Ich kann mein Kind nicht annehmen, wie es ist

Hallo zusammen,
mir fällt es schwer, das zu schreiben, gleichzeitig fühlt sich aber auch alles so schwer und zwischenzeitlich unüberwindbar an.
Wir haben einen Sohn, der 2,5 ist. Außerdem bin ich im 6. Monat schwanger.
Die Geburt war traumatisch, er blieb kurzzeitig stecken und hatte Startschwierigkeiten, sodass es kein Bonding gab. Die ersten 6 Monate waren schön, dann schlich sich eine späte Wochenbettdepression ein und ich musste merken, wie schwierig es war, Hilfe zu bekommen. Egal, die haben wir jetzt. Dennoch habe ich oft das Gefühl, wir stecken fest und ich kann mein Kind nicht annehmen, wie es ist.
Er ist laut, er fällt auf, er ist wild, er ist willensstark. Er fordert permanente Aufmerksamkeit. Er kuschelt in den seltensten Momenten, er schmiegt sich auch selten an. Er ist extrem neugierig, will alles wissen. Er wirkt oft wie getrieben. Er fängt manchmal einfach an zu singen, in einer extremen Lautstärke. Und fast täglich frage ich mich, ob er sich normal entwickeln wird oder ob irgendwas hinter seinem Verhalten steckt. Für mich ist gefühlt jeder Tag ein Kampf.
Mein Mann macht viel. Aber das ändert nichts daran, dass unser Sohn so extrem anstrengend ist, so anders als ich es mir gewünscht hab (sorry für diese Ehrlichkeit) und dass ich jeden Tag abends einfach nur froh bin, wenn er schläft.
Ich wünschte, ich könnte ihm die Ruhe gehen, ihn trösten. Aber er lässt es auch nicht zu.
Mir fällt es einfach extrem schwer, das so zu akzeptieren und ich frage mich, ob es jetzt so bleibt- so schlimm, so anstrengend.
Es geht sogar so weit, dass er mir draußen manchmal unangenehm ist, wenn wir auf andere Kinder mit Müttern stoßen.
Ich mache selber eine Therapie, aber es ändert auch nichts daran, dass er so furchtbar anstrengend ist..
Es fühlt sich manchmal so ungerecht an und ich wünschte, es würde irgendwie besser werden.Bestimmt wird ein Teil auch an mir liegen, an meiner Vergangenheit. Aber es lässt sich nicht leugnen, dass er sehr herausfordernd ist.
Was ich mir hier erhoffe- ich weiß es auch nicht, aber es war gut, das mal zu sortieren

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Du bist sehr streng mit dir.

Ich war gottfroh, wenn die Kinder abends endlich schliefen oder sie bei meinen Eltern übernachtet haben. Oder wenn sie am Nachmittag bei Freund*innen zum Spielen waren.

Ich war nicht Mutter Theresa - und du musst das auch nicht sein. 😉
Vielleicht wird euer Leben leichter, wenn du deine riesigen Ansprüche an dich ein bisschen runterschrauben kannst.

Ich wünsche dir/euch alles Gute! 💐

Bearbeitet von sanne1973
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Ich weiß gar nicht, ob ich so riesige Ansprüche an mich selber hab. Ich kann einfach meine Vorstellungen, die ich hatte vom Familienleben oder von meinem Kind, nicht verabschieden. Und ich fühl mich einfach überfordert mit dem Kind, was wir bekommen haben.
Gleichzeitig hab ich auch so riesige Angst, dass er irgendwelche Diagnosen bekommt, die es für immer anstrengender machen

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Hi
Mein Kind war zwar nicht anstrengend, fiel aber durch sein Verhalten und seine motorische Entwicklung auf
Da habe ich mir auch oft Gedanken gemacht
Und tatsächlich habe ich auch getrauert um das Familienleben, das es so wie erträumt nicht gab
Das hatte nix damit zu tun, dass ich mein Kind nicht mochte so wie es war
Aber die Vorstellung war eben eine andere
Mein Kind ist jetzt 15 und fällt immer noch ein Stück aus der Norm
Aber es ist eben prima wie es ist und kommt gut durchs Leben

