Verdacht Autismus ansprechen?

Hallo Community,

ich mache mir seit einiger Zeit Sorgen um den Sohn (9) einer Freundin. Ich meine bei ihm einige Hinweise auf eine Autismus-Spektrum-Störung zu erkennen. Da ich beruflich schon mit diagnostizierten Kindern zu tun hatte, kenne ich ein paar Dinge, bin aber kein Experte.

Es ist seit einigen Monaten in meinem Kopf, aber ich tue mir sehr schwer dies anzusprechen bzw. weiß nicht, wie und ob ich das machen soll?

Ich überlege auch die ganze Zeit, ob ihr die Hinweise nicht auffallen oder sie es vielleicht schon weiß. Natürlich muss sie nicht mit mir darüber reden, aber ansonsten sprechen wir ja auch über (fast) alles.

Ginge es um meine Kinder, wäre ich im ersten Moment wahrscheinlich irritiert, aber mir wäre es immer lieber, wenn der „Verdacht“ bzw. die Gedanken mit mir geteilt werden würden.

Wer sollte das ansprechen? Lehrerin, Kinderarzt, Betreuerinnen?

Ich habe schon ein schlechtes Gewissen, weil ich ihr meine Gedanken verheimliche.

Was meint ihr?

Bearbeitet von Gedankengut
4

Hat das Kind denn Probleme? Wenn ja würde die Freundin diese Info mit dir wahrscheinlich teilen und dann könntest du deine Gedanken äußern. Solange das Kind nicht leidet, wäre ich mich Verdachtsdiagnosen vorsichtig. Gerade Autismus schwirrt gerade durch die sozialen Medien und Hinz und Kunz wird getestet, weil er letztes Jahr mal mit den Armen gewedelt hat. So kommen Kinder, die wirklich Hilfe brauchen, nicht zeitnah an Termine.

1

Hallo,

ganz schwierig 😕
Konntest du denn bereits beobachten, dass das Kind deiner Freundin Probleme in der Schule bzw. in der Familie generell hat?
Falls ja, könnte es sinnvoll sein, das Thema behutsam anzusprechen. Wenn du merkst, dass sie bereits belastet ist, überlege genau, ob und wie du das Thema ansprechen solltest. Frage vielleicht zuerst allgemein nach, wie es ihrem Kind geht, und ob sie selbst Sorgen oder Beobachtungen hat, bevor du deine eigenen Gedanken teilst.

LG und alles Gute

2

Du glaubst nicht das dem Kinderarzt des Kindes sowas mal aufgefallen wäre?

5

Darauf würde ich nicht vertrauen. Zu uns ins therapiezentrum kommen viele sehr spät, weil : das verwächst sich noch…

7

Ich habs in unserem Fall ein paar Mal angesprochen. Der Kinderarzt hat uns abgewiegelt.
Gestimmt hat es trotzdem

weitere Kommentare laden
3

Aus meiner Sicht ist das ganz klar nicht in deinem Kompetenzbereich und nicht deine Aufgabe.

Ich wäre schon sehr verstört, wenn mir da meine Freundin ihre Weisheiten ungefragt aufs Auge drücken würde. Wenn irgendetwas wäre, was der Mutter auffällig erscheint und sie es mit dir teilen möchten will, würde sie es tun.

Und wenn nicht, dann wird sie es mit kompetenten Personen besprechen wie Kinderarzt und sich eine Meinung eines Spezialisten einholen.

Die Diagnosezentren sind doch sowieso schon massiv überlaufen weil jeder Hinz und Kunz wegen Tiktok denkt, das eigene Kind ist betroffen.

6

Ich würde sie fragen, ob du ihr deine Beobachtungen mitteilen darfst.

Also so ungefähr: liebe Inge, wie du weißt arbeite ich ja mit Kindern. Mir sind ein paar Dinge an Anton aufgefallen, aber ich möchte dir auch nicht ungefragt zu nahe treten. Wenn du magst, sag mir gerne Bescheid, wenn du meine Meinung hören möchtest.
Wenn nicht, ist das auch völlig ok für mich.

10

So in dieser Art überlege ich immer, aber dann habe ich ja eigentlich schon zu viel gesagt und sie wird auf jeden Fall nachfragen.

Das Kind hat für mich offensichtliche Probleme in der Schule und auch im Umgang mit Gleichaltrigen.

Ich könnte wahrscheinlich über 20 „Eigenheiten“ aufzählen dich für ASS sprechen könnten.

Mein Sohn kommt auch ab und zu und sagt:“Ben macht wieder etwas ganz komisches gemacht“.

Das hat nichts mit TikTok, Trends etc. zu tun. Ich arbeite mit Kindern und hatte bereits mit mehrere ASS-Kindern zu tun.

