Als Vater im Stressmodus & Hamsterrad

Hallo zusammen, auch wenn dieses Forum für Frauen ist, würde ich euch mal um eure Meinung bitten.

Ich bin Vater, seit zwei Jahren, und mir geht es mehr und mehr schlecht.

Ich war nie der Fan vom Kinderkriegen, meine Frau musste mich mehr oder weniger überreden. Ich wollte nicht dieses Leben im Stress und Daueralarmmodus, oder auch eine Frau haben, die unter Mental Load leidet. Ich wollte nicht, dass unser Paarsein stirbt und wir alle Hobbies aufgeben. Ich hatte mir eine super Arbeitsstelle mit viel Verantwortung erarbeitet und lebte nach dem Motto "Investition in Bildung zahlt die meisten Zinsen". Das hat mir viel Spaß und Erfolg gebracht.
Uns ging es finanziell sehr gut, wir konnten 3-4 mal im Jahr in den Urlaub und auch besondere Urlaube wie Karibik oder Seychellen machen.
Ich hatte in meine Arbeitsstelle "Produktivität" gebracht, weil das Thema mir richtig Spaß brachte, und auch meine Persönlichkeit war perfekt organisiert durch handschriftliche Terminplanung und Co. Ich übernahm im Unternehmen die Planung von Großprojekten, das lag mir.
Wir einigten uns darauf, dass ich weiter arbeiten ging und sie zwei Jahre Zuhause bliebe und danach wieder in Teilzeit arbeiten ginge. Wir teilten den Haushalt auf, wobei ich mehr Aufgaben übernahm, um ihr Freiraum zu gewähren.

Die Schwangerschaftszeit war eine der schönsten Zeiten überhaupt. Meine Frau blühte richtig auf, wir freuten uns.
Mit der Geburt und dem ersten Schrei meiner Tochter war ich schockverliebt.
Von dem Tag an, war alles andere unwichtig. Die kurze Elternzeit von mir, Vollzeit arbeiten, Haushalt, Einkauf, alles organisierte ich mir so, dass ich nach Feierband die zwei Stunden am Tag, bis zur Schlafenszeit von ihr, für meine Tochter freihielt. Alles wurde in die andere Zeit geschoben.
Jede verlorene Minute, zB wenn ich mal später Feierabend machen musste oder der Verkehr sich verzögerte, tat mir weh und ich wurde direkt nervöser und aggressiver.

Mit den Wochen und Monaten kamen immer mehr Aufgaben dazu, unsere Hochzeit, wir kauften aus Platzmangel ein Haus, die Baustelle, der Umzug. Meine Frau landete im Krankenhaus. Ich war drei Wochen plötzlich neben Unmzug, Baustelle, Mama weg, im unbezahlten Urlaub und allein Tag und Nacht für unsere Tochter in der neuen Umgebung verantwortlich.
Meine Frau leidet seitdem (und vielleicht auch schon vorher) etwa einem Jahr an einer mittleren Depression. Die Stimmung wurde schlechter (man wird ja oftmals vom depressiven Part mit heruntergezogen) und die Aufgaben wurden noch mehr, weil meine Frau weniger übernehmen konnte. Im Moment stehe ich um 5 auf um um 17 Uhr zu Hause zu sein, damit ich weiterhin meine zwei Stunde mit meiner Tochter habe. Ich streiche alles.
Ich mache für mich nichts mehr.
Das "Investition in Bildung zahlt die meisten Zinsen" ist gar nicht mehr umsetzbar.
Den Haushalt des Hauses mache ich unter Zeitrdruck am Wochenende.
Urlaube sind kaum mehr möglich, da auch meine Frau nach den zwei Jahren Elternezit nur zwei Tage im Monat auf Minijobbasis statt wie geplant 20 Std. pro Woche in Teilzeit arbeiten geht, aufgrund der Depression und ich für alles allein aufkommen muss. Die Kosten sind mit dem Haus und Co. natürlich deutlich höher geworden.

Das schlimmste ist, dass ich mich immer von der Zeit gepeitscht fühle. Ich quetsche alles irgendwo rein, um mir die zweit Stunden am Tag zu erhalten.

