Ich bin immer wieder sehr enttäuscht von gewissen Familienmitgliedern. Meine Schwester und ich sind „eigentlich“ beste Freundinnen.
Mir fällt aber auf, dass sie sehr oft kein Verständnis für mich hat, wenn es mir mal schlecht geht oder ich Probleme habe. Meine Eltern sind meistens genauso.
Egal, wie sehr ich am Boden bin, es kommen erstmal Unverständnis und Vorwürfe. „Wie bitte? Also wegen sowas würde ich wirklich kein Theater machen. Du bist ja nicht mehr 15. kann ich überhaupt nicht verstehen.“
Dinge in diese Richtung kann ich mir fast immer anhören. Einfach kein Verständnis.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob das normal ist oder ob das normalerweise anders sein sollte?
Ich selbst zeige immer Verständnis, wenn es jemandem schlecht geht, den ich mag. Nur weil ich gewisse Dinge nicht nachvollziehen kann und ich selbst in gewissen Punkten nicht so empfindlich wäre, bin ich trotzdem für denjenigen da, biete TROST an, möchte dass es ihm besser geht.
Wie ist das bei euch?
Sagt ihr einer Freundin (die weint, fertig und am Boden ist), dass ihr das nicht verstehen könnt und sie mit dem Kram wo anders hingehen soll?
Umgekehrt versuche ich immer, für denjenigen da zu sein, völlig egal wie „lächerlich“ ich sein Problem finde! Demjenigen geht es ja nicht ohne Grund schlecht? Ich muss das doch nicht verstehen?
So sehe ich das zumindest.
Ich lebe in der Angst, dass ich bei größerem Kummer (zb Trennung des Partner, falls es dazu mal kommen könnte) niemanden auf meiner Seite habe und ich dann - wie immer - auch noch fertig gemacht und verurteilt werde und mir kein Verständnis entgegengebracht wird.
Würde mich sehr über Meinungen freuen.
Familie hält nicht zu mir - oder ist das normal?
Das ist eine Kombi aus Empathielosigkeit und antrainiertem Verhalten. Ich habe meine Schwiegermutter mal gefragt, warum sie zu meinem weinenden Sohn (gerade hingefallen) sagt "ist doch nicht schlimm". Denn offensichtlich weint er, es ist für ihn schlimm. Woher kennt ein Außenstehender den Schmerz bzw. maßt sich dieses Urteil an? Sie wusste es gar nicht. Sie meinte, dass ihre Eltern das auch immer zu ihr gesagt hätten. Da sie generell Probleme hat, sich anderen anzunähern, hat sie das einfach übernommen. Mein Mann wurde auch so erzogen. Total unreflektiert, der typische Elternautomat. Man sagt Sachen, die vermeintlich in so einer Situation gesagt werden.
Die Kindheit meiner Schwiegermutter war nicht schön, sie hat daher wie eine Mauer um sich aufgebaut. Bloß niemanden an sich ranlassen. Wenn man sich z.B. der Trauer der anderen Person öffnet, könnte man ja davon berührt werden Mit so Standardsprüchen ("jetzt mach mal kein Drama") schiebt man alles von sich weg. Diese Leute können nicht (Kindheit?) und wollen nicht (man könnte sich auch weiterentwickeln, um das Trauma nicht immer wieder weiterzugeben).
Du bist die Einzige aus eurer Familie, die es da raus geschafft hat. Glückwunsch! Leider bist du dann dort jetzt etwas einsam. Geht meinem Mann mit seinem Bruder und seinen Eltern auch so. Man kann sie nicht zur Empathie und zum Start in ein reflektierteres Leben zwingen. Mein Mann beschränkt sich auf Smalltalk, da auf persönliches immer die Automatenantwort folgt. Neulich hat er aus Versehen was von einer Unsicherheit im Freundeskreis erzählt. Antwort: "Du hast dich eine Frau und gesunde Kinder, bei dir läuft es doch eigentlich".
Danke für deine Antwort!
Wie sollte man mit so etwas umgehen? Solche Menschen aus dem Leben verbannen? Zumindest den Kontakt aufs Minimum reduzieren? Das ist genau das, was mich sehr reizen würde.
War mir aber bis dato nicht sicher, ob ich mich nicht „anstelle“ und ob das vielleicht ganz normal ist, dass Freunde oder Familie einen etwas härter behandeln und sie kein Verständnis haben MÜSSEN.
