Obwohl sie sich geändert hat schaffe ich es nicht

Ich weis nicht wo mir der Kopf steht , den ganzen Tag kreisen sich meine Gedanken an meine Mutter , meine Kindheit und das ich fertig bin mit ihr .

Sie war eine Mutter die von außen richtig toll war aber zuhause war es schrecklich, ich habe nie richtige Liebe bekommen .
Wurde oft tagelang ignoriert, geschlagen .
Sie war nie eine herzige Mutter , ich war immer alleine .

Heute bin ich selbst Mama von zwei Kinder und kämpfe täglich mit meiner Psyche, bin ich therapie und nehme Medikamente.
Ich leide an einer Komplexen PTBS .

Sie ist mittlerweile mit den dritten Mann verheiratet und die ersten Jahre war ich ihr total egal, jetzt ist sie ruhiger geworden .
Sie demütigt mich nicht mehr und macht auch keine Witze auf meine Kosten .

Ich lehne aber jedes Treffen ab , ich spüre eine Panik wenn ich weis das sie kommt .
Täglich ruft sie an und ich würde ihr gerne so viel sagen und traue mich doch nicht .

Sie hat sich geändert aber ich kann einfach nicht , meine Seele schreit regelrecht nach Kontaktabbruch aber mein Herz möchte eine Mama und traut sich einfach nicht .

War vielleicht jemand in einer ähnlichen Situation?

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Hallo Muttertochtee,

Ich danke dir für deine intensive Schilderung deiner kindlichen Traumafolgen, die um deine Beziehung zu deiner Mutter kreisen, von der du innerlich nicht loskommen kannst.

Ich möchte dir hierzu einen Film empfehlen, der eine junge Frau mit einer komplexen PTBS schildert und der mich zutiefst bewegt hat. Einerseits habe ich gesehen, welch schlimmen Folgen diese Erkrankung haben kann, andererseits wurde mir selbst klar, wie viel Glück im Unglück ich bei der Bewältigung meiner Kindheitsverletzungen hatte, auch wenn jede Menge Narben geblieben sind:

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Anruferin

Du schilderst deinen seelischen Zwiespalt zwischen Kontaktabbruch und deinem sehnlichsten Wunsch nach einer liebenden Mutter. Das zerreißt dich, obwohl du schon in Therapie bist und Medikamente nimmt.

Was sagt denn dein Therapeut dazu? Wird ein Kontaktabbruch empfohlen zu deiner Stabilisierung um nicht zu sagen Rettung?
Du sagst, deine Mutter ruft dich täglich an, wirst du täglich durch sie getriggert? Das hält kein Mensch aus.

Mir hat geholfen: Ich durfte lernen, welch ein Glückspilz ich bin, es hätte mich in den Auswirkungen viel viel schwerer treffen können.
Ich habe den Kontakt minimiert.
Ich bin in Selbsthilfegruppen unterwegs und bin ehrenamtlich in der Seelsorge aktiv. Diese HInwendung zu anderen Menschen und mein Glauben verhindern bzw. dämpfen mein früheres zwanghaftes Kreisen um meine eigenen Lasten. All das lässt meine eigenen Belastungen schrumpfen und macht mir klar, all das findet nur in meinem Kopf statt. Als Kind hatte ich keine Wahl, aber jetzt bin ich ein Erwachsener und habe die Wahl, wenn ich bereit dazu bin.

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Der Kontaktabbruch wird dir auch nicht wirklich helfen, die Wunden bleiben ja. Es ist gut, dass du in Therapie bist, was wird da geraten? Aus meiner Erfahrung hilft es, wenn man vergeben kann. Und natürlich auch, wenn man versteht, warum die eigenen Eltern nicht lieben konnten. Warscheinlich weil sie selber traumatisiert waren und nicht richtig geliebt wurden und so geht die Traumaspirale weiter über Generationen. Mit Therapie und Abstand und erfahrener Liebe, die man weiter gibt (in meinem Fall durch den Glauben), kann man diesen Teufelskreis auch durchbrechen.

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Es wird mit der Zeit einfacher , wenn du den Kontakt abbrichst.

Ich habe vor ca. 2 Jahren den Kontakt zu meiner „Mutter“ abgebrochen.

Am Anfang habe ich sehr darunter gelitten aber nun vermisse ich sie bzw. die Vorstellung , die ich von einer Mutter habe, nicht mehr.
Mir geht es besser. Ich habe lange gebraucht bis ich verstanden habe, dass sie mir nicht gut tut. Habe dadurch auch fast meine Beziehung zerstört , meine Mutter hat was gegen meinen Partner.

Leider kommt es vor, dass ich sie noch sehe. Bei Feierlichkeiten meines Vaters oder so beim einkaufen. Ich rede nur das nötigste mit ihr, ansonsten ist da keinerlei emotionale Verbindung mehr. Fühlt sich an wie eine fremde Person. Zu meinem Vater habe ich inzwischen leider auch kein gutes Verhältnis mehr, weil er auf ihrer Seite steht bei allem. Das schmerzt mich im Moment noch, aber auch das wird vergehen.

Wünsche dir die Kraft diesen Schritt zu gehen und durchzuhalten. Kurz nach dem Kontakt Abbruch habe ich immer wieder Zeiten gehabt wo ich ihr einfach vergeben wollte. Aber es gibt Dinge, die kann man nicht verzeihen , außerdem würde sie immer so weiter machen und meine Kinder würde am Ende darunter leiden.

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Nein, aber vielleicht hilft ein Brief.. Dir es loszuwerden und ihr dich besser zu verstehen.

Für Versöhnung ist es nie zu spät wenn beide es wollen.

Ich hätte dir ja zu einem Kontakt Abbruch geraten aber dafür bist du.. Noch.. Nicht bereit.. Vlt auch nie..