Ich habe immer das Gefühl oder die Angst, dass ich alles verpasse oder die Verbindung zu meienr Tochter verliere, wenn ich mal eine Tag abends nicht für sie da bin.
Nur setzt mir dieser Dauerstress und das ich für mich absolut gar nichts mehr machen kann/oder will, langsam richtig zu.
Ich merke, wie ich in den zwei Stunden abends bei meiner Tochter geistig abwesend bin. Wenn sie ab 20/21 Uhr schläft, dann schlafe ich auch ein.

Letztes Wochenende waren wir einen Tag am Meer. Meine Tochter war so happy. Ich konnte die Zeit nicht genießen, ich stand unter Strom, weil es mich ärgerte, dass ich da saß und mich kurz ausruhte (wir mussten über 5 Stunden über eine völlig überfüllte Autobahn fahren), ich dachte die ganze Zeit, dass ich das doch jetzt geniessen muss.

Ich weiß nicht, ob ihr verstehen könnt, worum es mir geht.
Ich habe nur diese zwei Stunden am Tag und den Sonntag (der Sonntag ist übrigens auch alles gestrichen, der gehört nur uns, daher muss am Samstag alles erledigt sein). Manchmal denke ich, mir täte es mal gut, wenn ich diese zwei Stunden mal nutzen würde, um mich in Ruhe zu duschen oder zu rasieren (mache ich sonst meist schnell nach 20Uhr, da das Badezimmer neben dem Kinderzimmer ist). Aber dann denke ich wieder, ich habe ja nur die kurze Zeit und ich verpasse einfach zu viel in ihrem Leben.
Manchmal denke ich, ich kündige. Nur wer bezahlt dann das Haus und die Rechnungen?
Meine Frau ist mit ihrer Depression nicht die Anlaufstelle für mein Leiden.
Unsere Tocher entwickelt sich (unserer Meinung nach) grandios. Sie ist lebensfroh, schlau, macht (für ein Kind) wenig Arbeit, schläft gut.... es könnte so gut sein. Wie komme ich nur aus meinen Stressmodus? Und vor allem, wie komm ich aus diesem Hamsterrad, dass sich jeden tag gleich dreht und worin meine Persönlichkeit gar nicht mehr vorkommt?

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Hey,

du befindest dich nicht in einem Hamsterrad, sondern in einer Abwärtsspirale Richtung Burn-Out. Sorry, wenn ich das so direkt formuliere, aber ich bekomme beim Lesen deines Textes schon nervöses Herzklopfen. Überleg doch einfach mal, was da alles auf deinen Schultern lastet:
- dein Vollzeitjob mit großer Verantwortung inkl. Verpflichtung, ausreichend Geld beizuscheffeln
- dein Kind
- die momentane Depression deiner Frau
- das neue Haus
- der Haushalt mit Einkaufen
- vermutlich noch viele unerwähnte Aufgaben, Stichwort Mental Load

Und das soll alles in der Zeit von 5-20 Uhr erledigt werden? Ähm, nee. Das schafft kein Mensch.

Dass man mit einem kleinen Kind in manchen Bereichen (Freizeit, Urlaube, Paarleben) für einen gewissen Zeitraum zurückstecken muss, ist dir ja bewusst. Das Schöne daran: Diese Bereiche vergrößern sich mit der Zeit wieder, Schritt für Schritt, Minute für Minute. Das ist ein Hoffnungsschimmer. Ob das aber reicht, dir den Stress und die Anspannung zu nehmen, bezweifle ich.

Wie es deiner Frau geht und wie belastbar sie ist (und in Zukunft sein wird), kann man von außen natürlich nicht abschätzen. Da müssen also andere externe Ressourcen angezapft werden. Habt ihr Großeltern im Zugriff? Was ist mit Kita/Krippe/Tagesmutter?

Was ist mit deinem Job - kannst du da für eine bestimmte Zeit die Verantwortung herunterschrauben? Wie viele Stunden arbeitest du tatsächlich - wenn du um 5 aufstehst und um 17 Uhr zuhause bist, klingt das schon stramm. Kannst du Homeoffice machen? Kannst du Überstunden abbauen?

Welche Aufgaben kannst du auslagern? Einkauf liefern lassen, Wäsche zum Bügeln weggeben, Putzkraft suchen ...

