Verurteilt für Bedürfnis nach Freizeit

Hallo ihr Lieben,
für gewöhnlich bin ich nicht in Foren aktiv, aber diese eine Sache wurmt mich, seit meine Tochter da ist...

Meine Tochter ist jetzt 1,5 Jahre alt, ich bin arbeitstätig für 20h in der Woche. In ihrem ersten Lebensjahr war ich zu Hause. Ich hatte nur Zeit für mich wenn sie geschlafen hat und ich kam ganz gut damit klar.
Aber ab dem Moment, als ich wieder arbeiten musste, sie in die Krippe gegangen ist und ich den Haushalt und alle Verpflichtungen ALLEINE, (wegen meinen psychisch kranken und arbeitslosen Ex) erledigen musste... Da wurde mir alles etwas viel.

Ich habe versucht, mehr oder minder alleinerziehend, alles unter einen Hut zu bekommen. Meine Kleine hat auch nachts schwer geschlafen, war teilweise alle 40 Minuten wach. Sie hat schwer gegessen und ich habe viel an Routinen mit ihr gearbeitet, jeden Tag gekocht, oft 2 mal und das zusätzlich zum Haushalt und Arbeiten gehen.

Einen Tag in der Woche hatte ich vormittags frei als sie in der Krippe war. Da hatte ich Zeit im Haushalt aufzuholen, und auch mal FREIZEIT! Das waren hochgerechnet 3h in der Woche. Weil an allen anderen Tagen hatte ich nicht mal 30min Ruhe. Ich bin jeden Abend todmüde mit meiner Tochter ins Bett gefallen.
Ich war teilweise körperlich und psychisch (vor allem wegen der Nächte) so am Ende, dass ich mich übergeben musste und depressiv war.

Doch jetzt möchte ich zum eigentlichen Knackpunkt und meiner Frage kommen. In dieser harten Zeit habe ich es an meinem freien Tag doch manchmal geschafft, etwas zu Zeichnen oder zu Basteln. Einfach Aktivitäten für mich.
Während der Betreuungszeit meiner Tochter war ich jedoch oft mit meinen Kräften am Ende. Und nach dem vollen Tagesplan hat es zum auf den Spielplatz gehen oder gezielte Förderung, oft nicht gereicht. Am Wochenende leider auch oft nicht, weil ich offen gesagt auch sehr depressiv war. Wir waren sehr viel zu Hause und gemeinsamer Haushalt und einkaufen war oft unsere einzige Aktivität...

Meiner Tochter hat das extrem gefehlt und sie hat sich körperlich verzögert entwickelt, machte langsam Fortschritte, sprach wenig... Erst nach der Trennung und dem Ende der fragwürdigen Beziehung zu ihrem Vater, wurde ihr Zustand besser, sie holte auf und ich habe viel mehr Energie für sie.

Ich werde aber von vielen Menschen in meinem Umfeld dafür verurteilt und regelrecht beschämt, dass ich damals noch Zeit zum Zeichnen etc hatte. Warum hätte ich nicht mehr getan? Sie nicht mehr gefördert? Wenn ich doch Freizeit hatte, warum war ich so eine schlechte Mutter und habe meine eigenen Bedürfnisse so über die meine Tochter gestellt? Zumindest auf den Spielplatz hätte ich doch öfter mit ihr gehen können. Ich wäre so unbelastbar und überfordert.

Brauche ich einen Realitätscheck, oder sind die Vorwürfe mir gegenüber so unnötig verletzend wie sie sich für mich anfühlen? Ist es so irrational und unangebracht auch Zeit für mich zu brauchen um nicht zusammen zu brechen? Oder MUSS man diese Abstriche einfach machen?

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Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass deine Tochter entwicklungsverzögert ist, weil du einige Monate nicht mit ihr auf dem Spielplatz warst. Du sagst im ersten Jahr lief es super. Danach war sie in der Krippe. Da wird sie auch viele Bewegungsangebote bekommen haben. Für mich ist das nicht stimmig.

