbeitet um überhaupt finanziell über die Runden zu kommen, oft am Monatsende war mein Kühlschrank leer. Ich konnte mir keine neue Kleidung oder Freizeitangebote leisten. Ich muss dazu sagen, das ich eine schulische Ausbildung gemacht habe und dafür einen monatlichen Betrag zahlen musste und deshalb weniger Geld hatte wie eine Person die vom Arbeitsamt lebt.
Meine Mama hat mir Unterhalt gezahlt, aber aufgrund der Entfernung habe ich null seelische Unterstützung bekommen. Natürlich haben wir uns besucht, so wie es halt möglich war ( 4-6 mal im Jahr). Wenn ich zum Teil überhaupt kein Geld mehr oder Essen hatte, hat meine Mama mir auch mal ausgeholfen und mir 20 bis 50 Euro überwiesen. Weil ich so viel alleine war, hat meine Mama mir eine Katze geschenkt, als meine Katze krank geworden ist, musste ich die Tierarztkosten abstottern, ich habe keine finanzielle Unterstützung von meiner Mama bekommen.
Die Zeit war wirklich hart für mich, es ist jetzt schon ungefähr 10 Jahre her aber nun bin ich selbst Mama und nun macht es mir etwas aus. Ich würde nämlich alles für meine Tochter machen und würde mein letztes Hemd für sie geben. Ich weiß das eine finanzielle Unterstützung auch nicht selbstverständlich ist, das meine ich auch nicht.
Ich verstehe nur nicht wenn es einen finanziell so gut geht, wie man sein eigenes Kind so leben lassen kann. Besonders wenn man sieht sein Kind gibt alles, macht eine Ausbildung und geht nebenbei arbeiten. Ich als Mama würde doch auch schauen, besonders wenn mein Kind so jung ist, was benötigt mein Kind noch für die Wohnung. Mann kann ja auch mit wenig Geld gebrauchte Möbel kaufen oder einfach es ein bisschen wohnlicher machen, davon rede ich einfach. Ich glaube ich habe mich von meiner Mama einfach im Strich gelassen gefühlt, ich weiß natürlich das sie mich liebt.
Ich hatte einfach das Gefühl, sie hat ein neues Leben angefangen und hat mich dabei vergessen. Ich weiß das sie auch in Trauer war und auch einfach nach Glück und Liebe gesucht hat.

Ich frage mich einfach ist meine Denkweise/ Gefühle egoistisch oder bin ich egoistisch?
Ich würde als Mama einfach nicht so handeln und kann es einfach nicht verstehen. Ich habe auch erst diese Erkenntnis getroffen seitdem ich selbst Mama bin, und bin einfach enttäuscht und verletzt, auch wenn es schon so lange her ist. Ich habe meine Gedanken auch noch nie mit meiner Mama geteilt, vielleicht übertreibe ich auch einfach gerade und es sind einfach blöde Gedanken.
Mich würde mal die Meinung von Außenstehenden interessieren.
Liebe Grüße

Bearbeitet von Lalua
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Hallo,.

Es tut mir wahnsinnig leid, was du durchmachen musstet.
Die einzige, die in deinem Leben egoistisch gehandelt hat, war deine Mutter.
Ich finde ihr Verhalten unterirdisch.

Alles Gute dir und deiner Familie!

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>>Ich frage mich einfach ist meine Denkweise/ Gefühle egoistisch oder bin ich egoistisch?>>

Nein finde ich nicht. Das war definitiv zu wenig.

Du kannst nur

- stolz auf das sein, was du selbst ohne viel Unterstützung geschafft hast.

- deinen Kind später eine bessere Mutter sein

- deiner Mutter im Alter diesselbe "Unterstützung" gewähren. (Wäre natürlich sehr großzügig, wenn du es besser machst aber definitiv kein Muss!)

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Hallo,
ich sehe es genauso wie du.
Auch hier auf Urbia liest man immer mal wieder von Müttern die hier reinschreiben, dass sie einen neuen Mann kennengelernt haben und jetzt überlegen sie sämtliche Zelte für den Mann abzubrechen und mit den Schulkindern! etliche Kilometer umzuziehen. Und die Kinder müssen sich dann am besten noch freuen und es wird keine Rücksicht auf die Verankerung der Kinder genommen.
Sowas macht mich sogar richtig sauer und ich empfinde solche Frauen als naiv und abhängig (Glück ist abhängig von einem Mann).
Für mich würde sowas niemals in Frage kommen und ich finde sowas völlig verantwortungslos.
Ich würde meine 17 jährige Tochter im Leben nicht zurück lassen und wäre erst garnicht umgezogen.
Nachdem deine Ausbildung beendet gewesen wäre, wär das ja was anderes gewesen.

Vielleicht versuchst du das mal gemeinsam mit deiner Mama aufzuarbeiten. Ich würde das nicht so stehen lassen wollen.

