Mein Sohn ist schuld?

Hallo zusammen,

Ich würde gerne mal eure Meinung zu folgender Sache hören. Ich habe einen Sohn der im Winter 3 wird, also 2 Jahre und 8 Monate alt. Meine Schwester hat einen Sohn der im Sommer 7 geworden ist.

Ihr Sohn ist ziemlich aggressiv und hat keine Kontrolle über seine Gefühle und kann auch seine ausraster 0,0 kontrollieren. Wenn etwas nicht so läuft wie er es gerne hätte, rastet er extrem aus. Mit schreien und treten und boxen und allem drum und dran. Er ist zudem auch sehr respektlos so ziemlich jedem gegenüber. Gestern zb war ich da zu Besuch und hatte Parfüm drauf und er setzt sich neben mich und sagt ganz trocken „du riechst nach scheisse“. Und im nächsten Atemzug „lies mir das jetzt hier vor“ (ein Prospekt was da rum lag). Da bin ich dann auch ziemlich deutlich geworden und habe ihm was dazu gesagt. Seine Eltern sind da eher hinnehmend, glaube die wissen auch nicht so recht was die da machen sollen.

Naja, jetzt kommt das eigentliche Problem- er ist extrem eifersüchtig auf meinen Sohn. Beide lieben Opa total und Opa nimmt mehr Rücksicht auf den kleinen wenn beide gleichzeitig da sind. Er bevorzugt kein Kind, aber das kleinere braucht natürlich öfter eher was (Pampers, Hilfe beim Essen, usw). Wenn das kleinere also dann gerade Aufmerksamkeit bekommt und der große nicht, rastet der große aus. Mit schreien und kreischen, manchmal auch Handgreiflichkeiten. Dieses Verhalten zeigt er egal bei wem (ich, mein Mann, seine Eltern, Großeltern usw), wenn der kleine Aufmerksamkeit bekommt und er gerade nicht.

Nun sagte meine Schwester heute quasi durch die Blume zu mir ihr Sohn wäre nur so wenn meiner da ist (was nicht stimmt, der Junge ist immer so drauf). Also schiebt jetzt meinem kleinen Sohn die Schuld dafür in die Schuhe, dass ihrer so ekelhaft drauf ist. Ich hab da erst mal nichts weiter zu gesagt weil ich erst drüber nachdenken wollte.

Wir sind sehr oft und sehr viel zusammen weil wir alle Nachbarn sind. Kontakt abbrechen will ich auch gar nicht, da ansonsten bei uns alles wirklich sehr harmonisch ist. Aber ich will ehrlich gesagt mit jedem Tag weniger, dass meine Kinder von meinem Neffen beeinflusst werden. Wäre das ein Nachbar oder so, würde ich meinen Kindern den Kontakt verbieten. Was soll ich denn jetzt machen?
Meine Schwester hat noch mehr Kinder und ich auch, mit allen anderen Kindern ist alles gut, es ist wirklich nur ihr Sohn der hier alle wahnsinnig macht und sich wie das allerletzte benimmt. Je älter er wird, wird es gefühlt immer schlimmer.

So langsam entwickele ich auch echt eine Abneigung gegen ihn. Es kommt auch nicht selten vor, dass er in seinen Wutanfällen einem seiner Geschwister oder auch meinen Kindern weh tut. Mich und meinen Mann kann er nicht leiden (er sagt immer er hasst uns), weil wir die einzigen sind die ihn in seine Schranken weisen und ihm klare Grenzen aufzeigen, vor allem bei uns zuhause. Aber trotzdem fragt er regelmäßig ob er zu uns kommen darf und dann spielen wir natürlich auch mit ihm oder er kocht/putzt mit uns oder was wir gerade zu erledigen haben (das versteh ich zb auch überhaupt nicht warum er am liebsten täglich kommen möchte obwohl er uns hasst)

Ist jetzt echt lang geworden, aber ich weiß langsam nicht mehr weiter. Kann ihn ja schlecht ausschließen oder alle dürfen kommen nur er nicht. Genau so ist er ja auch da wenn wir dort sind oder mit allen unterwegs sind.

Ach übrigens in der Schule hat er keine Probleme. Da zeigt er dieses verhalten auch nicht.

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Wie viele Kinder hat denn deine Schwester?

Sind die älter oder jünger, als der "Problemneffe"?

Ich denke du musst dich mal in aller Ruhe mit deiner Schwester unterhalten.
Sie sollte mal das Problem bei Kinderarzt ansprechen. Vielleicht steckt ja mehr dahinter??