Ist sie denn wirklich entwicklungsverzögert oder einfach mit einigen Dingen spät dran? Dann müsstest du dir gar keine Gedanken machen.

Das letzte halbe Jahr war ja die schöne, warme Jahreshälfte. Ist es da nicht sogar leichter raus zu gehen als ein Kind in der Wohnung zu beschäftigen? Was macht ihr da? Ich hoffe du parkst sie nicht stundenlang vor Tablett oder Fernseher? Warst du tatsächlich im Winter davor mit deiner Tochter draußen?
Du schreibst sie sprach auch nicht viel. Manche Kinder sprechen einfach erst spät. Oder hast du dein Kind einfach ganz wenig beachtet und es hatte keine Ansprache? Dann dürfte die Kita deinem Kind extrem gut tun und die Fortschritte kommen jetzt eher daher?

Natürlich dürfen Mütter auch mal etwas für sich tun. Das braucht man auch einfach.
Ich finde es sehr schwer deinen Post zu interpretieren. Wenn deine Tochter tatsächlich in allen Bereichen entwicklungsverzögert war und der Kinderarzt meint es lag an mangelnden Impulsen ist das schon wirklich schlimm für dein Kind. Aber vielleicht warst du ja im ersten Jahr eine ganz tolle, aktive Mama, die mit ihrem Kind geredet, gesungen und gespielt hat. Die mit ihm Bilderbücher angeschaut und sich einfach ganz viel mit ihr beschäftigt hat. Dann mach dir keine Gedanken wenn dein Kind etwas spät dran ist. Das liegt nicht an einigen spielplatzfreien Monaten. Erst recht nicht wenn sie in der Kita ist und da viel Input bekommt.

Hinterfrag dich selber mal kritisch ob du deiner Tochter wirklich eine gute Mutter bist die sie fördert und sich genug mit ihr beschäftigt. Wenn du dir sicher bist, dass da alles super ist dann hör nicht auf andere die dich kritisieren.

Bearbeitet von talena
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Sie schreibt doch, dass sie depressiv war, ganz viel alleine zu managen hatte und es ihr generell sehr schlecht ging. Da ging es wohl eher darum, zu überleben - ihr da jetzt ein schlechtes Gewissen einzureden, finde ich nicht in Ordnung. Wenn jemand am Boden liegt, sollte man nicht noch nachtreten.
Natürlich sollte man es auch nicht schön reden, aber ich denke, die TE macht sich schon selbst genug Vorwürfe.
Sie hat davon abgesehen nirgends geschrieben, dass sie ihr Kind vorm Tablet geparkt hätte. Bisschen mehr Menschlichkeit und Mitgefühl, auch wenn es hier anonym ist 🫶

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Ich habe auch nicht behauptet, dass sie das getan hat. Es war eine Frage. Ein Kind bekommt keine Entwicklungsverzögerung weil sich die Mutter nur Zuhause mit ihm beschäftigt. Wenn sie mit der Kleinen gekocht, eingekauft geredet etc. hat, dann sehe ich überhaupt kein Problem. Niemand sollte sich Vorwürfe machen wenn man mal keine Kraft hat ein besonderes Kinderprogramm zu fahren. Das geht sicher den meisten Eltern mal so.

Wenn die Kraft aber gar nicht mehr reicht seinem Kind Aufmerksamkeit zu schenken sollte man sich auf Dauer Hilfe suchen.
Ich habe mich auch gefragt was entwicklungsverzögert heißt bzw. ob es überhaupt zutrifft. Weil sich eben nicht alle Kinder im Gleichschritt entwickeln. Sollte da wirklich was schief gelaufen sein sollte man sich da aber schon bewusst werden um das in Zukunft vermeiden zu können und Strategien zu haben wenn es wieder schwer wird.
Alleinerziehend zu sein ist ja kein Zuckerschlecken.

