Handy und Familienleben

Ich muss mir mal etwas Luft machen und vielleicht hat ja auch jemand noch einen Tipp, wie man die Situation verbessern kann...
Mein Mann hängt meiner Meinung nach viel zu viel am Handy und das beeinflusst/belastet unser Familienleben mittlerweile sehr 😟
Er ist beispielsweise nicht ansprechbar (ich muss dann immer etwas lauter sagen "Hey XY, Kind Z hat dich gerade was gefragt") und verliert den Fokus, beispielsweise wenn er unsere Große bettfertig machen will und ins Bett bringen, liest er dabei irgendwas auf dem Handy und wundert sich dann, dass es so lange dauert, schiebt dann aber der Großen die Schuld zu, dass sie immer noch nicht zum Zähne putzen zu ihm gekommen ist oder sich umgezogen hat. Ich denke halt, wenn er das ohne Ablenkung begleiten würde, wäre alles viel schneller erledigt und die Große hätte dann auch das Gefühl, dass er sich tatsächlich mit ihr beschäftigt 😏
Naja, so Beispiele gibt es unzählige und bisher hab ich mit ihm auch keine Lösung finden können (ich hätte zum Beispiel gern die Handys zum Abendessen einfach gern beiseite gelegt oder beim Spielen mit dem Kind - finde ich auch in Hinblick auf die Vorbildfunktion sinnvoll, wie soll ich denn meinem Kind klar machen, dass man das Handy auch mal weg legt, wenn es der Papa auch nicht macht?). Ich kann verstehen, dass das Handy für ihn eine Pause ist, und ich nutze mein Handy auch oft, aber mich nervt dieses nicht ansprechbar sein gewaltig und ich finde Pause ist Pause, aber danach sollte man eben auch wieder voll da sein und sich am Familienleben beteiligen.
Wie regelt ihr die Handyzeit bei den Erwachsenen? Sehe ich das zu kritisch?

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Bei uns haben die Handys einen festen Ablage-Platz im Wohnzimmer. Kommen wir nach Hause, legen wir sie dort hin. Klar nehmen wir sie dann auch mal wieder in die Hand, wenn sie klingeln oder wir eine Nachricht schreiben wollen.
Aber niemals während dem Essen (am Esstisch sind die tabu) oder während wir zusammen was spielen oder das Kind ins Bett bringen.
Wir haben das nie so abgesprochen, es hat sich bei uns automatisch so ergeben.
Wenn es dir wichtig ist, musst du es ansprechen.

LG N.

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Hey, danke für deine Antwort! Angesprochen hab ich es schon gefühlte 1000 Mal 😵 Handy ablegen will er nicht (hatte auch schon die Idee, dass man sie einfach fix auf die Kommode legt oder so) und sie beim Essen nicht zu nutzen sieht er ein, setzt es aber nur um, wenn ich was sage... Gefühlt rede ich leider gegen eine Wand

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> Angesprochen hab ich es schon gefühlte 1000 Mal 😵

Schwierig.
Auf der einen Seite, wirkt sich der Medienkonsum wirklich auf das Familienleben aus. Das ist ernst zu nehmen. Vielleicht lässt er sich beraten. Wichtige Fragen sind nicht, das wie viel, wann oder wie lang der Konsum ist, sondern vor allem das warum und ob es Auswirkungen auf das reale Leben hat. Was soll damit kompensiert, was vermieden werden?

Auf der anderen Seite nervst du unerträglich. Also, aus Sichtwinkel von jemandem, der an der Grenze zur Mediensucht schlingert. Du willst helfen, aber letztlich ist es dann für ihn nur noch angenehmer, Zeit am Bildschirm zu verbringen, als mit deiner Kritik. D.h. wenn er den Schritt geht, das Handy beiseite zu legen, dann würde positive Erlebnisse helfen, also Quality Time mit den Kindern und oder Dir. Schafft er es das Handy wegzulegen und die Frau nörgelt, ist zwar gut gemeint, motiviert aber nicht gerade dazu, weniger online zu sein. Dasselbe gilt für den Rat von @MareiK, dass du einseitig Regeln einführst - gutes Ziel und vermutlich ebenso kontraproduktiv wie aufrichtig gut und hilfreich gemeint von dir.

