Typisch Dorf, typisch Stadt?

Hallo,
Einer meiner Neffen wird jetzt 18 und ganz selbstverständlich habe ich dann vorgeschlagen ihm einen Presentkorb fertig zu machen mit unter anderem Geld für den Führerschein.
Mein Bruder meinte dann nur " nett gemeint du Dorfkind, aber er will keinen Führerschein machen,weil er hier in der Großstadt kein Auto braucht." Ja ich bin ein Dorfkind und war noch nie etwas anderes und hier sind wir auf das Auto echt angewiesen. Naja es wird jetzt ein Gutschein für ein Flugticket😉

Wir redeten dann noch weiter was für Vor-und Nachteile Dorf und Stadt haben und was es auch für Auswirkungen auf die Erziehung hat; alles gar nicht böswillig oder mit Vorwürfen, sondern mit einer Portion Humor.
So bringe ich meinen Kindern zb bei jedem auf der Straße "Hallo" zu sagen, dass ist in der Großstadt natürlich nicht möglich.
Dafür kennen sich seine Kinder super mit Bus und Bahn fahren aus und sind nicht darauf angewiesen vom Elterntaxi überall hingefahren zu werden.
Während meine Neffen und Nichten völlig ausgestattet sind mit Handy, Smartwatch und Co, damit sie notfalls geortet werden können, ruft mich die entfernte Nachbarin an, dass die Kinder am Spielplatz angekommen sind😅

Was sind denn eure Erfahrungen? welche positiven oder negativen Erziehungsaufgaben stellt das typische Dorf-oder Stadtleben euch?

Ich freue mich über den Austausch ohne böswilligkeiten🙂

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Ich finde deine Idee mit dem Geld für den Führerschein super.
Dein Bruder denkt nicht langfristig.
In vielen Berufen wird ein Führerschein erwartet.
Er weiß ja auch heute noch nicht, wo dein Neffe später mal einen Job bekommt.
Und dann kann er ihn nicht antreten weil keinen Führerschein.
Außerdem weiß man nie, wo man landet.
Angenommen dein Neffe studiert - und landet an einer Uni die nicht mal eben um die Ecke ist...
Die Uni bei uns in der nächsten Großstadt (40km) hat innerhalb der Stadt einige Außenstellen - und " fun fact" man braucht von uns bis zur Uni für die 40 km genauso lange wie dort einmal quer durch die Stadt mit Öffis.
Deshalb wohnen viele Studenten im Umland und fahren per Auto.

Hier bei uns wirbt bspw die Diakonie damit, wenn jemand dort sein FSJ macht, dass sie dann zusätzlich den Führerschein bezahlen.
Die Werbung kommt bspw auch von besagter Großstadt.

Hier müssen manche Azubis 60 km zur Berufsschule fahren - trotz Großstadt, denn nicht alles wird ja überall unterrichtet.

Ich hätte auch das Geld für den Führerschein gegeben - einfach um mal zum Nachdenken anzuregen.

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Danke für deinen Input.
Im Fall meines Neffen ist aber nunmal so, dass er keinen Führerschein machen will und aktuell für sein Leben gar nicht benötigt von daher ist es mir lieb darauf hingewiesen worden zu sein.
Er hat mit 16 seinen Realschulabschluss gemacht und befindet sich jetzt das 2.Jahr in Ausbildung, so dass er beruflich gerade alles sehr gut einschätzen kann🙂

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Das seh' ich anders.
>> In vielen Berufen wird ein Führerschein erwartet. <<
In einigen, aber nicht in den meisten. Wieso sollte ich auf Verdacht mehrere Tausend Euro für einen Führerschein ausgeben, von dem ich nicht weiss, ob und wann ich den brauche.

Hast Du bei 'Fun Fact' auch die Zeit für die Parkplatzsuche und die Kosten für den Sprit eingerechnet? Öffi-Ticket ist in den Semestergebühren inkludiert und ich kenne keine Aussenstelle unserer Uni, wo es Parkplätze für Studis in ausreichender Zahl gäbe. Und da es an der städtischen Wohnung mit hoher Sicherheit auch keine Parkplätze in ausreichender Anzahl gibt, kannst Du die Zeit für die Parkplatzsuche gerne mal verdoppeln oder verdreifachen.

Ausserdem gehst Du bei diesem Szenario davon aus, dass es zum Führerschein auch gleich ein Auto gibt. Nochmal ein paar Tausender drauf, obwohl man ohne Auto genauso mobil wäre. Das macht für mich keinen Sinn.

