Unaufrichtige Entschuldigung der Mutter

Hallo allerseits,

Ich weis hier gibt es kluge Köpfe, die sich sehr gut ausdrücken können und mir eventuell noch Anreize geben könnten.

Meine Mutter und ich hatten nie ein gutes Verhältnis. Sie wollte bestimmt stets das beste, aber Beleidigungen und Gewalt waren auch an der Tagesordnung. Ich hatte regelrecht Angst vor ihr als Kind, meine ehrliche offene Meinung habe ich ihr noch nie gesagt, einfach aus angst, ich fliege wieder raus oder fange mir eine ein.
Selbst jetzt als erwachsene Frau, sage ich nicht offen was ich denke, da mir ihre Impulsivität einfach zu krass ist. Deshalb ist mir ein offenes Gespräch zu der jetzigen Lage irgendwie auch einfach befremdlich, ich kann da meine Angst kaum bis gar nicht überwinden.
So nun zum Thema:
Nun bin ich schwanger geworden, habe vor 5 Wochen mein kleines Kind bekommen und liebe ihn so sehr. Logisch kommt da auch vieles wieder hoch und ich kann nicht nachvollziehen, wie meine Mutter mit mir so umgehen konnte.
Ich habe aber weder den Kontakt eingeschränkt, noch mein Verhalten geändert, alles ist einfach gleichbleibend distanziert geblieben. Kontakt hatten wir quasi eh kaum.
Da sie aber nun natürlich stolz ihr Enkel sehen (und präsentieren) will, ist ihr jetzt auch richtig bewusst geworden wie wenig Kontakt wir haben und sie will den ordentlich auffahren. Daran hab ich bisher wenig Interesse gezeigt oder gar Anstalten gemacht, was sie sehr sauer macht. Ich bin nicht ans telefon gegangen (mache ich nie), antworte nur zu knapp und besuche sie nicht. (Alles keine Veränderung zu vor der Schwangerschaft). Da es nix gebracht hat sich darüber aufzuregen bekam ich nun eine ellenlange Nachricht von ihr in der sie sich entschuldigt für ihre Fehler in meiner Kindheit die zu so einem schwierigen Verhältnis geführt haben könnten. Die allererste Entschuldigung von ihr in meinem Leben. Ich war sehr baff. Leider kommt diese einfach ca 10 Jahre zu spät und nach mehrmaligen lesen, ist mir aber auch aufgefallen, wie oberflächlich und unreflektiert diese ist. Mit ausreden, dass auch ihre Kindheit schlimm war und generell, drückt sie sich einfach bescheiden aus. Ich kann diesen Text einfach nicht ernst nehmen. Ich habe schon mit der ehemaligen besten Freundin von ihr gesprochen (zu welcher ich früher oft geflüchtet bin, wenn ich mal wieder rausgeworfen oder ähnliches wurde und welche sie sehr sehr gut kennt aber eben auch wegen ihrer sehr starken Impulsivität und Unreflektierten Art die Freundschaft beenden musste) da ich fair bleiben wollte und es nicht so voreingenommen lesen wollte aber auch sie war der Meinung, dass das halt jetzt so daher geschrieben, weil der Kontakt eben jetzt plötzlich zum Enkel fehlt.

Nun weis ich absolut nicht wie ich meine Sicht clever in eine Nachricht packe, die nicht so rüber kommt, als wollte ich den Kontakt einfach nicht. Denn das wird mir definitiv vorgeworfen werden. Oder wie ich überhaupt reagieren soll. Mir ist das viel zu viel irgendwie gerade, vor allem weil der kleine gerade ja noch viel Aufmerksamkeit braucht und ich keinen Kopf habe darüber ernsthaft nachzudenken.
In ihren Worten wird schon fast deutlich , dass sie irgendwie vieles verdrängt oder ignoriert. So schreibt sie nicht dass sie sich entschuldigt, dass sie xy getan hat sondern, dass ihr (wortwörtlich) „was auch immer mich wahrscheinlich tief verletzt hat“ leid tut. Und das ist doch keine ernstzunehmende Entschuldigung.

