Guten Morgen,
Ich brauche mal den Austausch und hoffe, dass ihr mir Input geben könnt, dass ich eine vernünftige Entscheidung treffen kann.
Folgendes:
Mann arbeitet, seit kurzem in einem neuen Job und verdient nun gute 1000 Euro mehr im Monat als zuvor. Zwei Kinder, das erste geht in die erste Klasse, das zweite kommt nach den Ferien in die Schule. Ich habe eine TZ Stelle und verdiene je nach Monat 1000 bis 1200 Euro.
Unser erstes Kind ist eine kleine bombe. Aktuell in der adhs Diagnostik. Manchmal ist es morgens extrem anstrengend, es wird sich mit Händen und Füßen gegen die Schule gewehrt. Noch haben wir es immer rechtzeitig geschafft, aber es ist sehr anstrengend. An anderen Tagen ist gar nix. Hausaufgaben sind hingegen mittlerweile eigtl jeden Tag ein grauen... es wird extrem geschmiert und manchmal so krass verweigert, dass für 10 Wörter zwei Stunden draufgehen. Unser Kind langweilt sich und war vorallem im ersten Halbjahr sehr unterfordert. Es ergab keinen Sinn, warum man all die Buchstaben einzelnd schreiben sollte, wenn man es bereits könne. Ebenso zieht es sich bei Mathe wie ein roter Faden durch... Unser Kind hatte bereits im Januar dann die schreibschrifthefte der zweiten Klasse. Die mathehefte hätte es vermutlich auch gegeben, wenn die nicht ständig einkassiert worden wären von der Schule.
Vom sozialverhalten ist unser Kind ein Mischmasch. Regeln sind wichtig, doch im Spiel werden diese und Grenzen anderer häufig doch mal übersehen, weil die Empathie entwicklungsmäßig noch nachhängt. Das führte auch zu Ärger in der Schule.
Zuhause mit dem jüngeren Geschwister wird schnell gepiesakt und geärgert - jede Lücke word genutzt. Bei Frust (wenn etwas anders läuft als K1 es will oder es ein Nein gibt) bekommt das geschwisterkind, wenn es im armumkreis ist, häufig direkt körperlich den Frust ab, es wird gehauen, getreten oder spielzeug weggenommen/zerlegt (lego). Es wird geschrien, Türen geknallt.
Das jüngere Kind ist sehr sensibel, weint schnell, hat aber einen starken Willen und ist sehr verträumt. Stundenlang kann mit dem Wasser gespielt werden, anstatt sich die Zähne zu putzen... das kann vorallem morgens ein echtes Problem sein und so herrscht auch hier schnell schlechte Laune, wenn ich als Mama vehement einfordere, dass endlich die Zahnbürste in die Hand genommen werden soll. Ebenso ist es beim anziehen... gern verfällt das Kind in die Rolle des Kleinkinder zurück und möchte betüdelt werden... kann ich aktuell ja auch gut verstehen mit der bevorstehenden Einschulung, aber es war halt schon immer so, obwohl wir sehr viel Wert auf Selbständigkeit legen.
Manchmal wird K1 nachts wach und kommt nicht mehr selbst in den Schlaf. Dann hab ich ein zappelndes Kind nehmen mir, was klagt, das die Füße einfach nicht still halten wollen. Manchmal kommt auch K2 noch dazu ins Bett, weil es so viel Nähe braucht. Es gibt keine festen Faktoren, die dazu führen - es kann jede Nacht passieren oder wochenlang mal nicht.
Ruhiges spielen der beiden ist immer russisches Roulette. Mal klappt es zwei Stunden am Stück, mal zerfleischen sie sich regelrecht alle 30 Sekunden. Egal ob draußen oder drinnen.