Grüsse
BiDi

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Wir haben hier die perfekte Lösung: Dorf (wobei wir auch inzwischen 9.000 Einwohner haben) aber mit direktem Stadtanschluss und daher auch gutem ÖPNV.

Heißt, man kennt seine Nachbarn. Hier in der Siedlung (Baujahr 1928) wohnen teilweise jetzt die 3. Generation in den Häusern, auch wenn einige schon verkauft sind natürlich. Aber mein Schwiegervater ist hier aufgewachsen und war mit einigen Nachbarn schon in der Schule und man kennt sich. Also wenn die Kinder was anstellen, bekommt man es mit :D.
Grundsätzlich wird hier auch meist gegrüßt und man wechselt ein paar nette Worte, auch wenn man sonst mit den Nachbarn jetzt nichts zu tun hat. Aber man kümmert sich eben. Wenn gegenüber damals die Rolläden nicht hoch gingen, haben wir auch die Vermieter informiert, damit die nachschauen, weil dort ein älteres Ehepaar wohnte und öfter war mal einer von Beiden nicht da und meist dann stürzte auch das Gegenstück. Wenn dann um 11 Uhr noch immer kein Rolladen oben war, war meist Hilfe gefragt. Später haben wir dann sogar den Schlüssel bekommen für Notfälle :D

Wir haben eine große Auswahl an Sportarten im Ort und auch exotischeres (Baseball, American Football, Cheerleding, Hockey) direkt in der Nähe (Maximal 20 Minuten Fahrzeit).
Von daher ist das wahrscheinlich nochmal anders als deine Erfahrung mit dem Dorf.

Party machen ist kein Problem, Öffis fahren bis nachts, man muss höchstens die 15 Minuten vom Nachbarort nach Hause laufen, wenn kein Bus mehr rüberfährt, aber was sind schon 15 Minuten Fußweg. In der nächsten Uniklinik ist man auch in 10 Minuten, Fachärzte gibt es im Umkreis von 30 Minuten auch genug. Es gibt eine gut ausgestattete Grundschule (digitale Tafeln und Tablets) und alle möglichen Schularten ringsrum.

Die Kinder können problemlos selbst zu Freunden und Hobbys fahren, solange sie im gleichen Ort sind. Auf Kerwe und Fischerfest rennen die Zwerge ab einem gewissen Alter auch alleine rum und die Eltern fragen mal untereinander wo welcher Zwerg gerade ist und gesehen wurde.

Ich würde nie in der Stadt leben wollen, aber auch nicht so ganz ländlich. Hier ist so die perfekte Symbiose, auch Ruhe und viel Grün, aber alle Annehmlichkeiten in Reichweite.

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Genauso wohnen wir auch und das ist für mich die perfekte Mischung!

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Oh ja, bei uns genauso! Ich könnte es mir anders nicht mehr vorstellen!
Alles was man braucht in unmittelbarer Nähe und mit öffentlichen sowie mit Auto super leicht und schnell zu erreichen.
Kinder konnten super früh alleine unterwegs sein, irgendjemand hat immer informiert, wo sie sich gerade befinden. Die Tore der örtlichen (sehr guten) Grundschule sind IMMER offen und sie ist somit DER Treffpunkt aller Grundschüler. ;-)
Sehr breites Sportangebot, von Wassersportarten, über Reiten, sämtlichen Ballsportarten, bis Rugby und Yoga. Angebote für Minis, ab einem Alter von 1 1/2 Jahren, bis zu Senioren.
Auf ältere Menschen wird geachtet (die Nummer mit den Rollos kennen wir hier auch ;-) )
Mehrere unterschiedliche Unis und FHs in unmittelbarer Nähe. Man kann nahezu alles in unserer Umgebung studieren. Von Kunst/Musik, über Medizin und Wirtschaft bis zu technische/naturwissenschaftlichen Berufen.
Das Gefühl ländlich zu wohnen und trotzdem innerhalb 5-20 Minuten, je nachdem welche größere Stadt man anfahren möchte, alles zu haben, was man braucht, ist einfach großartig!

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Hier auch ein Landei. Auch wir sagen jedem "hallo" den man auf der Straße trifft. Und im Wartezimmer vom Arzt zu sitzen, ist teilweise essentiell, um über alle Neuigkeiten informiert zu werden :-) :-)

Meine Tochter ist natürlich hier auch aufgewachsen und kennt das nur so. Vor ein paar Monaten hat sie eine Freundin besucht, die jetzt in einer Großstadt studiert. Dort waren sie dann zu Fuß unterwegs und meine Tochter hat aus Reflex zu jedem "hallo" gesagt auf der Straße.

