Unser Kind (6) ist sehr gut aufgeklärt und schon seit Jahren, wie aus Samenzelle und Eizelle ein Baby entsteht. Demnach weiß es auch, dass Kinder genau einen Papa und eine Mama haben.
Nun ist es so, dass ich zwei Väter habe. Einer bei dem ich aufgewachsen bin und dadurch mein rechtlicher und "richtiger" ist und ein biologischer. Durch Adoption habe ich den biologischen erst als Erwachsenen kennengelernt, also nicht wirklich ne Bindung zu, ich nenne ihn auch beim Vornamen, aber mein Kind weiß, dass ich eben zwei Väter habe und sieht ihn auch unregelmäßig.
Mein Kind ist nun darauf gekommen, dass alle Menschen eine Mama und einen Papa haben und versteht die Welt nicht mehr, was genau bei mir schief gelaufen ist 😄 Ansonsten kennt er halt nur Trennungsfamilien bei seinen Freunden, wo Mama und Papa getrennt wohnen, aber eben niemanden der zwei Papas und keine Mama hat.
Wir haben es ihn natürlich versucht zu erklären, aber er sagt immer nur dass wir blöd sind weil zwei Samenzellen nicht ein Baby ergeben und ich demnach auch keine zwei Papas haben kann sondern eine Mama und einen Papa.
Hat er natürlich total Recht, ist auf biologischer Ebene natürlich Quatsch was wir ihm erzählen.
Die Soziale versteht er aber nicht, ist vielleicht auch zu viel verlangt, gerade die Tatsache dass ich eben keine Mama HABE beschäftigt ihn sehr. Und ich bin inzwischen wirklich überfordert, wie ich die Soziale von der Biologischen getrennt ihm verstanden machen kann ohne immer wieder zu sagen "Nein ich habe wirklich keine Mama." Ich habe ihm versucht zu erklären, dass ich natürlich aus einer Eizelle und einer Samenzella entstanden bin, aber für ihn ist halt ganz klar, dass die Eizelle eben von meiner Mutter kommt (wie gesagt - biologischer gesehen total richtig, aber diese soziale Ebene, dass ich eben trotzdem keine Mutter habe, versteht er nicht.)
Vielleicht hat irgendjemand ähnliches durch und eine Idee, ein Buch oder ähnliches?
Buchtipps o.ä. Zu sozialer/biologische Elternschaft
Deine adoptivvater hat dich alleine adoptiert?
Und du kennst deinen leiblichen Vater?
Also hast du nie eine adoptivmutter gehabt?
Und dein leiblicher Vater weiß auch nicht wer deine mutter ist???
Ja. Nein, "Mutter" ist nicht bekannt. Ich weiß weder Namen, Wohnort vermutlich irgendwo auf dem südamerikanischen Kontinent falls sie noch lebt, ist aber nicht gesichert ob das der Fall ist. Ich habe also keinerlei Bezug und es ist auch nicht meine "Mutter".
Naja eigentlich ist sie schon deine Mutter, du argumentierst hier ja wie dein Sohn 😉
Vll helfen die Begriffe "Bauch-Mama" und "Herz-Mama", bzw "-eltern".
Aus dem Bauch ist man gekommen, aber aufgewachsen bei den Herzeltern, weil es anders nicht möglich war. Herzeltern können alle sein, die einen lieben und umsorgen.
Viele Grüße 👋
habe ich schon oft gehört, finde ich gut.
Frage mich immer, was dann das "schöne" Wort für den biologischen Vater ist.
"Bauch-Papa" geht ja nicht ^^
Hast du eine Idee?
Für kleine Kinder finde ich die Begriffe je nach Konstellation (z. B. Adoption) auch gut, der Sohn der TE ist aber 6, hat sich bereits viele eigene Gedanken dazu gemacht und ist aufgrund vieler verschiedener Bezeichnungen in Kombination mit seinem Halbwissen eh schon durcheinander. Zudem hat die TE ja auch noch das Thema Eizellspende und Leihmutterschaft grundsätzlich mit in den Raum geworfen. Da wird es mit diesen Begriffen dann schon wieder zu schwammig.