LG

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Das würde auch an mir nagen wenn ich ehrlich bin. Da wurdest du ja früh aus dem Nest geschubst.
Ich finde es sehr egoistisch von deiner Mutter.
Sei stolz auf das was du geschafft hast

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Allein die Tatsache, dass du dir immer noch selbst die Schuld gibst ("ich bin egoistisch") sagt viel aus.
Nein, deine Mutter war egoistisch! Du kannst dafür gar nichts.
Im Gegenteil. Es klingt als wärst du ein ganz tolles Kind gewesen. Denn genau das warst du mit 17 immer noch.
Du hast die Schule und die Ausbildung gemacht, dich um den Haushalt gekümmert und deinen Lebensunterhalt selbst bestritten.
All das während du als Teenager im Hormonchaos warst und einen Trauerfall verarbeiten musstest.
Ohne liebevolles Umfeld, ohne Sicherheit, nur auf dich allein gestellt.
Ganz ehrlich, mich hat es sehr berührt zu lesen, dass du deine kranke Katze zum Tierarzt gebracht und die Kosten übernommen hast. Was meinst du denn wie viele junge Menschen in dem Alter gar nicht genug Verantwortungsgefühl dafür hätten?
Du hast dich um deine Katze gekümmert, sie versorgt, erkannt, dass sie krank ist, bist wahrscheinlich mit dem ÖPNV zum Tierarzt gefahren, hast danach die Rechnung brav mitgenommen und überwiesen oder bar bezahlt ohne zu wissen wie du dein eigenes Essen jetzt kaufen sollst. Das ist in dem Alter nicht selbstverständlich!
Auf so eine Tochter wie dich wäre ich wahnsinnig stolz, wirklich.
Guck dir andere Teenager an, die in dem Alter Party machen, am Bahnhof rumhängen, kein Bock auf Arbeit haben etc.
Deine Mutter hat dich nicht verdient, das ist meine Meinung.
Wenn dich die Vergangenheit belastet, solltest du eine Therapie in Erwägung ziehen.
Das ist meistens eine gute Idee.

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Vielen Dank für deine Worte 💛

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Einseitig betrachtet, so ganz ohne ihre Perspektive der Dinge zu kennen, klingt natürlich alles unwahrscheinlich böse und schwer. Als seist du vernachlässigt worden und sie habe sich nur um sich selbst gekümmert…

Aber ganz ehrlich. So ganz fair finde ich den Vergleich den du hier aufziehst nicht! Du stellst dich als super mom dar weil du alles für dein Kind tun würdest, sagst du zumindest jetzt! Aber dein Kind ist jetzt klein! Warte ab durch welche Höhen und Tiefen du mit deinem Kind gehen musst bis es selbst in der Ausbildung ist! Du kannst dich dafür feiern eine bessere Mutter als deine gewesen zu sein wenn du den Weg gegangen bist! Du stehst gerade ganz am Anfang! Das du alles für dein Kind tun würdest und besser handelst als deine Mutter ist reine Theorie… Mal schauen wie die Sache in 20 Jahren aussieht!

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???
Hast du den Beitrag überhaupt gelesen?
Du findest es also völlig in Ordnung ein Kind mit 17 Jahren nur 6 Monate nach einem traumatischen Erlebnis (plötzlicher Tod des Bruders) mit so wenig Geld, dass es gerade so zum Überleben reicht, alleine in einer Wohnung zurückzulassen??
Und das weil du mit deinem neuen Freund in eine andere Stadt ziehen willst?
Die Mutter kann heilfroh sein, dass ihre Tochter kein Drogenjunkie geworden ist oder sich umgebracht hat.
Ja, das klingt heftig, aber es ist so. Es sind schon genug Kids wegen weniger auf die schiefe Bahn geraten.
Normale Eltern schauen in dem Alter noch regelmäßig nach ihrem Kind, stellen warme Mahlzeiten auf den Tisch und sind generell als Ansprechpartner verfügbar.
Hast du überhaupt selbst Teenager oder kennst welche?
Es klingt nämlich nicht danach.
Wenn doch, dann guck dir bitte mal deren Familienleben an und vergleiche das mal!

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Hast DU denn MEINEN Text gelesen?! Wohl kaum! Sonst hättest du dir den Rest gespart!

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Hallo!
Ich werde mich jetzt wahrscheinlich in die Nesseln setzen, aber dennoch kommt mir erstmal der Gedanke, dass deine Lebensumstände während der Ausbildung objektiv betrachtet gar nicht so außergewöhnlich sind. Viele junge Menschen verlassen aus eigenem Antrieb mit 18 Jahren das Elternhaus und ziehen 400 km oder weiter zum Studium in ein möbliertes Wohnheim oder eine enge WG und leben dort von Unterhalt und/oder Bafög plus Nebenjob und wollen sich aktiv abnabeln. Du warst nun ein Jahr jünger und hattest den Verlust deines Bruders zu verarbeiten. Außerdem ging die Initiative von deiner Mutter aus, wobei du, so lese ich es jedenfalls heraus, aber offenbar entschieden hast, da zu bleiben. Deshalb frage ich mich, ob du deiner Mutter gegenüber klar deine Wünsche formuliert hast. Oder dachte sie vielleicht, du bist schon so weit, dass du allein klarkommst. Hast du ihr gesagt, dass du mehr Geld, mehr Unterstützung, mehr Nähe brauchst?

