Muss ich zurück in die Heimat? Bin so unglücklich (leider lang)

Ich habe noch nie in ein Forum geschrieben, aber zur Zeit bin ich absolut verzweifelt und würde mich über eure Meinungen freuen.



Ich bin 33, seit einigen Jahren in einer Partnerschaft und wir haben eine gemeinsame Tochter (3 Monate). Mein Partner und ich sind ein tolles Team und haben eine sehr liebevolle Beziehung. Er ist auch ein wahnsinnig fürsorglicher, liebevoller und engagierter Vater. 

Ich war immer schon ein sehr sensibles Kind, hatte oft Heimweh. Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen und in der gleich angrenzenden Kleinstadt zur Schule gegangen. Obwohl es zwar schon teilweise ländlich ist, habe ich mich dort immer sehr wohl gefühlt, man kannte sich einfach. Auch meine Kindheit war im Großen und Ganzen sehr schön, ich hatte immer viele Freunde, liebevolle Eltern und eigentlich keine Probleme. Leider war meine Jugend und das junge Erwachsenenalter etwas überschattet, da meine ältere Schwester eine Essstörung entwickelte. Auch meine Eltern hatten einige finanzielle Probleme und haben sich auch durch die Krankheit meiner Schwester sehr aus der Bahn werfen lassen. Ich habe oft versucht, zu helfen, zu vermitteln, war dabei aber selbst oft orientierungslos und wusste nach dem Abi nicht richtig, was ich wollte. Mich hat die Situation zu Hause recht traurig gemacht, bin ich doch eigentlich ein absoluter Familienmensch. Ich hatte Angst um meine schöne, heile Welt, die ich aus der Kindheit kannte. Meiner Schwester war leider kaum zu helfen, meine Eltern spielten mit dem Gedanken, unser Haus zu verkaufen usw. Deshalb musste ich dann raus, bin in die nächste Großstadt (ca. 40min mit dem Auto entfernt) gezogen und habe dort Lehramt studiert. Hier habe ich auch meinen Freund kennen gelernt. Ich habe allerdings immer Kontakt mit meinen zwei besten Freundinnen aus dem Dorf gehalten und war sonst über meine Mama und andere Bekannte im Dorf immer auf dem „Laufenden“.
Ich habe damals auch überlegt, hier in der Umgebung in einer Schule anzufangen, habe dann aber doch in der Stadt einen Job angenommen, da ich ja bei meinem Partner gewohnt habe und es näher war.



Recht überstürzt kam es dann dazu, dass mein Partner und ich uns im Speckgürtel der Großstadt (er ist von hier) einen sehr teure, große Wohnung gekauft und diese auch umgebaut/renoviert haben und dafür natürlich einen riesen Kredit brauchten. Ich war nie Feuer und Flamme von diesem Projekt, er war allerdings immer sehr dafür. Auch seine Eltern haben das ziemlich „angetrieben“, sie wohnen gleich in der Nähe und wollten ihren Sohn natürlich in der Nähe haben. Er ist ihr einziges Kind und auch sonst hat er hier keine Verwandten und auch wenig Freunde. Ich dachte ohnehin, dass er nie in mein Dorf oder in diese Umgebung ziehen wollen würde, ich habe mich auch immer ein bisschen dafür geschämt, so „vom Land“ zu sein, da seine Eltern schon recht wohlhabend sind. Also dachte ich, ich muss mich sowieso anpassen. Obwohl eine so tolle Wohnung überhaupt nicht mein Anspruch gewesen wäre, im Gegenteil. Manchmal ist sie mir sogar irgendwie zu „nobel“ und ich wünschte, wir würden in einem kleinen Reihenhaus in meinem Dorf wohnen, mit netten Nachbarn (hier sind es nur alte, mürrische Leute, die uns meiden). 