Ich würde ganz klar bei biologische Eltern und soziale oder "Herzenseltern" bleiben. Da kann man ganz klar und eindeutig bleiben, egal um welche Situation es geht. Bei einer Eizellspende können "Bauch-Mama" und "Herzens-Mama" nämlich gleich sein, die (unbekannte) biologische Mutter ist aber trotzdem eine andere. Und bei Leihmutterschaft können die biologische und die soziale Mutter gleich sein, die "Bauch-Mama" ist allerdings eine andere. Finde den Begriff daher für Adoptivkinder oder Pflegekinder super, als "generellen erklärenden Begriff" für dieses Thema aber zu uneindeutig.
Dafür ist es allerdings unumgänglich, dass sich die TE in diesem Zusammenhang emotional vom Wort "Mutter" löst und es bei den biologischen Eltern neutral sehen kann. Oder sie swicht in die Bezeichnung "Erzeuger", sollte dann aber auch bei ihrem biologischen Vater dieses Wort nutzen. Wichtig ist, dass sie bei der Erklärung für ihren Sohn STRINGENT EINHEITLICH UND LOGISCH NACHVOLLZIEHBAR in der Benennung bleibt.
Hallo 👋
Also einen Buchtipp für dein spezielles Problem habe ich leider nicht. Hätte gehofft, dass Petra Thorn da auch ein Buch dazu geschrieben hat, aber dem ist leider nicht so.
Ich würde versuchen statt "Mutter" das Wort "Erzeugerin" zu erklären und von deinem biologischen Vater als "Erzeuger" zu sprechen..dein Sozialer Vater ist dein Vater und da er keine Frau (?) hat hast du eben keine Mutter.
Vielleicht geht es dir selbst dann etwas besser damit, du wirkst - natürlich verständlicherweise - sehr emotional, weil dein Sohn dir nicht abkaufen will, dass du keine Mutter hast. Für dich ist das so, für ihn aber halt nicht. Irgendwie habt ihr da beide sozusagen Recht. Deswegen würde ich in Erzeuger und Vater trennen, vielleicht kann er das dann eher verstehen?
Erkläre ihm, dass ein Vater mehr ist, als der "Hodensackträger", aus dem zufällig 50% der DNA stammt. Ein Vater kümmert sich, tröstet, lacht mit dem Kind, sorgt sich wenn es krank ist etc, völlig unabhängig ob es das eigene Kind ist. Genauso ist es bei einer Mutter. Zum Mutter sein gehört mehr als die Tatsache, dass die Eizelle in ihr herangereift ist.
Kennt ihr eine Familie, wo 2 Frauen ein Kind bekommen haben? Da gibt's ja auch einen Erzeuger, aber keinen Vater. Bei dir ist es halt so, dass du einen Vater, einen Erzeuger und eine Erzeugerin hast. So trägst du der Tatsache Rechnung, dass dein Sohn weiß, wie Babys entstehen, kannst dabei aber emotional vielleicht besser damit umgehen, wenn du deine Erzeugerin eben als Erzeugerin zulässt, sie aber nicht Mutter nennst.
Vielleicht hilft dir das? Ich hoffe es. Wenn nicht: vergiss meine gedanklichen Ergüsse 😅
LG
Einen ganz konkreten Buchtipp kann ich Dir leider auch nicht geben. Aber beim letzten Besuch in der Buchhandlung habe ich ziemlich viele Bücher gesehen, die die verschiedensten Familienkonstellationen thematisieren und kindgerecht erklären. Mit Sicherheit gibt es auch einiges zum Thema Adoption etc..
Ansonsten würde ich vielleicht mit verschiedenen Begriffen arbeiten. Ich kann einerseits verstehen, dass man oftmals die "biologischen Eltern" nicht als Vater und Mutter bezeichnen will, sei es weil man sie wie in deinem Fall gar nicht kennt, oder man keinen Kontakt hat.
