Mutter depressiv, ich nun liiert - Vorwürfe

Guten Morgen Ihr Lieben,

ich habe ein zunehmendes Problem. Meine Mom ist jetzt seit 2 Jahren unfallbedingt zuhause (und wäre eh schon in Rente mit Ü60), konnte ihren Nebenjob nicht mehr ausführen. Freunde hat sie keine (mehr), ist so ne Entwicklung des Auseinanderlebens gewesen. Tja - in der Coronazeit war ich dann öfter bei ihr, wir sprachen auch schon vor 2 Jahren - und letztes Jahr - und jetzt... Davon, dass sie sich ja vielleicht doch mal ein Hobby, eine Selbsthilfegruppe, ein Ehrenamt suchen müsste um mal "rauszukommen".


Tja - Pustekuchen. Naaain, das will sie nicht, und das und dies liegt ihr nicht, und die Leeeeuteee, neee, alle viel zu primitiv... Lebt also total zurückgezogen in ihrer Wohnung, geht zum Einkaufen raus. Oder mit MIR, wenn ich es vorschlage... Tja - und abgesehen davon, dass mir das an Verantwortung immer schon zuviel war, der einzige ansprechpartner für alles zu sein (auch schon als Kind) kommt nun noch dazu, dass meine WEs jetzt meist durch die Partnerschaft (9 Monate jetzt) belegt sind (ich hab' eine 6-Tage-Woche und bekomms echt nicht anders hin). Seh sie aber 1x die Woche nachmittags.

Und ehrlich: Ich habs sooo satt, dass sie sich eigeninitiativ um nichts kümmert, Vorschläge wie z.B. die Selbsthilfegruppe "ungeplant im Ruhestand" komplett ignoriert und sich - wie eigentlich seit 30 Jahren - hauptsächlich selbst leid tut. Therapien hat sie früher gemacht - doch da das Hilfe zur Selbsthilfe ist und ihr nicht das Wunschleben auf nem Tablett serviert wurde "haben die ja mal gar nix genutzt".

Missversteht mich nicht - klar hab ich Mitgefühl, nur ich kann nicht ihr Partnerersatz sein (ist seit zig Jahren Single) oder ihr Beschäftigungsgarant. Aber die Sprüche wie "ja, ich werd eh wieder das ganze WE hier alleine sitzen - aber ich bins ja schon gewohnt.." - da geht mir nur noch der HUt hoch! Sie ist mobil mit Auto, könnte also - wenn sie nur wollte. So freu ich mich drauf, was mit meinem Freund zu unternehmen und hab parallel ein sauschlechtes Gewissen, weil ich weiss dass sie daheim vor sich hin verrottet ("im Sommer nur drin! Ohne Balkon! So schlimm!").

Mein Psychologe meint auch dazu, dass ich da nicht viel ausrichten kann. Aber - es macht mich wahnsinnig und reibt mich auf.

Kennt das hier vielleicht auch jemand..?

Liebe Grüße

Bearbeitet von Inaktiv
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Dann versuch dich mehr abzugrenzen. Sicherlich ist sie auf eine Weise krank und da fällt manches schwerer, aber sie kann nicht von dir fordern das du ständig springst und für sie Partner und Beschäftigung bist!
Sicherlich kann man ihr entgegenkommen, aber so kanns auch nicht weitergehen.
Denn du hast ihr versucht zu helfen, machst sie Vorschläge, aber sie blockiert alles. DAnn mach dich ein Stück weit frei. Und wenn sie wieder im Vorwürfen kommt sag ich das du nicht verantwortlich bist, sondern sie selbst!

Ela

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Habe ich ähnlich, Mutter seit x JAhren,getrennt, neuer Partner nicht in Sicht, depressiv, Hang zu Alkohol, Nebenjob mit über 70 dann auf Grund körperlicher Einschränkungen einfach nicht mehr ausüben können, jetzt noch eine weiter Diagnose die sie körperlich noch weiter einschränken wird.

Ich Einzelkind, die Freunde aus früheren Zeiten sind weggebrochen, neue Bekannte/Freunde nicht in Sicht. Einmal eine Nachbarin, die dann kurz danach verstorben ist...

