Meine Familie ist mir peinlich!

Hand aufs Herz: Wer kennt das Problem auch, dass die eigene Herkunftsfamilie peinlich/unangenehm ist? Und wie geht ihr damit um?
Mein ältester Bruder hat bereits vor 15 Jahren den Kontakt zur Familie abgebrochen, weil es einfach nicht mehr in sein Leben passte.
Das klingt hart und ich möchte aus emotionaler Sicht diesen Bruch nicht,allerdings merke ich oft wie ich mich in Grund und Boden schäme, dass es meine Eltern und Geschwister sind, die so auftreten.

Mein Mann und ich führen ein ganz normales, gut bürgerliches Leben mit unseren Kindern und ich merke einfach, dass meine Familie da nicht hinein passt.
Bei Feiern wie zb jetzt Mein Geburtstag habe ich den Eindruck, dass ich Familie Flodders höchst persönlich eingeladen habe.
Rauchen, ungepflegtes Äußerliches, leider oft Körpergeruch, Übergewicht und eine Umgangssprache,die wirklich zu wünschen übrig lässt. Zur Lieblingsanekdote meiner Mutter gehört es, dass ich einem Autofahrer bereits mit 3 Jahren den Mittelfinger gezeigt habe und ihn Ar**hloch nannte🤦‍♀️
Sie merken einfach nicht das sie kein normales soziales Auftreten haben.
Ich weiß, dass es finanziell auch knapp dort ist (aber für Kippen von meinem Vater und meinen Geschwistern hat es immer gereicht), aber die Kleidung ist wirklich zum Fremdschämen (ausgelaufene Schuhe, dreckige Hosen, völlig zerknitterte Hemden)
Mit Sauberkeit hatte es zu Hause keiner großartig und wenn sie dann hier sind, entsteht auch immer direkt Chaos. Hände waschen nach dem Toilettengang ist tatsächlich auch etwas an das ich erinnern muss.
Es ist meine Familie, aber ich habe es da raus geschafft und mir einen anderen Lebensstandart aufgebaut und wie gesagt es ist mir soooo unangenehm.
Wie schaffe ich es damit umzugehen?

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Ich würde sagen, nimm das zur Grundlage:

"Zur Lieblingsanekdote meiner Mutter gehört es, dass ich einem Autofahrer bereits mit 3 Jahren den Mittelfinger gezeigt habe und ihn Ar**hloch nannte🤦‍♀️"

Du hast schon früh erkannt, was A...lochbenehmen ist. 😊. Respekt.


Ja, ich kann dich voll verstehen! Mir wäre diese Familie auch peinlich. Habe zwar alles andere als ein "bürgerliches" Leben, aber das Benehmen deiner Familie wäre mir auch unangenehm. Ich bin da aber auch sehr "schamig", da gibts Menschen mit dickerer Haut. Aber so ist man oder nicht.

Ich glaub, ich würd es pragmatisch angehen: Kannst du den Kontakt zur Familie möglichst außerhalb deiner Welt halten? Denn vielleicht haben haben sie ja das Herz auf dem rechten Fleck.

Ich würde mich zu nichts verpflichtet sehen. Du kannst auch Feiern separat ausrichten. Oder Ausflüge mit deiner Familie außerhalb deiner Lebenswelt machen, wo dir andere außenstehende Meinungen dann egal sein können. Ändern wirst du deine Familie nicht, und das fänd ich auch übergriffig, wenn du denen den Spiegel vorhältst oder sie kritisierst.

Bei guten Freunden oder Nachbarn oder der Schwiegerfamilie kannst du ja vorbauen und mit Humor von Familie Flodder erzählen. Ist ja nett, dass es so ein mediales Vorbild gibt. Immerhin kannst du dann immer unterscheiden, ob jemand Humor hat oder nicht oder total verspießert ist und dich verurteilt. Mit solchen Menschen brauchst du eh keinen Kontakt.

Aber ja, du darfst dich abgrenzen und für dich sorgen. Nur nicht dein Herz überhören und dich von eigentlich liebenswerten Menschen total abschneiden. Denn es ist ja dein Ursprung, und vielleicht findest auch noch Dinge, für die du (innerlich) dankbar sein kannst.

Bearbeitet von Naima68
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Magst du die Menschen denn? Also deine Mama und deinen Papa?