Andererseits macht es das ganze Thema aber für Kinder sehr wenig greifbar, gerade wenn diese den biologischen Fortpflanzungsvorgang schon kennen und verstehen.
Wir haben im Bekanntenkreis ein Paar, bei dem der Partner der Frau deren Kind von Anfang an ein sozialer Vater war, obwohl das Kind von einem anderen Mann ist. Die Trennung war aber schon in der Schwangerschaft und es bestand nie Kontakt zum "richtigen" Vater.
Die machen es so, dass der leibliche Vater schon als Vater bezeichnet wird, obwohl das Kind ihn gar nicht kennt. Also z.B.: "Mit Emils Vater besteht kein Kontakt, deswegen ist Steffen Emils Papa."
Das ist für Kinder gut begreifbar, weil die sich nicht so sehr an irgendwelchen Begrifflichkeiten aufhängen und stören.
Ich finde, dass es in manchen Situationen zum Wohle der Eindeutigkeit ein Abrücken vom eigenen Ideal gibt. Bei uns gibt es z. B. 2 Mamas und 0 Papas. In Vorbereitung einer humangenetischen Beratungssituation haben meine Frau und ich allerdings zum Zwecke der Eindeutigkeit selbstverständlich die Informationen unseren Spender betreffend in die Spalte „Vater“ eingetragen. Das nimmt mir doch nichts weg, ich sehe das Problem nicht. Damit stellt auch niemand unser Familienkonzept in Frage. Dein Sohn kann die von dir beschriebene Familienkonstellation nicht verstehen, weil er das Konzept der sozialen Elternachaft trotz bester Bemühung noch nicht versteht (und das ist klar abzugrenzen von eventueller Ignoranz Erwachsener, die es einfach nicht verstehen WOLLEN). Er kennt nur biologische Elternschaft, d.h. du sprichst über etwas, das für ihn nicht existiert. Ich glaube, dass du kein spezielles Buch brauchst, sondern Zeit, bis dein Sohn kognitiv so weit ist, diese Unterschiede zu begreifen. Bis dahin sollte es ok sein zu sagen: „Selbstverständlich hast du Recht; ich habe eine Mutter, in deren Bauch ich gewachsen bin. Ich kenne sie aber nicht, weil (kindgerechte Erklärung), somit habe ich in meinem Leben nie zu jemandem Mama gesagt. Die zwei Menschen mit denen ich aufgewachsen bin, die für mich gesorgt haben und blabla, sind Werner und Gundolf, mein Papa und mein Papi, dein Opa und Opi.“ Selbst mein 3,5-Jähriger kapiert, dass wir die Hilfe von einem netten Mann gebraucht haben, der uns seinen Samen gegeben hat, er in Mamas Bauch gewachsen ist und nun in einer Familie mit 2 Mamas lebt, die ihn über alles lieben. Und wenn er seinem
kleinen Bruder wiederholt erklärt, dass meine Frau seine Mama sei, und ich die Mama des Kleinen, dann muss ich dabei auch nicht schlucken. Er beginnt zu verstehen, wie das biologisch bei uns abgelaufen ist, ohne mir was wegzunehmen, denn ich bin einfach seine Mami, was zwar ganz was ähnliches aber nicht exakt das gleiche ist und das soll er ja auch verstehen.
Vielen Dank! Natürlich sage ihm dass ich ne biologische Mutter habe (keine Ahnung ob das anders rüberkam), aber für mich ist das eben eine biologische Bezeichnung (wie bei euch in dem Beispiel Vater), die nichts mit der Rolle der rechtlichen/sozialen Rolle der Mama zu tun hat. Deine Erklärung finde ich gut! Wenn mein Sohn zu meinem Vater aber sagen würde, dass das der Opa von [seinem Cousin] wäre und sein Opa [mein leiblicher Vater], fände das mein Vater glaube ich schon ziemlich verletzend. Das ist für meinen Sohn jedoch noch nie Thema gewesen, dass jemand mehr/weniger Opa ist.