Naja, da wir aber sowieso 2-3 Kinder wollten (ich habe mich immer sehr darauf gefreut, meine eigene kleine Familie zu schaffen, mit der man tolle Dinge erleben und Erinnerungen schaffen kann), habe ich gedacht, die große Wohnung ist schon gut und mit Kindern lernt man dann sowieso auch Leute kennen und erlebt einfach viele Sachen. Dieser Ort hier würde damit schon zu meinem Zuhause werden.
Nun hat es aber erstens recht lang gedauert, bis unsere Tochter zu uns kam, und zweitens ist sie leider chronisch krank.
Das Leben mit ihr ist toll, trotzdem liegt irgendwie ein dunkler Schleier auf meinem Leben. Ich trauere einem anderen Leben hinterher - einem Leben, in dem ich eine große, glückliche Familie habe. In dem ich auf dem Land lebe, dort eingebunden bin in eine Gemeinschaft, nette Nachbarn habe, beim Einkaufen mit jemandem Plaudern kann... Ich weiß, dass das alles nur Illusion ist. Denn so ist mein Leben nun mal nicht, auch in der Heimat gibt es Problemchen. Trotzdem kommt momentan immer mehr das Gefühl hoch, wie es wäre, wieder in meinem Heimatdorf oder zumindest in der angrenzenden Kleinstadt zu leben. Es hat sich sicher einiges verändert. Aber um meine zwei besten Freundinnen zu sehen, müsste ich dann nicht immer so weit fahren und könnte auch mal spontan vorbei kommen. Auch meine Eltern könnte ich leichter sehen. Sonst habe ich auch noch einige Verwandte dort, zB meine Oma und eine Tante. Und selbst wenn man an alte Freundschaften nicht anknüpft, ich würde im Alltag (beim Einkaufen, beim Spazieren) bekannte Gesichter treffen und mal smalltalken. Wir würden mit unserer Tochter zu Orten Ausflüge machen, die ich aus meiner Kindheit kenne, sie würde in den gleichen Kindergarten und in die gleiche Schule gehen, wie ich, wo teilweise noch die selben Lehrer*innen unterrichten bzw. jetzt ehemaligen Schulkolleg*innen von mir unterrichten. Alleine das macht für mich irgendwie ein Zuhause Gefühl. 
Ich weiß, Kinder sind nicht dafür verantwortlich, die Eltern glücklich zu machen. Trotzdem dachte ich, dass ich mit 2-3 Kindern hier eben neue Erinnerungen schaffen werde und es so schon zu einem zu Hause wird.

Allerdings wird meine Tochter ziemlich sicher ein Einzelkind bleiben, da wir uns bestmöglich um sie kümmern wollen und generell ist das ganze halt nicht so unbeschwert, weshalb ich mich noch mehr nach etwas Vertrautem sehne. 

Ich bin total in der Zwickmühle. Ich weiß nicht mal, wie das gehen sollte, überhaupt wieder zurück zu ziehen. Mein Mann und seine Eltern möchten das auch sicher gar nicht, nachdem wir uns hier die Wohnung gekauft haben. Ich weiß auch nicht, ob in der Heimat wirklich alles so viel besser wäre. Auf der anderen Seite ist das Gras ja immer grüner und ich sehne mich wahrscheinlich eher nach dem vertrauten, „heile-Welt-Gefühl“ meiner Kindheit. Andererseits stelle ich es mir trotzdem einsam vor, hier alt zu werden. Die Lebenserwartung meiner Tochter ist nicht so hoch und mein Mann ist einige Jahre älter als ich. Ich habe panische Angst, dass ich hier dann mal alleine bin, mich nicht zu Hause fühle, aber fürs Zurückziehen ist es dann natürlich zu spät.

Ich muss dazu sagen, dass ich mich wirklich bemühe, hier Anschluss zu finden. Mein Freund kennt halt auch irgendwie niemanden, er ist gerne für sich alleine. Ich war bisher schon in einer Stillgruppe, da waren aber nur sehr wenige Mütter und auch von weiter her. In den kommenden Monaten möchte ich auch noch andere Angebote nutzen, aber so viel gibt es hier irgendwie nicht. Die Umgebung ist nett, wir haben einen großen Garten und trotzdem fühle ich mich nicht zu Hause. Ich war bisher so selten im Garten, da ich die mürrischen Nachbarn meide und gerade dann wird natürlich die Stimme laut, die sagt: "Zuhause könntest du an jeder Ecke nett plaudern".


Was sagt ihr dazu? Ein Umzug in die Heimat setzt meine Beziehung aufs Spiel. Und alleine in der Heimat bin ich auch unglücklich, ich will ja meine Familie. Ich bin zur Zeit echt verzweifelt und hoffe, dass sich dieses Gefühlschaos bald etwas legt…

