Mein Mann und ich hatten im Frühjahr nach langen Diskussionen beschlossen zurück in unsere Heimat zu ziehen (500 km).
Leider hat es aufgrund der Suche nach einem passenden Haus nicht geklappt. Entweder war es zu aufwendig zu sanieren oder ein gutes Stück teurer als jetzt. Alles vernünftige Gründe meines Mannes, denen ich gefolgt bin. Außerdem spielt wohl auch Angst vor Veränderungen bei uns beiden mit rein.
Nun wird meine kleine hier eingeschult und mein Mann möchte auch nicht mehr weiter suchen, da wir darüber oft in Streit geraten sind.
Ich bin total unglücklich, enttäuscht und auch manchmal sauer auf meinem Mann. Meist hat er die Häuser abgelehnt aus o.g. grundsätzlich vernünftigen Gründen, trotzdem komme ich irgendwie nur schwer klar.
Mittlerweile ist bei mir auch eine Depression diagnostiziert. Ich fühle mich halt immer so einsam hier (keine Familie, "nur" Bekannte). Die Therapeuten raten grundsätzlich auch von einem Umzug bei Depressionen ab, Veränderungen sollen ja noch schlimmer machen.
Wie komme ich den aus der Spirale raus, ich hatte meine Hoffnung auf den Umzug gesetzt. Hab Angst, dass ich bei der Einschulung total traurig bin. Ich kann mich kaum noch freuen. Therapieplatz habe ich vermutlich ab Herbst.
Ich habe Angst meine Chance auf wieder glücklich sein verpasst zu haben. Und fühle mich undankbar, denn eigentlich habe ich vieles.
Was mache ich jetzt
Hallo Anders,
beim Lesen deines Textes habe ich mich gefragt, ob es wirklich eine gemeinsame Entscheidung war, umzuziehen oder ob dein Mann dir halbherzig deinen Wunsch erfüllen wollte.
Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen, als wir ein Haus gesucht haben, kannte ich im Umkreis von 100 km jede Versteigerung bei den jeweiligen Amtsgerichten, jeden Makler, ich habe die Häuser wiedererkannt, wenn der Makler gewechselt wurde, ich kannte die Portale nebst Hauspreisen auswendig und ich habe, bis ich vor dem richtigen Haus stand 2 Jahre gebraucht. Ein halbes Jahr ist sehr sportlich wenn man Ansprüche oder Bedingungen hat.
Es mag sein, dass du in der "Fremde" wo du jetzt wohnst, eine Depression entwickelt hast. Was ist, wenn du die Depression aus einer ganz anderen Ursache entwickelt hast oder du dich womöglich in der alten Heimat auch nicht wohlfühlst oder das Gefühl der Einsamkeit gar nichts mit dem Wohnort zu tun hat, häufig ist Einsamkeit ein Gefühl der inneren Leere.
Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber willst du dein ganzes Lebensglück jetzt von dem dieses Jahr nicht stattgefundenen Umzug abhängig machen? Heilung ist nur durch einen Umzug möglich? M.E. sind Depressionen viel komplexer. Was ein wenig helfen kann ist ein Gefühlstagebuch, wo vermerkt wird, was einen Schub auslöst.
Depressionen haben selten nur eine Ursache.
Gibt es keine Vereine, schwarzen Bretter, Lebensfreunde oder sonstigen Börsen um die Einsamkeit zu überbrücken?Was gibt dir deine Familie, was dir Bekannte nicht geben?
Vielleicht ist ein Umzug später möglich. Kinder verkraften einen Schulwechsel besser als man denkt, wenn sie sitzenbleiben, müssen sie ja auch die Klasse oder Schule wechseln.
V.G.
Es hat eine Spur von Flucht. Der Umzug ist keine magische Happy-Pille und die Lösung aller Probleme. Deine Depression würde mit umziehen.
Und mit dem Stress den der Umzug mit sich bringt und der ein oder anderen nicht erfüllten Erwartung (Familie arbeitet zB noch, es knirscht Mal) ist es absolut wahrscheinlich, dass du unter der Mehrbelastung noch mehr wegklappst.
Bitte lös die Verbindung aus Heimatort und persönlichem Glück in deinen Gedanken. Du hast nen tollen Mann, dein Kind bald einen grossen Meilenstein. Du musst jetzt schauen dass der Boden unter deinen Füssen wieder stabil wird. Und irgendwann kommt das richtige Haus und zur richtigen Zeit. Und dann stehst du wieder voll im Saft und stemmst die Mehrbelastung aus umziehen, renovieren und Co auch gut. Es jetzt zu erzwingen ist nicht die Lösung, da haben Mann und Therapeut recht.
Wenn du kannst, mach dir klar wo deine Gedanken kreiseln und nimm das mit in deine Therapie.
Heimweh tut weh und kann sehr schlimm werden. Es braucht Zeit bis du in der Fremde ankommst.. Manche schaffen das wohl nie.
Zuhause hat übrigens mit materiellen Dingen nichts zu tun. Auch ein goldener Käfig ist ein Käfig. Du bist nicht undankbar sondern todunglücklich..
Du hast alle Hoffnungen auf den Umzug gesetzt und dir selbst vermutlich sehr lange eingeredet, dass nur dieser Umzug dich glücklich macht.
Aber ist das realistisch? Was, wenn ihr umzieht, mehr Geld ausgebt - und du trotzdem nicht glücklich bist?
Eine Depression ist eine Erkrankung und die verschwindet nicht durch einen Umzug. Da haben deine Therapeuten recht. Die musst du, ganz unabhängig vom Wohnort, angehen. Und realistisch beleuchten, was du dir von einem Umzug erwartest.
Warum baust du dir vor Ort nicht mehr auf, wenn dir „nur Bekanntschaften“ nicht gut tun? Was gibt es aktuell vor Ort positives, was dir gefällt? Wie lebt deine Familie vor Ort, was, wenn du sie beim Umzug unglücklich machst? Gibt es Kompromisse?
Ich sehe es genauso...
Wobei ich mich gut an meine Depression erinnere - ich habe auch oft dazu geneigt, meine Hoffnung in irgendetwas zu stecken - die äußeren Bedingungen schienen schuld zu sein...
Rückblickend - nein waren sie nicht - ich war einfach krank.
Es spielte sicherlich eine Überlastung mit rein - die sind wir angegangen - hier haben wir die Umstände mit und mit geändert. Aber das waren keine riesigen Veränderungen... Wir haben uns auf die Suche nach AuPairs gemacht - das gab dann für mich eine Entlastung bei den Kindern und im Haushalt. Mein Mann war vorher wie hinterher viel auf Dienstreise (normalerweise 4 Tage die Woche) - das haben wir aber so gelassen - er ist glücklich in seinem Job - und das sollte auch so bleiben. Daher halt die Suche nach anderer Unterstützung.
Ein Umzug heilt nicht - sondern bringt erst einmal noch mehr Veränderungen (auch in der Heimat haben sich ja die Uhren weiter gedreht), viel Arbeit - das neue Haus will auch eingerichtet werden, eventuell muss noch renoviert werden, etc. pp. Da stellt sich auch die Frage - schaffst Du das zur Zeit überhaupt? Habt Ihr Jobs in der Heimat - oder Jobs, bei denen es egal ist, wo ihr wohnt (gibt es ja auch)? Fragen über Fragen....
LG
Frauke