Wir werden ausgeschlossen

Schönen guten Morgen allerseits,

da die Frau meines Bruders vermutlich auch im Forum mitliest, möchte ich in grau schreiben..

Wir sind eine 3-köpfige Familie, leben in einer Kleinstadt und haben eine 2,5 jährige Tochter. Unsere Tochter fällt in unserem Freundeskreis leider sehr "negativ" auf.

Seit über 1 Jahr ist sie anderen Kleinkindern gegenüber sehr "aggressiv", blutige Bisse, Schubser und Haare ziehen sind an der Tagesordnung (täglich!).

Mein Freund und ich sind sehr traurig darüber... Wir fühlen und so hilflos, denn es wird einfach nicht besser. Wir sind bereits bei einer Kleinkindpädagogin, die mein Freund aus seiner Studienzeit indirekt kennt. Doch irgendwie kommen wir nicht weiter...

Unsere Maus ist auch in der Kita mit insgesamt 15 Kindern, dort wenden sich alle Kinder von ihr ab, die Eltern würdigen uns keines Blickes... Ich habe letztens erfahren, dass ein Großteil der Eltern (privat) eine Frühlingsparty ohne uns veranstaltet haben... Eine weitere Mama, die ich zufällig kenne, hat sich verraten... Dabei liebt meine Tochter ihre Kita-Freunde, redet ständig über sie...

Unser Alltag ist nur noch schwer auszuhalten. Ich nehme das Verhalten meiner Tochter sehr persönlich, liebevolles Begleiten fällt mir derzeit sehr schwer, denn ich bin nur noch verzweifelt... Wir vermeiden nun auch selber jegliche Art von Treffen mit anderen Familien, ziehen uns auch selber immer weiter zurück.

Mein Freund ist selber Pädagoge, doch auch er weiß keinen weiteren Rat mehr... Gibt es Mamas/Papas, die ebenfalls ein extremes "Beißkind" hatten?

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Hey du ich fühl dich. Unser grosses ist ein hauen/beißen/Kopfstoss/wegrennen-Kind. Wir sind schon früh zur Beratung gegangen und die haben uns gesagt, es gibt ein Paar Sachen, mit denen kommen die kleinen einfach ohne zutun des Umfelds auf die Welt. Beissen, Hauen, Klettern, (Weg-)Rennen. Man kann sie nur begleiten und es puffern-zur Not tatsächlich direkt neben dem Kind stehen und z.B. wenn man weiss, es verhält sich so wenn es müde wird, dann konstant und frühzeitig bei Müdigkeit die Situation auflösen.
Und: immer erst sich und andere sichern, dann Rückmeldung ans Kind.

Wir sind ein paar Jahre weiter und immerhin schon da, dass Kind es nicht mehr konstant macht, aber bei Übergängen sind es zuverlässig Übersprungshandlungen.

Inzwischen sind wir in einer Altersklasse, dass anderen das Verständnis ausgeht und sie nur noch ,schlecht erzogen‘ denken, als würden wir uns nicht seit Jahren den Ar*** aufreissen. Ich find es selber nicht lustig, beim Kuscheln aus dem Nichts den Kopf ins Gesicht geknallt zu kriegen und hatte mehr als einmal Sorgen um meine Nase/Zähne.

Bei uns ist es eine Entwicklungsproblematik in dem Bereich, scheinbar steht da ADHS/ASS hinter-ist altersbedingt noch nicht ausgetestet, der Kinderarzt will mit den Tests noch warten. Aber Assistenz mithilfe einer spezialisierten Erziehungshilfe bekommen wir schon über ihn.

Mein Problem, wie du es auch schreibst, ist, dass ich es selber super unsympathisch finde und mich das Verhalten über die Jahre immer mehr abstösst. Das macht etwas mit unserer Beziehung, dass das Kind so unkontrolliert gewalttätig ist. Natürlich weiss ich rational, dass es ein Problem gibt, allerdings erst seit kurzem „offiziell bestätigt“ vorher hiess es immer, das Kind ist halt noch klein, wart ab. Aber zu wissen, dass das Kind etwas nicht hinbekommt nimmt einem weder den Frust, dass nicht anzukommen scheint, noch die Sorgen, es könnte damit sozial für immer allein stehen noch die „Zurückhaltung“ bei Nähe, weil gerade dann die Attacken kommen und ich nicht bereit bin, Platzwunden zu riskieren, weil das Kind kuscheln will, aber sich nicht unter Kontrolle bekommt. Das ist eine grosse emotionale Belastung für alle und ich bin heilfroh, wenn es irgendwann vorbei ist. Hoffentlich.