Bearbeitet von Inaktiv
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Danke für deine Antwort.
Ich finde du sitzt dich absolut nicht auf Nesseln.
Das sind einfach Gefühle die bei mir hoch gekommen sind und wie ich mich gefühlt und dies erlebt habe. Ich finde es auch vollkommen richtig, auf eigenen Beinen zu stehen und dies auch zu lernen und auch dafür arbeiten zu gehen.
Allerdings ist dieses Gefühl da, vielleicht auch weil ich es einfach anders machen würde.

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Ich bin ebenfalls mit 17 ausgezogen aufgrund der Ausbildung. Keine ganze Wohnung, nur ein Zimmer mit kleinem Bad und uralter Gemeinschaftsküche auf dem Flur, welche nie jemand benutzt hat.

Ein bisschen Geld blieb nach Abzug der Fixkosten übrig, aber gereicht hat das auch nicht, also musste wie bei dir, ein Nebenjob her. Bei den meisten anderen Azubis übrigens auch.

Um ehrlich zu sein, fand ich das total normal. Auch hier im Forum liest man kaum, jemand würde seinem Kind ein Vollzeitsstudium finanzieren, ohne das das Kind was dazu beitragen muss.

Ich denke eher, es war für dich der falsche Zeitpunkt um ins selbstständige Leben zu starten. Vielleicht aufgrund des Verlusts des Bruders. Was du bei aller Schuldzuweisung jedoch nicht vergessen solltest, du wolltest nicht mit umziehen und hattest die Wahl.

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Danke für deine Antwort, ich finde es auch richtig das man für sein Lebensunterhalt arbeiten geht und eventuell ein Job neben seiner Ausbildung annimmt.
Schon alleine zu lernen auf eigenen Beinen zu stehen, nur sind sind gerade Gefühle die da sind , das ich mich damals einfach allein gelassen gefühlt habe.

Bearbeitet von Lalua
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Naja, die Wahl?
Wenn man einen geliebten Menschen verloren hat braucht man eigentlich ein stabiles Umfeld, gerade in der Pubertät.
Die TE hätte ihre Ausbildung abbrechen müssen und ihre Freunde und ihr Umfeld zurücklassen müssen.
Und dann 400km entfernt schauen wie sie die Ausbildung fortsetzen kann.
Mal abgesehen davon ist das ein Sch...Gefühl, wenn man seiner eigenen Mutter so nachrennen muss und die lieber bei ihrem Freund wäre. Da fühlt man sich ja auch wie das fünfte Rad am Wagen.
Die meisten ziehen heute erst mit 18 oder später aus. Mit 16/17 ist ja auch in Ausnahmefällen okay, wenn das Kind das will und die geistige Reife schon hat.
Aber man sollte als Eltern schon ein Auge darauf haben und als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, das hat die Mutter der TE nicht getan.
Wie leicht geraten Mädchen in dem Alter an die falschen Kerle oder entwickeln eine Essstörung oder sonstiges. Da kann immer noch so viel passieren auch wenn sie schon kurz vor der Schwelle zum Erwachsenen stehen.

Hier war die Familie außerdem schon vorher nicht intakt. Von einem Vater ist gar nicht die Rede, anscheinend spielte der keine große Rolle. Dann der Trauerfall...
Eine 17 Jährige in der Situation würde ich nicht behandeln wie eine 17 Jährige, die in einem intakten stabilen Zuhause aufgewachsen ist und unbedingt flügge werden will.

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Es tut mir echt leid für dich, wie du in deiner Jugend behandelt worden bist.

Es ist nicht ok, dass dich deine Mutter so allein zurück gelassen hat.
Ja, sie wollte vielleicht weg, da davor ihr Kind (dein Bruder) plötzlich verstorben ist - aber sie hat dabei vergessen, dass auch DU ein traumatisches Erlebnis hinter dir hattest.

Also nein, deine Denkweise ist in keinster Weise egoistisch.
Deine Mutter hätte dich in so einer schwierigen Lebensphase niemals alleine lassen sollen.
MINDESTENS hätte sie abwarten sollen, bis du deine Ausbildung abgeschlossen hast und volljährig warst.

Und selbst dann finde ich eine Entfernung von 400 km schon heftig, bei einem so jungen Menschen....schließlich braucht man ja gerade in so einer Umbruchsphase noch Unterstützung.

Gut, dass du es bei deinem Kind anders machst!