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Ich glaube das ein Umzug nicht hilft.
Da sind gerade viele Baustellen und es wäre eher eine Flucht, oder?
Vielleicht versuchst du vor Ort noch mehr Kontakte zu knüpfen. Mit den mürrischen Nachbarn mal ins Gespräch zu kommen. Vielleicht sind sie gar nicht so mürrisch.
Wie wäre es mit einer Selbsthilfegruppe für Eltern mit chronisch kranken Kindern. Der Punkt scheint mir nicht verarbeitet zu sein. Kann er auch gar nicht. Das kostet Zeit. Vielleicht daher die Sehnsucht nach der heilen Welt.
Und nicht nur das kranke Kind. Die ganze Lebensplanung mit Geschwistern ist über den Haufen geworfen. Hast du dir schon erlaubt zu trauern und wütend zu sein über das Schicksal?
War die Kindheit denn immer so heile? Warum hat deine Schwester die Essstörung bekommen? War da vielleicht doch etwas was man als Kind aber nicht sehen konnte? Ist da noch etwas unverarbeitet?
Du musst die Fragen nicht beantworten.
Ich würde dir raten Stück für Stück in die Verarbeitung zu gehen. Immer nur so viel wie du gerade ertragen kannst .
40 Minuten Fahrzeit finde ich tatsächlich auch nicht viel. Man ja immer mal spontan einen Nachmittag in die Heimat fahren. Die Fahrzeit ist da doch kein Hindernis.

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Vielen lieben Dank für deine Nachricht! Es tut gut, das zu hören, da ich selber irgendwie weiß, dass der Umzug sicher nicht die Lösung aller Probleme ist. Ich werde mich auf jeden Fall die nächsten Monate bemühen, hier mehr anzukommen und versuchen, an meinen Ängsten zu arbeiten. Zu Hause war sicher auch nicht alles in Ordnung, aber es ist eben auch irgendwie mein zu Hause. Auch in die Heimat werde ich öfters fahren, bisher war es mir mit der Kleinen noch zu weit um alleine hin zu fahren.

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Hi,

da sind glaube ich ein großteil noch Hormone und natürlich die Belastung durch das kranke Kind im Spiel.

Meine Hebamme sagte mal, in den ersten 6 Monaten bloß keine einschneidenden Entscheidungen machen. Meist ist das nämlich oft einfach nur hormonbedingt und nicht logisch.

Auch wenn du in deiner alten Umgebung alle gut kennst (ich kenne das von hier auch, wenn ich meine Oma besucht habe, musste ich immer von mindesten 3 anderen älteren Damen Grüße ausrichten. Die kannten mich alle, ich hatte keine Ahnung wer die sind, wenn ich sie dann meiner Oma beschrieben habe, wusste die das aber :D Anstellen konnte man hier auch nichts, ohne dass die Eltern es erfahren haben :D aber wenn eben Oma und der Papa dort aufgewachsen sind, ist das wohl normal) heißt das ja nicht, dass dir das dann mit Kind auch noch gefällt, wenn ständig jeder wissen will, wie es dem Kind geht, du eigentlich schnell heim willst, aber da kommt noch die Nachbarin XY und will kurz quatschen und tolle Tipps austauschen (und Tipps haben die alle :D oder Belehrungen, dass das Kind bei 35 Grad doch eine Mütze braucht und Socken, ganz wichtig Socken :D )

Auch dort werden dich viele Dinge stören. Stell dir vor, dein Kind geht dann zu einem Freund von dir in die Klasse und der ist als Lehrer doof. Ganz blöde Konstellation. Oder dein Kind findet die Lehrer und Erzieher die du toll fandest dann doof.
Nur weil es dir dort gefallen hat, muss das ja für dein Kind dann nicht zutreffen.

Du wirst auch in deiner neuen Umgebung dann neue Leute kennen lernen, aber natürlich dauert das und wenn dein Mann dort auch noch keinen Anschluss hat, ist das natürlich dann schwierig, zumal noch mit krankem Kind.

Und sonst: Deine alte Heimat ist nur 40 Minuten Fahrzeit entfernt. Das ist doch gar nicht viel. Also kannst du doch öfter mal hinfahren, dann dort schön spazieren gehen und dich nett unterhalten. Das eine schließt das andere nicht aus.

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Vielen Dank für deine Antwort!

Du hast absolut recht… Und ich glaube, ich brauche das auch gerade, so ein bisschen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. In der Heimat ist/war auch nicht alles toll und wie du sagst, dort kann man den Leuten dann gar nicht entkommen, wenn man mal keine Lust hat und irgendwie ist es dort auch ziemlich trist. So ganz ins Dorf würde ich glaube ich nicht wollen, aber eben in die angrenzende Kleinstadt… Das ist momentan schon sehr verlockend. Deine Hebamme hat aber sicher recht, dass das am Anfang halt auch noch eine totale Umstellung ist und die Hormone eine große Rolle spielen.
Ich denke, ich werde vielleicht mal mit einem Psychologen darüber reden, mich in den kommenden Monaten wirklich bemühen, mich zu Hause zu fühlen, meine Gedanken zu ordnen und dann mal sehen, wie die Welt aussieht. Momentan kann ich mir einfach nicht vorstellen, hier jemals ein "Zuhause Gefühl" zu haben.