Habt ihr Ideen? Ich bin so überfordert mit alldem, ich weis gar nix mehr und kann zu diesem Thema keinen klaren Gedanken fassen. Oder meint ihr wenigstens überhaupt eine Entschuldigung ist ja schon mal was? Vielleicht hat sie sich unglücklich ausgedrückt und meint es ernst. Einfach schwamm drüber?

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Sie will die Oma des Jahres spielen und dafür ist ihr jetzt jedes Mittel recht. Sie will dich einfach nur klein kriegen und dir Schuldgefühle einflößen. Ganz meisterhaft schafft sie es, dass du jetzt zu zweifeln beginnst - nein.

Klingt nach „kannst du bitte die Vergangenheit beiseite schieben damit ich das Baby sehen kann ja?????“

Glückwunsch zu Baby, aber mein Leben würde ich weiterhin knallhart ohne diese Frau führen.

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Sie beruft sich jetzt auf ihr Recht als Oma das Enkel zu sehen 🥲

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Ehrlich gesagt, ich würde gar nicht reagieren, einfach weil ich fürchte, dass das zu nichts führt. Wenn du keine Ehrlichkeit und echte Einsicht aus ihrem Schreiben heraus lesen kannst, sondern es ihr offenbar nur darum geht, sich jetzt in der Oma-Rolle zu profilieren, dann: nö, einfach nö. Dafür würde ich mich und vor allem mein Kind nicht hergeben. Insofern:"ja, Mama, du hast recht, ich möchte den Kontakt einfach nicht ". Und diesen notfalls noch weiter runter fahren...

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Lass es. Sie wird sich nicht ändern.

Ich würde da gar nichts verpacken, du bist nicht an mehr Kontakt interessiert und fertig.

Dann muss sie jetzt halt mit den Konsequenzen ihres früheren Verhaltens leben.

Du müsstest früher auch mit ihren Konsequenzen leben. Und dein jetziges neues Leben als Mutter wird sicher nicht schöner und besser, wenn du sie mehr daran teilhaben lässt.

Ausgleichende Gerechtigkeit, würde ich sagen.

Alles Gute

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Erstmal alles gute zum Baby☺️

Du entscheidest, was für eine Entschuldigung du brauchst und ob du verzeihen kannst und ob du nachher mehr Kontakt willst oder nicht. Wenn dir diese eher flapsige Entschuldigung nicht reicht, um was zu ändern (was ich verstehen kann), dann ist das so.
Man kann nur um Entschuldigung bitten, ob du sie annimmst, ist deine Sache, das kann deine Mutter nicht erzwingen.

Ich glaube, dass Verzeihen einem sehr gut tun kann. Aber es sollte nicht zu deinen Lasten gehen, wenn du den Schritt (aktuell) nicht gehen kannst, dann ist das so. Und wenn deine Grenzen weiter verletzt werden, weil sie nicht versteht, worum es dir geht, dann geht es nicht.

Ich glaube, ich würde ihr einfach schreiben, was dich verletzt hat. Sie hat einen Anfang gemacht, vielleicht halbherzig, aber sie hat wohl zu wenig nachgedacht, oder weiß es nicht besser. Also, Pack es auf den Tisch, du bist nicht mehr das kleine Mädchen, dass sich fürchten muss. "Mama, du fragst dich, was mich wahrscheinlich tief verletzt hat, ich möchte dir hier schreiben, was das war." Dann liegt es auf dem Tisch und sie entscheidet wie sie damit umgeht. Übernimmt sie Verantwortung und entschuldigt sich? Druckst sie herum? Zieht sie sich dann zurück? War alles ganz anders? Zumindest weißt du dann, wo du dran bist und sie bei dir. Vielleicht arbeitet es in ihr auch weiter und ihr habt zu einem späteren Zeitpunkt noch eine Chance.

So oder so bist du nicht gezwungen, ihr zu verzeihen. Vielleicht brauchst du da nachher trotzdem Zeit. Und auch, wenn du ihr verzeihst, musst du nachher nicht auf Happy Family machen.

