Krankheiten / Sorgen mit / vor Kindern diskutieren?

Für mich ist die Antwort eigentlich klar, aber mein Mann sieht das anders. Da ich ein reflektierter Mensch bin, frage ich hier nach Meinungen:

Unsere 8-jährige Tochter ist ein sehr sensibles / feinfühliges und empathisches Kind. Sie macht sich viele Sorgen um andere, vor allem die Familie. Ich finde, das ist eine tolle Eigenschaft, kann aber auch sehr belasten (wie ich an mir selbst merke). Dazu ist sie aber auch noch recht kindlich naiv und versteht viele Zusammenhänge noch nicht...
Mein Mann leidet seit Jahren an einer Depression und Angststörung, wobei er beides nicht anerkennt - obwohl mehrmals diagnostiziert. Zudem ist seine ganze Familie recht hypochondrisch veranlagt, er ebenfalls. Nun hat er neuerdings mal wieder "Symptome", unspezifisch - jede rationale Behandlungsmöglichkeit wird abgelehnt, Ärzte nehmen ihn NIE ernst, es muss was schlimmes sein. Er erzählt mir Tag ein Tag aus von seinen Symptomen und jammert (ohne etwas zu unternehmen, was natürlich wieder mit der Depression zusammenhängt). Unsere Tochter schnappt hier und da Fetzen dieser Gespräche auf, wenn wir unvorsichtig sind - dann lenke ich sofort ein. Ich habe ihm heute verboten, vor unserer Tochter darüber zu sprechen. Sie hängt sonst die ganze Zeit an ihm, fragt ihn aus, wie es ihm geht und ist selbst sehr unruhig und in "Lauerstellung" - Was macht Papa als nächstes? Ich habe das Gefühl, dass ihm das "gefällt" - da er diese Art der Zuwendung von mir nicht bekommt. Da mein Mann die psychischen Probleme nicht anerkennt, kann ich natürlich auch nicht so richtig mit ihr drüber reden, was da in Papas Kopf passiert.
Liege ich wirklich so falsch, dies vor unseren Kindern zu verbergen (die Kleine ist noch zu jung, die versteht es noch nicht) bzw. nur ausgewählte Informationen weiterzugeben? Ich würde meine Kinder nicht anlügen, wenn etwas wäre, was auch sie betrifft aber wahllos Symptome mit ihnen diskutieren möchte ich nicht...

Übrigens bin ich absolut dafür, dass er sich gründlich untersuchen lässt, bevor man es auf die Psyche schiebt. Aber ich habe halt ein gewisses Vertrauen in die Ärzte und sehe ein "alles ok" auch als solches. Zudem schiebt er weitere sinnvolle Untersuchungen immer vor sich her und lässt sie nicht machen, sodass die Ärzte gar nicht helfen könnten...

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Also ich glaube gerne das Depressionen echt beschissen ist und man nicht immer rational denkt ,aber sollte er sein Kind für seine Zwecke missbrauchen hört bei mir jedes Verständnis auf. Er kriegt von dir möglicherweise nicht die Aufmerksamkeit seiner Krankheit weil er sie trotz Diagnose nicht wahrhaben will, aber dann nutzt er seine Tochter dafür. Und gefällt sich möglicherweise noch in dieser Rolle hier Aufmerksamkeit zu kriegen? DAS IST EIN KIND!!!!!! Sorry wenn ich hier so direkt bin, der hat sie doch nicht mehr alle. Das Mädchen wird hiermit kaputt gemacht. Hau auf den Tisch. Wie kann man mit diesem Menschen leben!?

Ela

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Er muss das Kind raushalten, unbedingt!

Mein Schwager ist auch ein Hypochonder erster Klasse und hat es geschafft, dies auf seine Kinder zu übertragen. Mittlerweile fährt meine Schwägerin regelmäßig mit den beiden Teenagern in die Notaufnahme, weil man sich im Kleinigkeiten maßlos reinsteigern kann.

Ich würde meinem Mann auch unmissverständlich klarmachen, dass er daran arbeiten MUSS, auch soweit gehen, eine Trennung in Kauf zu nehmen und ich bin wirklich nicht jemand der ständig zur Trennung rät. Die psychische Gesundheit deiner Tochter wird massiv gefährdet, davor muss sie geschützt werden.

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Ich sehe das pragmatisch: Der Vater ist halt so wie er ist und will nichts ändern und wird sich deswegen auch nicht ändern. Selbst wenn ihr euch trennt, werden Tochter und Vater Umgang haben. Ihr müsst also mit dem „Vatermaterial“ arbeiten, das ihr habt.