Ich weiß auch noch, wie ich mir vor vielen Jahren dacht, wie soll ich denn jemals wieder Vollzeit arbeiten, sie braucht mich ja... oder dass die Kinder ja auch nicht wie bei ihr zum MIttagessen vorbei gehen werden (war einmal die Woche), weil Schule halt einfach auch nachmittags war, die Kinder älter werden etc.

Ich auch in einer Partnerschaft, leben aber nicht zusammen, so dass ich öfter auch mal am Wochenende dort bin und nicht verfügbar.

Ja ich kenne das schlechte Gewissen (auch wenn ich ehrlich sagen muss sie jammert wirklich gar nicht), aber aber ich muss es ignorieren, sonst geh ich auch noch in die Depression...

Es gibt konsequent einen Termin die Woche, wo wir einkaufen gehen (nach Führerscheinerwerb dürfen das jetzt öfter auch mal die Enkel übernehmen) ich schaue einmal die Woche "einfach so" vorbei, ansonsten gebe ich ihr Bescheid, wenn ich z.B. im Home Office bin, dann kommt sie auch mal (öffentlich/Nachbarort)) auf einen Kaffee vorbei...

Und auch da jetzt schon die Überlegeung, was ist, wenn ich doch irgendwann mit meinem PArtner zusammen ziehe? Die Wohnung nicht mehr im NAchbarort sein wird...die Enkel irgendwo anders landen.... es ist echt schwierig, das alles als einzelne Person auf den Schultern zu haben.

Fühl dich gedrückt.

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Ach,

auch wenns für dich doof ist tut es gut, dass es "da draussen" andere Leute gibt, die in so einer doofen Zwickmühle stecken - fühl dich mal fest zurück gedrückt :-D

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Ich kenne diese Situation jetzt nicht persönlich.
Aber ich denke, du wirst sie nicht ändern können. Solange sie von sich aus keinen Antrieb hat, etwas zu tun, hast du keine Möglichkeit, etwas zu verbessern.
Das Einzige, was dir bleibt, ist, dich ein Stück weit abzugrenzen und dein eigenes Leben zu führen.
Hab kein schlechtes Gewissen. Sie ist selbst für sich verantwortlich.

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Ich hatte eine nicht ganz so schwierige Rolle bei meiner verstorbenen Mutter. Deine Situation ist extrem. Aber die zu große Verantwortung und das Gefühl, nicht frei zu sein, kenne ich gut.
Habe wie du viel daran gearbeitet. Dennoch prägt diese Rolle, so klar der Kopf auch ist.

Ich kann dir nur aus meiner Sicht von außen Rückmeldung zu deinem beschriebenen Verhalten geben: Dass du 1 mal die Woche nachmittags für deine Mutter da bist, ist bei deiner Arbeitsbelastung viel und stabilisiert deine Mutter bestimmt sehr.

Das WE mit Partner brauchst du sicher für dich und dein Glück. Es wäre für deine Mutter bestimmt nicht besser, wenn du mit schlechter Laune und Abwehr öfter als 1 mal die Woche zu ihr kommst. Meine Mutter wäre mit dieser Häufigkeit dankbar gewesen, durch große Entfernung haben wir uns nur alle paar Wochen gesehen, zuletzt aufgrund ihrer Krankheit jedes zweite Wochenende. Danach war ich so erschöpft, dass ich eine Auszeit brauchte. Das war notwendig, damit ich ein gutes Gefühl zum Abschied hatte. Aber so etwas geht nicht über Jahre!

Wenn dein Gefühl mitmacht, gönn dir genügend Zeit mit Partner und lass deine Mutter (mit deiner Empathie) leiden. Sie braucht anscheinend dieses Leid, auch wenn es schwer zu verstehen ist. Du könntest noch so viel anstellen, deine Mutter wird nicht wählen, glücklich zu sein. Wer weiß, in welcher Zeit und mit welchen Herausforderungen sie aufgewachsen ist. Das ist nicht dein Schicksal, berührt nur deins.

Da du dir schon vieler Dinge bewusst bist, aber gefühlsmäßig noch haderst, könntest du etwas Körperliches für dich tun, um dich gefühlsmäßig noch mehr abzunabeln? Familienaufstellung, Yoga, was auch immer? Jeder ist ja für anderes offen.