Erkenntnis: Sie wurde dumm von den Leuten angeschaut, so als hätte sie irgendeine Störung :-) Gut, aufgrund der Menschenmassen hat sie dann auch irgendwann selbst eingesehen, dass man nicht jeden grüßen kann.

Als Eltern vom Dorfkind fand ich es immer angenehm, dass jeder die Kids gekannt hat, wenn sie auf der Straße rumgelaufen sind. Es wußte jeder, wo welches Kind hingehört. So hatten wir in der Eisdiele immer eine Flatrate. Im Sommer haben sich die Kids immer eine Kugel Eis abgeholt und wir Eltern sind einmal die Woche hin und haben die Schulden bezahlt. Das gleiche bei der Bäckerei.

Auch in Sachen Arztbesuche ist vieles leichter. Der Arzt kennt natürlich auch alle Leute. Wenn einer zum Arzt geht, bringt er für die anderen Rezepte mit. Das würde in der Stadt überhaupt nicht funktionieren, schon wegen Datenschutz.

Oder man kommt zum Arzt, das Wartezimmer ist voll, dann geht man halt nochmal nach Hause und die Praxis ruft an, wenn man nochmal kommen soll, damit man nicht ewig dumm im Wartezimmer rumhockt. Das geht aber natürlich nur, weil alle fußläufig in ein paar Minuten in der Praxis sind.

Oder Bankgeschäfte erledigt man am Gartenzaun oder oder oder.

Ich selbst bin in der Großstadt groß geworden und würde nicht mehr tauschen wollen. Für mich hat das Dorfleben nur Vorteile und macht mein Leben insgesamt leichter.

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Das ist ja eine krasse Antwort auf die Frage des Führerscheins. Selbst, wenn man in der Großstadt wohnt, ist ein Führerschein sinnvoll. Vllt nicht für das tägliche Leben, aber vllt will man ja mal irgendwo im Urlaub ein Auto mieten und die Gegend erkunden. Nicht überall kommt man mit Bus und Bahn so leicht hin.

Ich habe (für mich zum Glück) nur während meines Studiums in der Großstadt gewohnt. Da waren Kinder aber noch lange kein Thema. Meine Neffen sind in der Großstadt aufgewachsen und ich empfinde sie auch als sehr kompetent was Bus und Bahn angeht. Die Möglichkeiten in der Stadt was Freizeit angeht sind weitaus vielfältiger als auf dem Dorf und zugegebenermaßen manchmal vermisse ich das schon, obwohl wir noch nicht mal auf dem Dorf wohnen, sondern in einer Gemeinde mit ca 14000 Einwohnern.
Vorteil hier ist, dass man wirklich viele Leute kennt und auch diese die Kinder kennen. Ich habe den Eindruck gerade in jungen Jahren können die Kinder hier sehr frei sein. Ich denke, wenn sie älter werden, hätte die Staft bestimmt mehr Vorteile. Ich für mich möchte aber nie wieder in der Stadt wohnen. Ich liebe es, dass ich in einer Minute in den Feldern bin und dort joggen gehen kann. Dass wir in unmittelbarer Nähe viel Natur haben. Es ist wie so vieles einfach Typsache 😊

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Immer mehr junge Leute machen den Führerschein nicht gleich mit 18, was ja aber nicht heißt sie machen ihn nie. Es hat eben nur keine Priorität, wenn man sich eh kein Auto leisten will, weil alles mit dem öpnv erreichbar ist, die Eltern einen vielleicht auch nicht ans Auto lassen und man zum Mieten auch zu jung ist.

Und wer als Fahranfänger nicht gleich regelmäßig fährt wird auch sehr schnell unsicher, dass macht dann auch keinen Sinn.

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Das stimmt schon alles.
Ich lebe ohne Auto.
Das klappt in den meisten Fällen ganz gut, nur nicht bei sperrigen Einkäufen oder wenn man mal etwas von einer Wohnung zur anderen transportieren möchte oder eben bei Vorratseinkäufen von Getränken usw.

Für mich geht das zur Zeit, andere würden sich da sehr eingeschränkt fühlen.
Ich sehe immer wieder im Bus Menschen, die sperrige Sachen von Ikea transportieren. Und dann müssen sie sie noch von der Haltestelle nach Hause schleppen. Mit dem Auto wäre das deutlich komfortabler.