Und solche Kinder brauchen eben klare Regeln - deshalb kommt er wahrscheinlich gerne zu euch, eben WEIL du ihm Grenzen aufweist. Und auch wenn er sagt, er hasse euch, mag er diese klaren Regeln eigentlich.
Deine Schwester sollte ihm die eigentlich auch aufweisen.

Ich würde wahrscheinlich den Kontakt erstmal reduzieren, zumindest so lange, bis mal etwas von Seiten deiner Schwester unternommen wird.
Die "Schuld" für sein Verhalten einem 2-jährigen zu geben ist total albern.

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Insgesamt 4 Kinder und der Junge ist in der Mitte. Hat ältere und jüngere Geschwister.

Hm, es ist immer etwas schwierig meiner Schwester da was zu sagen, die ist immer direkt tödlich beleidigt.

Was könnte man denn beim Kinderarzt da ansprechen? Also wie argumentiert man da?

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Was bitte soll der Kinderarzt denn da machen ? Es klingt ja nicht so, als ob der Junge neurologische Auffälligkeiten hätte ...

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Mein erster Gedanke:

Bekommt er von seinen Eltern irgendwelche Grenzen und Regeln? Also im kompletten Alltag? In solchen Situationen anscheinend nicht, wie du das beschreibst, aber darf er Zuhause immer alles oder gibt es dort schon eine Struktur?
Ansonsten sucht er die vielleicht. Kinder brauchen Anweisungen, ohne Grenzen sind sie häufig überfordert und danach klingt das Verhalten deines Neffen.

Dass er euch "hasst" ist verständlich, weil er es ja nicht gewohnt ist, Kontra zu bekommen, auch wenn es eigentlich braucht von Erwachsenen Führung zu bekommen. Unbewusst merkt er das auch, denn deshalb sucht er eure Nähe. Passt für mich ziemlich gut zusammen.

Sind seine Eltern bereit was zu ändern? Stört es sie gar nicht, wenn er rund dreht? Ich würde an ihrer Stelle mal zu einer Erziehungsberatung gehen.

Liebe Grüße!

Bearbeitet von ubuntu.fisch
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Nee, tatsächlich gar nicht. Sie sind eher so „Kinder dürfen alles machen sie sind nur einmal Kinder“. Insgesamt haben sie 4 Kinder, aber keines der anderen tickt so aus. Bzw, im normalen Rahmen halt, jedes Kind hat ja mal nen schlechten Tag oder Moment.

Wenn er so austickt, dann wir von niemandem (außer mir und meinem Mann) was dazu gesagt, sie lassen ihn toben und wüten. Glaube die sind einfach überfordert mit der Situation dann.

Ja was heißt Struktur, allen Kindern geht es gut, Spielsachen in Unmengen, alle sind sauber, satt und gut ausgestattet und alle gehen in die Kita/schule. Zuhause ist’s eher chaotisch, ohne festen Plan. Hausaufgaben werden mal um 14:00 und mal um 20:00 gemacht je nachdem. Und sonst auch bis auf Schule eigtl keine festen Abläufe. Viel tv/handy, Spielkonsolen usw.

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Dann hat deine Schwester "Glück" mit den anderen drei Kindern. Entweder können diese besser damit umgehen, haben "unauffälligere Probleme", entwickeln erst später Schwierigkeiten oder suchen sich die Grenzen woanders, zum Beispiel in der Schule oder bei einem Trainer/im Hobby.

Dein Neffe braucht diese aber mehr und Zuhause, da ist es vielleicht gut gemeint, aber nicjt gut gemacht, wenn die Eltern ihm diese verwehren. Auch wenn es zu anfangs mit Sicherheit anstrengend ist, Grenzen einzuführen, haben sie eine Verantwortung ihren Kindern gegenüber.

Ich würde versuchen ein ruhiges Gespräch mit deiner Schwester zu führen. Am Besten ohne Kinder. Ich würde mir nämlich Sorgen um meinen Neffen machen und wie dieses Verhalten sich auf ihn und seine Zukunft auswirkt.

Deine Beschreibungen erinnern mich am Erzählungen von meinem Mann. Sowohl er als auch sein Bruder hatten Probleme im Grundschulalter. Letztendlich hatten sie beide eine Diagnose, einmal Adhs, einmal Ads und sie wurden beide für ein paar Jahre medikamentös eingestellt.

Das muss bei deinem Neffen nicht sein, aber egal, ob er Grenzen benötigt und/oder Medikamente, schadet ein Gespräch bei einer Beratung nicht. Da kommt man auch auf keine schwarze Liste oder dergleichen, es ist einfach ein Angebot, um zu helfen. Jeder, der Kinder hat oder mit ihnen arbeitet, kommt mal an seine Grenzen und es ist keine Schande, sich Hilfe zu holen. Im Gegenteil!