Erlaube dir ruhig traurig zu sein um das was nicht ist
Und freue dich an dem schönen das du hast

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Bitte schraub mal Deine Riiiiesenansprüche an Dich runter, das klingt ja furchtbar anstrengend und - wenn Du abends fix und alle bist, machst Du Dich selber kaputt.
Auch ein Zweieinhalbjähriger muss nicht dauerbetüdelt, dauerversorgt und -beschäftigt sein.
Habe aktuell eine junge Familie in der Nachbarwohnung, 3 Kinder, ein Jahr, 3 Jahre, 4 Jahre. Familie aus Eritrea, seeehr entspannt.
Brüllt der Große rum, gibts einen konsequenten Anpfiff, für die Tochter gleich mit dass sie garnicht erst anfängt zu nölen und Mama hat Zeit fürs Baby. Willensstark ist oft die Umschreibung für ziemlich eigensinnig und austestestend, wie weit man bei Mama gehen kann. Probiert der 3jährige Nachbarschlumpf auch😎 aber die Mama lässt sich nicht beeindrucken, drückt ihm was in die Hand zum Spielen und sagt nur ruhig "gleich"... 5 min später kommt er dran, vorher nicht, da kann er machen was er will.
Nein, Dein Kind braucht keine permanente Aufmerksamkeit 24/7, es ist das nur gewöhnt, weil Du es glaubst, leisten zu müssen. Kannst Du mit Baby eh nicht mehr leisten.
Ich hab auch 2 Kinder und habe meine Enkelin großteils mit aufgezogen, dazu die 6 Kinder meiner Schwester viele Jahre mit begleitet.
Stelle mir gerade vor, da hätte eines "permanente Aufmerksamkeit" eingefordert 🙈... Hast Du nirgendwo eine Mama mit mehreren Kindern, die Dir real Tips geben kann?
LG Moni

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Ich hab zwar Mamas im Umfeld, aber da sind die Jungs einfacher, können sich auch mit sich selber beschäftigen und sind nicht so viel Theater am machen.
Also es ist schwer, mir fallen einfach viele Unterscviede zu Gleichaltrigen auf.
Man kann ihn nicht einfach lassen, dass er sich selbst beschäftigt. Er findet immer irgendwas, wo er nicht draufklettern soll. Dabei ist es schon kinderfreundlich bei uns.
Es ist, als hätte er einfach eine extreme Unruhe. Draußen ist es zwar besser, aber auch da- auf neuen Spielplätzen wirkt er manchmal, als würde sein Kopf vor Eindrücken explodieren und er weiß gar nicht wohin zuerst.

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Das klingt alles sehr belastend für dich und schwanger gleich noch dreimal mehr. Ich glaube, schwanger sein kann einen psychisch auch ganz schön runter ziehen.

Dein Sohn ist aber nunmal so wie er ist. Kannst du dahin kommen, dass du dir zwar eingestehen kannst, dass du ihn dir anders wünschen würdest, aber du jetzt, ohne Verbitterung, für ihn da bist, wie er eben ist?

Wie geht es denn deinem Mann damit? Kann es dir vielleicht helfen, euren Sohn durch seine Augen zu sehen? Was mag er am ihm? Bist du sicher, dass dein Sohn da wirklich so besonders ist, und das nicht einfach Grade die Trotzphase voll reinschlägt?

Ich bin abends auch froh, wenn meine Kinder schlafen, manchmal ganz besonders 🫣. Manchmal gehe ich dann mit Absicht nochmal gucken, wie sie da so ruhig und selig liegen. Denke an ein schönes Erlebnis, streichel ihnen Mal kurz durch die Haare. Und dann sind es auf jeden Fall die tollsten Kinder der Welt.