Wie "perfekt" bist du zuhause? Muss sonntags wirklich alles piccobello sein? Manchmal hat man da zu hohe Ansprüche an sich selbst und macht sich unnötig Stress. Dann ist sonntags eben mal das Bad nicht geputzt, der 3. Wäschekorb nicht weggeräumt, der Kühlschrank halb leer. Pfeif drauf. An einem schmutzigen Bad stirbt man nicht, frische Wäsche kann man auch mal ein paar Tage aus dem Korb statt aus dem Schrank nehmen, und zum Mittagessen gibt es dann eben sonntags mal gelieferte Pizza.

Zum Urlaub: Du kannst dich nicht zum Entspannen und Genießen zwingen. So was geht meistens in die Hose, wie du gemerkt hast. Genießen kannst du den zufälligen Moment, selten das geplante größere Ereignis. Das kann manchmal einfach ein Picknick auf dem Spielplatz sein, oder der Nachmittag im Spaßbad.

Nimm unbedingt den Druck und den inneren Zwang raus. Gestatte dir, auch mal "schwach" und unperfekt zu sein. Hol dir Hilfe (und nutze sie auch!). Setz dir realistische Ziele für die Woche und sei flexibel, wenn etwas dazwischen kommt. Dann hast du Chancen, diese Durststrecke durchzustehen.

Bearbeitet von artemis86
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Auch wenn es vielleicht blöd ist, aber wäre es eine Möglichkeit das Haus zu verkaufen? Ist deine Frau in professionellen Händen, sodass es vielleicht absehbar ist, wann Sie wieder auf den Beinen ist?

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Wenn du einen Abend nicht zu Hause bist, sondern Zeit für dich nimmst, wird das weder deine Frau, noch dein Kind beeinträchtigen! Es ist super wichtig, dass du dir Zeit für dich nimmst, sonst landest auch du im Burn Out und dann bricht alles zusammen!

Ansonsten kann man vielleicht über ne Putzkraft nachdenken, Einkäufe vorbestellen, Saug-Wisch-Roboter, Trockner (falls nicht vorhanden)… einfach den Haushalt erleichtern und verbessern.

Was macht deine Frau, um bald wieder mehr stemmen zu können? Ist sie in Therapie, nimmt sie ggf Medikamente?

Alles Gute euch!

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Hallo und vielen Dank für die Antworten.

Es ist kompliziert, an sich arbeite ich das ganze Jahr, dieses Chaos, wo meine Frau nicht so richtig funktioniert, neu zu strukturieren.

z.B.:
Das Haus wieder zu verkaufen, der Gedanke kam mir auch mal. Aber eine Wohnung/Haus zur Miete für den Preis, in der passende Lage zu finden, das könnte Monate dauern. Und besser wird es wohl kaum, da wir ja schon ein NUR kleines Haus gekauft haben mit nur 110qm und auch das sauber gehalten werden muss. Finanziell ist das ausser der Instandhaltungsrücklage kein Unterschied.

Meine Frau: Sie ist in Behandlung. Sie kümmert sich auch den ganzen Tag über um unsere Tochter. Übernimmt auch die Wäsche wieder komplett, das ist schon sehr gut.
Mit ihr ist nur das Problem, dass sie ihre Sorgen, Ängste und dieses Grübeln und depressive immer wieder einholt und ich abends dann eben meine gute Laune auch gegen negative eintausche.

Einkauf: Wurde auf den Abholdienst geändert (liefern geht bei uns LEIDER nicht). Das erspart mir locker 1-2 Stunden pro Woche, tolle Sache.

Krippe/Tagesmutter: Haben wir jetzt begonnen. Meine Hoffnung war, dass unsere Tochter drei Tage in der Woche zur Tagesmutter geht und meine Frau in der Zeit mit den Haushalt abnehmen kann, so dass auch der Samstag frei wird. Dazu, dass sie sich einen tag nehmen kann, um sich um sich selbst zu kümmern, damit wir diese nervige Depression loswerden.
Das kostet mich allerdings auch wieder 400 Euro im Monat zusätzlich.