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Ja es ist meine Familie und ich liebe sie, aber ich merke auch das es zunehmend schwerer wird, weil ich neben der Peinlichkeit eben auch Verantwortung für eigene Kinder habe und ich viele unbedacht e Äußerungen nicht in deren Gegenwart mag.
Mein Vater nutzt zb gerne noch das Wort Ne*er für dunkelhäutige Menschen; nicht weil er Rassist ist, sondern weil es für ihn normal ist.
Ich möchte dieses Wort aber nicht im Sprachgebrauch meiner Kinder!

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Ja, OK, kenne ich. Mir liegt aus Gewohnheit auch immer der N*kuss auf der Zunge. 😉

Ich würde versuchen beide Welten zu trennen und deine Kinder vorbereiten/zu begleiten im Umgang damit/zu erklären. Ich glaube Kinder können das schnell trennen.

Wenn du keine emotionale Bindung zu deiner Herkunftsfamilie hättest, hätte ich vorgeschlagen den Kontakt abzubrechen. Dein Ursprungsbeitrag klang nämlich für mich schon so, als ob ihr euch gar nichts zu sagen hättet.

Bearbeitet von urbia-Team
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Ist es möglich, dass sich dein sonstiges soziales Umfeld und deine Herkunftsfamilie nicht mischen? Kannst du deine Familie vielleicht mehr besuchen, als sie einladen?

Aus deinem Text geht nicht hervor, wie liebevoll das Verhältnis ist, wieviel Unterstützung sie dir gegeben haben und ob sie für ihre Kinder da waren. Sie haben dich ja offensichtlich immerhin amüsant gefunden. Gibt es vielleicht gute Seiten, auf die du dich konzentrieren kannst? Es ist ja leider nicht jedem gegeben, sich das ganze Leben zu entwickeln und einige Leute interessieren sich halt nicht für Bildung und Gesundheit. Aber sie sind erwachsen und leben ihr Leben, so wie du deins gestaltest.

Und wenns wieder ganz schwierig war, kannst du dich vielleicht einfach in deinem eigenen Zuhause umsehen und dich freuen, was du erreicht hast. Das war bestimmt nicht einfach.

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Für Geburtstage werde ich es zukünftig so handhaben; unter dem Deckmantel, dass es sonst zu viele Menschen sind.
Allerdings gibt es ja immer mal Anlässe, bei denen es nicht möglich ist zu trennen wie zb. Taufe, Einschulung, Konfirmation etc
Es ist ja auch gar nicht dieses Gefühl " ich will nicht mit denen in Verbindung gebracht werden. Was sollen die Leute denken?' (Aber natürlich auch mal das)
Sondern eher das Gefühl/denken" das ist meine Familie. Ich will nicht, dass jemand sie abwertet oder sich lächerlich über sie macht." Und das obwohl ich weiß, dass die anderen Personen recht haben,aber da kommt so ein beschützerinstinkt hoch. Manchmal auch ein bisschen Wut, weil ich mir denke " warum merkt ihr das nicht? Oder warum seid ihr nicht in der Lage euch anzupassen?" Irgendwie ein Potpourri aus allem.

Meine Eltern haben immer nach besten Wissen und Gewissen gehandelt. Sie haben uns nicht misshandelt oder vernachlässigt, da kann man ihnen nichts vor werfen. Sie sind auch immer sehr bemüht als Großeltern, wobei ich meine Kinder da nicht allein hin lasse, wegen der Qualmarei überall; das habe ich denen auch schon gesagt. Darüber ist man dann kurz traurig, aber ein Umdenken gibt es nicht.

Das mit dem " im eigenen Zuhause umsehen und sich freuen" fällt mir sehr schwer,weil das bei mir leider auch alles Spuren hinterlassen hat psychisch und ich dadurch immer so einen sauberkeits/-hygienewahn bekomme. Ich bin froh, dass mein Mann mich da oft runter holt auf den Boden der Tatsachen.

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Ich würde dringend versuchen, sowohl in deiner eigenen Haltung, also in deinem Kopf, als auch im Umgang mit der Familie Toleranz und Würde walten zu lassen.
Also nicht zu bewerten, nicht zu verurteilen, nicht von oben herab zu sprechen oder denken.