Eine "echte" Entschuldigung übernimmt Verantwortung und belässt die Schuld bei sich. "Es tut mir Leid, dass ich dich so oft rausgeschmissen habe. Du warst ein wehrloses Kind und du hast nichts falsch gemacht. Ich wusste mir oft nicht gut zu helfen, aber ich war die Erwachsene und ich hätte mir Hilfe holen müssen. Ich hatte die Verantwortung für dich und unsere Beziehung und ich habe das falsch gemacht ". Eine "unechte" Entschuldigung spielt dir die Schuld durch die Hintertür wieder zu oder wenigstens zu irgendwelchen anderen Leuten. "Sorry für dich immer Mal wieder raus schmeißen. So oft war es ja auch nicht. Du warst halt einfach ein extrem anstrengendes Kind und dein Vater hat mich ja auch ständig allein gelassen. Ich kannte es ja auch nicht anders von meiner Mutter, aber ich war da eben härter im Nehmen und hab nicht so ein Drama gemacht, du bist halt zu sensibel. Aber sorry, ich wollte dich nicht verletzen, wenn ich es aus Versehen doch gemacht habe, dann tut mir Leid." Oder bleibt super oberflächlich, wie du es ja auch beschreibt. "Sorry, hab wohl nicht alles richtig gemacht, tut mir Leid, falls ich dich unabsichtlich verletzt habe. Naja, bestimmt machst du auch nicht immer alles richtig, Schwamm drüber"

Alles Gute

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Sehr gute Antwort !

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Vielen Dank!

Was für eine schöne Antwort von dir, auch danke hierfür!
Das ist eine gute Idee! Ich möchte es halt nicht gleich abschreiben, letztendlich ist sie trotzdem meine Mama. Aber ewige Chancen will ich ihr nicht geben, dafür hab ich weder Kraft noch Lust. Die allerbesten Freunde werden wir auf jeden Fall nicht mehr in diesem Leben, aber gleich ein kompletter Bruch ist irgendwie auch nicht reizvoll.

Genau diese „unechte“ Entschuldigung habe ich bisher…einmal was oben schon steht und zudem schiebt sie es noch auf ihre schlimme Kindheit, die sie bei ihrer Mutter erfahren hat.

Ich werde es wohl so machen und ihr ehrlich sagen, wie sie mir wehgetan hat und dann werde ich ja sehen ob sie die Chance nutzt die unechte Entschuldigung zu einer echten zu machen oder eben nicht. Wenn ja, entscheide ich dann wie ich es handhabe… evtl könnte man darüber ja nachdenken, mit viel Zeit wieder etwas in Maßen aufzubauen. Wenn nicht.. dann ist es eben leider so, aber dann habe ich ihr die Chance gegeben zu retten was noch zu retten ist.

Danke für deine Sichtweise! Das hat mir gut weitergeholfen und meine Gedanken etwas strukturiert.

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Liebe Mama,

Danke für deine Grüße und Glückwünsche.
Ich bin sehr glücklich über meinen Kleinen, aber aktuell ist alles noch sehr anstrengend und fordernd. Du wirst sicher verstehen, dass ich in dieser besonderen Situation keinen Kopf für neuen Beziehungsaufbau habe - meine ganze Kraft und Aufmerksamkeit gilt nun meinem Kind.
Lass uns gerne in einigen Monaten oder Jahren mal ein klärendes Gespräch führen - im Moment ist ein denkbar schlechter Augenblick dafür.
Viele Grüße, Deine einfallslos

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Hallo du Liebe,
herzlichen Glückwunsch zur Geburt! Und herzlichen Glückwunsch zum Abstand, den du zu deiner Mutter gefunden hast!
Ich würde auf die Nachricht schon kurz antworten, weil ich es persönlich nicht mag, wenn ich gar keine Reaktion bekomme. Dazu genügen wenige Sätze. Und die dürfen ehrlicherweise so rüberkommen, wie du es empfindest.
"Danke für deine Nachricht. Ich will im Moment darauf nicht näher eingehen. Mein Kind ist das Wichtigste in meinem Leben und das fühlt sich sehr gut an. Für eine Aufarbeitung der Vergangenheit habe ich aktuell keine Kapazität. Ich will dir nichts Böses. Bitte respektiere, dass ich meinem Kind und mir gut tue. Dazu gehört, dass der Abstand zwischen uns bleibt, wie er ist."
Nur so als Idee...
Alles Gute dir und deinem Knopf!