Wie du würde ich dennoch regelmäßig (eben wenn möglich 1mal die Woche oder 14tägig) ihr zur Seite stehen. Vielleicht kannst du dann etwas mit ihr unternehmen, was du auswählst und dir Spaß macht. So dass du nicht mit in ihr Tal der Tränen gespült wirst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Wutgefühle zur Abgrenzung dienen, ist ausreichend Abgrenzung da, kann die Empathie ohne "Mitleid" wiederkommen. Aus zu viel Hilfe und Selbstaufgabe erwächst Ärger, der die Herzensverbindung dann vergiftet. Das hilft niemandem. Wie du sicher weißt: Es ist ihr Leid, nicht deins! Du kannst auch aus Entfernung helfen, indem du einfach DA bist, und das ist schon viel. Alles Liebe.

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Auch Dir danke für die Antwort :-) Ich bin ja selber in Thera, bin nicht blöd was ne DEpression alles auslösen kann. Aber dieses Wissen auf der einen Seite - und auf der anderen die Verzweiflung, ihr dabei zusehen zu müssen sind zwei paar schuhe.

Der Austausch mit anderen hilft auch zu erkennen, dass man (meist) nichts tun kann - und sich nicht für einen schlechten Menschen hält...

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Ich denke auch, du musst dich da stark abgrenzen.
Auch wenn es schwer fällt.

Und wenn Vorwürfe kommen- Spiel den Ball zurück.

" Heute ist Seniorennachmittag, aber Du möchtest ja nicht hin, dafür kann ich nichts"

" Heute ist Mühlenfest, ...."

Also quasi immer einen Vorschlag in Petto haben, was sie am WE alleine machen kann und was altersmäßig passt.


Ansonsten als Idee-- wenn es passt - gibt es einen VHS Kurs den ihr zusammen machen könntet? Bspw Sprache?
Dann zusammen dort hingehen bspw 3 x und beim 4 mal muss sie alleine hin, weil du nicht kannst " du musst mir später erzählen was ihr gemacht habt, damit ich nichts verpasse ...' so dass sie alleine hin muss und evtl Kontakte knüpft....
Und den Folgekurs macht sie dann halt hoffentlich alleine, weil der bei dir nicht passt....


Meine Mutter hat als mein Vater verstorben ist hier jeden Tag x mal angerufen wegen Kleinkram - dass ging irgendwann auch nicht mehr-- es ging nur noch auf den AB und ich habe es abgehört und nur zurückgerufen, wenn es wichtig war. Dadurch hat es sich normalisiert..und auch die Erwartung" sie ruft, einer von uns springt" war dadurch weg...denn durch AB weiß sie halt nicht, ob wir da sind oder weg sind oder was los ist.

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Hallo Nappi,
Das Verhalten deiner Mutter ist nicht schön und ich kann verstehen, dass es dich belastet.

Allerdings kann und darf niemand etwas von außen daran ändern.
Das muss deine Mutter alleine entscheiden.
Sie hat eine Wahl und sie hat sich entschieden nichts zu ändern.
Sie wird ihre Gründe haben.

Ein wöchentlicher nachmittäglicher Besuch ist völlig in Ordnung und das schlechte Gewissen hilft sowieso nicht.

Lebe dein Leben und nicht ihres.

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Was wäre denn mit einem Hund für deine Mutter? Der würde sie vor die Tür bringen und ist auch Gesellschaft.

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Gute Idee! Aber bitte einen kleinen Hund.

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Sie wäre superhappy! Nur geht das aufgrund ihrer Gesundheit und ihrer Wohnung nicht...

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Hey! Ich würde ihr klipp und klar sagen: „Mama, ich liebe dich über alles, aber ich kann das so nicht mehr. Bitte suche dir jetzt umgehend Hilfe. Du belastest mich, ich fühle mich verantwortlich für dich, aber diese Verantwortung kann und will ich nicht mehr übernehmen. Du ziehst mich mit deiner negativen Einstellung runter. Ich nehme jetzt Abstand. Bitte akzeptiere das.“
Oder du bietest ihr an, sie zum Arzt zu begleiten um die Depressionen in den Griff zu bekommen.

Ich kann deine Gedanken und Gefühle absolut nachvollziehen. Mir ist es ähnlich ergangen und nach diesem einen Gespräch, hat sich für uns einiges zum positiven entwickelt.

Liebe Grüße 😊

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Vielleicht hilft ihr ein Tier?