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Wäre der Führerschein nicht doch sinnvoll?
Er weiß ja nicht, was er später mal beruflich macht, ob er da das Auto braucht. Oder ob er später doch mal wieder aufs Land zieht. Neben dem Beruf scheinen mir Fahrstunden deutlich schwieriger zu realisieren als neben der Schule.
Ein Flugticket ist auch nett, etwas für die Erinnerung, aber einmalig. Der Führerschein würde ihm fürs Leben bleiben.

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Er geht gar nicht mehr zur Schule, sondern beendet jetzt das 2.Ausbildungsjahr, er sieht die Notwendigkeit dafür nicht. Für mich war es einfach selbstverständlich,dass man in dem Alter Führerschein machen möchte, aber ich verstehe,dass es für ihn gar nicht wichtig ist,weil er so schon unabhängigkeit ausleben kann🙂

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Oh, da hab ich auch ein paar Sachen:
Wir leben seit fast fünf Jahren auf dem Dorf (ca 2000 Einwohner).
Davor ohne Kinder in einer Großstadt.

Alkohol:
Es wird wahnsinnig viel getrunken und das ist leider kein Klischee. Sogar auf unseren Kindergartenfesten wird völlig selbstverständlich Bier, Wein und Sekt ausgeschenkt.
Praktisch jeder kennt jemanden, der aufgrund von Alkoholeinfluss beim Auto-/Motorradfahren ums Leben gekommen ist oder schwer verletzt wurde.
Das finde ich unheimlich beängstigend und das macht mir jetzt schon Sorgen wenn unsre Kinder mal in dieses Alter kommen.

Nachbarschaft:
Man kennt sich, hält Schwätzchen und bietet Hilfe an. Das ist wirklich schön. Als ich mit unserem zweiten Kind schwanger war, haben unsre Nachbarn direkt von sich aus angeboten im Notfall unseren Großen zu betreuen während der Geburt.

Beim Bäcker bekommen alle Kinder eine Brezel geschenkt (Bäcker ist auch der einzige Laden, den wir hier haben).

Für den Spielplatz hier im Ort reichte das Geld nur für die Spielgeräte. Alles andere (Boden ebnen, Aushebungen, Betonieren, Umzäunen, Spielgeräte aufstellen usw) wurde ehrenamtlich von den Einwohnern gemacht.

Achso und selbstverständlich wird hier gegrüßt :-)

Weltanschauung:
Nun ja, über 30 Prozent wählen hier die AfD und wir leben nicht im Osten.
Im Kindergarten ist Impfen immer wieder Thema und viele schwören auf Globuli (aber die beiden letzten Punkte trifft man ja auch in Großstädten an).

Freizeit:
Ist eher mau. Für die Krabbelgruppe mussten wir ins Nachbardorf. Es gibt ein paar Sportangebote, freiwillige Feuerwehr und Kirchenchor, das wars dann. Für Kino, Theater, Museum etc muss man weiter fahren.

ÖPNV:
Gibt es. Soweit ich mitbekomme, sind auch ein Gymnasium und eind Realschule (beide jeweils in anderen Orten) mit dem Bus gut zu erreichen. Tagsüber fährt der Bus ca einmal pro Stunde. Morgens zweimal und abends gar nicht mehr, nachts sowieso nicht.
Ich weiß noch gar nicht wie das wird, wenn unsere Kinder dann mal feiern gehen wollen. Vieles findet privat statt. Manchmal wird auf einer Lichtung mitten im Wald gefeiert. Ich wäre aber auch bereit dann Taxi zu spielen.

Für meinen Mann und mich überwiegen bisher die positiven Aspekte. Gerade Sicherheit ist uns mit Kindern extrem wichtig und das ist hier gegeben. Überspitzt gesagt muss sich hier niemand Sorgen um Spritzen im Sandkasten oder abgefackelte Autos am ersten Mai machen. Man kann auch als Frau nachts völlig unbehelligt rumlaufen. Der Kindergarten ist toll, kein Personalmangel bisher.

Führerschein finde ich so wichtig, nicht nur auf dem Land. Ich war zB nach dem Studium in Australien. Ohne Mietwagen kommt man zwar mit dem Bus auch rum, ist aber längst nicht so unabhängig. Genauso auch in anderen Ländern. Man hat so viel weniger Möglichkeiten ohne Führerschein.
Also das erschließt sich mir überhaupt nicht.