Von 5 bis 17 Uhr:
Ich arbeite rein von 7 bis 16 Uhr, mehr als normal, ich hänge aber auch an meiner Stelle und an meiner verantwortlichkeit. Ich denke, wenn ich die auch noch abgebe, dann habe ich bald gar kein Selbstvertrauen mehr.
Dann kam leider noch die verlängerte Anfahrtszeit dazu, da ich aus Kostengründen (siehe Kosten für die Tagesmutter mehr pro Monat) meinen Parkplatz aufgeben musste. Das erhöht die Zeit der Parkplatzuche und den Fussweg vom Auto zur Arbeit.

Ansonsten ist auch durch Trockner, Trockenraum, Vorwerkstaubsauger soweit alles so einfach wie möglich angeschafft.

Trotzdem drehe ich durch.

Unsere Arbeitsteilung ist im Moment:
Ich:
Vollzeit arbeiten
Haushalt (putzen)
abends 17 - 20 Uhr Kindbetreuung (meist auch gemeinsam)
Einkauf
Haus verbliebende Handwerker koordinieren, planen, wie kann was behoben werden, wann mit welchen Budget
Finanzen läuft alles über mich Darlehn, Strom, Gas, Telefon, beide Handyverträge, Versicherungen, Haushaltskasse, GEZ, Tagesmutter, Sparen Urlaub, Instandhaltungsrücklagen, Sparen Kind, Sparen Alter... usw..
Ablage wie Versicherungen, Steuererklärung

Meine Frau:
Kinderbetreuung, in Zukunft geht unsere Tochter drei Tage zur Tagesmutter (gerade läuft die Eingewöhnung)
Wäsche


Ich komme an meine Grenzen, wo ich noch weiter optimieren kann, damit was für mich übrig bleibt.
Dass ich mir einen Abend für mich nehmen sollte, das weiß ich aber dann MUSS ich mich immer entscheiden, meine Tochter oder ein paar Stunden für mich.

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Deine Tochter profitiert aber nur von dir, wenn du ausgeglichen bist. Daher wäre es, vorerst, völlig ok, wenn du einen Abend auf deine Tochter „verzichtest“. Me-Time geht letztlich immer von der Familien- oder Paarzeit ab, bei jeder Familie. Oder zumindest fast immer. Denn die kann man meist nur in der „Freizeit“ nehmen, wenn der andere verfügbar ist.

Dein Pensum ist schon viel, aber auch da kann ich nur immer wieder plädieren, es dir so leicht wie möglich zu machen. Du musst ja nicht täglich putzen oder einkaufen. Unser Saug(Wisch)Roboter ist Gold wert! Ich sauge mit dem Handsauger vielleicht alle 2 Wochen. Es darf auch mal ne TK Pizza zu essen sein. Usw.

Deine Frau wird ihre Depressionen vielleicht nie ganz los. Aber ihr müsst eben die Aufgaben so verteilen, dass beide sie schaffen können.

Eine Betreuung fürs Kind wäre ja so oder so fällig geworden und davon profitiert auch euer Kind. Das entlastest sicher auch noch mal.

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Ich kann mich total gut in Dich hineinversetzen. Vollzeitarbeit und Elternschaft ist eine Menge, aber moeglich - wenn alles soweit normal/gut laeuft. Bei Dir kommt aber noch die Erkrankung Deiner Frau hinzu. Eigentlich finde ich, Du machst vieles richtig: Vor allem laesst Du Dir die Zeit mit Deinem Kind nicht "stehlen" von aeusserlichen Zwaengen.