Weißt du, auch wenn alle hier immer beteuern, dass es ihnen ja völlig egal wäre, wie ihre Kinder Mal werden, glaube ich, dass es normal ist, über manches auch Mal enttäuscht zu sein. Wichtig finde ich es, dabei nicht stehen zu bleiben, zu trauern, bitter zu werden, oder (innerlich oder äußerlich) unfair dem Kind gegenüber. Ja, er hat (aktuell, später weiß ja noch keiner), ein paar Themen. Aber er hat bestimmt auch tolle Seiten. Er ist vielleicht stark, unbändig, selbstbewusst, schlau, durchsetzungsstark... Und du kannst ihn begleiten, gespannt beobachten, was passiert.

Ich wünsche dir und euch alles gute!

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Also ich glaube mal so als Ferndiagnose. Dein Kind ist ok so wie es ist. Das solltest du einfach mal langsam akzeptieren und dann wird es auch einfacher.

Mein Sohn ist 14 Monate alt und ich muss mir auch von jedem anhören wie anstrengend das ist und die könnten es niemals. Ja und?

Es sind Kinder. Ich bin bei jedem schläfchen froh und glücklich. Hol mir direkt meine Snacks und mach ne Serie an. Also ich kenne keine Mutter die dann da sitzt und denkt :oh wie schade jetzt schläft der Peter schon 2st tief und fest.. Das macht mich so traurig.. NIEMAND NIEMALS

Das du jetzt schwanger bist ist natürlich ne ganz andere Situation. Das macht dich auch sehr viel empfindlicher, kann ich voll nachvollziehen. Aber ich kann nur empfehlen entspannt zu werden. Denn grade auf so freche Kinder sage ich mal, färbt die Stimmung der Mutter immer besonders ab. Die fühlen alles. Egal wie gut du es versteckst :)

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„Also ich kenne keine Mutter die dann da sitzt und denkt :oh wie schade jetzt schläft der Peter schon 2st tief und fest.. Das macht mich so traurig.. NIEMAND NIEMALS“

😂😂😂😂 damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen, ich musste so lachen 🤭

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Dein Kind ist neugierig, wissbegierig, singt gern und ist ggf. sportlich. Das sind doch erst mal positive Eigenschaften, über die du dich freuen kannst!

Daneben hat er auch Eigenschaften, die anstrengend sind und die du dir so nicht gewünscht hättest. Ja, das kommt (bei fast allen Kindern...) vor. Darüber kann man frustriert sein und das ist natürlich auch anstrengend.

Aber fokussiere dich immer mal wieder auf seine positiven Seiten, genieße die Zeit mit ihm, indem du bewusst diese Seiten förderst. Stelle Musik an, singt gemeinsam, tanzt dazu (dann kann er sich gleich körperlich auspowern).

Eltern müssen ihre Kinder so akzeptieren, wie sie sind - Kindern geht es genauso, die Macken der Eltern und die ungeliebten Hobbys muss man als Kind ertragen. 😉

Aufgabe für dich zur Nacht: Jeden Abend 5 Dinge finden, über die du dich bei deinem Sohn an dem Tag gefreut hast, die dich überrascht oder begeistert haben, die du in Erinnerung behalten möchtest.

Parallel überlegen, wie du Zeit für dich finden kannst, in der du dich bewusst entspannst. Gerade im Hinblick auf die Schwangerschaft.

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Bearbeitet von Fuellli
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Erzähl doch noch ein wenig von eurem Alltag....
Meine Tochter ist 2 Jahre und 2 Monate und ich bin auch schwanger, aber erst in der 13. SSW. Meine Tochter geht zwei Tage in die Kita, an denen ich arbeite, das hilft mir schon gut. Ansonsten hilft mir gut, immer eine Struktur einzuhalten, auf den Schlaf zu achten auch mittags und Beschäftigungen zu suchen, wo ich sie integrieren kann. Vielleicht kannst du ja nochmal hinschauen, ob da an einem Tagesablauf noch was helfen könnte. Hat er denn zum Beispiel auch Möglichkeiten, sich bewusst auszupowern oder dreht ihn das nur noch mehr auf?