So wie ich das gelernt habe müsst ihr bis ca 4 darauf hoffen, dass es nur eine Phase ist, die sich verwächst. Es ist aber gut, es frühzeitig und regelmässig zu thematisieren, damit z.B. Kinderarzt und co sich schon ein Bild machen und den Verlauf sehen und rechtzeitig bereit sind über mehr zu reden.

Fühl dich gedrückt, es ist ein Horror ich weiss das und nein, nicht immer ist es nur schlecht betreut wie viele andere es sagen werden.

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Meine Schwester hatte so ein Beißkind. Wir haben uns immer alle sehr häufig gesehen, bis dahin eben.
Meine Kinder (alle drei älter) haben regelrecht darunter gelitten. Es war nicht lustig.
Am schlimmsten war aber die Reaktion meiner Schwester. Ihr scheint das ja immerhin ernst zu nehmen.

Die Frage ist: wie reagiert ihr? Bekommen die anderen Eltern mit, das euch das auch mißfällt? Das macht ja auch was aus, ob man sieht und hört das die Eltern agieren, oder ob die nur lethargisch mit den Schultern Zucken.

Meine Nichte hat das noch ewig gemacht. Es rutschte dann von beißen ins Pitschen. Und nun, in der dritten Klasse ist sie mit Worten „nicht so nett“, wenn Mami und Papi außer Hörweite sind.

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Hallo,

das hört sich wirklich schwierig an. Wie gehst du denn damit um? Ich habe die Erfahrung gemacht (3 Kinder) wenn ich offen sage, dass ich mit diesem oder jenem ein Problem habe und es auch gerade nicht weiß, wie ich es in den Griff bekommen kann, dass ich dann oft auf Hilfe und Anteilnahme treffe - oder wenigstens nicht "krumm angeschaut" werde.

Ich würde mit anderen uns Gespärch kommen, im Kindergarten, auf dem Spielplatz. Ehrlich sagen, dass ich total verzweifelt bin, bereits xy versucht habe und auch für Ideen offen bin. Ich kann mir vorstellen, dass andere dann damit anders umgehen - auch wenn sie deine Reaktion kennen.

Ich kenne einige Kinder die sich wie die Axt im Wald aufgeführt haben und die Eltern ignorant waren., das hört sich bei euch ja nicht so an. Aber die anderen müssen das auch erkennen können. Und in dem doch eher extremen Fall würde ich persönlich absolut ehrlich sein und versuchen, andere Mütter "ins Boot zu holen". Selbst wenn die anderen Kinder noch nicht mitziehen, was verständlich ist weil es weh tut!, ihr habt die Chance, nach dieser hoffentlich nur Phase wieder anzuknüpfen.

Alles Gute

Bearbeitet von schwierig...
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Ich hätte gerne dir privat geschrieben.

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Ich kann dich gut verstehen.
Man ist hilflos, wenn das eigene Kind nicht so funktioniert, wie es soll.
Ich gehe auch nicht davon aus, dass ihr dieses Verhalten irgendwie verschuldet habt. Schwierig zu sagen, woher so etwas kommt.
Ich hatte auch so ein wildes Kind, das oft bei anderen angeeckt ist.
Es ist nichts davon geblieben. Das wilde Kind wurde sanft und sozial.
Ich verstehe auch die Eltern , die den Umgang mit euch meiden. Jeder möchte natürlich sein Kind schützen.

Ich hab dir kein Rezept, wie sich dieses Verhalten korrigieren lässt.
Ich möchte dich nur dazu ermutigen , zu deiner Tochter zu halten.
Das bedeutet nicht, dass du ihr Verhalten gutheißt. Aber wenn sie von allen Seiten Ablehnung erfährt, braucht sie einen sicheren Hafen.
Einen Ort, an dem sie angenommen und geliebt wird.