Trotzdem brauchst Du Entlastung.
- Schau mal, ob Du Dir Hilfe im Haushalt organisieren kannst. Ich arbeite Vollzeit und bin alleinerziehend, ohne Putzhilfe ginge es nicht. Bzw dann wuerde die Lebensqualitaet zuhause so unter dem Schmutz leiden, dass ich das nicht wollen wuerde.
- Schau nach Deiner Schlafqualitaet. Wenn die nicht stimmt, stimmt oft alles andere auch nicht. Falls das nicht passt: Entspannungsuebungen, Sport. etc.
- Generell: Versuch, Sport einzuplanen. Selbst wenn Du dafuer ein bisschen Zeit mit Deiner Tochter versaeumst. Der Moment mit Deiner Tochter ist fuer Euch beide umso schoener, je gesuender und entspannter Du bist.
- Die Erkrankung eines Familienmitglieds ist eine irre grosse Belastung. Erkenne das an. Sei grosszuegig zu Dir, dass Dich das Kraft kostet, ein Familienmitglied mit Depression "mitzutragen". Such Dir selbst psychologische Hilfe als Angehoeriger, wenn Du das Gefuehl hast, das koennte helfen.
- Kannst Du fuer eine Weile Stunden reduzieren? Dann mach das unbedingt. Nicht alles Chefs machen da mit. Aber Du unterstuetzt eine kranke Angehoerige. Da gibt es Regeln dafuer - es ist nicht fuer immer, aber vielleicht mal fuer ein halbes Jahr oder Jahr, um eine besondere Belastung aufzufangen. Das sollten alle einsehen.
- Sch... aufs Geld (in gewissem Umfang. Natuerlich sollst Du Deine Rechnungen bezahlen koennen). Euch geht es besser, wenn Ihr Euren Urlaub im Freibad verbringt und halbwegs psychisch gesund seid, als wenn Ihr im Ueberfluss und Hamsterrad lebt.
- Versuch Dir ein Hobby zu suchen, das Du abends allein ausueben kannst und das nichts mit einem Bildschirm zu tun hat. Ich stricke wieder, ich haette es vor ein paar Jahren selbst nicht geglaubt. Aber wenn mein Kind schlaeft und ich nicht vor dem Fernseher versacken will, ist das fuer ne halbe Stunde vor dem Insbettgehen wunderschoen und ablenkend - und am Schluss hat mein Kind einen handgestrickten bunten Pulli. Fuer Dich ist es vielleicht was anderes. Aber es erinnert Dich regelmaessig daran, dass Du viel mehr bist als die gestresste Arbeitskraft und der Vater im Hamsterrad.

Vor allem wuensche ich Deiner Frau gute Besserung - das scheint mir der Knackpunkt dafuer zu sein, dass es Euch allen besser gehen kann!

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Hallo, habt ihr Eltern bei euch den Vitamin D Blutspiegel messen lassen um zu sehen ob sie zirka in der Mitte des Normalwertes sind? Vor allem Deine Frau würde ich auf Nährstoffe testen lassen. Während der Schwangerschaft und Stillzeit können sehr viele Nährstoffe der Frau auf den Nachwuchs über gehen. Das kann lange dauern bis die wieder aufgefüllt sind. Nährstoffmangel kann sich auch in Depressionen auswirken. Zusätzlich zur ärztlichen Behandlung. Wie ist der aktive Vitamin B12 Blutspiegel? Eisen, Ferritin, Magnesium aus dem Vollblut (Wichtig, nicht aus dem Serum, weil Serum laut Ärztezeitung nicht aussagekräftig ist). Vitamin B6, B9. Zusätzlich würde ich 3x die Woche Fisch essen und täglich, das kann auch Deine Frau, mit eurem Kind am Spielplatz gehen. Draußen Bewegung zu machen, wie zum Beispiel am Spielplatz gehen ist für die Erwachsenen, als auch für das Kind sehr wichtig. Ich ging bei jedem Wetter mit dem Kind hinaus. Nach dem Motto, das Wetter ist immer perfekt, wenn die Ausrüstung perfekt ist.

Wenn Deine Frau keine Ärztliche Behandlung akzeptiert, würde ich ihr Arbeit lassen. Wenn sie die nicht erledigt, bleibt sie unerledigt. Man braucht ein bisschen Ansporn etwas zu tun. Wenn die Arbeit eh der Partner später erledigt, hat man keinen Ansporn. Man kann es auch so sagen: Am Wochenende: Willst Du mit dem Kind hinaus am Spielplatz oder in den Wald gehen und soll ich den Haushalt machen, oder umgekehrt. Unter der Woche ebenfalls: Magst Du einkaufen gehen oder am Spielplatz gehen? Also was immer ich mache, der Frau etwas "aufdrücken". Sie kann sich hier selbst aussuchen was sie machen will, muß aber etwas machen. Depressionen sind leider eine Negativspierale nach unten. Hier hilft es auch, wenn man etwas macht, wieder aus den Depressionen raus zu kommen.

