Vor vollendete Tatsachen setzen?!

Hallo👋

Ich (49) komme aus sehr schwierigen Familienverhältnissen. Alles hier mitzuteilen,ist gar nicht möglich, deswegen versuche ich mich auf das wesentliche zu reduzieren,sollten dann Verständnisfrage aufkommen,dann gerne nachfragen.

Meine Eltern haben sich vor mittlerweile 40 Jahren scheiden lassen und sind beide neu verheiratet.
Mit der Scheidung hat mein ältester Bruder den Kontakt zur Familie auch abgebrochen, da er auf niemanden reagiert hat, sind seine Beweggründe nur zu erahnen,aber nicht 100% belegbar. Als Kind und junge Erwachsene fand ich es sehr schwer auszuhalten, mittlerweile ist er ein fremder Mensch, mit dem ich abgeschlossen habe.
Als ich vor 18 Jahren mit meiner jüngeren Tochter schwanger war, war meine kleine Schwester schwanger mit ihrem ersten Kind und hat auch begonnen den Kontakt zur Familie Stück für Stück zu beenden. Mir gegenüber wurde sie zunehmend "zickiger" was ich auf die Hormone schob, als sie aber dieses Verhalten meiner älteren Tochter gegenüber auch an den Tag legte, ging ich mit ihr in den Konflikt und das führte letzten Endes auch zum Kontaktabbruch. Auch das ist mittlerweile so lange her,dass ich drüber weg bin.
Mit meinen Eltern war es immer sehr schwierig. Beide sind sehr egoistische und Manipulation Menschen, allerdings sehe ich sie nur sporadisch und dafür reicht es. Beide haben nur noch Kontakt zu mir, keiner meiner Geschwister geht noch zu ihnen, was dazu führt, dass sie sich bei mir und meiner Familie (für ihre Verhältnisse) sehr viel Mühe geben.
Mit meinem zweitältesten Bruder (wohnt 5h entfernt) habe ich eigentlich immer guten Kontakt gehabt, wenn natürlich auch sehen durch die Entfernung kaum möglich ist im Alltag.

Letztes Jahr haben wir uns dann entschlossen, dass seine Familie und meine Familie sich in der Mitte der Fahrzeit trifft und gemeinsam 1 Woche Urlaub machen.
Leider musste ich feststellen, dass wir so nah miteinander gar nicht zu recht kamen. Irgendwann hat es dann wegen einer Lapalie richtig geknallt (wir sind früher von einem Ausflug in die Ferienwohnung zurück, da es mir nicht gut ging und meine Familie hat dann schon zu Abend gegessen und die anderen nicht bedacht,weil sie ja nicht wussten wann diese zurück sein würden).
Seither ist mehr oder weniger Funkstille. Ich habe trotzdem zu allen Feiertagen/Geburtstag immer eine Karte oder ein Kleinigkeit hingeschickt, aber es kam nie etwas zurück; also im Sinne von "Danke" oder "ist angekommen".
Ich bin wirklich der Meinung, dass es ein dämlicher Streit war und man letztlich drüber hinwegsehen kann, merke aber,dass die Gegenseite dem Familienmodel "Kontaktabbruch" gerade folgt.
Jetzt habe ich bald 50. Geburtstag und schreibe meine Gästeliste und frage mich, ob ich meinem Bruder eine Einladung schicke oder ihn vor vollendete Tatsachen setze und ihm erstmal das Ultimatum stelle "lass uns reden, das Ganze klären oder wie bei uns in der Familie üblich den Kontakt abbrechen".
Mein Mann sagt, dass ich ihn einfach einladen soll und dann ja merke was passiert, so nach dem Motto"keine Antwort ist auch ne Antwort" aber ich möchte gerne Klarheit haben und nicht spekulieren müssen.

Wie sehr ihr das?

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Ich verstehe dich nicht.

Dein Bruder möchte sehr offensichtlich keinen Kontakt. Er wird seine validen Gründe haben sich schützen zu wollen, auch wenn sie für dich nicht nachvollziehbar sind.

Ich würde an deiner Stelle keine Geschenke und Briefchen senden. Ihr seid schließlich in einem Konflikt. Das könnte bei ihm so rüber gekommen sein, dass du eure schwierige Situation unter den Teppich kehren willst und tust als wäre nichts gewesen. Auch wenn der Konflikt für dich eine „Lapalie“ ist, scheint es für deinen Bruder anders auszusehen.

Das selbe gilt für die Einladung zu deinem Geburtstag. Seit wann geht man auf einen Geburtstag wenn man zerstritten ist? Seit wann sendet man Einladung an Leute zu denen man keinen Kontakt hat? Ich kenne und mache das so nicht.
An der Stelle von deinem Bruder würde ich auch niemals auf solche „Versuche“ (nett ausgedrückt) eingehen.