Freunde/Familie die eine Mutter in oder nach so einer Situation kritisieren anstatt Hilfe anzubieten finde ich genauso schlimm. Den Schuh muss man sich sicher nicht anziehen.

Bearbeitet von talena
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Hallo,

es ist doch egal was war. Fehler machen wir alle! Wobei ich es bei dir nicht als Fehler bezeichnen würde. Du warst in einer Ausnahmesituation die du alleine gemeistert hast! Du hast meinen Respekt!

Das Wichtigste ist doch, dass es bei euch wieder bergauf geht!

Ich wünsche dir und deiner Tochtet viel Glück für die Zukunft!

Gruss
Maxlander

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Danke, das tat ehrlich gut zu hören... Ich mache mir manchmal noch oft Vorwürfe, aber wir sind jetzt alleine das beste Team. Alles wird besser.

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Lass doch die Leute reden. Viele geben gerne Tipps und Ratschläge und können sich überhaupt nicht in denjenigen hineinversetzen. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber es war ja auch wichtig, dass du was für dich getan hast. Woher sonst Kraft nehmen?

Alles Gute

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Hey!
Es gibt Zeiten im Leben, in denen man alles dafür tun muss, um zu ÜBERleben. Du konntest nicht mehr leisten und du musstest auch nicht mehr leisten.
Du hast alles gegeben!
Ich weiß nicht, ob du die Möglichkeit hattest oder bereit warst Unterstützung von jemandem anzunehmen, aber du darfst dich nicht von anderen verurteilen lassen.
Sie waren nicht in deiner Situation. Ein Urteil über dich zu fällen ist respektlos und anmaßend.

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Du bist alleinerziehend. Dein Ex ist keine Hilfe, sondern eine Belastung. Du hast ein sehr junges Kleinkind. Du gehst arbeiten. Du kümmerst dich in allen Nächten um das Kind.

Ich glaube, du solltest dir jetzt gratulieren, dass du das alles auf die Reihe bekommst. Das ist eine sehr große Leistung!

Es wird immer Menschen geben, die sich nicht in andere Situationen hinein versetzen können. Du wärst bestimmt auch häufiger auf dem Spielplatz gewesen, wenn der Vater viel Geld verdienen würde und ein liebevoller Mann wäre, der seine Tochter gerne und auch mal nachts versorgt.

Zur Beruhigung: Dein Kind ist erst 1,5. Solange keine Krankheit zugrunde liegt oder eine schwere Vernachlässigung, holt es alles wieder auf. Unser Kinderarzt war in dem Alter noch bei allem sehr entspannt und hat auch recht behalten.

Wegen 3 Stunden Freizeit in der Woche, würde ich mit niemand auch nur ansatzweise diskutieren. Es kommt ja sogar deinem Kind zugute, wenn du nicht depressiv bist.

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Ich stehe auf dem Schlauch. Deine Tochter ist jetzt erst 1,5 J alt. Man sollte meinen du redest von einer 6 jährigen.
Ich glaube kaum, dass man da in dem Bereich jetzt cin Entwicklungsverzögerungen und Vernachlässigungen sprechen kann, du dem was du oben alles aufzählst.
Würde die Meinungen diverser Leute gar nicht beachten, Hut ab, dass du diese Zeit alleine gestemmt hast. Gewisse Menschen werden immer etwas zum Reden finden.

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Genau so seh ich das auch. Dass sind irgendwelche Besserwisser und Gutmenschen, die vermutlich Zeit im Überfluss haben und gar nicht wissen, wohin damit. In dem jungen Alter ist es doch noch gar nicht erforderlich mit einem Kind auf einen Spielplatz zu gehen o.ä. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob das Kind wirklich entwicklungsverzögert ist oder nur etwas langsamer. Viele Kinder lernen erst mit 1,5 Jahren laufen, die wenigsten Kinder sprechen in dem Alter schon viel...