Dein Tochter ist 8, mit 8 konnte ich schon wirklich gut altersangemessen mit meinem Sohn sprechen und ihm psychische Krankheitsbilder, mit denen er konfrontiert wurde, erklären.

Es gibt gute Bücher zum Thema Depression für Kinder und Hypochondrie würde ich ihr selbst erklären. Der Fokus deiner Erläuterungen sollte darauf liegen, dass sie lernt, dass sie nicht verantwortlich ist für Papas Befinden und es so etwas gibt wie einen sekundären Krankheitswert.

Kindgerecht stell ich mir das in etwa so vor:
Es gibt Menschen, die haben Angst vor zum Beispiel Höhe. Andere haben Angst vor Krankheiten. Die Menschen mit Höhenangst, die gucken vom Balkon und stellen sich dabei vor, wie es ist, dort runterzufallen und sich ganz doll weh zu tun. Die Menschen mit Krankheitsangst haben zum Beispiel Halsschmerzen und denken gleich, sie haben was ganz ganz schlimmes.
Und mit der Angst ist das so: Je mehr man über sie nachdenkt, desto größer wird sie, so groß, bis sie alle anderen Gefühle verdrängt hat.
Wenn Papa nun also Angst hat, dass er was Schlimmes hat, wird es nicht besser, wenn man ihm das glaubt. Das füttert das Angstmonster. Deswegen muss Papa, wenn er Angst hat, zum Arzt gehen. Wir können da wenig machen.
Es gibt auch Menschen, die Papa helfen könnten, nicht gleich Angst zu kriegen, wenn er Halsschmerzen hat, denn jeder hat mal Schmerzen, das ist ganz normal und nur selten was Schlimmes. Ob Papa was gegen das Angstmonster unternehmen will, muss er aber entscheiden.

So in etwa würde ich‘s versuchen und meinem Kind signalisieren, dass ich immer da bin, wenn es selbst Angst vor Papas Angstmonster bekommt.

Ich weiß, wir wollen unsere Kinder vor allen Sorgen beschützen. Das ist leider unrealistisch. Und kein Drama. Ich hab mit meinem Sohn oft Kinderbücher gelesen in dem Alter, die eben keine Bullerbü-Welt zeigen, zum Beispiel Rico, Oscar und….
Ich glaube, das hilft dabei zu erkennen, dass nicht alle Erwachsenen perfekt sind und zeigt Wege auf, wie man sich dennoch durchwurschteln kann.

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Vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich habe in akuten Phasen schon mit ihr darüber gesprochen. Damals hat er sie eingewiesen, wie sie den Notarzt rufen soll im Ernstfall und zu welchem Nachbar sie rennen kann. An sich sinnvoll (und wir haben das schon häufiger rein generell besprochen) aber es war natürlich völlig verstörend für sie, dass von ihrem ängstlich-panisch-schwachen Papa zu hören, der auf der Couch liegt und röchelt (es war letztlich "nur" eine Panikattacke, die erste, die sie bewusst mitbekam). In diesem Zusammenhang hab ich sie aufgeklärt, sogar sehr ähnlich wie von dir vorgeschlagen. Das Angstmonster ist noch ein schöner Begriff, das merke ich mir.

Ja, genau mit dem Vatermaterial müssen wir leben. Eine Trennung kommt für mich aktuell nicht infrage, genau weil er ja auch das Sorgerecht hat und sie dann wahrscheinlich häufiger allein mit ihm wären...

Mir ging es hier wirklich darum, ob es so falsch ist, von den Kindern gewisse Sachen fernzuhalten, da sie halt immer gleich so besorgt ist...

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Natürlich wäre es besser, wenn dein Mann sie da nicht reinzöge, genauso wie es besser wäre, dass Choleriker keine Kinder anschreien, Alkoholiker nur in Abwesenheit der Kinder söffen, handysüchtige Eltern nur abends daddeln würden, mit ihrem Körper unzufriedende Mütter das niemals in Gegenwart der Kinder thematisieren würden etcetc.

Leben ist halt nicht so. Und trotzdem sind Kids echt resilient, so lange sie von irgendjemanden stabil und zuverlässig geliebt werden.

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Drüber reden müsst ihr. Denn dein Mann wird sich seinen Symptomen entsprechend verhalten und das macht eurer Tochter letztlich ja auch Angst, wenn das dann tot geschwiegen wird.

Ständiges Jammern und nichts tun würde ich aber auch strikt untersagen!

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Danke für deine Antwort. Ja, ich schrieb extra, dass ich ausgewählte Informationen mit ihr teile. Aber halt in Ruhe und mit Bedacht und nicht in der akuten Paniksituation.

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Aber auch in akuten Panik Situationen musst du ja irgendwas sagen? 😅