Also wenn du ernsthaft Interesse an einer Versöhnung hast, dann solltest du Verantwortung für den Konflikt übernehmen, ihn um Entschuldigung bitten und ihn fragen, was du tun kannst, damit so etwas in Zukunft nicht mehr passiert.
Wenn du denkst, dass dein Bruder die alleinige Schuld trägt und eh komplett blöd ist, dann lass ihn am besten einfach in Ruhe.

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Danke für deine klaren Worte.

Ich denke wirklich darüber nach weshalb mir diese für dich eindeutigen Signale nicht das gleiche aufzeigen?! 😕

Ich denke jedenfalls nicht,dass er schuld oder blöd ist, könnte aber auch keine ehrliche Entschuldigung bringen, weil es nichts zu entschuldigen gibt. Wir hatten verschiedene Ansichten und fertig. Was mir leid tut ist, dass es danach nicht möglich war mit einander aufrichtig umzugehen.
Ich hätte ihn als meinen Bruder gerne dabei an meinem Geburtstag und mit den Kleinigkeiten wollte ich ihm und seiner Familie zeigen, dass sie mir nicht egal sind.
Wenn ich Ihnen egal bin oder sie keinen Kontakt mehr wünschen würde ich es auch gerne hören, dann sollen sie das konkret sagen.
Dieses ungewisse "vllt irgendwann mal wieder" ist nicht fair und erwachsen, hat er immerhin über Jahrzehnte hinweg bei unserem anderen Bruder kritisiert.

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Du hast mit deiner Antwort echt ins Schwarze getroffen und ich glaube ich kenne die Antwort warum ich es nicht dabei belasse: ich glaube tatsächlich,dass er aus seiner Haltung von allein nicht mehr raus kommt, aber den Kontaktabbruch gar nicht will. Sonst hätte er mich schon längst zurecht gewiesen und auf sämtlichen Kanälen gelöscht.
Ich reiche ihm immer wieder die Hand, weil er allein aus diesem erlernten Verhaltensmuster nicht ausbrechen kann. Er würde, dass alles aber letztlich genauso bereuen wie ich auch.

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Hallo LilaLaune3,

Was würde es dir bringen, deinem Bruder die Pistole auf die Brust zu setzen? Er ist dein letztes Geschwister, zu dem du noch Kontakt hast.

Ich glaube, ein Vorgehen nach dem Prinzip Alles oder Nichts geht häufig nach hinten los, du bekommst als Quittung wahrscheinlich ein negatives Resultat, das du doch innerlich nicht wolltest.

Ist dir der Kontakt zu deinem Bruder nicht etwas mehr Aufwand wert?

Wie wäre es, wenn du ihm einen Brief schreiben würdest und ihm deine Sicht der Geschehnisse ehrlich und persönlich darlegen könntest?
Das wäre doch auch ein guten Zeitpunkt, eure schwierige und spezielle Familiengeschichte - auch aus deiner Sicht - mit einfließen zu lassen.

Mit einem Brief würdest du deinem Bruder auch deine Wertschätzung zeigen, ich hoffe, das wird er verstehen.

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Also ein Gespräch wollte ich ihm ja vorschlagen. Über unsere Familienverhältnisse zu sprechen,würde das ganze unnötig aufheizen!!

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Möchtest du dich mit deinem Bruder versöhnen?
Dann ruf ihn an und sag ihm das persönlich.
Sollte das nicht möglich sein, schreib ihm einen Brief, dass du dich gerne mit ihm versöhnen möchtest.
Das würde ich vor dem Geburtstag klären.

Wenn er darauf nicht reagiert und kein Interesse an einer Versöhnung hat, würde ich ihn in Ruhe lassen. Du hast ihm dann die Hand gereicht, doch er wollte sie nicht nehmen.
Das ist schade, aber in dem Moment für dich nicht zu ändern.

Wenn es wirklich nur um dieses Essen ging und nichts anderes, dann ist das schon merkwürdig. Mir scheint, da liegt noch etwas anderes im Argen, denn wenn man sich eigentlich gut versteht, führt sowas nicht dazu, dass man ewig beleidigt ist. Dann ärgert man sich mal kurz und wenn man nachtragend ist oder nicht gut kommunizieren kann, hält der Ärger noch ein, zwei Tage an, aber dann ist es auch wieder in Ordnung. Vielleicht beschäftigt ihn irgendwas, was du nicht auf dem Schirm hast und es geht vorrangig gar nicht um diese eine Situation.