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Ich hatte ein extremes Beisskind. Gebissen hat er immer dann, wenn er sich in die Enge getrieben fühlte, wenn er "Ungerechtigkeit" empfand. Das Wissen um die auslösenden Faktoren half einige Beissunfälle zu vermeiden. Bei ihm besserte sich das Verhalten linear zur Sprachentwicklung. Dennoch ist es praktisch unzumutbar für die von den Attacken betroffenen Kinder. Ich verstehe absolut, dass andere Eltern als einzige Konsequenz sehen, solche Begegnungen zu vermeiden.
Die Frage ist tatsächlich, was unternehmt ihr alles, um solchen Situationen vorzubeugen? Kleinkindpädagogin ist dein Anfang, aber da das Verhalten scheinbar seit einem Jahr da ist, und wirklich massiv zu sein scheint, wären Abklärungen soweit in dem Alter schon möglich, auch sinnvoll. Wie intensiv und nah seid ihr dabei wenn euer Kind mit anderen interagiert? Welche Konsequenzen ergreift ihr bei jeder Eskalation? Leine und Maulkorb gibt es (leider) nur für Hunde. Was ich aber schon erlebt habe, und nur den Kopf darüber schütteln kann: Wortreiche, langatmige, pädagogisch korrekte Appelle ans Kind ("hör bitte auf, du hättest das doch auch nicht gerne, blablabla), statt unmittelbarem Timeout.

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Wir haben auch ein beiskind in der Kita (nicht ganz so schlimm). Die Eltern reagieren immer so dass sie beim abholen das Kind auffordern sich nochmal bei dem anderen Kind zu entschuldigen. Wenn es auf den Spielplatz passiert nehmen sie das Kind sofort zur Seite und schimpfen. Dann muss das Kind sich entschuldigen.

Ich weiß nicht ob es das Beste ist damit das Kind das nicht mehr tut. Das wissen sie ob der Beratung sicher besser. Aber es hilft das man sieht dass es den Eltern leid tut und dass sie nicht untätig sind. Deswegen werden das Kind und die Eltern auch nicht ausgeschlossen bei uns. Es hat jeder ein bisschen Mitleid mit ihnen aber das war's. PP

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Das ist sicher ein gutes Signal an die anderen Eltern und auch Kinder, aber nicht an das betroffene Kind, falls Beißen für das betroffene Kind zur Zeit das Einzige ist, das "funktioniert", um seine persönliche Situation zu verbessern.

Beispiel: Jemand nimmt mir immer die Spielsachen weg, mit denen ich gerade spiele. Ich habe versucht, sie ihm selbst wieder wegzunehmen, zu schreien, mich zurückzuziehen, so dass keiner sieht, dass was ich habe. Hat alles nicht geklappt. Dann beiße ich. Die Kinder bekommen Angst vor mir. Ich merke, dass mir nun keiner mehr das Spielzeug wegnimmt und dass Beißen mir hilft.

Also bräuchte ich auch eine Strategie, was ich für meine Ziele tun kann, nicht nur eine Strategie, wie ich das unerwünschte Verhalten unterlasse und dann einfach auf das, was ich vorher damit erreicht habe, verzichte.

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Hi,

wir hatten auch ein Beißkind im Freundeskreis. Da ich aber durch berufliche Erfahrung weiß, dass es oft einfach Übersprungshandlungen sind und meine eigenen Kinder nicht sonderlich empfindlich waren, war es für uns nur halb so schlimm. Bei Spielbesuchen war halt immer ein Erwachsener in der Nähe um einzugreifen.
In der Kita wo mehrere Kits gleichzeitig betreut werden müssen, ist das natürlich nicht möglich.
Wie steht die Kita dazu? Hier war zufällig ein öffentlicher Elternabend im Nachbarort, an dem erklärt wurde, dass ein Kleinkind da keine bösen Hintergedanken hat und auch die Eltern daran meist keine Schuld tragen. Aufklärung wäre meiner Meinung nach wichtig.
Versuche mit einzelnen kleine Verabredungen zu treffen, erkläre das dir es Leid tut, wie sie sich verhält und ihr gut aufpasst.
In welchem Bundesland lebt ihr, falls es in der Kita zu heftig ist, wäre eine I-Hilfe möglich?
Meist ist der Spuck bis zum 4. Geburtstag durch. Und sofern keine geistige Beeinträchtigung im Hintergrund ist, fand ich immer das die " Beißer" oft sehr intelligente Schüler wurden.
Vielleicht suchst du dir eine Therapeutin die dich stärkt und begleitet, wenn du zunehmend nervöser wirst, was völlig natürlich ist, verunsicherst du dein Kind zusätzlich.

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Vielen Dank für das ganze Feedback hier, ich antworte jetzt einfach mal in die Runde. An eine Integrationshilfe dachten wir auch schon, eine Kleinkindtherapie ziehen wir auch in Erwägung.

Mich mach das Verhalten tatsächlich im täglichen Umgang mit meiner Kleinen sehr nervös, ich glaube, dass sie meine Anspannung auch sehr stark spürt. Wenn sie wieder mal beißt oder haut (und wir sind eigentlich sehr nah an ihr dran), nehme ich sie aus der Situation raus und sage ihr bestimmt, dass das so nicht geht. Und dass wenn sie si weitermacht keiner mehr mit ihr spielen will .