Des weiteren würde ich das Kind rund um mein Leben integrieren und nicht ich mein Leben dem Kind anpassen. Bist Du früher Hobbys nachgegangen? Kannst Du Dein Kind zu Deinen Hobbys mitnehmen? Ich nahm mein Kind immer zum Sport mit. Statt dem Spaziergang ging ich täglich am Spielplatz (war also nicht viel anders). Ich fuhr mit dem Fahrrad, nahm das Kind mit, wie früher, nur jetzt mit dem Kind.

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Ich sehe da drei Ebenen:

1. Die psychische Belastung
Durch die Krankheit deiner Frau und den Druck, dass du euer Auskommen und euren gewünschten Lebensstil nahezu alleine finanzieren musst, stehst du ständig unter Strom.

Ist deine Frau in Behandlung? Nimmt sie Medikamente? Ist eine Besserung in Sicht?
Da sie geringfügig arbeiten kann, gehe ich davon aus, dass sie auch ein bisschen was im Haushalt erledigen kann. Es muss ja nicht der große Hausputz sein, aber eben Kleinigkeiten.
Warum machst du das alleine? Ihr könntet es auch zusammen erledigen (jeder wie er kann).

Ihr müsst nicht jede Woche putzen. Im Normalfall reicht es, wenn gesaugt wird und das tägliche Zeug (Geschirrspüler, Toilette, Waschbecken, Wäsche) erledigt wird. Das sind täglich ca. 30 Minuten wenn jeder ein wenig macht. Dann habt ihr auch den Samstag zur freien Verfügung und du keinen Haushaltsstress mehr.

Kannst du bei der Arbeit kürzer treten, ohne Geld zu verlieren? Das Pensum von früher ist momentan nicht machbar, das musst du nicht nur sehen, sondern für dich auch akzeptieren und dementsprechend für absehbare Zeit deine Erwartungen runterschrauben.
Das Streben nach Höherem und Perfektionismus hilft dir im Moment nicht. Tue das, was du musst und versuche es gut zu machen. Der Rest muss ruhen, bis es euch wieder besser geht.

2. Selbstgewählter Stress

Mal ehrlich, was sollst du bei deiner Tochter verpassen, wenn du täglich nach Feierabend duschen gehst oder einmal die Woche ein Hobby ausübst?
Wir reden hier von 30 Minuten bis 2 Stunden.
In der Zeit verpasst du garantiert gar nichts und es ist total normal, seiner Körperpflege nachzugehen, während die Kinder spielen oder ein Buch angucken oder bei dem anderen Elternteil sind.

3. Euer Lebensstil

Das ist für mich ein klassischer Fall von "Man kann nicht alles haben." Wer ein teures Haus kauft oder baut, kann eben das Geld nicht mehr für Urlaube einsetzen, wenn nicht genug da ist.
Wer ein Kind bekommt, muss Verantwortung tragen und kann nicht mehr nur auf sich selbst und seine Karriere schauen.
Wer oft in Urlaub fahren möchte, muss woanders Geld einsparen und bei der Wohnung oder sonstigen Bereichen kurzer treten.

Das bist du nicht gewohnt, aber ihr wolltet doch ein Kind und ein Haus und jetzt hast du beides und dafür das andere weniger.
Dass man vorher nicht abschätzen kann, wie anstrengend das wird, kann ich total verstehen. Aber es nützt doch nichts jetzt den Urlauben hinterherzutrauern.
Du brauchst keinen großen Urlaub, sondern Kontinuität im Alltag und das geht nur, indem ihr verändert, was verändert werden kann (Frau in Behandlung, du schraubst deine Ansprüche runter, solange diese Phase andauert und ihr organisiert euch so, dass jeder etwas Zeit zum Durchatmen bekommt).

Bearbeitet von Inaktiv
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Hm, ich glaube einfach, das deine eigene Tochter dir klar vor Augen geführt hat, das dein vorheriges Lebensmotto einfach nicht mehr passt und das es eben noch so viele anderen Dinge im Leben geben könnte(!). Im neuen Leben bist du aber noch nicht angekommen.

Die andere Botschaft deiner Tochter hast du leider noch nicht verstanden. So ein Kind kann dein Leben entschleunigen, wenn man sich auf den Zwerg einlassen kann. Das geht vielen Elternteilen so. Du bist aber noch an dem Punkt, das du jetzt anstatt im Job, eben am Kind effektiv arbeiten willst. Du bist viel zu verbissen, kannst dich nicht drauf einlassen und es geht erneut nur um das "Drumherum". Und deswegen stehst du unter Dauerstrom.