Für mich wäre es auf jeden Fall sehr naheliegend es bei diesem Kind abzuklären.

Ich wurde bei meinem Kind übrigens mal auf ein medizinisches Problem von der Kita aufmerksam gemacht, dass mit einem kleinen Eingriff schnell behoben werden konnte und ich war sehr froh darüber.

15

Ja ich verstehe das. Ich kann aus meiner Erfahrung nur sagen, dass ich als Mama dankbar war und bei meinen Freundinnen bzw. Sogar mal einer fremden Mama bei einer ambulanten Op kam auch eher Erleichterung. (Unsere beiden Kinder waren da im Vorbereitungsraum und der Autismus war für mich als Fachkraft offensichtlich. Da der Anästhesist etwas ratlos war, habe ich ihm auf seine Nachfrage hin Tipps zum Umgang gegeben und der Mama dann entsprechende Adressen). Würde ich aber natürlich nicht ständig so machen. Sie hatte aber gefragt und war sehr verzweifelt.

weiteren Kommentar laden
8

Also, wenn das Kind im Alltag oder in der Schule Probleme hat, die Mutter ratlos ist und mit dir darueber redet, dann finde ich es OK, anzumerken, dass du dir vorstellen koenntest, dass er vielleicht irgendwo im Spektrum angesiedelt ist.

Hat das Kind keine Probleme, wuerde ich mich mit solchen Vermutungen zurueck halten. Wenn er gut klarkommt, und niemand Handlungsbederf sieht, solltest du dich da nicht reinhaengen, finde ich.

Meinem Sohn hat mal eine entfernte Bekannte eine schwere, dringend behandlungsbeduerftige Wahrnehmungsstoerung "diagnostiziert", weil er als kleines Kind sehr laut geredet hat. Da war ich, ehrlich gesagt, etwas angepisst. Si kannte weder unsere Situation, noch wusste sie, ob der Kleine sonst irgendwo schonmal deswegen negativ aufgefallen war (war er nicht).

9

Der Lehrer sieht das Kind täglich mehrere Stunden und arbeitet auch mit vielen Vergleichskindern zusammen. Genauso auch früher die Erzieherinnen. Der Kinderarzt macht auch Untersuchungen. mit Sicherheit wäre das aufgefallen. Da sie bisher nie mit dir gesprochen hat, würde ich es nicht ansprechen, denn anscheinend will sie das nicht mit dir besprechen.

11

Wenn ihr über eigentlich alles sprecht, wird sie ja mal Probleme mit ihrem Sohn, bzw mit der Schule/ Freunden sprechen?

Dann kann man ja vorsichtig anmerken, dass er ja in der und der Hinsicht schon etwas speziell ist (natürlich je nach Beobachtung schön formuliert) und ggf das Gespräch vorsichtig Richtung Diagnostik leiten.

Gibt es keine Probleme und keinen Leidensdruck? Dann würd ich es (vorerst) lassen.

Mein Großer ist sehr wahrscheinlich auch im Spektrum, ich auch. Wir wissen beide, dass wir etwas speziell sind, kommen aber prima klar und es gibt nichts, was wir in irgendeiner Form "therapieren" müssten. Er hat Freunde, Hobbies, ist gut in der Schule, glücklich. 🤷‍♀️ Da gebe ich ihm sicher nicht das Gefühl, dass er nicht "richtig" ist, in dem ich unbedingt eine Diagnose und irgendwelche Therapien etc anleiere. Aber ich behalte es im Hinterkopf für den Fall, DASS mal irgendwas in eine ungute Richtung geht.

12

Hast du denn den Eindruck, dass ihr diese Hinweise auffallen? Nimmt sie die wahr? Es ist ja gut möglich, dass sie es als charakterliche Eigenheiten usw. einstuft. Neben den zahlreichen panischen "Mein Kind guckt mir selten in die Augen, es ist Autist, ich muss einen Spezialisten aufsuchen!"-Müttern gibt es ja eben auch die anderen, die vielleicht gar nicht auf die Idee kommen, dass da etwas sein könnte. Oder sie denken, es wäre etwas anderes. Möglichkeiten gibt es viele.

Wäre es eine gute Freundin, mit der ich über alles sprechen kann, würde ich es vermutlich ansprechen, ja. Du kannst ja selber am besten einschätzen, wie sie auf sowas reagiert. Dass es Lehrer oder Betreuerinnen auffällt - sollte, ja, aber auch da gibt es erfahrene und unerfahrene Leute. Und sicherlich gibt es auch da genug, die Angst haben, sich zu irren und umsonst alle verrückt zu machen.