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Die Frage ist - was möchtest DU?

Den Kontakt weiterhin so beibehalten? Dann steh dazu! Egal, ob sie es dir vorwirft. Das kann sie tun, ohne, dass du dem zustimmen musst.

Ich würde antworten „ich danke dir für deine Entscheidung, das bedeutet mir schon etwas. Allerdings fordert meine eigene kleine Familie mich grade sehr, ich habe also grade weder Zeit, noch Energie mich damit auseinander zu setzen und möchte aktuell an unserem Kontakt nichts ändern.“

Du bist deiner Mutter, trotz Enkel, zu nichts verpflichtet.

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So in etwa hab ich es geschrieben… noch dass ich die ganze Situation und die Nachricht plötzlich nicht so richtig verstehen kann.

Nun ist sie (ganz wie erwartet) wütend geworden, bezieht sich auf ihr Recht als Oma ihr Enkel sehen zu dürfen und ich ihr es vorenthalte (was nicht stimmt), versteht nicht warum ich den Kontakt mit ihr abbrechen will.
„Ich wollte dich nie verletzen, tut mir leid, aber ich hab dich nie der Familie ferngehalten. Ich durfte meinen Enkel erst einmal auf den Arm halten und das macht mich traurig. Großeltern haben auch rechte.“
Es ist ein reines Drama mit ihr, furchtbar. Ich drehe noch durch.

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Nein, so ein Recht als Großeltern gibt es nicht. Und sie hat ihn ja gesehen.

Lass ihre Wut und Vorwürfe bestenfalls an ihr Abperlen und mache ihr Drama nicht mit. Sie versucht natürlich, ihren Willen durchzudrücken und am besten geht das ja, wenn man dem anderen ein schlechtes Gewissen macht. Das ist aber echt gemein.

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Wenn du glaubst sie hat eh, egal was du schreibst den Eindruck das du den Kontakt nicht willst dann sollte es dir egal sein was du schreibst. Denn sie wird so oder so glauben was sie will. Was sie letztendlich zu dieser offenbar unaufrichtigen Entschuldigung brachte ist schwer zu sagen vielleicht erhofft sie sich auch davon dich nun rumbekommen zu haben. Ich kann natürlich nicht in ihren Kopf schauen.
Wenn du aber mehr wissen willst frag ich dich gibt es jemanden der eure Verhältnis kennt und dem du vertraust?
Dann würde ich nämlich versuchen genau darüber ein Gespräch mit deiner Mutter zu führen aber eben mit jemanden dabei der dir Sicherheit gibt damit du ihr 1. nicht alleine gegenüber stehen musst und 2. der dir Halt gibt damit du keine Angst hast.
Denn du bist inzwischen erwachsen und darfst und sollst auch stark sein damit sie dir nicht mehr so nahe kommen kann.
Meine Mutter ist übrigens auch nicht ganz knusper auf der Backe und das ist noch harmlos ausgedrückt bei dem was passierte damals. Ich hab aber inzwischen schon sehr lange keinen Kontakt mehr und vermisse auch nichts.

Ela

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Ich musste beim lesen an die Seite "Töchter narzisstischer Mütter" denken, wo auch ein solches Entschuldigungsschreiben untersucht wird.

Der Ausdruck "was auch immer ...." wird dort erwähnt. Frei übersetzt heißt das: "Ich habe keine Ahnung was ich falsch gemacht habe.

Zwischen "Entschuldigung, aber..." und "Entschuldige für..." ist jedenfalls ein großer Unterschied. Erster ist eher eine Rechtfertigung, keine Bitte um Verzeihung.

Weil du übrigens auch geschrieben hattest "sie ist immerhin meine Mutter" - dann hätte sie sich auch wie eine benehmen sollen.