Wenn dir Eltern nichts machen (wollen), kannst du da aber vermutlich nicht viel machen (außer du gehst soweit, es als Kindesvernachlässigung einzustufen, das mag ich nicht beurteilen), außer deinen eigenen Anteil an Einfluss zu nehmen qie bisher. Er sucht eure Nähe, bindet ihn weiterhin ein. Klappt das eigentlich bei euch gut?

Also wenn er ohne die Eltern bei euch ist und mit backtoder dergleichen?

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Jedes Kind ist anders und hat andere Bedürfnisse. Dass seine Geschwister "wohlgeraten" sind heißt nicht, dass er ein schlechtes Kind ist. Seine Eltern geben ihm nicht den für ihn nötigen Rahmen an dem er sich orientieren kann. Ja es klingt schon heftig und anstrengend, was er so an Verhalten zeigt, aber ich musste auch bei deinen Aussagen schlucken, "ekelhaftes Verhalten, benimmt sich wie das allerletzte, Abneigung gegen ihn". Er ist ein Kind und dein Neffe, verkackt haben es die Eltern und ich würde gezielt das Gespräch nochmal suchen, nicht zwischen Tür und Angel, und eine Familienberatung oder Erziehungsberatung vorschlagen. Vielleicht auch die Großeltern ins Boot holen. Es muss jeder konsequent sein um ihm Struktur zu geben und damit er sieht, dass sein Verhalten Konsequenzen hat.

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Ja, ich weiß, dass das nicht nett ausgedrückt war, aber kennst du das Gefühl wenn etwas irgendwann zu viel wird? Ich weiß dass er eigtl nichts für das Verhalten kann und man da die Eltern in die Schuld nehmen muss, aber der Junge macht mich einfach fertig. Wir sehen uns ja fast täglich. Mit der Zeit hat sich irgendwie in mir Wut und Abneigung aufgestaut ihm gegenüber.
Trotzdem gebe ich mir wirklich immer größte Mühe ihn nie zu benachteiligen und zumindest wenn er hier ist auch auf seine Bedürfnisse einzugehen.

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Ich kenne aus beruflichem aber auch privatem Kontext solche Kinder.
Es ist wohl eine Mischung aus Charakter und Erziehung. Wenn deine Schwester nicht handeln will, sind dir aber wohl oder übel die Hände gebunden

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Hallo,

dein Neffe liebt euch, weil er bei euch etwas ganz tolles erlebt. Grenzen. Und einer Annahme seiner Person ohne Wertung seines Verhaltens.
Lass ihn rüberkommen, nehme ihn an so wie er ist. Gehe ins Gespräch mit ihm. Er wird es euch langfristig danken.

Viele Grüße

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Genau das habe ich auch gedacht!!!

Liebe TE,

Wenn er bei Euch ist und gerade alles entspannt ist, frag ihn doch mal, was da ein Gefühl angerollt kommt, bei dem er dann nicht weiß, wie er sich verhalten soll und ausrastet?
Such mit ihm ein Alternativventil oder überlegt, was man machen kann und sage ihm, dass er ein toller Junge ist und Du ihn lieb hast.

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Deine Schwester hat gesagt ihr Sohn sei besonderes schlecht drauf, wenn dein Sohn auch dabei ist. Kann ja sein, dass da ein Zusammenhang besteht oder sie das zumindest so wahrgenommen hat. Das bedeutet doch noch lange nicht, dass sie deinem Sohn Schuld an der Situation gibt. Wenn überhaupt ist ja vermutlich die Eifersucht ihres Sohnes auf deinen Sohn "Schuld"und da kann dein Kind ja nichts dafür. Und das hat deine Schwester auch nie behauptet, oder?

Ansonsten scheint es nicht so, als ob der Neffe euch hasst, wenn er ständig vorbei kommt. Vielleicht braucht er das auch, dass jemand ihm gegenüber ehrlich und menschlich die eigenen Grenzen aufzeigt. Umso mehr hat er einen Grund, auf euren Sohn eifersüchtig zu sein, der ja immer bei euch sein darf.

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Also ob in der Schule alles gut ist hat gar nichts zu sagen, viele Kinder mit neurologischen Auffälligkeiten wie AD(H)S wissen ja im Prinzip, wie sie sich verhalten sollten und wollen das auch gerne! Nur kostet es sie extrem viel Kraft, es kann also gut sein, dass in der Schule weniger Probleme vorherrschen (Wobei er mit 7 ja maximal in der 2. Klasse ist, da fallen viele ADHSler noch gar nicht so auf) weil er da alle Kraft die er hat zusammen nimmt um zu funktionieren, und umso wilder wirds dann zu Hause, weil die Akkus dann schon leer sind.