Was du im Prinzip schreibst, ist "wir sind was Besseres".

Das mag keiner gerne hören.

Ich würde mal darüber nachdenken, ob es Wege gibt, deiner Familie Hygiene quasi als etwas zu verkaufen, das Spaß macht. "Was ist euer Lieblingsduft bei Seife und Shampoos? Kennt ihr auch dieses unangenehme Gefühl nach dem Händewaschen? Ich hatte das auch jahrelang und dann habe ich entdeckt, dass es besser wird, wenn ich mir sofort danach die Hände eincreme. Ich habe gemerkt, dass mich Wäschewaschen total entspannt. Man sortiert die Wäsche, wirft sie in die Maschine, hängt sie auf/ wirft sie in den Trockner, bügelt sie, faltet sie. Hört eventuell Musik oder ein Hörspiel dabei. Und diese mechanischen, immer gleichen Abläufe, bei denen man auch schnell einen Fortschritt sieht - Wäsche ist sauber, gebügelt, gefaltet, im Schrank - beruhigen irgendwie. Geht euch das auch so?"

Bei Depressionen oder depressiven Verstimmungen lässt man als Erstes die Hygiene schleifen und dann immer mehr Routinen. Was für andere normal ist, wird für einen selbst zur bewussten, anstrengenden Entscheidung. Soll ich heute aufstehen oder nicht? Soll ich mich heute waschen oder nicht? Soll ich heute frische Wäsche anziehen oder die Kleidung, die ich gestern ausgezogen habe?"
Dazu kommen dann fallen gelassende Routinen. Früher hatte man vielleicht am Samstag Bügeltag oder hat das jeden Abend 20 min lang gemacht - heute hat man es länger nicht gemacht und es erscheint plötzlich soooo anstrengend. Man muss das Bügelbrett aufstellen. Der ganze Korb ist voller Wäsche. Das schafft man doch sowieso nicht an einem Tag! Warum also anfangen?

Helfen kann da ein Termin und ein Timer. 10 min bügeln, egal, wie weit man kommt. Timer stellen, Musik an, bügeln.

Solche Tipps könnte man eventuell mal weitergeben.
Grundfrage ist immer: Kann ich mich 2 bis 5 min aufraffen und was könnte ich in der Zeit ANFANGEN?

Falten im Hemd: Meines Wissens werden Hemden weitgehend faltenfrei, wenn man sie nach dem Waschen einfach aufhängt oder wenn man die sauberen Hemden eine Weile ins Bad hängt, in dem geduscht wird. Der Wasserdampf bekommt sie dann wieder faltenfrei.
In meiner Familie war jemand, der für den Beruf immer schick aussehen musste und keine Lust auf Hausarbeit hatte, der das fast nur so gemacht hat. Für den Notfall gab es so eine Art Reise-Dampfbügeleisen, mit dem das aufgehhängte Hemd abgefahren wurde, so dass die Falten verschwanden.

Vielleicht kann man solche Tipps mal vermitteln.

Aber: Unter dem Motto: Zeitersparnis, Spaß, Arbeitserleichterung, Stolz, nicht Anstrengung, Beschämung, Erziehung ("ihr macht alles falsch, schaut her, wie toll wir das machen!").

Am besten geht so etwas mMn, indem man anfängt, von sich selbst zu reden, sagt, was einem schwer gefallen ist, wie man das überwunden hat, wie man Sachen wie Hausarbeit mit Spaßfaktor erledigt oder so, dass es zumindest keine Qual für einen ist.

Körpergeruch ist ein heikles Thema. Man merkt es eventuell nicht oder schwitzt schnell. Keiner will hören "du stinkst", da hat man sofort Angst vor sozialem Ausschluss. Eventuell dann mal von der Lieblingsseife schwärmen, vom Peeling, der Duschbürste etc. und wie sich das Körpergefühl verändert hat, seit man dies und jenes benutzt.
Ich hatte mal einen Sommer ständig Schweißgeruch. Ich bin da fast verrückt geworden, habe mich mehrfach unter der Dusche gewaschen, geschrubbt, dann abgebraust, abgetrocknet - und roch wieder! Es ging dann irgendwann wieder weg, ich habe lange erwägt, ob ich zum Arzt gehe, aber bis dahin hatte ich eine kleine Paranoia entwickelt, ständig Seife dabei, Deo, habe mich unterwegs heimlich in öffentlichen Toiletten gewaschen (Kabine, Waschlappen in Tüte mitgenommen) - und dann Deocreme entdeckt, womit sich das Problem langsam wieder löste.