Ich glaube auch, dass dein Fall sehr speziell ist, kann mir aber schon vorstellen, dass Bücher die Regenbogenfamilien thematisieren, für euch geeignet sein könnten? Denn auch da ist dieser Unterschied ja ganz wichtig.
Ich bin aber nicht sicher, welches Buch ich euch da empfehlen würde. Zwei Papas für Tango könnte ich mir vorstellen, weil das ähnlich ist, auch wenn es natürlich zwei Adoptivväter sind und nicht nur einer. Es ist aber schon ab vier und vielleicht für dein Kind zu leicht. Sonst gibt es aber auch allgemein viele Bücher über alternative Familienformen.
Ansonsten kann ich auch verstehen, dass das sein Bild ins Wanken bringt. Vielleicht kannst du auch Mal mit ihm ins Gespräch gehen, was er unter dem Begriff "Mutter" versteht. Wenn man nur sagt, dass das die Person ist, von deren Eizelle man abstammt, hat er Recht. Und das würde ich ihm erst einmal auch zugestehen "Ja stimmt, wenn man das so sieht hast du Recht. Für mich ist eine Mama aber eine Frau, die sich um ihr Kind kümmert. Die es tröstet, mit ihm spielt, ihm die Butterbrote macht etc. Ob man dann aus der Eizelle stammt ist dabei total egal. Die Frau, von deren Eizelle ich komme, hat sowas aber nie gemacht. Deswegen ist sie für mich nicht meine Mama"
Schwierig ist natürlich, dass du - zumindest vom Begriff her - deinem leiblichen Erzeuger eine Vaterrolle zugestehst, obwohl er sich als du ein Kind warst ja ebenfalls nicht gekümmert hast. Vielleicht kannst du da drauf aufmerksam machen, dass du ihn ja auch nicht Papa nennst, damit es stimmiger wird. Und dann eventuell von beiden als biologische Mutter/Vater sprechen oder von beiden als Erzeuger?
Das wären so meine Gedanken. Und gib ihm Zeit. Es ist jetzt viel schwieriger, sich an dieses Familienkonstrukt zu gewöhnen als es früher gewesen wäre, weil er vermutlich eine Vorstellung im Kopf hatte, die nicht mehr passt.
Vielleicht kannst du für deine Erzeugerin auch einen Begriff finden, in dem das Wort "Mutter" drin vorkommt - das könnte es ihm leichter machen, seine reale Familie mit dem Bild in seinem Kopf zu vereinen. So als Schritt auf ihn zu quasi - Bauchmutter oder Erzeugermutter? Unser Sohn hat keinen Vater und im Moment ist es nicht wichtig, aber wenn er eine Weile zum Beispiel "Spendervater" nutzen würde, wäre das total okay. Es macht klar, dass er - wie alle - einen biologischen Vater hat, der aber doch was anderes ist als ein sozialer Papa.
Danke für deine Antwort. Er hat keine Vaterrolle, aber eine Oparolle. Wir benutzen im Gespräch seinen Vornamen, aber im Gespräch mit anderen sage ich "mein leiblicher Vater." Das bekommt mein Kind natürlich mit, da er eben Thema ist durch sehr unregelmäßige Besuche, er macht ihm auch Geschenke etc. .
Dagegen sprechen wir über meine "leibliche Mutter" halt gar nichts, da wir ja weder etwas über sie wissen noch sie irgendeine Relevanz in unserem Leben hat.
Ich finde deine Erklärung sehr gut geschrieben, ich denke das ist etwas was er im Zusammenhang mit "Erzeugermutter" gut verstehen könnte. Inwiefern sie die "Bauchmutter" ist oder ob das eine andere Frau war, weiß ich leider nicht, weshalb ich das gerne rauslassen würde.