Ich hasse meine Mutter seid dem ich selbst Mutter bin

Hallo,
ich hasse meine Mutter seid dem ich selbst Mutter bin. Sie erzählt mir öfters wie sie mich erzogen hat. Das ich ein schreckliches Schreikind war und sie mich oft hat alleine schreien lassen. Das sie wegen mir nirgendwo hin konnte weil ich so ein schrecklcjes Kind war. Ich weiß leider auch noch unschöne Dinge ab dem Alter von 5 Jahren. Das die Nachbarstochter auf uns (mein Bruder und mich) aufgepasst hat als wie draußen spielten. Wenn ich nicht gehört habe hat sie mir die Hose runter gezogen und mich mit Brennesseln verdroschen. Mein Bruder hat zu Hause nie was gesagt obwohl er schon 3 Jahre älter war als ich. Mir wurde gedroht ich hatte Angst. Wir durften aber nur mit ihr raus gehen. Das schlimmste Ereignis war für mich als mein Cousin der 7 Jahre älter ist als ich sich in unserem Dachboden an mir verging und sein Bruder (6) und mein Bruder mit machten. Das ging leider auch über mehrere Besuche hinweg. Ich weiß nicht mehr viel davon am meisten ist hängen geblieben das ich damals meinen Eltern und deren Eltern davon erzählt habe und Windel weich geprügelt wurde. Beim nächsten Gyn Besuch von meiner Mutter sollte ich mitkommen und der Arzt sollte mich unten untersuchen. Ich weiß nur noch das ich sehr geweint und laut geschriehen habe da ich nicht wollte das er nachschaut. Meine Mutter hat nie wieder mit mir darüber gesprochen ich glaube das sie denkt ich weiß es nicht mehr. Nun habe ich seit einem halben Jahr selbst eine Tochter und all diese Dinge kommen immer wieder hoch. Ich war als Jugendliche auch in Behandlung da ich versucht hatte mich mit hungern umzubringen. Dort habe ich nicht angesprochen was passiert ist ich denke das mir niemand geglaubt hätte. Ich habe noch nie mit jemandem darüber gesprochen das zu schreiben fällt mir sehr schwer. Meinem Mann würde ich davon nie erzählen er würde den Kontakt zu meiner Familie abbrechen wollen er würde nicht verstehen warum ich meine Mutter regelmäßig sehe. Aber seit unsere Tochter auf der Welt ist verstehe ich meine Mutter nicht wie konnte sie nur. Wie sehr muss sie mich gehasst haben. Ich würde für meinen Tochter sterben warum hat sie mich nicht beschützt warum hat sie das alles zugelassen. Ich hasse sie dafür. Ich kann es ihr nicht verzeihen und verstehe auch nicht warum ich diese ganze heile Welt aufrecht erhalte. In mir zieht sich alles zusammen wenn sie mir erzählt das ich Schläge verdient hätte das sie mich im Bett fixieren musste weil sie mich alleine in der Wohnung gelassen hatte um Dinge zu erledigen. Sie tut so als sei das alles normal gewesen. Am liebsten würde ich ihr sagen das ich vom Missbrauch weiß und ich keinen Kontakt mehr wünsche. Aber so lange habe ich geschwiegen ich weiß nicht wie sie reagieren wird und ob ich überhaupt den Mut finde. Ob sie mir nicht wieder die Schuld dafür geben wird. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Aber damit kann ich so nicht mehr weiter leben. Ich habe das Gefühl das ich meiner Tochter schuldig bin damit aufzuräumen. Hat jemand ähnliches erlebt und wie würde vorgegangen.

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Für den Kontaktabbruch ist es definitiv nicht zu spät.
Wenn es dir schwer fällt darüber zu reden und ihr das ins Gesicht zu sagen, könntest du es auch aufschreiben, wie in einem Brief.
So tun, als ob nichts wäre, würde ich persönlich nicht, könnte ich auch nicht. Ich würde ihr persönlich auch den Kontakt zum Enkelkind nicht gewähren.
Desweiteren wäre es wirklich wichtig, dass du das alles aufarbeitest und dazu benötigst du dringend professionelle Hilfe.

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Ich musste beim Lesen irgendwann abbrechen.
Was du erlebst hast, ist furchtbar. Es tut mir wahnsinnig leid.
Das du diesen Hass auf deine Mutter entwickelt hast ist für mich absolut verständlich. Und irgendwo logische konsequenz.
Ich glaube, dass du das alles aufarbeiten solltest. Über alles sprechen. Nur dann kann man.verarbeiten.
Und auch deinen Mann mit einbeziehen. Nur dann könnt ihr als Paar handeln. Und ja, dass er den Kontakt abbrechen würde, ist für mich die logische Konsequenz.
Aber am Ende entscheidest du, ob du das willst.
Du hast furchtbare, traumatische Dinge erlebt. Und die kommen jetzt wieder heraus, wo du die Rolle der Mutter einnimmt. Quasi ein erzwungene Perspektivwechsel.
Hol dir Hilfe. Für dich. Aber auch für deine Tochter.