Aber bei so etwas bekommt man echt Paranoia, man fängt an, Menschen zu meiden, teste ständig, ob man riecht.
Von daher finde ich "du riechst/ stinkst" einen sehr heiklen Ausspruch.

Lieber "schaue mal, ich habe dieses tolle Duschgel, diese tolle Seife, dieses neue Deo gefunden, das musst du unbedingt mal ausprobieren!"

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Ich weiß genau was du meinst. Ich gehe auch 0 bevormundend mit meiner Familie um.
Diese stillen Hinweise gebe ich tatsächlich auch. Zb war meine Mutter jahrelang nicht beim Frisör (das sah man auch) und dann habe ich ihr zum Muttertag einen Blumenstrauß mit Frisörgutschein geschenkt, damit sie sich mal richtig verwöhnen lassen kann mit Kopfmassage und allem drum und dran.

Als ich von meinem neuen Zahnarzt kam, hab ich einfach einen Abstecher bei meinem Bruder gemacht. ' ich war gerade in der Nähe bei meinem neuen Zahnarzt, der hier um die Ecke ist. Den kann ich Im übrigen sehr empfehlen, total vorsichtig und freundlich. Ihr wisst ja,dass ich totale Angstpatientin bin." Sollte nur ein Impuls sein selbst mal einen Termin beim Zahnarzt zu vereinbaren, denn mein Bruder hat ein ganz offensichtliches Parodontitis-Problem, wodurch ihm ein seitlicher Zahn auch schon offensichtlich fehlt.

Und das geruchsproblem habe ich mir angenommen und einen absoluten knall davon weg. Ich habe total Angst auch so zu riechen,weil ich es ja von Kind auf kenne, dass es zu Hause auch immer so roch. Ständig wasche ich mich, frage meinen Mann ob ich stinke, ziehe mich um etc...das ist bei mir leider etwas krankhaft,weil ich es als Kind auch erleben musste,dass mir gesagt wurde "du stinkst". Das ist also wirklich ein Wunder Punkt bei mir.
Aber auch da versuche ich gegenzuwirken und habe meinen Eltern zu Weihnachten zb eine Heißluftfriteuse geschenkt, weil sie so gerne fritierte Dinge essen. Zweck war von diesem Imbissgeruch weg zu kommen.

Es ist für mich alles ein riesen Kraftakt und trotzdem liegt es mir fern meine Familie zu verletzen.

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Meine kleine Schwester hat seit 5 oder 6 Jahren einen Freund, den haben wir noch nicht kennen gelernt ;-)

Weil wir als Familie in Summe super anstrengend sind. Mein Schwester kommt nur in die Heimat, wenn Familiengedöns ansteht und wir sind (ihr) dann unangenehm. Und das obwohl keiner fett, dreckig oder assi ist. Im Gegenteil, wir zählen als normale Mittelschicht und trotzdem sind wir für Außenstehende kaum zu ertragen ;-) Selbst ich brauch dann Pause.

Ich selbst seh uns immer als Loriot Sketch, besonders weil meine Mutter nichts hört und rät was gerade erzählt wird. Es ist aber für jemanden aus "gesitteten" Verhältnissen sicher sehr, sehr anstrengend und deswegen ist es für mich völlig in Ordnung, dass meine Schwester da einen Cut zwischen ihren Leben macht und das kannst du doch auch.

Mische deine Familien einfach nicht.

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Das fände ich an deiner Stelle sehr schade.
Was ist denn wenn die beiden mal Kinder kriegen? Dann siehst du deine Nichten /Neffen nicht, weil „ihr eben anstrengend seid“ … Schade und mich unvorstellbar, dass ich den langjährigen Partner meiner Schwester nicht kennenlerne.

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Sie bekommen keine Kinder, der Drops ist schon durch.

