Momentan sind meine Schwiegereltern zu Besuch bei uns. Sie wollen die Ferienzeit nutzen, um etwas mit ihrem Enkel (4 Jahre alt) zu unternehmen. Mein Mann und ich wären nicht auf die Betreuung angewiesen, gehen aber arbeiten, da Oma und Opa ja da sind. Man nutzt sozusagen die Gunst der Stunde.
Mit meinen SE verstehen wir uns grundsätzlich gut. Es gibt keine größeren Konflikte, nur sehr unterschiedliche Lebensstile. Aber wir arrangieren uns alle miteinander.
Nun zum Problem: Meine SE wollen unserem Sohn natürlich etwas bieten und verplanen die Tage mit Schwimmbad, Zoo und allem Pipapo. Das allein ist ja kein Ding. Allerdings lassen sie ihren Enkel nicht eine Minute in Ruhe. Entweder ist Programm oder es wird auf ihn eingeredet und mit ihm gespielt. Es mag Kinder geben, für die das das Paradies ist, nicht jedoch für unseren Sohn. Er braucht zwischendrin einfach seine Me-Time. Ihn stört das total, wenn er ständig vollgequatscht wird und nicht einmal in Ruhe sein Zeug machen kann. Er schaut sich dann gerne Bücher an, baut Lego, malt oder Ähnliches. Auch draußen beschäftigt er sich gerne mal selbst. Aber das funktioniert nicht mit Oma und Opa. Beide schaffen es irgendwie nicht, ihn mal eine halbe Stunde für sich zu lassen. Mit dem Ergebnis, dass der Kleine irgendwann abends total frustriert ist, in sein Kissen beißt und weint. Wir haben es versucht den Großeltern zu erklären, aber sie verstehen es nicht so richtig. Sie denken, es gehe darum, dass man mal was Ruhiges mit ihm macht, aber sehen nicht, dass ihr pausenloses Plaudern und Reden und ihn beim Spielen unterbrechen der Stressfaktor ist. Wir haben unserem Sohn jetzt erklärt, dass er Oma und Opa ruhig sagen darf, wenn er seine Ruhe möchte und dass er dann am besten in sein Zimmer geht und ggf. auch die Tür schließt.
Habt ihr auch noch Ideen, wie man diese unterschiedlichen Bedürfnisse besser zusammenbringen kann? Ich fände es selbst auch schön, wenn es alles etwas harmonischer laufen würde und ich nicht abends nach der Arbeit noch schreiende Kinder und schmollende Großeltern managen müsste.
Redselige Großeltern vs. ruhebedürftiges Kind
Hallo,
wenn Gespräche mit den Großeltern zu dem Thema nicht ausreichen, dann müsst ihr sozusagen Nägel mit Köpfen machen und die Großelternzeit verkürzen.
Zum Beispiel ein Ausflug am Vormittag oder am Nachmittag und für den Rest des Tages sollte ein Erwachsener da sein, der auf das Ruhebedürfnis des Kindes achtet und entsprechende Maßnahmen ergreift.
So könnten die Großeltern wertvolle Zeit mit dem Enkel verbringen, ihn aber nicht damit überfordern/überreizen.
Wenn ein Kind abends deshalb (formuliert er das konkret?) weint und ins Kissen beißt, dann ist das ein großer Hilferuf des Kindes.
Liebe Grüße
Ja, er formuliert das sehr konkret („Die sind die ganze Zeit am Quasseln, das stört mich!“). Wir schauen jetzt mal, ob es morgen besser läuft, haben heute nochmal geredet, ansonsten muss ein Plan B her. Ich kann natürlich auch früher nach Hause kommen, aber deswegen gehen Oma und Opa nicht früher. Außer ich schmeiße sie raus und das ist ja auch nicht gerade ein eleganter Move, der die Dinge einfacher macht. Sie sind extra weit her gefahren und wollen jetzt natürlich nicht einfach irgendwo in der Stadt rumlaufen. Im Zweifel steh ich natürlich voll für mein Kind ein, aber so ganz einfach ist das nicht mit dem Zeit verkürzen, weil man Oma und Opa damit sehr auf den Schlips tritt. Falls jemand ne gute Idee hat, wie man sie möglichst charmant herausbugsieren kann, nur raus damit!