Das ist schon bitter, wenn man erkennen muss, dass die eigene Familie das einfach nicht "liefern" kann. Es hilft nicht, darauf zu warten. Mein Mann hat so viele Jahre gehofft, dass es noch wird. Hat ewig einfühlsam zugehört und nachgefragt. Wurde gern genommen aber eine Rückfrage, wie es ihm denn so geht, die kam nie. Es wurde nicht mal bemerkt, dass da eine Schieflage ist.
Oder seine Gesprächsangebote, wo man sich öffnet und zeigt, wurden später gegen ihn verwendet "du hast ja immer Probleme mit xy". In der Familie ist alles immer glänzend, man ist froh gestimmt in Plauderlaune und redet nur über Karriere ( nur die Erfolge), den Garten, das Essen und das Wetter. Ängste " da streng dich dich mal mehr an" oder Rückschläge "ach komm, du bist doch bestens aufgestellt" werden immer sofort neutralisiert, die darf es nicht geben.
Deshalb gibt es nur noch Smalltalk und alle sind total zufrieden....
Hallo Katarina,
ich bin in den 50ern und mutmaßlich mindestens doppelt so alt wie du. Du klingst wie 20+.
Du stellst dir eine sehr, sehr weibliche Frage, finde ich. Unterschwellig steckt in deiner Frage auch die alles entscheidende Lebensfrage: Wie viele Erwartungen an andere Menschen darf ich haben?
Und aus einer anderen Perspektive, nämlich aus der Perspektive einer empfindsamen Frau, die fürsorglich auf ihre Umgebung eingeht, die Frage: Kann ich das, was ich auf diese Welt mitgebracht habe und als Lebenseinstellung habe, von anderen Menschen auch und zurück erwarten?
Rückblickend auf mein ganzes Leben als sehr empathische Frau, die sich in den 20ern mal eine ähnliche Frage gestellt hat, kann ich dir nur raten: Je weniger du von anderen Menschen erwartest und je mehr du Verantwortung für dich selbst und die Erfüllung deiner Bedürfnisse übernimmst, umso zufriedener kann dich das machen. Erstens bist du ein Mensch, der einmalig auf der Welt ist und kein anderer empfindet genau so wie du, kann und will genau so viel geben oder nehmen. Außerdem ist die Welt kein Emotionsbasar. Und ganz wichtig: kein Mensch auf der Welt empfindet genau so wie du. Um deine Empfindungen zu teilen und Trost und Verständnis zu bekommen, wirst du dein Leben lang lernen müssen, deine Gefühle und Bedürfnisse deutlich und unmissverständlich auszudrücken, und wenn du dann den Eindruck hast, dass die Gegenseite deine Gefühle überhaupt erst verstanden hat, dann kannst du klar, deutlich und freundlich bzw. sachlich äußern, was du dir wünscht. Oft hilft dann sogar, ins Detail zu gehen. Nicht nur in der Eltern- und Schwesternbeziehung, sondern ganz besonders in der Paarbeziehung und in einer Beziehung evtl. mit einem Mann (wenn du heterosexuell bist) kann dich das vor vielen Enttäuschungen bewahren. Denn: auf dieser Welt gibt es unglaublich viele unempathische Menschen. Nicht, weil die Welt böse ist, sondern weil Empathie nicht allen gegeben ist. Sieh es als Gastgeschenk auf dieser Erde, das du beim Eintritt bekommen hast.
Andersrum möchte ich dir Anleitung geben, wie du enttäuscht und unverstanden bleibst und mit den Jahren immer bitterer: Erwarte, dass dein Umfeld genauso empathisch und sensibel ist wie du, sei enttäuscht, wenn du nicht genügend Gehör findest, dir nicht aktiv zugehört wird, du nicht getröstet wirst oder nicht die Hilfe bekommst, die du gerade bräuchtest. Richte alle Erwartungen auf dein nahes Umfeld: deine Eltern, deine Schwester, deine(n) Partner:in. Suche dir in deinem hoffentlich langen Leben keine Freunde, die zu dir passen und sorge nicht dafür, dass du ein vielgestaltiges Umfeld hast, das verschiedenste Bedürfnisse erfüllt. Nimm die Menschen nicht, wie sie sind, sondern versuche sie, nach deinem Ebenbild zu formen.
Wenn du eine Enttäuschung erlebst, halte daran fest. Trage es dem Menschen, der dich enttäuscht hat, jahrelang nach. Richte dein Augenmerk darauf, dass alle anderen so unsensibel sind und frage dich, warum du die einzige bist, die allen anderen zuhört und Trost spendet.