Und ganz davon abgesehen: Spannungen im Elternhaus spüren die Kinder auch. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass diese Spannungen das Kind gehemmt haben und nicht die fehlende Förderung durch die Mutter.

LG

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Dein Kind ist 1,5 Jahre. Bitte mache dich frei von deinem eigenen Erwartungsdruck, denn in dem Alter braucht es doch keine massigen Aktivitäten! Ein kleines Kind findet nämlich Haushalt auch total spannend. 😉 Mein Kind hat die ersten 7 Monate nur gebrüllt. Da saß ich mit ihm ausschließlich zu Hause und war nicht mal einkaufen! Gelaufen ist der Kerl erst mit 16 Monaten, ergo bis 1,5 Jahre war ich auch auf keinem Spielplatz mit ihm. Wozu auch? 🤷🏼‍♀️ In den ersten 1,5 Jahren war ich mit meinem Kind: zu Hause, einkaufen, beim Doc, bei der Tagesmutter und ab und zu bei Oma& Opa. Das war hier auch das volle Programm. Reicht ja auch. 😊

Um eine gute Mama zu sein braucht man einfach auch ein bisschen Freiraum für sich. Sonst wird man bekloppt, aber völlig. Und eine völlig bekloppte Mama bringt keinem Kind etwas. 😉 Also bitte achte auch in Zukunft auf dich und nimm dir ein bisschen Zeit zum entspannen. Das ist absolut wichtig und überhaupt nichts verwerfliches. 👍🏼

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Schau in die Zukunft, die vor euch liegt und grübel nicht dauernd über die Vergangenheit!

Du hast DEIN Bestes gegeben, du bist reflektiert und kriegst das hin!!!
Sie ist erst 1,5 Jahre alt, sie kann noch alles aufholen. Wobei ich denke, dass dein schlechtes Gewissen ihr gegenüber dich so im Griff hat, dass du nur "schuldig" auf ihre Schwächen (und die hat jeder) schaust und nicht auf ihre Stärken und die hat sie sicherlich. Falls sie wirkliche Verzögerungen hat, dann wird sie das aufholen, sie ist noch soo klein und hat noch Zeit.

Klingt als ob die schlechten Zeiten (Partnerschaft) hinter euch liegen. Schau nach vorne, denk daran wie es in 6 Monaten oder 1 Jahr sein wird. Es wird einfacher, sie wird besser schlafen je älter sie wird. Ihr könnt dann auch schon zusammen basteln und zeichnen/kritzeln 😊 du hast doch tolle und super geeignete Hobbys, die du deiner Tochter zeigen kannst, nimm sie mit in deine "Welt"...

Und wenn es dir um ganz persönliche Me-Time (also ohne Kind) geht, dann ist es dein gutes Recht, dass zu machen. 🤷🏼‍♀️
Geht ja mal gar niemanden was an! Missgunst hat ja meistens eher was mit Neid oder Besserwisserei zu tun - tjoa, their struggle not yours 😉

Bearbeitet von chicky
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Das Zeichnen tat dir gut und half, dass du dich auch um dein Kind kümmern konntest. Hättest du dich irgendwann einweisen lassen müssen, hättest du gar nicht für dein Kind da sein können

Jeder Arzt, jeder Therapeut würde dir bestätigen, dass das richtig war. Ausserdem hast du dein Kind ja nicht für die "Zeichenzeit" in den Keller gesperrt, damit es nicht stört.

Spätestens wenn dein Kind später nicht in die Schule will, musst du auch gegen seine Bedürfnisse handeln und es trotzdem hinschicken.

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Ich frage mich schon manchmal, was manche Menschen sich erlauben. Hattest du von diesen Personen (vermutlich aus dem Familienkreis) Unterstützung ? Ich vermute nein. Daher lass es an dir abprallen. Nicht ein Gedanke ist das wert.