Uns trennen über 1000 km und es hat sich eben noch nicht so ergeben und wenn es aus genannten Gründen auch nicht wichtig ist, dann ist das okay. Mein Eltern kennen ihn. Die beiden wohnen auch nicht zusammen. Sie führen eh schon eine andere Beziehung als man es sich klassisch vorstellt.
Zudem haben wir in Summe keine enge Familienbande. Wir können im Notfall aufeinander zählen, aber wir haben eben eigene Leben. Ich find das nicht schlimm.

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Hallo, ich kann nachvollziehen was du meinst. Ich habe ein sehr schwieriges Elternhaus, ich wurde als Kind vernachlässigt, musste mit ansehen wie meine Mutter von ihrem neuen Mann ( Ex-Junkie im Methadonprogramm und starker Alki) extrem verprügelt wurden, mein Bruder und ich mussten im Alter von 7-10J. regelmäßig nachts zur nächsten Telefonzelle rennen, um die Polizei zu rufen. Es folgten mehrmalige Inobhutnahmen. Auch war für uns Essen und Geburtstagsgeschenke nicht selbstverständlich, arbeiten ging meine Mutter, bis heute, nie, sie trinkt selber sehr viel Alkohol. Ich könnte noch 1000 Zeilen von dem schreiben, was ich erlebt habe.

Ich habe noch Kontakt, aber sehr oberflächlich und distanziert. Alles was ich mir je gewünscht habe, wären fürsorgliche, verlässliche Eltern gewesen.

Wenn deine Eltern trotz ihrer Erscheinung liebe Eltern sind, die sich um dich gekümmert haben, hinter dir stehen und für dich da sind, dann schaue bitte über ihre Andersartigkeit hinweg.

Ich selbst habe mich aus dem Umfeld gekämpft, habe studiert, tolle Kinder und ein schönes Haus, es war wirklich sehr schwer das alles alleine zu machen. Das schlimme ist, dass meine Mutter sagt, dass das ihr Verdienst wäre, denn ohne eine gute Erziehung hätte ich es ja nicht so weit gebracht, unglaublich. Ich saß als kleines Mädchen schon auf dem Bett, während ich die schlimmen Streitereien im Suff hörte und wusste schon mit 6 Jahren, dass ich das mal anders machen möchte. Ich habe noch einen Halbbruder der auch in seiner Erscheinung deinen Eltern ähnelt, er ist aber lieber Kerl und was andere Leute denken, ist mir egal.

Bearbeitet von Kenneich
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Schwierig, das, was Du schreibst, wäre mir auch alles sehr unangenehm.
Wenn Sie bis jetzt nicht Wert auf ein gepflegtes Äußeres legen.. Und Sauberkeit und Ordnung haben auch rein gar nichts mit Geld zu tun.
Hast Du sie denn nie darauf angesprochen? Sollte ihnen doch auch unangenehm sein, wenn man Sie auf unangenehmen Körpergeruch anspricht.

Notfalls würde ich sie separat einladen..

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Ich verstehe das, bei uns war es ganz anders gelagert: Mir war das lange peinlich, dass meine Eltern sehr viele Kinder hatten. Es gab dafür überhaupt keinen Grund, wir waren, abgesehen davon, eine ganz normale Familie - ein Elternteil Akademiker, der andere mit guter Ausbildung, keine Sozialleistungen, alle gepflegt und gut erzogen...aber da viele Leute es bis heute seltsam bis asozial finden, wenn jemand viele Kinder hat, habe ich mich oft grundlos geschämt. Meine älteren Brüder waren da komplett anders - die sind in die Offensive gegangen und haben klar gesagt "Ja, wir sind viele. Und? Was ist dein Problem damit?" Hat vielen Leuten schon den Wind aus den Segeln genommen, aber es hat lange gedauert, bis ich das auch geschafft habe. Denn letztlich ist es, wie es ist: Niemand kann etwas für seine Familie, und niemand sollte auf Abstand gehen, nur weil andere Menschen irgendetwas denken. Und für mich macht es bei dir schon sehr den Eindruck, als ginge es (was ich total verstehen) hauptsächlich darum, was andere Leute von deiner Familie und damit von dir halten. Völlig normal.

Sehr hart finde ich hingegen Äußerungen wie "Kontakt abbrechen, weil es einfach nicht mehr in sein Leben passt". Stell es dir eine Sekunde andersherum vor - die Eltern brechen den Kontakt ab, weil ihnen das Kind peinlich ist. Weil es vielleicht homosexuell ist, plötzlich streng religiös geworden ist, mit 40 in einer Kommune auf Ibiza lebt, einen Haufen Tattoos hat... Ich finde so eine Aussage total bitter. Eltern sind kein Lifestyle-Accessoire. Kinder auch nicht.