Bearbeitet von Inaktiv
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Guten Morgen, ☀️
Ich kann das schon verstehen, denn ich komme auch aus so einem Kaff wo jeder jeden kennt und ich habe das sehr geliebt. Ich bin vor 10 Jahren dort weg und habe genau was du beschreibst vermisst bzw. hatte sorge das nicht mehr zu haben. Wir wohnen nun auch im Speckgürtel einer Großstadt und inzwischen ist es hier wie früher in der kleinen Stadt. Durch die Kinder lernt man sehr viele Menschen kennen. Spätestens ab Kindergarten geht es richtig los mit kennenlernen und inzwischen fühlt es sich hier echt so an wie ein Dorf in der Großstadt. Das wird bei dir wahrscheinlich auch so kommen, es braucht nur Zeit und dein Kind muss halt noch wachsen, um dann zum Spielplatz zu gehen etc. das ergibt sich alles.
Du hast halt Heimweh , du bist gerade frisch Mama geworden… das ist viel und dazu kommt noch, dass euer Kind nicht gesund ist. Vielleicht möchtest du dich bei den Sorgen am liebsten wieder in deine Kindheit verkriechen und die Sicherheit zurück die man dort empfindet? Aber auch dein Dorf kann dir die Sorgen um das Kind nicht abnehmen. Du bist nun erwachsen, hast Verantwortung und kannst leider nicht wieder die heile Welt haben. So weh wie das tut.
Du wirst sehen, es wird besser !
Und übrigens: wir haben die gruseligsten Nachbarn der Welt hier bei uns… trotzdem ist es in unserem Vorort richtig toll inzwischen.
Habt ihr Natur in der Nähe? Dann wäre auch ein Hund was schönes. Durch meinen Hund kenne ich inzwischen jeden im Wald um die Ecke … und das ist für mich auch Heimatgefühl… so wie du das beschreibst: bekannte Gesichter sehen (müssen ja nicht alle Freunde sein). Das macht auch schon Heimat aus

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Vielen Dank für deine Antwort! Es tut gut zu hören, dass auch andere Leute umgezogen sind und Anschluss gefunden haben. Ganz sicher vermisse ich Meine Kindheit und die damit verbundene Sicherheit. Ich habe ja irgendwie auch immer unterbewusst Angst, mal alleine zu sein, in der Kindheit ist einfach alles geborgen. Und die Flucht in die Heimat ist natürlich ein leichter Weg, um Bekanntes zurückzubekommen.
Ich werde mich die nächsten Monate auf jeden Fall bemühen, hier einige Leute zumindest flüchtig kennen zu lernen.

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Hm, aus dir sprechen die Hormone und Sehnsucht. Sehnsucht nach einem Nest.....diese Garantie hast du aber bei einem Umzug nicht. Das Leben ist dort für alle weitergegangen udn ist auch dort für alle hektischer geworden.
Der Smalltalk im Supermarkt....daraus ist (je älter die Kinder werden) schlichtweg ein: "Uih, ich muß schnell weiter, a muß abgeholt werden, c muß weggebracht werden."

Ich gebe dir jetzt mal einen ganz pragmatischen Grund, die deine Illusion platzen lässt: dein Kind. Mit einem chr. krankem Kind auf dem platten Land oder in einer Kleinstadt? Das bedeutet in der Realität nix weiter, als das du nur noch rumjuckelst, um deinem Kind die medizinische und threapeutische Unterstützung zukommen zu lassen, die es benötigt.
Gruß von mir, mit Kind ohne großertige Baustellen: Pädaudiologe 60km entfernt. Eine vernünftige Klinik so ca 40km, Kinderarzt 20km, Kieferorthopäden gibt es drei Stück im Umkreis von 50km, Ergotherapie 20km, KJP/SPZ 40km entfernt. Von medizinischer Standardversorgung oder Fachärzten für uns Eltern (aber auch fürs Kind) fang ich erst gar nicht an und das sind alles einfache Strecken. Normale Krabbelgruppen oder tolle Angebote für Kinder existieren nicht, kulturell tote Hose. Selbst für nen Döner muß man 15km fahren.

