Meine Mutter wird irgendwie anstrengend…

Meine Mutter und ich hatten an sich immer ein gutes Verhältnis, dachte ich zumindest. Ich war als Kind ein Mama-Kind und als Erwachsene lange Single. Sie ist und war immer eine wichtige Bezugsperson für mich.

Seit einigen Jahren immer mehr, seit ich vor 2 Jahren mit meinem Freund zusammen gekommen bin (den sie gerne mag, er sie auch und er ist sehr hilfsbereit ihr gegenüber) wird es meiner Meinung nach immer öfter anstrengend und schwierig mit ihr.

In der ersten Verliebtheit hatte ich ein paar Wochen kaum Zeit, auch jetzt ist es natürlich anders als zu meiner Singlezeit. Wir sehen uns aber normalerweise einmal pro Woche, manchmal aktuell sogar mehr weil sie Hilfe braucht. Ist sie vielleicht eifersüchtig?

Sie ist jetzt Ende 50, hat eine (nicht mehr wirklich zufriedenstellende?!) Beziehung, mein Vater und sie verstehen sich inzwischen wieder ganz gut, dann meckert sie, was er jetzt schon wieder „falsch“ gemacht hat, wenn er ihr mit irgendetwas hilft ist sie froh, dann bittet sie ihn um den nächsten Gefallen, ihm wird es zu viel aber er will das neuerdings wieder bessere Verhältnis auch nicht gleich wieder kaputt machen, sie regt sich dann bei mir über ihn auf. Sie gestaltet ihre Wohnung um, kann sich aber oft nicht entscheiden welche Lampe/Tisch/Stuhl etc sie jetzt kaufen soll und in welcher Farbe und braucht tausende Ratschläge.

Ich finde das irgendwie anstrengend und das spürt sie auch. Wahrscheinlich sehe ich meine Mutter und unser Verhältnis differenzierter und erwachsener als noch vor ein paar Jahren.

Ich habe auch mit ihr darüber geredet, es war ihr dann irgendwie ganz arg, aber so richtig angekommen ist es nicht bzw. hat sich nichts geändert.

Mein Bruder war lange im Ausland und wohnt jetzt 50 km entfernt, ihm ist das auch schon aufgefallen. Er ist dann allerdings auch immer derjenige der zu Besuch kommt wenn er Lust hat und niemand würde auf die Idee kommen sich zu beschweren.

Schwierig, vielleicht ist das auch einfach normal und der Lauf des Lebens. Ich bin leider auch jemand der aufgrund einer negativen Eigenschaft eine ganze Beziehung in frage stellt, im Sinne von… sie kann nichts entscheiden, sie nervt mich, jetzt habe ich keine Lust mehr auf sie. An sich mag ich meine Mum ja;)

Andererseits weiß ich auch, dass sie immer für mich und uns da ist und war und alles für uns tun würde.

Allerdings merke ich auch wie mich das ganze belastet und Energie kostet.

Weiß einfach nicht so recht wie umgehen damit? Ist das auch in gewisser Weise normal und ich sollte versuchen das nicht so sehr an mich heran zu lassen?

Bearbeitet von Erwachsenwerden2
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Wie alt bist du? Vielleicht ist es Zeit für eine liebevolle Abnabelung. Es gibt im Leben auch Phasen da hat man mehr Lust aufeinander als in anderen Zeiten. Solange das keine krassen Cuts sind oder man jemand total vernachlässigt, ist das ganz normal.

Bei meiner Mutter war es auch so dass ich irgendwann weniger Kontakt hatte, dann wieder mal mehr … jetzt leider viel weniger, was aber eher von ihr ausgeht. Trotzdem ist sie meine Mum und wir mögen uns sehr gerne.

Versuch dich nicht unter Druck setzen zu lassen und dir die Distanz zu nehmen die du brauchst. Du bist nämlich – egal wie viel sie für dich schon getan hat – nicht für deine Mutter zuständig und schuldest ihr deine Zeit nicht. Vielleicht vermisst du sie nach 10 Tagen schon wieder und ihr findet gut zueinander. Vielleicht ist es auch so dass du die Distanz genießt, dann hast du auch deine Antwort. Mir haben die Zeiten mit mehr Distanz immer sehr gut getan, und ich brauche auch ein bisschen Abstand (aber nicht kompletten Abstand ;) ).

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Ich würde mit ihr darauf hinaus, dass sie dich „schuldenfrei“ lassen soll. Du bist zwar ihr Kind, aber eine erwachsene Frau. Du entscheidest mit, wie eure Beziehung funktioniert. Es ist verständlich, dass du keine Freundschaft und keine festen Verpflichtungen möchtest.
Von jungen Menschen wird häufig erwartet, dass sie ja Nachsicht und Geduld mit den „Alten“ haben sollen. Ich finde jedoch nicht, dass man sich ein schlechtes Gewissen machen oder gar Mitleid verspüren soll.