Ich wünsche dir, dass du das Geschehene irgendwann so verarbeiten kannst, dass du friedlich leben kannst

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Nochmal als zusatt: meine Mutter auch sadischtische Gewalt erlebt. Auch versuchten Missbrauch. Sie hat das alles nie therapeutisch aufgearbeitet. Geschlagen hat sie uns nie. Und ich liebe sie. Aber dieses erleben hat spüren hinterlassen, dass ihre Erziehung, ihren Umgang mit mir geprägt hat. Und ja, teilweise waren es Sachen, die bei mir spüren hinterlassen haben. Verstanden habe ich vieles erst, als ich selber Mutter einer Tochter wurde. Ich hatte davor schon Depressionen. Nach der Geburt gab es noch ein paar mal schwere Krisen. Und auch heute brechen diese Muster in mir noch durch. Der Unterschied ist: ich erkenne sie, was meine Mutter heute manchmal noch nicht tut.
Aber das ist OK. Sie hat vieles geleistet mit dieser Geschichte und vieles für uns überwunden. Sie ist eine großartige Oma. Aber vieles wäre für mich vielleicht einfacher gewesen, wenn sie therapeutische Hilfe gehabt hätte.

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Hallo du Liebe,

dein Text macht mich fassungs- und sprachlos und es ist so schwer, die richtigen Worte zu finden, denn keine Worte können das aufwiegen, was du durchlebt hast. Dass durch die Geburt deiner Tochter vieles deiner eigenen Kindheit wieder hochkommt, kann ich gut nachfühlen. Und auch wenn Hass ein sehr extremes Gefühl ist, hast du alles Recht der Welt, deine Mutter zu hassen - dafür, dass sie dich nicht geschützt hat, dafür, was auch sie dir angetan hat. Das bedeutet aber nicht, dass du dazu verpflichtet bist, dich für weiteren Kontakt zu rechtfertigen. Kinder mit Gewalterfahrungen halten trotz fürchterlicher Erlebnisse oftmals trotzdem Kontakt zu ihren Eltern, sind es doch nun einmal die eigenen Eltern. Eltern, die ihre Kinder lieben und beschützen sollten. Ich möchte deine Mutter keinesfalls in Schutz nehmen, aber kann es sein, dass sie selbst auch Missbrauchserfahrungen hat? Anders kann ich mir ihre Kälte kaum erklären.
Auch wenn es ein sehr kräftezehrender und schmerzlicher Weg wird, ist eine Aufarbeitung denke ich sehr wichtig - für dich und für deine Tochter. Mit deinem Text hast du bereits einen ersten Schritt getan, das war wahnsinnig stark. Und ich wünsche dir die Kraft, dich an deinen Hausarzt oder deine Hausärztin zu wenden, um mit deren Hilfe einen Therapeuten oder eine Therapeutin für Traumatherapie zu finden. Dieser Prozess beinhaltet bestimmt auch Tiefen, das Aufreißen von Verletzungen und alten Wunden, aber am Ende gibt es ganz sicher ein Gefühl von Selbstwirksamkeit im Umgang mit deiner eigenen Vergangenheit. Ob es Heilung und Versöhnung gibt, mag ich nicht voraussagen. Aber ich wünsche dir von Herzen, dass es eines Tages weniger schmerzt.
Gerade als Kind ist man sehr verletzlich und auf den Schutz der Erwachsenen angewiesen. Wird einem dieser nicht gewährt, zerbricht nahezu alles. Sollte dein Mann also keinen Kontakt mehr zu deiner Mutter wollen, kann ich das im ersten Moment gut nachvollziehen. Schließlich sind die Schilderungen auch für ihn neu und werden ihm den Boden unter den Füßen wegreißen. Dennoch finde ich es wichtig, ihn einzuweihen. Du musst das nicht mit dir alleine ausmachen. Du brauchst starken Rückhalt und Unterstützung, um alles verarbeitet zu können. Dein Mann sollte dir allerdings unbedingt die Entscheidungsfreiheit lassen und sich im Hintergrund halten. Es ist alleine deine Entscheidung, ob du deine Mutter in nächster Zeit um dich haben magst. Dein Mann darf dir keine Entscheidung aufzwingen oder irgendwelche (juristischen) Prozesse anstoßen, die am Ende unkontrollierbar werden könnten. Das auszuhalten, wird auch schwer für ihn sein. Dennoch hast nur du alleine zu entscheiden, wie du mit der Situation umgehen möchtest. Ich wünsche dir so sehr, dass du Unterstützung in ihm findest und den Weg einer Traumatherapie gehen kannst - für dich und für deine Tochter. Vielleicht hilft es dir auch, dich an die Opferhilfe deiner Stadt oder den Weißen Ring zu wenden.
Ich wünsche dir alles Liebe.

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Hey!

Es tut mir furchtbar leid, was du erlebt hast! 🖤

Es ist schlimm, dass du keinen Schutz und keine Hilfe durch deine Familie erfahren hast.

Ich finde es super, dass du deine Tochter schützen möchtest.