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Ist es dir denn wirklich wichtig zu erfahren was der Grund ist? Selbst dann noch wenn tiefergreifendere Kritik an dir kommt? Würdest du versuchen wollen Verhaltensweisen zu ändern, die deinen Bruder stören? Wenn, dann frag ernsthaft nach. Wenn nein, lass es mit der Einladung. Wenn du oberflächlich weitermachen möchtest und den Schein wahren: lad ihn ein und rechne mit der Absage.

So viele Kontaktabbrüche und du hast keine Ahnung warum. Hinterfrag das noch mal. Wenn du es wirklich wissen willst, schreib doch einen Brief an die Personen. Vielleicht kommen Antworten. Aber vielleicht sind es Antworten, die nicht in dein Weltbild passen bzw. Dinge anders wahrnehmen als du.

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Ich glaube tatsächlich den wahren Grund zu kennen.
Wie ich oben schon erwähnt habe, war den gesamten Urlaub zu merken, dass es so nah beinander nicht funktioniert.
Die Wurzel liegt in der Kindheit mit unseren Eltern...darüber will er aber partout nicht sprechen und das muss ich nunmal akzeptieren. Mir persönlich hat es geholfen das Ganze aufzuarbeiten mit einem Psychologen (schon ein paar Jahre her), aber er will davon nichts wissen.
Jedenfalls war es so, dass wir als Kinder immer in Konkurrenz zueinander gestanden haben, durch unsere Eltern angeheizt. Nur wer was "besonders" geleistet hat, bekam Aufmerksamkeit. Normal sein reichte nicht, es wurde immer darauf hingewiesen, dass einer von uns ja noch mehr konnte. Mit der Scheidung wurde dann der Druck noch größer, weil unsere Eltern einen schlimmen Rosenkrieg über uns auskämpften, da hat unser ältester Bruder(war schon volljährig) dann auch die Reißleine gezogen.
Es war immer ein gegeneinander und nie ein gemeinsames Familie sein.
Jetzt so nah aufeinander sind wir denk ich oft in dieses Muster zurück mit dem Vergleichen und ich glaube,dass meine erwachsenen Kindern (damals 21 und 17) letztes Jahr den Ausflug wegen mir ebenfalls abbrachen und mit mir nach Hause gingen, konnte er nicht nachvollziehen.
Das wir da als Familie so unser Ding machten, obwohl er doch noch weiter wandern wollte.
Dazu muss ich sagen, dass ich Anfang letzten Jahres eine sehr schwere Bauchop hatte,die für viel Angst bei meiner Familie sorgte und ich 6 Monate danach meine Kräfte für den Wanderausflug einfach überschätzt hatte.Meine Kinder hatten einfach wieder große Sorgen Um mich,wäre nicht der Fall gewesen, wenn es sich um einem Schnupfen gehandelt hätte.

Es gab viele kleine Situationen, die er an unserem Leben und unserer Bindung zueinander nicht nachvollziehen konnte und ihn immer wieder getriggert haben und die Bombe explodierte dann dort.

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Ich würde ihm das wahrscheinlich einfach so schreiben, ihm sagen, dass dir an dem Kontakt sehr gelegen ist und du hoffst, dass ihr darüber sprechen könnt. Mehr kannst du nicht machen. Einladen würde ich ihn auf jeden Fall, weil das meiner Erfahrung nach Dinge sind, die man hinterher auch bereuen kann - "Hätte ich doch mal..." Oder die den anderen dann noch bestärken. Gerade wenn man weiß, dass er vermutlich einfach nicht aus seiner Haut kann, würde ich versuchen, da entgegenkommend zu sein. Ja, natürlich ist es nicht fair, aber wir haben ja alle unsere Schwachstellen und sind heimlich froh, wenn jemand uns mit ihnen hilft 😉

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Ich glaube, ich würde ihn einladen, aber davor oder mit der Einladung ihm die Hand reichen zu einer Versöhnung.

Also zB erstmal anrufen und ihm sagen, dass du es schön finden würdest, wenn ihr wieder mehr Kontakt haben würdet.

Oder alternativ die Einladung schicken, aber einen kleinen persönlichen Brief beilegen, in dem du zB schreibst, dass du dich sehr freuen würdest, wenn er kommen würde und du hoffst, dass ihr den schiefgegangenen Urlaub hinter euch lassen könnt.

Wenn dann von ihm nichts kommt, kannst du nichts machen, aber du hast wenigstens von deiner Seite alles getan und musst dir nicht vorwerfen, es zumindest nicht nochmal versucht zu haben.

Wenn dann aber nichts mehr kommt, würde ich es nicht mehr weiter versuchen und mich mit der Situation abfinden.

Bearbeitet von nurmut