Alles Gute😉😉
Nein, nein ich bin weit über 20.
Ich weiß leider nicht genau, was du mir kurz und bündig damit sagen willst?
Wenn du traurig oder aufgebracht bist, ist es für sich also in Ordnung, wenn du von geliebten Menschen weder Trost noch Verständnis erhältst?
Alle Achtung, so weit bin ich definitiv noch nicht. Weiß aber auch nicht, ob ich da überhaupt hin möchte.
Was meinst du genau mit Verantwortung für mich übernehmen?
Ich habe den Eindruck, du hast dich angegriffen gefühlt. Vielleicht war es für dich auch schwierig, dass ich nicht ins Mitgefühl gegangen bin, sondern mit etwas Ironie geantwortet habe.
Aber ich glaube einfach, dass dir nur Mitgefühl und Trost nicht so richtig helfen.
Sondern eher Verhaltensänderungen, -dass du dich von den Erwartungen an deine Familie nach und nach verabschiedest, dich dadurch abnabelst und dir ein Umfeld aufbaust, in dem deine Bedürfnisse nach Zuhören und Trost erfüllt werden.
Freunde suchen, vielleicht Kolleg:innen näher kennen lernen, Selbsterfahrungskurse, Weiterbildungen, Wochenenden mit schönem Wellnessangebot oder psychologischen Fragestellungen, u. U. auch therapeutische Beratung - all das könntest du nutzen, um dich selbst besser kennen zu lernen und auf neue Menschen zu treffen, die auf deiner Wellenlänge sind. Von denen du dann auch Trost erfährst, wnen du ihn künftig brauchst.
Je mehr du selbst dafür sorgst, dass du Menschen suchst, die dir gut tun, umso mehr kannst du deine Familie lassen, wie sie ist. Auch fehlerhaft lassen.
Ja, das ist normal. Familie ist für viele Menschen ein Ort an dem die schrecklichsten Dinge passieren. Das romantische Leben einer Familie, bei der alle gemeinsam am Tisch sitzen *piep piep piep wir haben uns alle lieb* gibt es nur im Film.
Am Anfang ist man von seinen Eltern abhängig und an seine Geschwister gebunden. Irgendwann sieht man aber durch die Menschen hindurch und kann seine Schlüsse und Konsequenzen daraus ziehen.
Viele Menschen verbinden Familie mit Ethik und Moral und plustern das Ganze emotional auf. Ich persönlich finde es legitim, sich zu trennen. Stress und Ärger ist für mich Lebenszeitverschwendung.
Das bedeutet, sich von solchen Menschen zu distanzieren?
Oder es als normal sehen und einfach akzeptieren, dass das eben so ist, dass man nur Kritik erntet und nie Verständnis?
So, wie du kannst! Du musst überlegen, wie viel Kraft du investieren möchtest.
Ich finde ohne Beispiele kann man nicht beurteilen wer von euch sich nicht richtig verhält.
Deine Familie meint es ist alles nicht so schlimm? Vielleicht ist es auch so?
Wenn es so ist, steht deine Familie sehr wohl zu dir. Sie weist dir einen Weg.
Geht's jemanden nicht gut, versuche ich auch positiv auf denjenigen einzuwirken. Ist nicht so schlimm, weil.... kann schon auch von mir kommen, wenns wirklich etwas ist, das es der Tragik nicht wert ist.
Es kommt immer auf das Problem an.
Du schreibst "immer wieder" und "sehr oft". Vielleicht bauscht du wirklich Nichtigkeiten zu Dramen auf und deine Familie hat schlicht keinen Bock mehr auf diese ständige Negativität. Heißt aber weder, dass die Familie nicht zu dir steht, noch das sie bei echten Problemen nicht für dich da ist.
Ähm nein, ich konfrontiere meine Familie zu 99 % nicht mehr mit meinen Sorgen, weil ich eben kein Verständnis bekomme. Wenn ich es dann 1x tue weil es mir wirklich dreckig geht , verletzt mich das natürlich dann..
Wenn man 1-3 x im Jahr etwas erzählt oder Sorgen teilt und 3x im Jahr Unverständnis kommt, ist das für mich jedes Mal und oft.
Ich denke auch, dass man es ohne konkrete Beispiele schwer bewerten kann. Auch die Häufigkeit spielt eine Rolle.