Ich gehe mittlerweile am Stock und bin einfach durch. Seit 6 Wochen bin ich krank geschrieben und nehme seit 10 Jahren das erste mal wieder Antidepressiva. Ich war vor der Geburt des ersten Kindes für fünf Jahre in Therapie und hatte meine traumatische Kindheit aufgearbeitet. Es triggert mich extrem, dass mein großes Kind nur hört und gut mitläuft, wenn man laut wird und mit "wenn, dann!" arbeitet. Ich fühle mich extrem schlecht dabei und aufgrund meines Jobs im sozialen Bereich bin ich eh etwas belastet, weil mir Dinge immer sehr nahe gehen.
Ich gebe mir die größte Mühe, dass alle hier das bekommen, was sie brauchen. Ich gebe, was ich kann. Ich kümmere mich zum größten Teil um den Haushalt, den großen Garten teilen mein mann und ich uns arbeitstechnisch.
Nun nach sechs Wochen krankenstand zuhause merke ich schon, wie unglaublich gut es mir tut, vormittags allein zu sein. Ich kann so vieles schaffen, was sonst liegen geblieben ist. Ich stehe abends nicht mehr, nachdem die Kinder im Bett sind, noch am Wäsche aufhängen, nachdem ich eh fast den ganzen Nachmittag eh schon Haushalt gemacht habe und keine Zeit für die Kids hatte. Die Kinder sind etwas entspannter, ich definitiv sowieso.
Ich bekomme Bauchschmerzen bei dem Gedanken, wieder zurück zur Arbeit zu müssen. Zurück in den alten Trott ist abschreckend für mich. Klar sind die Kids zu meiner Arbeitszeit dann in der schule/noch kiga, aber ich wäre zurück in meinem hamsterrad. Zudem wird K2 vermutlich viel Begleitung brauchen beim Start in der Schule, weil es so verträumt ist. Eine zurückstellung hätte keinen Sinn gemacht, da auch K2 schon sehr pfiffig ist und sonst auch in die Unterforderung kommen würde.
Zudem müssten beide in ihren Ferien immer mit zu mir auf Arbeit, weil ich in den Ferien meist keinen Urlaub bekomme (Kita).
Ich denke die ganze Zeit, es wäre für alle besser und für mich gesünder, wenn ich einfach kündigen und zuhause bleibe. Hortplätze gibt es bei uns nur sehr wenige, die sind alle belegt und würden mich für beide Kinder monatlich fast mein ganzes Gehalt kosten. Obendrauf kommt eine Lebensmittelunverträglichkeit, weswegen ich ihnen dass Mittagessen täglich mitgeben müsste.
Auf der anderen Seite spüre ich den gesellschaftlichen Druck, dass eine Frau unbedingt arbeiten gehen muss. Mir graut es davor, vor anderen ehrlich zu sagen, mich bewusst dafür entschieden zu haben, zuhause zu bleiben. Ich habe Angst auf Unverständnis zu stoßen, auf Ablehnung und das man sich sonstwas von mir denkt. Ich weiß, dass ich nicht so belastbar bin wie andere, dass ich sehr sensibel bin. Mein eigener Vater sagt, ich sei schon als Kind sehr sprunghaft gewesen und nichts konnte mich lange beschäftigen, ich würde immer wieder etwas neues brauchen.
Ich habe Angst, dass ich eine falsche Entscheidung treffe. Dass ich entweder meine Kinder damit kaputt mache, weil wir uns durch all das durchkämpfen und ich irgendwann zusammen breche, oder dass ich stigmatisiert werde und im Alter finanziell vllt am Allerwertesten bin, weil ich vllt die nächsten zwei drei Jahre nicht arbeiten gehe. Und ich habe angst davor, keinen Arbeitsplatz mehr zu bekommen oder dass der Einstieg dann sehr schwer für mich wird. Ich fühle mich gefangen in dieser Situation, als wenn ich nur eine schlechte Entscheidung treffen könnte.
Stelle ich mich an? Soll ich mich durchbeißen? Verlange ich zu wenig von meinen Kindern? Muss ich ihnen gegenüber härter und verständnisvoller sein?
Familiäre Unterstützung ist nicht so gut möglich. Mein Vater wohnt weit weg. Die Eltern meines Mannes zwar sehr nahe, aber dort darf K1 quasi so gut wie alles, das schlechte Verhalten wird quasi gefördert und K2 muss dabei viel einstecken und bekommt wegen der sensiblen Ader kaum bis gar kein Verständnis.