Ideal wäre, wenn er eine positive Erfahrung selbst macht auf Grund eigener Entscheidung, eine Woche Medien-Detox, mit Konsum-Tagebuch kann schon die Augen öffenen, was er alles verpasst und wie blöd und eigentlich unwertig die konsumierten Inhalte sind. Niederschwelliger wäre die Nutzungs-Statistik im Handy zu aktivieren und einfach mal zu auszuwerten, wie viel Zeit verschwendet wird. Andere technische Umsetzung z.B. die Familienzeit von 17:00-21:00 Uhr im Handy als "Nachtzeit" einstellen, damit Nachrichten nicht die Aufmerksam auf das Gerät lenken und umgekehrt das Gerät daran erinnert, eine Medien-Pause zu machen. Und bitte, bitte, bitte, wenn er sich dazu bereit erklärt, präsent ist, Zeit und Aufmerksamkeit für Euch findet, bitte diese Zeit dann nicht mit Kritik nerven sondern positiv besetzt miteinander verbringen.

Außerdem: Auch für Angehörige gibt es Beratung bei Suchtberatungsstellen. Mediensucht fußt oft auf einer Störung der Impulskontrolle, später nach längerer Gewöhnung finden im Hirn aber nahezu identische Abläufe zu einer stofflichen Sucht ab. Es ist nicht unwillig das Handy wegzulegen sondern es ist tatsächlich eine fast übermenschliche Leistung, die er erbringen müsste. Als Angehörige profitierst du ungemein von solchem Hintergrundwissen. Beratungsstellen helfen dabei und von einer Vernetzung. Teilweise gibt es auch Selbsthilfegruppen für Angehörige. Er ist nicht allein, seit Covid ist Mediensucht ein ernstes auch gesellschaftliches Problem.

Ich hoffe, ihr findet einen Weg, deinem Mann den richtigen Stups zu geben, sich wirklich zu befassen.

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Nein, du siehst das nicht zu kritisch.

Auch bei uns war das mal Thema.
Richtig funktioniert hat das Weglegen erst, als wir als Vorbildfunktion für unsere Kinder agierten.

Es wird deinen Mann erstmal wütend machen, weil er natürlich viel lieber an seinem Handy ist. Oft ist man schon viel abhängiger vom Handy als man sich selbst zugestehen möchte. Trotzdem rate ich dir Regeln einzuführen.
Wir wäre es, wenn ihr euch alle an einen Tisch setzt und die Kinder auch überlegen können, wann Handy angebracht ist?

Er muss es selbst einsehen und wollen, sonst wird es Schwierig.

Bearbeitet von MareiK
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Danke für die Antwort! Ich fürchte das selbst einsehen und wollen ist der Knackpunkt 😟 Einsehen tut er es ja meist, aber der Wille fehlt...

Und danke für den Input, gemeinsam zu überlegen, wann das Handy nötig ist - noch sind unsere Kinder dazu vielleicht noch zu klein (die Große ist 4, der Kleine noch ein Baby), aber das behalte ich mal im Kopf 👍

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Ja in dem Alter ist Familien Tisch noch nicht ganz so sinnig.

Trotzdem kannst du deine Tochter mit einbeziehen.

Als wir beschlossen, dass wir ansprechbarer sein müssen, erfanden wir einen Zauberspruch.
"ene mene Mausilaus und das Handy ist jetzt aus". Dan mussten wir als Eltern ohne wenn und aber das Handy sofort zur Seite legen.

Ansonsten rede mit deinem Partner. "schatz, unsere Tochter bekommt auch irgendwann ein handy. Wir leben ihr vor, dass es sogar beim Essen ok ist, es zu benutzten. Wenn wir später eine Tochter haben wollen, die mit uns beim Essen redet und nicht aufs Handy sieht, müssen wir entsprechende Vorbilder sein."

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Beim Essen hat hier niemand ein Handy in der Hand. Wenn wir zusammen was spielen usw. dann sind Handys auch außer Reichweite.

Hier ist es eher das Problem, dass wir alle sehr gerne und viel lesen....und ein Buch wegzulegen, wenn es gerade interessant ist, ist schwerer.

Aber auch da haben wir eine Regelung gefunden, dass halt Bücher/ Kindle beim Essen außer Reichweite sind.

Beim Kurzen (10) hilft es, es rechtzeitig zu sagen, weil er äußerst ungern mitten im Kapitel aufhört, wenn er weiß in 5 Minuten gibt es was, dann stellt er sich darauf ein.

Aber klar, wenn hier jemand ein Buch liest, dann muss man auch Sachen mehrmals sagen, wenn man denjenigen erreichen will...das empfinde ich aber als normal, wenn Freizeit ist.