Ja klar, ihr habt da echt Baustellen....das Haus, die Erkrankung deiner Frau, ein Kleinkind. Aber so wie du eure Woche beschreibst, da ist doch Dauerstreß vorprogrammiert. Am Samstag muß alles ereldigt sein? Ein kleiner Stau macht dich wütend, weil du nicht schnell genug beim Kind bist? Am Sonntag ist ALLES gestrichen und "all Eyes" auf dem Kind? Ein Tag am Meer, obwohl dafür 5 Stunden Anfahrt nötig sind? Millionen Badezimmer sind neben den Kinderzimmern und alle werden genutzt, wenn die Kinder schlafen.

Dein Kind lebt im "Jetzt und Hier" und das bleibt auch noch ne Weile so. Dem ist vollkommen egal, ob du abends 2 Stunden oder nur 1Stunde und 45 Minuten da bist.....DU bist da, das zählt.
Dein Kind entdeckt gerade erst die kleine Welt um sich herum...wozu also unter Streß ans Meer, wenn der Badesee oder das Schwimmbad um die Ecke genauso viel Spaß bringen können und du sogar deine Tochter dann genießen kannst?
Du willst dich rasieren? Dann laß sie doch dabei zuschauen....sie wird sich kringelig lachen. Du willst Betten beziehen? Dann laß sie dabei sein, man kann da mächtig Spaß haben. Schon mal was von Sockenmemory gehört? Hol für die Küche einen Turm und laß sie mitmachen. DAS alles wird euch verbinden, nicht der Superausflug ans Meer oder eine Urlaubsreise.
Die Bindung an dich kann so schnell nichts erschüttern, das Thema wird völlig überzogen durchs Netz gejagt.

Und ja, wir alle geben ein bißchen Persönlichkeit ab, aber nur ein bißchen. Und auch für dich muß etwas Zeit zum Verschnaufen übrig bleiben, sonst gehst du vor die Hunde. Und wenn du mit deinem Kind zusammen einschläfst, dann ist das so....passiert vielen von uns.

Streich das Wort "perfekt" im Umgang mit deinem Kind aus deinem Wortschatz, denn du stolperst gerade über deinen eigenen Perfektionismus.

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Hallo :)

Erst einmal möchte ich sagen, dass es bemerkenswert ist, wie du das Alles schaffst. Ich könnte es nicht.
Du hast schon sehr viele gute Tipps von den anderen bekommen.

Mein Mann und ich haben auch eher die klassische Rollenverteilung. Zumindest so lange ich in Elternzeit bin. Ich übernehme viel im Haushalt, er kümmert sich jedoch ganz oft um unseren Sohn. Vor allem am Wochenende, damit ich mal ausschlafen kann.

Oft merke ich jedoch, dass es ihm zu viel wird. Er hat einen sehr anstrengenden Job in der IT und die Kunden sind teilweise schlimmer als eine Scharr Kindergartenkinder.

Wir machen viel zusammen, gehen abends fast immer spazieren. Um einen Ausgleich zu schaffen hat er ein Mal in der Woche (manchmal zwei Mal) einen Zockerabend. Da trifft er sich mit seinen Freunden online. Ihm tut es unglaublich gut und er freut sich jede Woche darauf.
Du brauchst auch so etwas. Es bringt doch niemandem etwas, wenn du jede freie Sekunde mit deiner Tochter verbringst ohne wirklich anwesend zu sein. Hier zählt die Qualität und nicht Quantität der Begegnungen.

Das gilt auch für deine Frau: Sie soll ein Mal in der Woche abends raus. Fester Tag. Bei der VHS gibt es viele Kurse, die zudem auch günstig sind.

Habt ihr Großeltern in der Nähe oder Freunde, die Abends mal das Kind betreuen können? Sie ist ja kein Baby mehr und kann bestimmt 2 Stunden bei jemanden bleiben, damit ihr wieder Kraft tankt.

Viel Glück!

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Hi,

dir kann ich nur raten,was ich allen rate: Hör auf alles perfekt machen zu wollen.

