Mutter durch neuen Partner komplett verändert

Hallo ihr Lieben,

mein Vater starb vor 4 Jahren. Seit etwas mehr als 3 Jahren hat meine Mutter wieder einen festen Partner.
Seit dem hat sie sich so verändert, früher war mein Sohn ihr ein und alles. Sie hat geweint, weil sie an seinem ersten Kindergartentag nicht dabei sein konnte. Jetzt kommt er in die Schule und sie hat kein Interesse daran, diesen wichtigen Tag mit ihm zu feiern. Sie wollen über nichts persönliches sprechen es geht ständig nur um Verschwörungen und Politik.

Der Kontakt geht immer weiter zurück, früher konnte ich sie bei allen Dingen um Rat fragen, heute ignoriert sie solche Fragen. Ich hab natürlich schon mehrmals das Gespräch gesucht, sie sagt aber immer nur, dass sie sich in der Ehe mit meinem Vater 30 Jahre lang verstellt hat und so wie sie jetzt ist, ist ihr wahres ich.
Ich weiß, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als das zu akzeptieren aber es tut unfassbar weh.
Familie war für mich immer das allerwichtigste. :(
Sie zieht sich übrigens auch von meinen beiden Brüdern zurück.

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Hallo lizi1992,

Ich gehöre der Altersgruppe deiner Mutter an, deine Erzählung ihrer Veränderung aus deiner Sicht einer Tochter hat mich berührt.

Was du mir an ihren Bemerkungen schilderst, das erinnert mich an viele Menschen meiner Generation, die über Jahrzehnte in einer Ehe für ihren Partner, ihre Kinder und ihren Beruf verbracht haben. Und so lange Zeit in ihrem Alltag gefangen waren, mehr oder minder mit sich selbst und ihren Lebensumständen zufrieden. Menschen, die nicht selten eine allmähliche Verschlechterung ihrer Partnerschaft und ihrer Lebensumstände toleriert haben, teils aus Gewohnheit, teils aus Pflichtgefühl, teils aus Aufopferung für die Kinder.
Ich ahne, bei deiner Mutter könnte es ähnlich gewesen sein.

Deine Mutter hat jetzt einen neuen Partner, ihr ist - vielleicht auch wehmütig und schmerzhaft - bewusst geworden, was ihr über Jahrzehnte hinweg gefehlt hat. Was sie alles toleriert hat und eigentlich nicht hätte hinnehmen müssen und und und...

Ich glaube sie ist nun der Überzeugung "Jetzt bin ich mal dran!"
Ja, das ist sie und das ist ihr guten Recht und ich möchte ihr dabei wünschen, ihre persönliche Erfüllung zu finden, die sie vermisst hat.

Für dich als Tochter ist das natürlich erst einmal irritierend, da den Rückzug deiner Mutter spürst und ihre Kinder und ihre Enkel nicht mehr an erster Stelle stehen.
Was löst das auch für Gefühle in dir aus, wenn die Bemerkungen deiner Mutter dich hinter die Fassade ihrer Ehe blicken lassen?

Ich kann dir nur empfehlen, nimm das neue Leben deiner Mutter an, freue dich für sie und versuche sie liebevoll zu begleiten bei ihrem Neuanfang.

Bearbeitet von Christoph61
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ich wünsche ihr alles Glück der Welt, ich habe nur nicht damit gerechnet, dass ihre Kinder und Enkelkinder da plötzlich nicht mehr dazu zählen. Wir hatten immer ein sehr enges Verhältnis, auch nach dem Tod meines Vaters.

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Da kann ich dich beruhigen. Sie setzt im Augenblick ihre eigenen Prioritäten, wenn du das nachvollziehen kannst.
Aber nach meiner Meinung wird sie sich wahrscheinlich in einen neuen Zustand einpendeln und neu sortieren. Und wieder mehr ein Ohr für ihre Kinder und Enkel haben.