Ansonsten haben hier alle auch das Handy auf stumm stehen, damit eben nicht sofort gesprungen wird, wenn was ankommt.

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Ich finde tatsächlich, dass Bücher schon noch etwas anderes sind als das Handy - liegt aber vielleicht auch daran, dass Bücher für mich ganz klar Pause/Hobby sind und das Handy ja auch ein Alltagshelfer, den man für den Einkaufszettel etc. nutzt und somit die Grenze zwischen "man macht gerade was sinnvolles", "man daddelt gerade rum" und "man hat Pause" ziemlich verschwimmt und Handys eben doch sehr viel auch nebenbei genutzt werden...

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> Ich finde tatsächlich, dass Bücher schon noch etwas anderes sind als das Handy....


Bücher sind ganz anders. Auch wenn eine spannende Schreibe "fesseln" kann, ist es problemlos, sie beiseite zu legen.
Online-Medien verführen ganz anders. Schon vor Ende des Videos wird angezeigt, was auch interessant sein könnte. In Spielen wird man ähnlich verführt, am Gerät zu bleiben.


Was wirklich gut ist der Vorschlag von Elise:
> Beim Kurzen (10) hilft es, es rechtzeitig zu sagen, weil er äußerst ungern mitten im Kapitel aufhört,

Gerade Onlinespiele sind oft In Runden organisiert. Vorab-Info hilft zu planen. Eltern, die reinplatzen und das Ausschalten "jetzt sofort" verlangen, machen sich nachvollziehbar unbeliebt, wenn die Runde noch 2:50 Min läuft, muss das auch nicht sein. Da muss dann auch Raum für Respekt gegenüber dem Kind sein.

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Nein, siehst du nicht.

Ich fände das unmöglich. Für mich ist das auch eine Frage des Respektes, auch Kindern gegenüber.

Allerdings ist dein Mann erwachsen und wenn der gesunde Menschenverstand ihm das nicht selbst sagt, dann weiß ich auch nicht wie man das regeln soll.

Für mich ist ganz klar: beim Essen: kein Handy, agiere ich mit dem Kind: kein Handy. Mein Kind ist inzwischen 10 und wir haben auch genau das Thema. Er muss sich seine Medienzeit einteilen, dann kann ich nicht parallel non-stop mit meinem Handy sitzen. Also nehme ich mir ein Buch, wenn ich mal Pause hab.

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Danke! Das bestätigt mich zumindest darin, dass ich das nicht zu eng sehe...

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wir lassen die Handys auch meist in den Taschen oder auf der Lade liegen....
FoMo ist schon was schlimmes bei manchen, deswegen würde ich zuhause bei deinem Mann auch versuchen, dass er das Handy an die Lade legt.
Mir gehts selber so, dass wenn ich es an mir habe, ich es viel zu oft rausziehe, um nur mal zu kucken, und schwupps hängt man fest...

Essen sowieso. - Da haben Handys nix zu suchen.

aber halt auch so im Alltag, - besonders mit Kindern drumrum sollte man eine Regelung finden, das Handy so oft wie möglich nicht in Sichtweite zu haben, - auch weil die Kids ja dann immer öfter fragen, ob sie mal daddeln dürfen...
Versuche ihn zu überzeugen, es weg vom Körper zu lagern, so lange die Kinder wach sind.

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Ja, das wäre gut, wenn er das Handy einfach woanders lagern würde... Merk ich auch an mir, dass wenn ich es dabei hab, schau ich eher mal drauf, als wenn es irgendwo anders liegt...

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Hi,

also bei uns am Esstisch gibt es kein Handy, Ausnahme nur, wenn mein Mann noch auf einen Anruf (geschäftlich) wartet, aber das kommt alle paar Wochen vielleicht mal vor.

Wir essen alle gemeinsam und erzählen und da hört man zu und schaut nicht aufs Handy.

Auch beim ins Bett bringen, ist das Handy weg. Wir helfen den Kindern beim Zähne putzen (also nachputzen, sie sind 6 und 9 und putzen erstmal selbst), dann geht der Papa mit hoch zum umziehen (aktuell teilen sie noch ein Zimmer und um Streit zu vermeiden ist es besser einer geht mit hoch :D ). Ich fülle unten noch die Trinkflaschen, räume etwas auf und gehe dann hoch und löse meinen Mann ab.

Wenn wir mit den Kindern spielen ist das Handy auch weg. Wir sagen ja den Kindern auch, konzentriert euch auf eine Sache, nicht zwei Sachen gleichzeitig. Da müssen wir auch schon etwas Vorbild sein.