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Ohja beim Thema" Alkohol" sträuben sich mir auch die Nackenhaare😕 es gehört hier zum guten Ton und selbst Hebammen sagen so Sätze wie zb " ein Gläschen Sekt/Wein ist wohl erlaubt in der Schwangerschaft "😡
Zur Konfirmation (sind hier regional fast alle evangelisch) darf der Konfirmant das erste Mal 1 Glas Bier zur Feier des Tages trinken (die Kids sind zwischen 12-14 Jahre!). Egal was Gesetze sagen🙄
Sonntags beim Fußballspiel der 1.Herrenmannschaft kommen alle mit Dem Auto obwohl sie bis 4 Uhr morgens noch in der Disko waren😡
Da muss man wirklich aufpassen, dass man seine eigenen Kinder sensibilisiert!
Mein Bruder sagt mir allerdings im Gegenzug,dass in der Großstadt die Gefahr für andere Drogen extrem hoch ist. Überall werden die Drogen angeboten, eine Grundschule in der Nähe war schon in den Medien,weil sie als Drogenumschlagplatz genutzt wurde. Mein ältester Neffe (21 Jahre) berichtet zudem, dass die Hälfte seiner Freunde schon selbst Drogen konsumiert hat und es häufiger vor kommt, dass man unterwegs etwas ins Glas gemischt bekommt😕
Wenn wir meinen Bruder besuchen fahren, dann sehen wir das Elend ja auch überall öffentlich,dass ist für unsere Kids (und auch für mich) jedes Mal aufs neue erschreckend; ein richtiger Kulturschock.

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Zur Konfirmation ist man im Normalfall 14 und ab 14 Jahren darfst du laut deutschem Gesetz ein Bier oder Wein trinken, sogar in Gaststätten, sofern die Erziehungsberechtigten einverstanden und anwesend sind. Ab 16 darfst du es dann auch selbst bestellen ohne Einverständnis der Eltern.

Also verstößt kein Konfirmant gegen Gesetzt, weil man z.B. kenn ich es so, man mindestens 14 Jahre alt sein muss zur Konfirmation. Meine beste Freundin hat nämlich extra ein Jahr gewartet, damit wir zusammen konfirmiert werden konnten. Mit der Konfirmation ist man ja dann in den Augen der Kirche "volljährig" und darf auch wählen.

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Wir das in der Kindererziehung ist, weiß ich nicht - wir leben in der Stadt und meine Kinder sind 4 und 2. Aber mein Mann kommt vom Dorf und ich stelle fest, dass er für viele Kleinigkeiten rund um die Nachbarn z. B. ein viel wacheres Auge hat. Ob es ein neues Auto ist, ein "zu lang" herunter gelassenes Rollo, welcher Besuch da ist oder sonstwas ... sowas seh ich einfach im Normalfall nicht. Auf dem Dorf achtet man da einfach anders aufeinander. Positiv wie negativ gesagt ...

Das hat einem Nachbarn meiner Schwiegermutter auch schon das Leben gerettet, weil ihn einer bei seinem üblichen Rundgang durch den Garten nicht gesehen hat und er dann Zuhause unter einem Schrank lag - hier in der Stadt würde das natürlich keinem auffallen. Gleichzeitig musste ich mich schon doll dran gewöhnen, dass mein Mann mir berichtet, dass "ach, da bei den Nachbarn ja die Freunde aus sonstwo zu Besuch sind". Da denk ich mir - geht mich nix an, will ich garnich wissen... 😅

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Ich kenne beides. Aufgewachsen bin ich in einem 400-Seelen-Örtchen, in dem ich mit meiner Familie mittlerweile wieder lebe😄
Hier ist es wirklich so richtig klischeehaft Dorf: Kein einziges Geschäft, Bus fährt höchstens 2x am Tag, dafür aber ausgeprägtes Feier- und Vereinsleben.
Zwischendurch haben mein Mann und ich in der Stadt gelebt, in der mein Mann auch aufgewachsen ist. Ist jetzt keine wirkliche Großstadt, aber mit ca. 80.000 Einwohnern für Landei Verhältnisse ziemlich groß.