Dann musst du Oma und Opa eben ablenken, um dem Kleinen eine Pause zu ermöglichen. Habt ihr nicht irgendwas zu werkeln, renovieren wobei ihr unbedingt ihre Hilfe braucht?
Ist es evtl. möglich eine Mittagspause einzuführen? Also wirklich eine Ruhephase für alle?
Dein Sohn kann ja machen was er möchte, malen, lego bauen etc. Aber das wirklich als Pause benennen und auch auf die Einhaltung bestehen.
Ansonsten müsst ihr dafür Sorge tragen, dass euer Kind die notwendigen Ruhephasen bekommt die er benötigt. Dann müsst ihr zur Not abwechselnd anwesend sein und Großeltern ausbremsen.
Ich finde es übrigens grandios wie gut er seine Bedürfnisse äußern kann und ihr müsst ihn da unbedingt unterstützen bzw. beschützen
Das ist eine ganz gute Idee, weil so konkret und handfest. Werde ich ihnen mit auf den Weg geben! Danke!
Hier ist das auch so. Und wir haben es in 6 Jahren nicht abgestellt bekommen. Als Baby hat er mir die Hucke vollgebrüllt die ganze Nacht. Alles reden hat nicht geholfen, ich hab mal mitgezählt und bin auf 10 Ansprachen die Minute gekommen.
Wir haben dann Programm im Besuche eingebaut, das ihm Ruhepausen bietet. Indoor Spielplatz, Zack, weg ist er, kann sich im Kletterturm einen weg hangeln und für sich sein.
Die letzten 2 Besuche hatten wir das teils reduziert, waren einmal den Tag über daheim, einmal so unterwegs dass er keine Rückzugsmöglichkeit hatte - und auf den späten Nachmittag ist mir der Grosse wieder jeweils ziemlich eskaliert. War nicht schön, nicht für die Grosseltern, nicht für uns, wir hatten alle Hände voll zu tun ihn wieder zu erden. Und für ihn wars furchtbar, der war wirklich durch.
Ich würde nochmal ganz konrekt "Vorgabe machen" zu der me-time.
Erklären warum er es braucht und dann eine konkrete Aktion vorgeben. Von 14-15 Uhr malt Leon. Tür angelehnt. Kind wird NICHT angesprochen. Nicht fragen, was er malt. Kein Essen anbieten. Zuschauen aus 5m Entfernung.
Wenn auch das nicht klappt (wie hier, wurde irgnoriert) würde ich am frühen Nachmittag heim kommen und das Kind einkassieren. Kiddo und du, ein Eimer, 2h Wasserspielplatz zum erden. Dein Mann zieht mit den beiden am frühen Nachmittag Mal los, was in der Umgebung machen. Heisst, Kiddo rausziehen bevor der Speicher voll ist.
Alternativ geht Kiddo bis 14 Uhr in die Kita und danach ist Oma-Opa-Time.
Meinem geht's grässlich wenn er overload hat. Der war komplett aus dem Häuschen letztes Mal. Wenn das bei euch ähnlich ist solltest du es nicht laufen lassen sondern so justieren dass es dem Kind mit dem Setting gut geht.
Danke für deine Gedanken! Oma und Opa sind hier, weil die Kita zu hat (Ferien) und sie uns mit der Betreuung helfen möchten. Sie meinen es nett, aber so wirklich hilfreich ist das im Moment alles nicht. Vielleicht nutzt es in der Tat, ihnen nochmal genauer zu erläutern, an welchen Stellen genau sie sich mal rausziehen könnten und sollten und wie das aussehen soll. Beziehungsweise dann eben auch selbst einzugreifen. Morgen gehen sie auf den Wasserspielplatz, da sollen sie ihn mal komplett alleine spielen lassen. Komme ich mir zwar leicht dämlich vor, den Erklärbär zu spielen (zumal beide Großelternteile pädagogische Berufe hatten), aber für mein Kind brumme ich auch gerne mal öfter als sonst ;).