"ich weiß nicht wie sie reagieren wird" ihre Reaktion ist doch völlig egal, oder?

"Ich habe das Gefühl das ich meiner Tochter schuldig bin damit aufzuräumen." Ich weiß nicht, ob "schuldig" das richtige Wort ist. Vielleicht ist es für sie gut, dass du sie vor diesen Menschen deiner Familie schützt. Das wird funktionieren, wenn sie zu ihnen keinen Kontakt hat und du und dein Mann beide bescheid wissen.

"Meinem Mann würde ich davon nie erzählen er würde den Kontakt zu meiner Familie abbrechen wollen" zu Recht, oder?
Mein erster Gedanke wäre, es deinem Mann zu erzählen. Er wird merken, dass es dir schlecht geht, er wird zu dir halten und möchte sicher auch deine Tochter vor den Menschen schützen, die dir Gewalt angetan haben.

Hilfe bekommst du auch bei Wildwasser oder zartbitter, das sind gute Beratungsstellen.
Aber sicher wird es dir am meisten helfen, mit jemandem zu sprechen, der zu dir hält. Da wäre dein Mann der wichtigste Vertraute.

Gewalt gab es in meiner Familie auch. "Windelweich prügeln" war auch die Drohung meiner Eltern, wenn sie an ihre Grenzen kamen. Mein Mann weiß davon bescheid und natürlich haben auch wir den Umgang mit meinen Eltern besprochen. Unsere Kinder werden dort nie alleine sein und wir passen auf.

Liebe Grüße
Schoko

Bearbeitet von schokofrosch
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Wenn du noch keine therapeutische Unterstützung hast such dir bitte ganz dringend zummindest eine Beratungsstelle, die dir dann auch bei der Therapiesuche helfen kann und bei einem ehrlichem Gespräch mit deinem Mann. Er sollte von deiner Vergangenheit wissen, wenigstens ansatzweise. Gib ihm die Chance, fest an deiner Seite zu sein. Notfalls das durchzusetzten, was du dich noch nicht traust: Kontaktabbruch zu deiner Erzeugerin.
Mit dieser Unterstützung kannst du ggf. auch beim Fond sexueller Mißbrauch einen Antrag auf Unterstützung stellen.
Ich wünschge dir alle Kraft der Welt!

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Ich weiß nicht, ob Dir das hilft, aber....

Dein Kind braucht diese Oma nicht ein.
Mit dem was Deine Mutter getan hat, hat sie das Recht auf Dich und Deine Nachkommen verwirkt.
Wenn Du sie nicht konfrontieren willst, dann ignoriere sie.
Such Dir Hilfe für alles was passiert ist.

Mir ist als Kind "nur" Gewalt angetan worden und es musste sehr viel passieren (bei meiner Mutter!) dass meine Mutter heute Kontakt zu ihrer Enkelin haben darf, sie hat sich über Jahre stark geändert und bereut...
Solange Deine Mutter noch leugnet... Ist sie noch Welten von Einsicht entfernt...

Dir alles Gute und achte auf Dein Mädchen.😊

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Dass hier zu schreiben, ist ein riesiger Schritt. Deine Gefühle sind total verständlich und auch, dass es ein riesiger Balast für dich ist.
Hör nicht auf, darüber zu sprechen! Mach dich frei von diesem Scham- und Schuldgefühl. Du trägst keinerlei Verantwortung und keinerlei Schuld für all das, was dir wiederfahren ist. Kein Kind hat soetwas verdient, auch du nicht.
Auch ich rate dir, dir psychotherapeutische Unterstützung zu holen und all das in einem geschützten Rahmen langsam zu entpacken und zu verarbeiten. Was du am Ende mit deiner Mutter besprichst, ist völlig zweitrangig. Erstmal geht es um dich.

Bearbeitet von EsIstWieEsIstx2
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Hallo Liebes,
ich weiß wie schwer es ist mit der Mutter zu brechen. Mir hat es sehr geholfen ein paar tausend Kilometer Abstand zu nehmen und nicht mehr anzurufen. Trotzdem habe ich Jahre benötigt um mich zu lösen. Vor allem weil es wirklich viele Menschen gibt die versuchen wieder Kontakt herzustellen (Meine Mutter hat der Kontaktabbruch nicht gejuckt!).

Ohne räumliche Trennung kann ich mir so einen Bruch nicht vorstellen.

Mittlerweile kann ich ohne Wut zurückblicken und was für mich sicherlich wichtiger ist: Ich schau positiv in die Zukunft

Ich wünsche dir viel Kraft und das du die Schritte gehen kannst um ohne selbstzerstörende negative Gedanken dein Leben zu leben. Rede mit deinem Mann und lass dir helfen, den Leuten die dich lieb haben zuliebe. ♥️

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Ähnliches habe ich zum Glück nicht erlebt.

Aber ich rate dir zur Therapie (dir wird geglaubt, ganz sicher!) und dass du den Kontakt (zumindest vorerst) wirklich abbrichst. Das ist okay!

Wie deine Familie dich behandelt hat, ist NICHT normal!