Vor ein paar Tagen gab es hier einen Thread, bei dem gefragt wurde, ob man als Elternteil Erwartungen an sein Kind hat. Jeder behauptet immer, dass das ja nicht so sei, aber in der Praxis sieht es häufig anders aus.
Übergriffigkeit und zu viel Meinung im Bezug auf das Schwiegerkind oder Enkelkind sind hier an der Tagesordnung. Du bist nicht die Einzige, die ihre Eltern in die Schranken weisen und eine neue Beziehungsdynamik etablieren muss. (Schwieger)Eltern sehen häufig keinen Grund etwas zu ändern, sind unreflektiert oder einfach auch egoistisch. Je nachdem reicht es nicht, dass man durch die Blume redet, sondern auch mal bewusst eine Konfrontation sucht.

Bearbeitet von Cents
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Ja, in gewisser Weise sind unangenehme Gefühle im Abnabelungsprozess normal. Es fühlt sich an, als müsste man ein schlechtes Gewissen haben. Dem ist aber nicht so, deine Mutter ist für ihr Leben selbst verantwortlich.

Leider ist meine Mutter ähnlich. Sie hat keine wirkliche Freundin vor Ort und ich soll irgendwie alles ausgleichen, was mein Vater nicht leisten kann (z.B. Kunst, Literatur, Kino, Einrichtungsgegenstände usw.). Ich habe auch lange damit gekämpft und mich dann Stück für Stück verweigert. Gerade auch, weil ich selbst eine Tochter (16) habe. An ihr sehe ich deutlich, dass ich sie nicht als Freundin "benutzen" kann. Das passt einfach nicht, ich muss mein eigenes Leben haben und sie auch. Wir quatschen gern und machen auch mal was zusammen, unsere Interessen gehen aber einfach altersbedingt weit auseinander. Ich würde sie zu sehr belasten.

Du hast ein Recht auf ein eigenes Leben, an dem man die Eltern (gesprächsweise oder mal an einer Schnittstelle) teilhaben lassen kann. Aber ein Freundinnenersatz geht zu weit. Hat deine Mutter keine Freundinnen (mehr)?

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Hat sie keine Freundinnen, die sie beraten könnten? Oder dein Vater? Ist schließlich auch sein Heim.
Wobei brauchen deine Eltern Hilfe?
Ende 50 ist doch kein Alter oder sind sie gesundheitlich eingeschränkt?

Deine Mutter kann sich nicht nur auf dich fixieren.
Sie muss da schon selbst in die Puschen kommen, für ihre Unterhaltung sorgen und ihr Leben unabhängiger von dir gestalten. Du bist nun mal kein kleines Kind mehr.
Bei deinem Bruder funktioniert es doch auch.
Wahrscheinlich weil er sich nicht so sehr verantwortlich fühlt wie du.
Schau es dir von ihm ab.

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Weniger ans Handy gehen.. Weniger Besuche.
Kürzere Gespräche.. Tu das was dir gut tut.

Musste mich auch abnabeln und das hat uns beiden gut getan.

Bestes Verhältnis nunmehr und kann mit allen Sorgen zu ihr kommen.

Aber das Kontakt reduzieren ist wichtig, sonst entwickeln sich sogar Hass Gefühle.. War bei mir eine zeitlang so.

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Der Text könnte fast 1:1 von mir kommen. Außer, dass ich ein Einzelkind bin und dazu noch jahrelang ein Stockwerk unter meinen Eltern gewohnt habe.

Vor fünf Jahren bin ich mit meinem Mann zusammengekommen. Ich glaube, das war sehr schwer für meine Mutter. Ich stand ihr jahrelang mehr oder weniger dauernd zur Verfügung. Und plötzlich hatte die Tochter einen Mann und keinen Kopf mehr für sie. Bei meiner Mutter kommt dazu, dass sie nicht berufstätig ist und auch keine wirklichen Freundinnen hat, mit denen sie sich trifft.

Und auch wenn ich Verständnis dafür habe, wie schwer diese Abnabelung für meine Mutter bestimmt war, so war sie doch mehr als überfällig (und wahrscheinlich deswegen gerade NOCH schwieriger). Und jaaa, als einziges Kind hatte ich auch manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn ich keine Zeit hatte, ihr die Haare zu färben oder die Gardinen zu kürzen oder oder oder.

Das schlechte Gewissen musste ich mir dann Stück für Stück abtrainieren, was, zugegeben, nach jahrelanger Konditionierung nicht leicht war.

Du musst dir nur vergegenwärtigen: Es liegt nicht in deiner Verantwortung, deiner Mutter ihr fehlendes soziales Netz zu ersetzen. Das kannst du gar nicht leisten. Denn unsere Eltern sind genauso erwachsen, wie wir. Sie sind genauso für ihr Leben und ihre Entscheidungen verantwortlic,h wie wir selbst.

Je nach Charakter und Alter fällt eine Abnabelung dem einen leichter, dem anderen schwerer. Ich kann dir nur sagen, es ist ein notwendiger Schritt und mit der Zeit wird es einfacher.