Perfekter Haushalt, perfekter Vater.. sowas gibt es nicht und wenn du nicht bei der Sache bist in der Zeit mit deiner Tochter, merkt sie das auch.

Lieber nur 1 Stunde am Tag, aber dafür ganz für deine Tochter da sein. Haushalt kann man auch mit Kind lustig gestalten. Meine Kinder haben schon die ganze Küche geputzt und ich hab dann einfach nochmal nachgeputzt. Sie waren beschäftigt und glücklich, in meiner Nähe und wir hatten Spaß. Ich hab sie mit dem Staubsaugermonster durch die Räume gejagt, hab versucht ihre Füße einzusaugen. Wir haben einen Wettbewerb gemacht, welcher Staubwedel in 5 Minuten am meisten Staub sammelt. Ich hab sie die Deckel zu Tupperdosen sortieren lassen, während ich geputzt habe, das dauerte immer eine Weile und sie hat gepuzzelt und war beschäftig und ich hatte danach ein sauberes Bad und mal alle Tupperdosen wieder mit passendem Deckel Win-Win für alle.

Es ist hier sauber, aber nicht immer ordentlich aufgeräumt. Die Wäsche liegt auch mal 2 - 3 Tage bis ich sie wegräume. Es gibt Dinge die müssen gemacht werden, wie einkaufen und Kochen, die haben Priorität. Dadurch wird natürlich auch der Geschirrspüler regelmäßig befüllt und entleert, weil wir brauchen Geschirr :D Alles andere kann auch mal einen Tag aussetzen.

Beim nächsten Mal, wenn du heimkommst, nimmst du dein Kind mit ins Bad, gibst ihr etwas Rasierschaum und sie darf sich mitrasieren. Gib ihr einfach irgendwas ungefährliches als Rasierer. Ihr werdet beide Spaß haben und du hast dich gepflegt. Gleiche beim Duschen. Ich hab ein paar Mal schon mit Kindern geduscht (auch wenn ich alleine bevorzuge) aber es war immer lustig und die Kinder hatten Spaß. Falls sie noch keine Kinderküche hat, kauf ihr eine und sie soll mitkochen, wenn du Essen kochst.

Alle anderen Aufgaben, mach dir eine Liste und Priorisiere, was nicht super wichtig ist, bekommt ein realistisches Datum, bis wann es erledigt sein sollte. Und dann verteile alles. Am Anfang ist es ein riesiger Berg und man geht oft dann gar nicht richtig dran, weil man Angst hat, man schafft es eh nicht. Daher bau den Berg ab indem du ihn in kleine Schritte zerlegst.

Z.B. viel Bügelwäsche. Also jeden Tag 15 Minuten bügeln. Dann ist der Berg schnell ganz klein und es kostet nicht so viel Zeit, wie es am Stück zu machen. Die Hausarbeit in Häppchen aufteilen und festen Tagen zuordnen und mehr wird nicht gemacht (außer es läuft was aus etc.)
Es muss nicht jeden Tag gewischt und gesaugt werden. Auch das Bad muss nicht jeden Tag geputzt werden. Ich mache das 1 x die Woche und wir sind alle gesund und munter. Und ja, ich lasse das Geschirr abends auch mal einfach oben drauf stehen, wenn der Geschirrspüler voll ist und räume ihn dann nicht abends noch aus, wenn er fertig ist mit spülen. Das mache ich in Ruhe am nächsten Tag. Manchmal auch erst Mittags.

Nimm dir in deiner Mittagspause gut Zeit für dich. Ein Spaziergang, eine Mahlzeit in Ruhe. Nimm dir diese Zeit bewusst. Hör einen Podcast, Hörbuch. Dein Arbeitsweg nach Hause ist deine Zeit. Wenn es einen Stau gibt oder es länger dauert, sieh es als geschenkte Zeit für dich an.

Du bist kein schlechter Vater, wenn deine Tochter nicht permanent an 1. Stelle steht in deiner freien Zeit. Binde sie ein so gut es geht, mehr geht eben nicht. Unsere Kinder mussten immer schon Mal warten, weil wir beschäftigt sind. Die sind das nicht anders gewöhnt, wir haben trotzdem ein tolles Verhältnis zu unseren Kindern, sie sind 6 und 9.