Das Setting mit der Ferienbetreuung ist latent doof. Da seid ihr in den Möglichkeiten limitiert. Problem, es ist keine Hilfe... Da müsst ihr schon korrigieren. Leider. Ich weiss wie doof man sich da fühlt, ich habs ja selber durch. 😉
Aber du musst auch bedenken, du bist der Profi für dein Kind, wer nicht so oft Zeit mit ihm verbringt kann es halt auch nicht wissen. Und soooo mit der grossen Kelle gestreut sind die me-Time-Kinder halt auch nicht.
(Freu dich, das bleibt potenziell so und machts herrlich unkompliziert wenn er noch größer wird. Bastelkiste ausgeben, Kaffee zapfen, enjoy).
Erfahrungswert von hier. Wichtig ist ganz konkret und kochrezeptmässig an die Hand zu geben was das Kind braucht. Mit dem "weniger" mit dem mein Mann interveniert hat konnten meine nix anfangen, fairerweise.
Zweiter Erfahrungswert (Und da nimmst du bitte was zu deinen passt): so zart aber auch so deutlich, dass sie wirklich verstehen dass sie umschwenken müssen. Meine interpretieren einem Konjunktiv grundsätzlich als Vorschlag. Könntest du bitte... impliziert hier keine Handlungsaufforderung und wurde ignoriert. "Setz ihn auf den Boden". Drunter bewegte sich hier nichts.
Nicht überregulieren. Aber wenn du merkst dass es auch mit dem Joker Wasserspielplatz nicht klappt - ich erinnere mich an eine Szene auf einem, als mein 2jähriger keinen Schritt allein machen durfte und Oma seinen Eimer "richtig" für ihn gefüllt und ihn auf jede Düse hingewiesen hat) : musst du ggf in der Deutlichkeit anziehen - oder eben früher heim kommen.
Für Kiddo ist das absolut Stress. Und je älter unserer wird desto heftiger zeigt er das auch.
Ich sehe es ähnlich wie Butterstulle:
Den jeweils nächsten Tag gemeinsam planen.
Dabei Ruhezeiten zu jeweils festgelegten Uhrzeiten festlegen - denn sie merken ja nicht, wann das Kind es braucht, also wäre ein Kompromiss, es "künstlich" festzulegen, wie eine Schulpause.
Den Großeltern klar sagen, dass das KIND entscheidet, was es macht und dass es NICHT angesprochen wird.
Evtl noch den Großeltern eine Beschäftigung für diese Zeit geben. "Wir wären sooo dankbar, wenn ihr mal an allen Balkonblumen die trockenen Blüten abzupfen würdet... Leon darf nicht so nah ans Geländer, aber der ist ja dann in seinem Zimmer."
Könnt ihr während der Arbeit angerufen werden, so dass sie euch in Leons Pause vom Vormittag erzählen?
Könnten sie etwas aufwändiges Kochen oder Backen, was für das Kind eine Überraschung wird? Oder Opa fährt einkaufen und Oma kocht - ohne Leon? (Sorry, bei dieser Generation denke ich in Klischees - bei entsprechenden Fähigkeiten geht das vielleicht sogar besser umgekehrt, wenn Opa weniger redet ).
Gibt es andere Verwandte, die dringend mal wieder einen Anruf von den Großeltern kriegen sollten? Ich könnte mich da mit meiner Schwester verbünden, so dass diese unsere Eltern mal 30 Minuten per Telefon "beschäftigt".
Und: Ängste der Großeltern abbauen.
Mein Vater könnte auch nicht damit leben, dass er die Kinder weder sieht noch hört. Da geht sein Kopfkino an... Aber mit einem Babyphone mit Bildschirm wäre das Problem gelöst.