Kinder, Arbeit, Familie, (über)leben
Was meint denn dein Mann dazu?
Ich verstehe, dass du diesen gesellschaftlichen Druck verspürst. Aber das Leben ist zu kurz, um sich nach anderen zu richten. Wer dich kennt und dich mag, wird dich mögen und verstehen, wenn du nicht mehr arbeiten gehst. Auf die anderen kannst du pfeifen.
Wichtig ist, dass du selbst in dich hinein horchst, wie du dich mit den zwei Optionen - arbeiten oder nicht - fühlst und dass du dir mit deinem Mann einig bist.
Was andere sagen würden, kannst du in deine/eure Überlegungen einfließen lassen. Letztendlich hast du dein Leben in der Hand und du musst es entscheiden. Wenn eh jede Entscheidung potenziell falsch sein könnte, entscheide dich dafür, was sich für dich besser anfühlt und womit du dich glücklicher fühlst. (Eine glückliche Frau/Mutter kommt auch deinem Mann und deinen Kindern zugute).
Ich wünsche dir alles Gute!
Huhu, ich kann verstehen, dass es dir insgesamt zu viel wird und dass es dir graut zurück zur Arbeit zu gehen. Aber ich glaube, wenn du jetzt planst 2-3 Jahre komplett auszusteigen, dann wird die Hürde zurück in ein geregeltes Arbeitsleben zu gehen, immer höher. Ich würde eher schauen, ob du ggf mit den Stunden noch etwas runter gehen kannst, um zB. einen freien Vormittag pro Woche zu haben und als Entlastung zusätzlich noch eine Haushaltshilfe engagierst. Dann habt ihr vermutlich im Schnitt immernoch mehr Geld als wenn du komplett aussteigst.
Eine gute Option!
Oder eben auf 520 Basis gehen als Minijob. Wäre wohl das beste auch für die Kinder.
Und nein, ich finde nicht, dass du dich anstellst. Du leistest viel und wie du es beschreibst, ist es alles andere als einfach. Du kannst stolz auf dich sein, wie du das alles meisterst, (ob du zusätzlich arbeiten gehst oder nicht. )
Bedenke: Die Gesundheit und die Zeit, die wir füreinander haben, ist im Endeffekt das wertvollste, was wir haben.
Ich glaube, dass es insgeheim vielen Frauen so geht wie dir, aber dass so eine Entscheidung, ein paar Jahre nicht zu arbeiten, weil man in der Familie sehr gefordert ist, in unserer Gesellschaft viel Mut verlangt.
Egal, wie du dich entscheidest, ich finde toll, wie du das alles hinkriegst!
Mir scheint ganz stark, dass du ein gute Gespür für dich selbst hast. Du merkst, wie du (wieder?) i Richtung Depression/chronische Erschöpfung abdriftest. Ich habe wirklich das Gefühl, dass es dir guttäte, dieser Intuition und diesem Wunsch nachzugeben und für einen gewissen Zeitraum nicht zu arbeiten. Es ist ja fast ein Wink des Schicksals, dass dein Mann jetzt genau deinen Verdienstausfall wettmacht.
Denk nicht daran, was andere denken, sie leben nicht dein Leben, das machst nur du. Rente: Eventuell kann dein Mann die Rente für die Zeit splitten. Und: Job kriegst du sofort wieder, du arbeitest ja in einem Mangelberuf. Eventuell orientierst du dich in dieser Zeit auch neu, würde mich nicht wundern.
Also von mir - rein intuitiv - in fettes GO und sorg gut für dich!
LG Lil
Hallo Entscheidungtreffen,
Du quälst dich zu einer vernünftigen Entscheidung, hättest du auch den Mut zu einer unvernünftigen Entscheidung?
Für mich sticht dieser Satz aus deinem Beitrag hervor: "Ich bekomme Bauchschmerzen bei dem Gedanken, wieder zurück zur Arbeit zu müssen".