Und gegen mürrische Nachbarn hilft eine ordentliche Grenzbepflanzung, du wirst dir doch wohl nicht deinen Garten von Miesepetern versauen lassen?

Du haderst von Anfang an mit der Wohnung, zur Zeit torpedierst du dich zusätzlich komplett selber. In deiner Kindheit hast du nicht die Vernatwortung für ein krankes Kind getragen.

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Du hast total recht, mit allem, was du sagst. Auch in der Heimat hab ich ja jetzt nicht sofort engere Kontakte, die müssten auch erst mal wachsen. Irgendwie fühlt es sich nur leichter an, Kontakte zu knüpfen, wenn man das Umfeld schon kennt… die Stadt ist doch echt klein, da kennt man sich irgendwie immer über irgendeine Ecke, man kennt die Umgebung und so weiter. Hier ist halt für mich alles neu und ich habe keine Erinnerungen an meine Kindheit in diesem Ort. Alleine dadurch würde es mir irgendwie schon leichter fallen. Aber ich sehe natürlich auch, dass das absolut kein Grund ist, so unglücklich zu sein, wie ich es zur Zeit bin.

Dass ich von Anfang an mit der Wohnung, mit der Nähe zu den Schwiegereltern (sie sind sehr bestimmend und einmischend, obwohl herzensgut) etwas abgelehnt habe, stimmt auch. Irgendwie habe ich es halt verdrängt und gehofft, mit einer Familie wird das schon.

Ich werde mich die nächsten Monate wirklich bemühen und dann einfach weiter sehen müssen.

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Lese ich das richtig, dass dein Mann in deine Gefühlswelt überhaupt nicht eingeweiht ist?

Das ist doch das wichtigste in einer Partnerschaft: über Gefühle reden. Solange du nicht aussprichst, dass dich was stört, weiß er das ja auch gar nicht. Ich packe mal ein Männer-Klischee aus 😉 wenn er fragt "gehts dir gut" und du sagst ja, dann ist das für ihn ein ja 🤷

Es liest sich allgemein als würdest du über einen fremden Mann schreiben. So als wärst du ihm zugeteilt worden und lebst jetzt eben das Leben, das er dir vorgibt...

Denk da mal drüber nach. Fühlt sich das für dich tatsächlich so an wie es sich für mich liest? Und falls ja: hat sich das schon vor der Schwangerschaft und dem dazugehörigen Hormonchaos so angefühlt?

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Ja, du hast recht, eigentlich reden mein Mann und ich über alles, aber darüber habe ich tatsächlich noch nicht mit ihm geredet. Er ist dann auch nicht der Typ, der etwas ansprechen würde, selbst, wenn er es merkt. Er will einfach allen Problemen auch aus dem Weg gehen…

Ich war mir halt bisher noch nicht ganz sicher, in mir herrscht eben ein totales Gefühlschaos und ich wollte so etwas Triftiges erst ansprechen, wenn ich mir wirklich im Klaren bin, was mein Problem ist oder was ich möchte.

Will ich wirklich zurück in die Heimat? Kann ich hier gar nicht glücklich sein? Würde es helfen, eventuell in der Heimat einen Job anzunehmen? Oder ist es dann einfach nur eine Flucht und doch wieder nichts Ganzes? Wie könnte ich meine Situation vor Ort verbessern, damit ich mich wohler fühle? Ich möchte da einfach einmal Klarheit reinbringen (deshalb auch der Post hier), bevor ich ihn damit so dermaßen verunsichere. Wenn ich mir wirklich sicher bin, dass ich nur zu Hause glücklich werden kann, dann muss ich ihm es ohnehin sagen.

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Verstehe ich es richtig, dass du in der Stadt oder in deren speckgürtel hängen geblieben bist in der auch du studiert hast? Und es gibt aus der Zeit auch keine Freundschaften die noch bestehen? Hast in der Stadt auch gearbeitet? Was ist mit Kollegen?

Ich denke gerade auch durch die Belastung mit einem chronisch kranken Kind solltest du dir professionelle Hilfe holen um nicht einem Leben nach zu trauern dass es so nie geben wird. Und auf dem dorf gibt es doch auch Probleme. Deine eigene Schwester hatte eine Essstörung, dafür gab es doch sicher auch einen Auslöser und sie hat ja auf dem
Dorf gelebt. Im Reihenhaus kann es auch einen doofen Nachbarn geben oder einen der auf der Terrasse nebenan raucht und es zieht bei euch ins Kinderzimmer. Man kennt sich mehr aber man hat doch auch auf nem
Dorf Konflikte.