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Natürlich kann es sein das sie sich verstellt hast, aber so ganz nehme ich ihr das nicht ab. Aber erstmal wirst du es hinnehmen müssen und auch leider nicht ändern können.
Die Frage ist also was du hiermit machen willst. Sie bleibt sicherlich erstmal so und du wirst es akzeptieren müssen. Vielleicht ändert sie sich noch mit der Zeit, vielleicht liegt es auch am Partner. Ich weiß nicht was er für ein Typ ist.

Ela

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ich kann ihn nicht einschätzen, fand ihn anfangs eigentlich nett und alles. irgendwann ist mir aufgefallen, dass er immer wenn meine Mutter mir zu einem Thema ihre Meinung/Einschätzung gesagt hat (was für uns normal war auch wenn ich ihren Rat vll nicht immer umgesetzt habe) kam vom ihm "na Monika, erteilst du schon wieder schlaue Ratschläge". Dachte immer das war nur Spaß, mittlerweile bin ich mir da nicht mehr sicher...
Das schlimmste was er zu mir gesagt hat war, als ich meine Mutter fragt ob sie an einem Nachmittag auf meine Kids schauen könnte, er ist nicht für die Erziehung meiner Kinder zuständig.

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Also OK ihn richtig einzuschätzen ist schwer, aber ganz ehrlich deine Mutter hätte hier für sich selbst sprechen können, das hätte ihr Partner nicht übernehmen müssen.
Letztendlich kann es natürlich sein das sie immer gewohnt war vieles hinzunehmen und nicht mehr will inzwischen. Aber dann ist die Frage wieso ihr Partner dann dir gegenüber das Sprachrohr spielt. Denn hier hat sie sich offenbar auch wieder untergeordnet und ist auch nicht sie selbst! Ist jedenfalls meine persönliche Meinung.
Und keiner hat gesagt das er deine Kinder erziehen soll, das ist eure Aufgabe als Eltern. Aber das hat ja damit nichts zu tun mal auf sie aufzupassen. Ein wenig seltsam kommt er mir schon vor, aber dennoch wirst du erstmal nichts machen können.
Vielleicht hat deine Mutter auch Angst für den Rest vom Alter niemanden abzubekommen und nimmt daher auch wieder vieles in Kauf. Wäre ebenso eine Möglichkeit.


Ela

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Hallo lizi, ich hab keine Tipp per ähnliches für dich, ich kann dir nur berichten, dass es bei uns genau so ist, nur, dass es um meinen Vater geht.
Mich verletzt va sein Desinteresse an seinen Enkelkindern, die erst nach dem Tod meiner Mutter geboren wurden, als er sich schon neu gebunden hatte.
Ich hab mich inzwischen auch zurück gezogen, ich hoffe er erwartet im gebrechlichen alter dann auch keine Unterstützung

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Falls das mit den Verschwörungsmythen immer wieder kommt, kann es leider sein, dass deine Mutter in sektenartige Strukturen geraten ist. Das ist bei manchen Verschwörungsanhängern (Quanon, Reichsbürger, Impfgegner, Querdenker, man suche sich was aus...) leider wirklich mittlerweile ein Problem. Sie bilden ein geschlossenes Weltbild aus (Wir gegen den Rest der Welt, der als "Schlafschaf" die Warheit bloß noch nicht erkannt habe...), bei dem es superschwer ist, noch mit ihnen persönlich zu kommunizieren. Die völlige Abgrenzung vom bisherigen Umfeld gehört leider auch dazu. Bei unserem Fall im Umfeld war es hilfreich, sich bei den Sektenberatungsstellen Hilfe zu suchen (Wie gehe ich als Angehörige mit den Betroffenen um?).

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Das war auch mein erster Gedanke - dass sie evtl bewusst von Euch ferngehalten wird, weil ihr " anders tickt " und somit " gefährlich seid".
Ich würde mich dahingehend auch beraten lassen.

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Ich an deiner Stelle würde einen Haken an das Thema machen. Ihr nicht hinterherlaufen, sie nicht informieren ungefragt und so weiter.... Solange ihr als Kinder ihr rückmeldet, dass sie vermisst wird, hat sie auch wenig Grund sich zu ändern.

Und dann einfach abwarten und sie kommen lassen...