Ich will nicht behaupten, dass das immer klappt, aber im Großen und Ganzen schon.

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Ja, so würde ich mir das auch wünschen...

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Ich finde es lächerlich, welch großen Platz diese Geräte inzwischen in der Gesellschaft einnehmen. Ständig hat irgendwer so ein Ding am Ohr, in der Hand oder sonst wo. Am verstörensten finde ich die Menschen, die telefonieren und kein Gerät in der Hand halten und plötzlich mit gefühlten 100 Dezibel los schnattern, ohne Rücksicht auf den Ort oder den Umstand wo sie sich befinden.

Wir haben keine Regeln im Umgang mit Handys. Mein Mann fasst das Ding nur an, wenn er angerufen wird und im Urlaub, am WE und nach Feierabend liegt es vergessen in seinem Büro. Wenn, geht er an seinen PC, aber den schleppt er ganz sicher nicht rum, ist also bei Interaktion mit der Familie nicht präsent.
Handys allgemein nutzt keiner, wenn wir Essen, spielen, Familienzeit haben etc. Das gilt für uns und unsere älteren Kinder (19 und 17) finden ihre Handys nicht so spannend, als dass sie sie ständig in der Hand halten müssten.

Ich verstehe den eigentlichen Zweck, aber ich denke, dass ist inzwischen völlig unangemessen aus dem Ruder gelaufen. Es kostet einfach zu viel Zeit und zerstört zu viel zwischenmenschliche Interaktion.

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Wäre es nicht für ihn schöner, wenn er eine designierte Handyzeit hätte, in der ihn dann keiner stört und das Zubettbringen im Gegenzug mit voller Konzentration und dafür schneller passiert?

Ich würde mal sagen: "Dein Kind lernt gerade von dir, dass das Handy interessierter ist als das Kind. Das möchtest du doch sicher nicht vermitteln?!"

Er soll sich Aspekte suchen, die für ihn die Begleitung am Abend interessant machen. Die Kinder werden so schnell groß und dann verändert sich alles. Er soll das mal bewusst genießen, sich bewusst machen, dass er wertvolle Erinnerungen für eure Tochter schafft, wenn er sich in der Zeit nur auf sie konzentriert.

Keiner möchte wegen eines Gerätes abgeeschrieben werden. Er würde auch nicht wollen, dass du bei einem romantischen Abendessen das Handy rausholst und nur noch mit "mhm, bin gleich fertig" antwortest! So fühlt sich eure Tochter aber gerade. Ihr wird gerade vermittelt, die Beschäftigung mit dem Handy ist immer wichtiger als der Mensch vor Ort.
Das möchte er doch ganz sicher nicht vermitteln?

Wie wäre es, wenn er sich bspw. von 21 bis 22 Uhr nimmt für die Handyzeit? Und in der Zeit machst du dann auch etwas alleine für dich (also, keine Hausarbeit!). Etwas Entspannendes.

Bearbeitet von Toschkalee
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Ich denke, in der Theorie ist ihm das schon klar, was das unseren Kindern und mir vermittelt (ich hab schon zu Beginn unserer Beziehung gesagt, dass ich bei ihm wohl nie eifersüchtig wegen einer anderen, wohl aber wegen des Handys sein werde 😏), aber in der Praxis ändert er leider mittel- und langfristig nichts

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Hallo FS,

ich sehe darin ein gesellschaftliches Problem. Ein Handy mit Internetzugang bietet wortwörtlich 1000000 interessanter, möglicher Dinge. Seine Frau, Mutter, Kind, etc. kennt man schon in und auswendig, da ist es oft reizvoller, Neues via Internet zu entdecken.

Bzw. füttern Menschen während Gesprächen gerne noch zusätzlich das Thema mit nebenbei gegoogelten Informationen. Zeigen Bilder, Videos... der einfache Mensch ist mit diesen Versuchungen ziemlich überfordert.

Ich vermute, irgendwann wird es Handys nicht mehr in der heutigen Form geben und das Bild wo alle ihr kleines Gerät permament in den Händen halten, wird nach und nach aus der Gesellschaft verschwinden.

Mir persönlich wäre es zu blöd, für einen erwachsenen da Verhaltensregeln aufzustellen. Was ich aber immer (!) machen würde ist zu sagen, dass es mir massiv auf die Nerven geht, wenn man während einer Unterhaltung aufs Handy guckt. Da bekomm ich die Pest und auch da hilft vielelicht mal die "spiegeln" Methode