Er hasst Euch nicht, er kommt mit den negativen Gefühlen die es im sozialen Miteinander gibt nicht klar. Das ist aber auch kein Grund ihn zu hassen, denn so wie du es beschreibst, tut er es ja nicht aus bösem Willen.

Ich tendiere auch dazu, offen und tolerant über das Thema Diagnostik zu reden. ADHS etc sind Spektrumsstörungen und haben verschiedenste Ausprägungen.

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Mag ja sein, dass er nur so drauf ist, wenn drin Sohn dabei ist. Aber dieser ist nicht "Schuld", sondern nur anwesend.

Das Problem liegt klar bei deinem Neffen, und es wäre die Aufgabe seiner Eltern, ihm zu helfen damit umzugehen, wenn er eifersüchtig ist, deinen Sohn nicht ausstehen kann, was auch immer. Vermutlich weiss dein Neffe selbst nicht so genau, was bei ihm los ist.

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Für mich klingt aus deiner Schilderung -Achtung Ferndiagnose, also nur beachten, wenns irgendwie passt - dass der 7Jährige Aufmerksamkeit sucht. Das scheint er mit negativem Verhalten und unverschämten Sprüchen zu suchen.

Du schreibst, dass er in der Mitte von 4 Kindern ist und dass in der Familie deiner Schwester viel Spielkonsole und Medienkonsum erlaubt ist. Das hört sich danach an, als würde deine Schwester die Medien übermäßig als Entlastung nutzen. Schaut sie auch selbst dauernd in ihr Smartphone? Manche Kinder leiden extrem, wenn die Eltern sich nicht ausreichend mit den Kindern beschäftigen und abgelenkt sind durch Medienkonsum bzw. dadurch nicht mehr genug Verbindung aufnehmen. Mangelnde Grenzen setzen ist auch Aufmerksamkeitsentzug.

Ich hab kürzlich noch ein Video aus einer Studie gesehen, wie unruhig und verzweifelt Kleinkinder reagieren, wenn die Mimik der Mutter (hätte auch der Vater sein können, aber in dem Fall wurde die Mutter gefilmt) durch Medienkonsum ausdruckslos wird. Das Kind tat alles, vor allem wurde es aggressiv, um die Aufmerksamkeit der Mutter zu bekommen. In Anwesenheit kleiner Kinder öfter und länger ins Smartphone gucken, ist daher alles andere als harmlos.

Bei dir scheint der Neffe ordentlich Aufmerksamkeit zu bekommen, allerdings im negativen Sinn. Aber das ist für ein Kind nicht so schmerzhaft, wie durch angestrengte Eltern übersehen oder durch irgendwas abgestellt zu werden.

Wenn er dann in der Großfamilie und dein kleinstes Kind dabei ist, wird die Aufmerksamkeit ja noch mal extra von ihm abgelenkt durch deinen kleinen Sohn, und andererseits bekommt er durch Theater und Attacken auf deinen Sohn auch wieder Extra-Aufmerksamkeit.

Ich arbeite viel mit Kindern und versuche bei den "schwarzen Schafen", die sich durch negative Aufmerksamkeit und Aggression bemerkbar machen, besonders das Gespräch zu suchen. Also durch ganz viel Gespräche und interessierte Fragen eine positive Aufmerksamkeit herzustellen. Manchmal gebe ich "solchen Kindern" besondere Extraportionen Aufmerksamkeit, bediene also das Verhalten, statt es zu bestrafen, aber mit besonders positiver Aufmerksamkeit. Oft finde ich diese Kinder sehr aufnahmebereit für Gespräche über ihr Verhalten und dann richtig anhänglich. Dann zeigt sich, dass etwas fehlt.

Du könntest zumindest probieren, besonders auf deinen Neffen zuzugehen und mal schauen, ob er für besondere Zuwendung offen ist. Das wäre der beste Weg, um deine Abneigung zu überwinden. Ich denke wie die meisten hier, dass er eigentlich genau dein Interesse haben will und gern bei euch ist. Ich erlebe solche Kinder dann oft als besonders kooperativ, wenn ich eine positive Bindung aufbauen konnte.

Bearbeitet von Naima68
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Zu euch kommt er gerne weil ihr ihm Grenzen aufzeigt.

Stress in der Familie kommt daher weil er seinen Platz noch nicht gefunden hat, da müssen die Eltern dran arbeiten.