Ich sehe in beiden Varianten Vor- und Nachteile.
Am Landleben liebe ich einfach die Nähe zur Natur, man erlebt wie ich finde die Jahreszeiten viel intensiver als in der Stadt. Für Kinder ist das Leben auf dem Dorf vielleicht auch einfach freier, dadurch dass alles viel überschaubarer ist und jeder jeden kennt und die Eltern sich daher weniger Gedanken machen, wenn die Kinder ab einem bestimmten Alter mehr alleine unterwegs sind.
Weniger gefällt mir am Dorfleben, dass jeder über jeden Bescheid weiß - der typische Klatsch und Tratsch eben. Wobei ich schon bemerkt habe, dass sich das auch gewandelt hat im Vergleich zu früher. Die jüngeren Generationen sind da bei weitem nicht mehr so schlimm.
Mein Mann und ich sind auch nicht so die Vereinsmenschen, aber das muss ja jeder für sich entscheiden ob man damit etwas anfangen kann oder nicht.

An der Stadt hat mir die Vielfältigkeit gefallen. Man findet irgendwie immer seine Bubble und fühlt sich nicht gleich wie ein Exot wenn man eine andere Meinung hat oder anders lebt. Das ist auf dem Dorf oft anders. Hier werden Leute, die nicht dazu passen, eher belächelt oder ausgegrenzt. Mein Bruder war als Kind nicht so der tyische "Dorfjunge". Er hat sich nicht wie die anderen Jungs seines Alters für Fußball und Landwirtschaft interessiert, war nicht so wild und laut wie die Anderen. Das hat ihn schnell zum absoluten Aussenseiter gemacht und später wurde er auch richtig massiv gemobbt. Ich denke, dass er es in der Stadt einfacher gehabt hätte. Einfach, weil es mehr "Auswahl" an potenziellen Freunden gegeben hätte und es dadurch genug Leute gibt, die ähnliche Interessen haben etc.. Aber vielleicht ist das auch ein Trugschluss, es ist ja nicht so, dass in der Stadt niemand gemobbt wird😏
Ein weiterer Vorteil in der Stadt ist natürlich, dass alles zu fast jeder Zeit verfügbar ist und die meisten Sachen gut füßläufig erreichbar sind. Wie oft bin ich mit unserem Sohn in den ersten Monaten mit Kinderwagen einkaufen gegangen.

Letztendlich muss jeder sich überlegen, was für Dinge für ihn wichtig und was eher irrelevant ist. Außerdem gibt es ja auch gute Kompromisse, wie z.B. größere Dörfer, in denen es Supermärkte, Bäcker, Apotheke etc. gibt, die aber trotzdem noch den dörflichen Charakter haben.

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Ich bin in einem Drogenviertel einer Großstadt groß geworden. Mein Mann kommt aus einem Kleinkleckersdorf in Niedersachsen.

Die enge Nachbarschaft auf dem Dorf hat Vorteile (Hilfe, aufeinander achten etc) aber auch Nachteile (Lästereien, Eheprobleme, keine Unabhängigkeit mehr (Polizei ist nicht mehr objektiv bei Straftaten, schon gar nicht in der Familie)…

Abhängigkeit der Kinder von den Eltern- Elterntaxis, hatten wir nicht, wir sind schon als 6jährige alleine Bahn gefahren.

Man braucht für jeden Scheiß das Auto- wir hatten gar keins.

Letztlich mussten wir in der Großstadt deutlich schneller selbstständig werden und kamen deutlich früher mit “Normabweichungen” in Kontakt, was eben auch eine gewisse Erfahrung fördert.
Mein Mann fährt nicht alleine in der Stadt Bahn und ist super unsicher und teils ungeschickt im Umgang mit Obdachlosen/Drogenabhängigen etc.


Gemeinsam leben wir jetzt in einer Kleinstadt und kommen im Notfall ohne Auto zum Arzt, Apotheke, Einkaufsladen. Das ist eine gute Kombi.


War hier übrigens mal zu einem zusätzlichen Erste Hilfe Kurs.
Verhaltensfrage, wenn man eine vermutlich bewusstlose Person (offensichtlich nicht einfach nur umgefallen sondern verdreckt; Spritze lag daneben) in einer Bahnhofstoilette sieht (oder vergleichbare Situation).
Erschreckenderweise wollten sich sämtliche Leute nähern, die Person wecken/anfassen, “sich kümmern” (ala AAA), über die Gefahren in solchen Situationen (Aggressivität; Infektionen; Übergriffe) war sich niemand bewusst, da es hier “sowas” nicht gibt. Das die Spritze ein Indiz für Drogeneinnahme ist, war denen auch nicht klar.
Auf die Idee einen entsprechenden Notruf abzusetzen und auf Eigenschutz zu achten, kamen die Leute nicht…