Das hört sich an, als wollte dir dein Bauch, dein Ich etwas mitteilen, wogegen sich dein Verstand und deine Vernunft noch wehren. Und was dir vermeintlich gegen den Mainstream geht "Was werden die Anderen dazu sagen? Das macht man doch nicht. Das ist gestrig...".
Die Warnsignale deines Bauchgefühls bekämpfst du in deiner Not mit Antidepressiva, dafür sind diese Medikamente in meinen Augen nicht gemacht.
Hast du denn schon mit deinem Mann über deine innere Not, über dein nagendes Bauchgefühl gesprochen? Wie sieht er das?
Könntet ihr euch es finanziell leisten, wenn du eine Zeitlang ausschließlich für deine Kinder und den Haushalt sorgen würdest?
Du bist bereits therapieerfahren. Ich glaube, du ahnst, dein innerer Konflikt überträgt sich bereits unbewusst auch auf deine Familie und führt euch möglicherweise in eine Art Abwärtsspirale.
Ich kann dir nur raten, höre auf deine innere Stimme. Habe Vertrauen auf deine innere Stimme, die dir für heute das Richtige sagt und achte auf dich selbst.
Hey!
Geht alle mal zum IQ-Test, ist mein spontaner Gedanke. ADHS kann sein, muss aber nicht. Ein nicht ausgelasteter (Hoch-)Begabter zeigt dieselben vermeintlichen ADHS-Symptome.
Die Lehrerin sollte dann den Unterrichtsinhalt der Kinder an deren Fähigkeiten anpassen. Wenn es schon schreiben kann, sind Übungen wie "Schreib 10 Zeilen das große und kleine D." geistige Folter.
Liebe Grüße
Schoko
Achso- ich glaube, deine Gedankenspirale gehört zum Krankheitsbild. Ich würde erstmals wieder auf den Damm kommen, bevor ich so eine weitreichende Entscheidung treffe.
PS. Wenn dein Mann frisch im neuen Job ist, würde ich erst nach dem Ablauf seiner Probezeit kündigen.
Grundsätzlich sollte es egal sein was andere Leute denken.
Du möchtest ein paar Jahre deine Kinder unterstützen, dann mach das. Der Arbeitsmarkt ist für Arbeitnehmer gut du wirst danach wieder einen Job finden.
Ich würde aber mit der Lehrein die Hausaufgaben besprechen. Hausaufgaben sollen ja das gelernte vertiefen. Wenn dein Kind alles kann sind die HA sinnlos und ich würde mir da keinen Stress zuhause machen.
Hallo,
wenn ihr es euch finanziell leisten könnt, dann kündige deinen Job und bleib zu Hause. Deine Kinder brauchen eine gute Stütze, um ihren Alltag meistern zu können, da sie Päckchen zu tragen haben. Diese Stütze bist du, da dein Mann der Besserverdiener ist (so lese ich deinen Text). Dir tut es gut, zu Hause zu sein, du kommst zur Ruhe, hast mehr Kraft für die Kinder, das ist alles was jetzt erst einmal zählt. Wenn die Kinder mit deiner Stütze lernen können, ihre Päckchen zu tragen, dann kannst du in Zukunft wieder arbeiten gehen, da sie immer selbstständiger werden.
Der Gesellschaft kannst du es eh nie Recht machen. Bleibst du jetzt zu Hause, dann wird gemeckert. Gehst du arbeiten heißt es, die müsste sich doch mehr um ihre Kinder kümmern. Also höre auf dich und dein Herz. Rede mit deinem Mann.
Ich denke auch, dass du dir bei der aktuellen Situation keine Sorgen machen musst, in ein paar Jahren keinen Job mehr zu finden. Die werden dich mit Kusshand nehmen.
Höre auf dich, dein Körper sagt dir doch schon, was das richtige ist. Und deine Kinder auch mit ihrem Verhalten (sie sind doch schon entspannter geworden)
Ich wünsche dir viel Mut bei der Entscheidung und Kraft für die nächsten Jahre.