Zuhause, ist es leider auch passiert, dass wenn sie mich gebissen hat, ich sehr laut & böse geschimpft habe und zu ihr gesagt habe, dass ich jetzt Abstand zu ihr brauche (um mich abzureagieren) und weggehe aus dem Zimmer... Aber das akzeptiert sie natürlich nicht und rennt mir hinterher und will kuscheln. Nur schaffe ich es leider nicht, dabei liebevoll zu bleiben. Wie gesagt, es ist ein täglicher Frustrationsmoment... Für alle...

Bearbeitet von beissmaus
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Guten Morgen!

Das klingt wirklich hart, ich fühle mit dir. Und vorneweg, ich hab keine eigene Erfahrung mit so extremen Situationen, daher vielleicht auch keine qualifizierten Tipps für dich. Trotzdem sind mir beim Lesen ein paar Gedanken gekommen, die ich mit dir teilen möchte.

Ich kann total verstehen, dass du irgendwann nicht mehr schaffst, liebevoll zu reagieren und dich auch selbst angegriffen fühlst. Dass du in Situationen mit anderen Kindern angespannt bist, weil du Angst hast, dass wieder etwas passiert. Du erfährst sogar soziale Isolation, das tut sehr weh. Insofern alles Verständnis für deine Anspannung und Überforderung.

Ich würde auch konsequent mein Kind aus der Situation nehmen, wenn es Vorfälle gibt. Aber ich glaube, ich würde ihr nicht sagen, dass niemand mit ihr spielen will wenn sie nicht aufhört. Das Ding ist ja, sie kann in der Situation nicht anders. Das Beißen oder Hauen ist schneller als die Kontrolle. Natürlich muss sie hören und merken, dass das so nicht geht. Aber hinter ihren Attacken steckt auch immer ein Gefühl. Wird das Gefühl gesehen und benannt? ZB "xy ist dir zu nahe gekommen und das mochtest du nicht, dann hast du ihn gebissen". Ihr immer wieder zeigen, ihr Verhalten geht so nicht, aber das Gefühl das sie hatte ist in Ordnung, sie muss einfach lernen das anders auszudrücken. Ihr Mut machen, dass sie das schaffen wird, irgendwann ohne beißen zu zeigen was ihr nicht gefällt.
Ich hab keine Ahnung ob es funktioniert, ihr Handlungsalternativen vorzubeten bis sie in der Lage ist, diese auch anzuwenden, das wird ein Berater besser wissen. Aber ich glaube es ist wichtig, sie mit ihrer eigenen Überforderung wahrzunehmen. Jedes Kind möchte doch geliebt und von den Freunden gemocht werden, zu erleben dass sie ein Verhalten zeigt, das sie nicht steuern kann und für das sie abgelehnt wird, muss schlimm für sie sein. Da ist es wichtig, Verhalten von Person zu trennen. Auch kleine Formulierungen können helfen, zumindest war das bei uns so. Anstatt "du sollst doch nicht beißen" besser "ich kann nicht zulassen dass xy gebissen wird, deshalb gehen wir jetzt an die Seite". Keine Ahnung ob klar wird, was ich meine. Ihr sagen, dass du die anderen Kinder schützen musst, aber eben auch annehmen, dass sie vermutlich selber am verzweifeltsten über ihr Verhalten ist, denn sie spürt deine Anspannung und weiß dass sie schuld daran ist. So schwer das auch ist, ihr müsst eurem Kind den Rücken stärken. Sie wird viel Ablehnung erfahren und braucht einen Hafen. Habt ihr Hilfe und einen Ansprechpartner für eure eigenen Sorgen und Gefühle?

Ich wünsche euch alles Gute!

Bearbeitet von Laniluna
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Aber warum der Krampf auf "liebevolle Begleitung"?

Dein Kind hat dir weh getan. Es ist dein gutes recht sauer zu sein und sie das auch spüren zu lassen. Gibt dann kein Kuscheln, warum auch?
Ich bin damals durchaus auch ins Bad und die Tür zu gemacht und mein Kind vor der Tür toben lassen.

Man muss einem 2,5 jährigen Kind auch nicht lang und breit was erklären. Ein hartes "nein" und dann aus der Situation und gut ist das. Und ja, Mama ist dann eben auch mal sauer.
Vielleicht wäre die Sache dann auch schon geklärt und würde sich nicht so lang hinziehen.

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