Ich denke du suchst Sicherheit und suchst die in bekanntem (gleicher Kindergarten und gleiche Schule fürs Kind). Aber der Kindergarten hat sich in den 20-30 Jahren auch verändert und die Kinder sind andere. Dein Kind ist nicht du.

Gibt es denn vielleicht auch Vorteile in der Stadt? Medizinische Versorgung für dein Kind?

40 Minuten Fahrt sind nicht viel. Das Pendeln viele täglich. Meine Eltern wohnen 30 Minuten weg (auf dem Dorf) und gerade in der Elternzeit war ich da min. einmal die Woche und oft noch ein zweites Mal mit ehemaligen Freundinnen die auch in Elternzeit waren Kaffee trinken. Auch 10 Minuten mehr wäre kein Beinbruch gewesen.

Damit sich daraus kein Trauma entwickelt würde ich vor allem auch durch die Belastung mit eurem kranken Kind schauen welche psychologische Unterstützung es gibt für dich.

Alles Gute für euch!

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Naja, meine Hochschule war leider etwas abseits. Arbeitskolleginnen habe ich tatsächlich noch 3 mit denen ich auch ab und an privat was mache. Die wohnen aber schon ein Stückchen weg.
40min ist nicht viel, das stimmt, in meiner Vorstellung geht es mir aber eher um den "vertrauten Alltag", der mir fehlt. Danke trotzdem für deine Hilfe. Ich werde mir definitiv auch Hilfe holen.

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Aus dir spricht gerade dein geplatzter Traum einer Familie mit Kindern.
Dein Wunsch nach einer heilen Welt manifestiert sich in dem Gedanken in deinem Heimatort wäre alles gut, aber wie dir sicher bewusst ist, stimmt das nicht.
Realistisch gesehen ist ein Umzug mit einem chronisch kranken Kind aufs Land ungünstig. Deine Tochter wird doch vermutlich Ärzte und Therapien brauchen, vielleicht braucht sie spezielle Bildungseinrichtungen. Ich kenne deinen Heimatort nicht, aber in meinem Heimatdorf (ziemliches Kaff) gibt es weder spezielle medizinsche Versorgung, noch eine Sonderschule. Also müsstest du vermutlich ständig irgendwo hinfahren.
Die mürrischen Nachbarn gibt es überall und 40 Minuten fahren um deine Freundinnen zu besuchen ist doch nicht weit.

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Ja, du hast recht. Es gibt überall Probleme. 40min ist nicht weit, aber es ist eben trotzdem kein gemeinsamer Alltag.

Bearbeitet von Inaktiv
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Ich denke, dass beides Vor- und Nachteile hat, die ganz rational abwägen kann. Letztlich gibt es nur eine Sache, die man an beiden Orten nicht beeinflussen oder ändern kann: Die Art des Lebens an sich. Also will man ein städtisches Leben oder ist man von ganzem Herzen Landei? Alles andere - Wohnraum, Freunde und so weiter - kann man im gewissen Maße anpassen, verändern.

Wir sind wieder aufs Land gezogen, weil mein Mann das Leben an sich dort liebt. Es ist ruhiger, abgeschiedener, stiller, familiärer. Alles Dinge, die mich eher in die Stadt treiben 😉 Aber bei ihm merkt man tatsächlich, wie gut es ihm tut, während ich eben gucke, dass ich genug "Auslauf" bekomme. Und das kannst du ja auch. Irgendwo las ich was mit 40 Minuten - das ist doch wirklich nix. So lange pendeln viele Menschen täglich zur Arbeit. Oder brauchen so lange, um ihre Freunde am anderen Ende von Berlin zu besuchen.

Deswegen würde ich erstmal herausfinden, was dir wirklich fehlt. Das Landleben an sich? Oder Dinge, die du selber dort, wo du bist, ändern kannst? Es ist natürlich schwierig, wenn du schon die Wohnung und die Gegend nicht magst. Vielleicht könnt ihr dort eine andere Lösung finden, die für euch beide besser passt. Eine "alte" Nachbarschaft fände ich mit Kinder auch nicht so toll, und wenn es generell Etepetete ist, wäre ich auch eher raus. Also guck doch mal, was wirklich alles noch geht. Ganz offen. Ohne "wird sowieso nichts" zu denken.

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Hey!

Wie wäre denn die medizinische Versorgung deiner Tochter in der Kleinstadt gesichert?

Liebe Grüße
Schoko