Danke für die vielen Ideen, guter Gedanke, ihnen einfach Aufgaben ohne Kind anzutragen 😁.
Und nach einer Woche ist die Einfahrt von Unkraut befreit, der Rasen gemäht, das Gästezimmer gestrichen (yeah - giftige Dämpfe!) der Dachboden entrümpelt und die Mülltonne gereinigt.
Und 5 Leute sind glücklich!
Meine Idee wäre: noch ein redebedürftiges Kind (Freund eures Sohnes), dass sich über Ansprache freut einzuladen bzw. ein gemeinsames Treffen am Spielplatz arrangieren, so dass die Großeltern dort mit ihren Aktionen auf Resonanz stoßen und mit einem anderen Kind quatschen können und dein Sohn etwas aus der Schusslinie ist.
Wir haben auch so einen Opa, mein erstes Kind damals wurde auch immer reizüberflutet und dauerbespaßt dass es mich selbst schon beim zuschauen stresste....
9Jahre und zwei kleine Kinder später hat sich das ganze etwas beruhigt, bzw. verteilt sich die Aufmerksamkeit besser
Da würde mir tatsächlich jemand einfallen 😬. Danke für den Vorschlag!
Mit würde noch einfallen, dass dein Sohn ein Stopp Schild bastelt und das an seine Tür hängt, wenn er Ruhe braucht bzw alleine im Zimmer spielen will.
Also mit den Großeltern wird im Wozi oder so gespielt etc.
und wenn er Ruhe braucht geht er alleine in sein Zimmer, Schild an die Tür und Tür zu.
Und er bestimmt, wann er wieder raus kommt....
Und die Großeltern dürfen sich alleine beschäftigen....
Auch ne super Idee! 👍
Wurde schon viel hilfreiches geschrieben (jaaaa, ich kenne das Problem auch). Mit 4 konnte sich mein Kind noch nicht selber rausziehen bei den Großeltern/sonstigen Verwandten, so ab 6, 7 Jahren hat das gut funktioniert und es "war dann mal weg", hat sich auch durchsetzen können, dass es jetztnicht gestört werden möchte. Vorher habe ich ständig auch den Erklärbär gegeben/mein Kind abgeschirmt. So als Perspektive für die Zukunft.
Danke fürs Berichten! ❤️
Das Problem haben wir auch, mit 3 von 4 Großeltern. Das Spiel des Kindes wird permanent kommentiert, es gibt keinen Moment der Ruhe, als würde Kinderbetreuung bedeuten dauerhaft die Aufmerksamkeit des Kindes zu lenken. Rückmeldungen haben bei uns nichts geholfen, die Großeltern können anscheinend nicht anders. Im Gegensatz zu eurem Kind, merkt mein Kind aber selbst nicht, was passiert und distanziert sich auch nicht, ist aber total reizüberflutet und neben der Spur. Seit wir zwei Kinder haben, ist es ein kleines bisschen besser, weil sich der Fokus der Großeltern verteilt. Aber das Grundproblem bleibt. Da weder Großeltern noch Kind in der Lage sind sich selbständig zu distanzieren, müssen wir Eltern das übernehmen. Wir bestehen auf Mittagspause oder nehmen das Kind aus der Situation, wenn es zu sehr eskaliert.
Bei euch finde ich es ganz toll, dass euer Kind schon selbst mitteilen kann, was es braucht. Damit kann man doch vielleicht arbeiten. Vielleicht kann man die Regel aufstellen, dass das Kinderzimmer der Rückzugsort des Kindes bleibt, für wenn es eine Pause vom Besuch braucht. Und wenn es mit den Großeltern spielen will, bringt es Spielzeug ins Wohnzimmer oder so. Eine feste Mittagspause wurde ja schon vorgeschlagen, die finde ich auf jeden Fall auch sinnvoll.
Genau das probieren wir heute mal aus und hoffen, dass es besser klappt. Das Zimmer dient als Rückzugsort, mal sehen, ob sie es akzeptieren!