Nicht falsch verstehen: Ich kann deine Scham total nachvollziehen. Es ginge jedem so. Hast du das jemals offen thematisiert? Klar gesagt, dass du dir z.B. zu Festen angemessene Kleidung wünschst? Können sie nicht oder wollen sie nicht? Was würde passieren, wenn du z.B. zu Geburtstagen und Weihnachten Klamotten schenkst? Würden sie sich freuen oder wäre das ein Affront?

Du hast, wenn du den Kontakt nicht abbrechen willst, zwei Optionen:

- Du machst dir ein breites Kreuz und sagst "Das ist mein Familie. Sie sind die Flodders, aber die Flodders sind trotz allem nett. Lebt damit." Das schafft nicht jeder, und wenn du bei jeder Veranstaltung innerlich stirbst, bringt das nichts.

- Du versuchst, Veranstaltungen so weit wie möglich zu trennen. In getrennten Gruppen einladen und schauen, dass es bei beiden Events gleichermaßen schön wird. Damit sich keiner zurückgesetzt fühlt.

Und was immer hilft: Sich vor Augen halten, dass andere Familien genauso ihre Problemstellen haben. Die sind vielleicht nicht so offensichtlich wie eure, aber dafür nicht einfacher. Oft sogar noch schlimmer. Wenn deine Leute ansonsten nett sind - cool. Und die Anekdote finde ich persönlich ganz witzig 😉 Deutlich unterhaltsamer als "Unser Castor-Leonid hat ja schon im Alter von fünf Jahren Shakespeares Sonette an unserem Hochzeitstag rezitiert, es war so erbaulich!"...

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Ich kann dir nur raten: öffne dein Herz und seh die Menschen so, wie sie sind.
Sind deine Eltern weniger wert, weil sie recht schlicht sind und nicht so viel Wert auf Äußerlichkeiten legen?
Sind die besser gekleideten Menschen, die sich gut ausdrücken können und Knigge haben, auch wirklich die, die immer für dich da waren und es auch künftig sein werden?

Wenn deine Eltern morgen tot umfallen, würdest du es bereuen, dass du die Zeit nicht einfach genossen hast? Würdest du dir wünschen, die Zeit nochmal zurückdrehen zu können, um sie so zu behandeln, wie sie es wirklich verdient haben?

Auch wenn du es nicht bewusst raushängen lässt, deine Eltern werden deine peinliche Berührtheit spüren. Sie merken, dass du dich schämst. Tief im Inneren ganz bestimmt. Und das ist für Eltern, die immer probiert haben, alles für ihre Kinder zu geben, ein ganz ganz fieses Gefühl.

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Das ist ja alles sehr nett geschrieben, aber ich habe ja gesagt, dass ich aus emotionaler Sicht den Kontakt nicht abbrechen würde und ich sie nicht verletzen will. Trotzdem bin ich ein Mensch und werde damit in Verbindung gebracht und auch wenn hier alle freundlich und nett sind, sieht die Realität doch anders aus: da wird nicht sozial gedacht, sondern sich lächerlich gemacht oder Abstand genommen.
Und da sind wir doch beim Punkt mit meinen Kindern. Ich hab Ausgrenzung schon erleben müssen und das will ich für meine Kinder nicht.
Zb bei der Einschulung unseres Kindes gibt es ein kleines Schulfest, während des Einschulungsgottesdienstes, für die eingeladene Familie (Kirche wäre zu wenig Platz für alle).
Da sitzt dann meine Familie für unser Kind und es gibt für alles eine 2.chance aber nicht für den 1.eindruck.
Unser Kind hat zu Opa auch schon gesagt "puh du riechst ja eklig!' Er meinte nur "Ja Kaffee und rauch ist für Kinder nicht schön" Kinder sind da ja knallhart ehrlich. Zu meinem Bruder meinte unser ältester Sohn ' warum putzt du dir denn nicht die Zähne, die sind ganz schmutzig"🫣🤷‍♀️

Bearbeitet von SchlechtesGewissen