Letztlich muss man gucken, ob die Familie für diese Bedürfnisse der richtige Ansprechpartner ist. Ich weiß auch sehr genau, zu welchem meiner Geschwister ich mit Problemen gehen. Da kommt dann natürlich trotzdem mal ein knackiges "Reiß dich jetzt zusammen, das ist kein Drama!" - was in dem Moment durchaus helfen kann, weil man sich manchmal ja völlig verrennt und das Ausmaß des Problems übertreibt. Wichtig ist aber, dass derjenige trotzdem weiß, wo die Grenze ist. Man muss ein ähnliches "Schmerzlevel" haben. Und entsprechend danach sucht man sich seine Vertrauenspersonen. Wenn deine Familie das alles ganz anders empfindet als du, wird es immer gezwungen bleiben. Du wirst wissen, dass sie es trotzdem nicht verstehen und einfach nur irgendwas Nettes sagen. Das ist ja dann auch kontraproduktiv.
Ich würde an deiner Stelle auf Freunde setzen, die ähnlich wie du ticken. Und bei der Familie vielleicht trotzdem versuchen, ihre Worte als Anreiz zu sehen, das Problem nochmal zu analysieren. Ist es tatsächlich eins? Ist es wirklich so groß, wie du denkst? Wie würden die anderen es jetzt lösen, die weniger emotional rangehen? Einer meiner Brüder ist ein totaler Praktiker, der hat bei jedem Problem eine Lösung und wenig Trost. Das kann man total blöd finden - oder man konzentriert sich auf den Benefit, nämlich dass man da jemanden hat, der einem auf rationaler Ebene die Augen öffnet und helfen kann. Den Trost-Teil kann man sich dann von jemand anderem holen. Damit fahren wir innerhalb der Familie ganz gut.
Das ist bei mir leider genauso! Ich bin sehr traurig darüber und ja es ist dann auch so gekommen, wie du es für dich selbst befürchtest. Bei einer "größeren Nummer" stand ich ganz alleine, es wurden nicht mal auf WhatsApp Nachrichten eingegangen, als ich schrieb, das es mir seelisch wirklich nicht gut geht usw.
Das betrifft vorallem meine Mutter. Aber auch durchaus mein Vater tut so als ob er zuhören würde, nickt dann aber nur und sagt "Ahaaa.....".
Als ich mich dann vor einem Jahr nach 20 Jahren von meinem Mann getrennt habe, weil er heimlich eine andere Frau hatte und sogar Kind....da wurde fast kaum drauf eingegangen, außer "Ohh, na das kann ja nicht angehen...." Mehr nicht....
Und nun mit mehreren Kindern ganz alleine bin, hat niemand mal nachgefragt, ob ich das denn alles schaffe und eben auch meine Sorgen eingegangen. Sogar irgendwie kalt wurde reagiert, einfach nach dem Motto, das musst du nun schaffen.
Ich habe es mit mir alles alleine ausmachen müssen und das waren wirklich ganz schwere Zeiten, auf die ich auch nicht eingehen möchte. Ich weiß jetzt im Endeffekt, das ich alleine da stehe und alles was kommt mit mir alleine ausmachen muss und daran gewöhne ich mich jetzt. Ich habe mir selbst gesagt, das ich niemanden meiner Familie mehr meine Probleme anvertrauen werde. Alles wird nur noch oberflächlich bleiben. Ich habe einfach zuviele Versuche gestartet.
Es ist traurig, aber vielleicht findet sich ja doch nochmal eine engere Freundschaft, der ich dann einiges anvertrauen kann. Bis dahin bleibe ich einfach my own best friend.
Wirklich sehr sehr schlimm……… und mehr als traurig….
Ich finde auch, dass es ohne echte Beispiele schwierig ist.
Du schreibst, dass du immer wieder total fertig bist, und am Boden bist und weinst.
Da frage ich mich tatsächlich, ob dein Leben sooo schlimm ist oder ob du Dinge, die tatsächlich nicht so tragisch sind, als schlimmer empfindest, als andere.
Dann schreibst du noch von deiner Angst, dass tatsächlich mal größerer Kummer auf dich zukommen könnte (Trennung). Das bedeutet ja im Umkehrschluss, dass es bisher gar nicht so ein großer Kummer war, oder verstehe ich das falsch?
Eine Trennung ist für mich jetzt nicht toll, aber auch kein Weltuntergang.
Ist das dein Ernst? 😳 für mich ist das so, wie wenn jemand stirbt. Ich müsste mich wochenlang krank schreiben lassen und wäre froh, in 1 Jahr wieder halbwegs normal zu ticken. 🙈
Wieso ist das für dich kein Weltuntergang??
So eine Kollegin habe ich auch. Unschön.