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Ich kann das gut verstehen. Schon unser erstes Kind war eine kleine Herausforderung - extrem willensstark, sehr fordernd, immer in Aktion, schlechter Schläfer, ständig fragend. Aber es war machbar. Und dann kam Kind 2, und das war nochmal ein ganz anderes Level... Ich liebe ihn wirklich sehr, aber jeder Tag ist anstrengend. Jeder. Von der Sekunde an, wo er die Augen öffnet, muss man ihn im Blick haben. Immer. Es gibt Momente, wo er im Spiel versunken ist, und die genieße ich. Aber oft ist es abrupt vorbei, und dann steht er plötzlich auf dem Tisch, verreibt Marmelade an der Wand, schmeißt mit Lego oder zieht sich mitten im Supermarkt aus...

Was mir sehr hilft, ist der Blick seiner Tagesmutter, denn sie geht da völlig anders ran. Sie bewundert seinen Entdeckergeist, seinen Forscherdrang, sein gesundes Selbstbewusstsein - das Wenigste tut er mit der Absicht, etwas kaputtzumachen oder jemandem wehzutun (obwohl das natürlich auch vorkommt, wenn er wütend ist). Er will einfach wissen, was passiert. Wie sieht die Welt vom Tisch aus aus, wie fühlt sich Marmelade auf Raufaser an, kann Lego kaputtgehen, wird es im Supermarkt vor dem Kühlregal so richtig kalt... Man bekommt auf das "Warum?" durchaus Antworten. Die verblüffen mich teilweise sehr, aber ich merke, dass ich langsam kapiere, wie sein Kopf funktioniert und dadurch kann ich besser abschätzen, was als Nächstes passiert. Das hilft mir, das zu ertragen. Das und das Wissen, dass es irgendwann einfacher wird. Denn das wird es.

Versuche, dir die positiven Sachen zu vergegenwärtigen. Und lass dich auf ihn ein. Wir haben die besten Momente, wenn ich mich wirklich in seine Welt begebe. Wenn wir verrückte Sachen ausprobieren. Wenn er mal was bestimmen darf. Und wenn ich mir vor Augen halte, was später aus ihm werden könnte😉 Manchmal gucke ich ihn mir so an und denke: Jawohl, du wirst die Welt auf den Kopf stellen - aber vorher musst du sie erstmal kennenlernen.

Schau, wie du es dir einfacher machen kannst. Und sei nicht so hart zu dir selbst. Ich kenne diese Gefühle nur zu gut, und zeig mir bitte die Kleinkind-Eltern, die noch nie abends auf die Couch gesunken sind und dachten: "Ich habe keinen Bock mehr auf diesen ganzen Mist. Gebt mir einfach nur noch Alkohol." Lass das zu. Und such dir Leute, die ebenfalls zugeben, dass sie manchmal überfordert sind. Es hilft so viel, wenn man weiß, dass man damit nicht alleine ist. Und manchmal bekommt man auch super gute Tipps.

Bearbeitet von roseately
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Ganz tolle Antwort!

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Hey du,
Sprich das doch mal beim Kinderarzt an. Du scheinst ein Gefühl zu haben, dass dein Sohn etwas hat.
Vielleicht hilft es dir, dass er ihn einschätzt.

Ich habe eine Freundin, deren Sohn wenig Impulskontrolle hat. Super anstrengend für sie der Bub. Aber es wird immer besser. Jetzt ist er 3,5 Jahre alt, im Kindergarten. Je besser die Sprache wurde, desto besser konnte er seine Impulse besprechen statt ausleben.

Kinder entwickeln sich in dem Alter noch so viel. Hab Geduld. Mit ihm und mit dir. Man steckt oft so im Alltag und im Hamsterrad, dass man das Schöne übersieht. Versuch es gezielt zu suchen und gezielt täglich einen schönen Moment zu schaffen.

Alles Gute euch