Hallo
Ich habe einen zwei jährigen Sohn, er ist vorab der aller beste und ich liebe ihn so sehr!
Es gibt ein großes Problem, ich merke wie ich mich extrem ‚getriggert?‘ von ihm fühle.
also zb wenn er etwas nicht macht was ich gerade von ihm verlange, dann merke ich innerlich sofort eine unglaubliche Wut in mir.
Ich unterdrücke sie, weil er das nicht abbekommen soll.
Zurzeit ist aber sein Verhalten schlimmer geworden, er ist sofort aggressiv wenn ihm etwas nicht klappt, wirft dann sein Spielzeug weg, macht es kaputt und schreit rum.
Das wiederum geht direkt auf meine Stimmung über und ich fühle exakt das selbe.
Ich schreie ihn nicht an, ab und zu werde ich schon lauter wenn er versteht was ich sage und er hört nicht zu oder so. Aber eigentlich nie in der Auffassung wie er reagiert .
Was ich eigentlich meine ich habe Angst dass er das von mir geerbt hätte? Ich war nie in so einer Lage, habe mich nie von jemanden provoziert gefühlt bis auf jetzt von meinem eigenen Kind.
Das macht mich traurig und wütend auf mich selbst. Noch dazu habe ich Angst dass ich eines Tages komplett ausflippen würde, schließlich bekommt er seinen eigenen Willen und das ist ja auch was gutes. Nur irgendwie nicht in meinem Inneren 😭
Keine Ahnung ob man das jetzt überhaupt versteht was ich geschrieben habe aber ich fühl mich schon besser es mal ausgesprochen zu haben.
Mama kann nicht mehr
Du musst dich dringend mit kindlicher Entwicklung auseinandersetzen und verstehen, dass dein Kind in der Autonomie/Trotzphase steckt.
Dann hören Kinder nicht zu und möchten, dass alles nach ihrem Kopf geht.
Das ist vollkommen normale Entwicklung, denn das Kind versteht langsam, dass es keine Einheit mit seinen Eltern bildet, sonder einen eigenen Willen hat und Macht hat, über Dinge zu bestimmen.
Wenn du es alleine nicht schaffst, gehe unbedingt zur Erziehungsberatung!
Es ist wichtig, dass du lernst, liebevoll konsequent zu sein.
Bist du alleinerziehend? An welchem Punkt bekommst du mal Abstand und Pause vom Kind?
Aus genau diesen Gründen habe ich (unter anderem) kürzlich eine Therapie begonnen. Vielleicht hilft auch erstmal eine Erziehungsberatung, wenn das Verhältnis zu deinem Kind und deine Reaktion dein Hautproblem ist.
Mich haben meine 2 jährigen Zwillinge auch unglaublich getriggert. Wenn mein Mann daheim war, war es kein Problem, dann konnte ich mir immer eine Auszeit nehmen, wenn ich sie brauche. Aber wenn ich den ganzen Tag mit den Kindern zu Hause war, sind wir manchmal regelrecht in eine Spirale geraten. Ich konnte mit den- für ihre Entwicklung im Grunde normalen - Gefühlsausbrüchen nicht mehr umgehen, und je gestresster ich wurde, desto mehr klebten meine Kinder an mir und wurden selbst immer lauter und unruhiger.
Die Anmeldung in der Kita hat die Lage zwar vorerst entspannt, aber ich merke immer noch schnell eine unangemessene Wut in mir aufsteigen, wenn wir zu lange aufeinander hängen. Ich hoffe sehr, das in den Griff zu bekommen. Wahrscheinlich habe ich diese Muster selbst aus der Kindheit - ich wünsche mir, den Kreislauf durchbrechen zu können.
Das klingt definitiv ehr so als hättest du ein Problem. Such dir Hilfe. Es gibt da gute Therapiemöglichkeiten.
Dein Kind macht ganz normale Entwicklungsschritte. Kinder funktionieren im allgemeinen nicht so wie man es erwartet/du es verlangst.
Deine unterdrückte Wut bekommt er definitiv auch mit. Dann brauchst du dich nicht wundern, wenn er auch so reagiert.
Wird mit zunehmenden Alter definitiv auch ehr schwieriger. Spätestens in der Pubertät bekommst du dann eine absolute Krise, wenn dann ein jugendlicher vor dir steht der dich definitiv bewußt produziert ( was dein kleiner Mann jetzt noch nicht macht).
Alles Gute weiterhin
Vielleicht gefällt dir auch das Buch „the wild child“.. das hilft mir enorm gut mit den unterschiedlichen Situationen, die mich triggern könnten, umzugeben..
Mir fallen jetzt spontan 3 Sachen ein:
1.) Schaff dir Auszeiten. Lass den Papa, Oma, Tante oder auch Babysitter auf deinen Sohn aufpassen und mach etwas entspanntes nur für dich! Am besten regelmäßig soweit das möglich ist.
2.) Setz dich mit deinen eigenen Themen auseinander und finde heraus warum dich das so triggert. Das geht am besten bei einer fundierten Psychotherapie. Hätte auch bei vielen Themen gedacht dass ich sie verarbeitet habe, aber es ist echt heftig was das eigene Kind wieder in einem hervorholen kann. Habe schon in der Schwangerschaft eine Therapie begonnen und es hilft mir enorm in dieser sensiblen und anstrengenden Zeit psychisch begleitet zu werden.
Falls Therapieplätze bei euch gerade sehr rar sind gibt es auch sehr gute Literatur dazu.
3.) Informiere dich über die kindliche Entwicklung und versuche die Perspektive deines Sohnes einzunehmen. Er fühlt teilweise Gefühle zum allerersten Mal und kann damit überhaupt nicht umgehen. Dabei braucht er Unterstützung. Bei meinem Sohn hilft es meistens erstmal das Gefühl zu benennen: “Du bist gerade sehr wütend/traurig/etc.?” dann ganz viel Verständnis zeigen, trösten “Es ist ok dass du wütend bist…”. Wenn die Emotionen wieder etwas runtergefahren sind nochmal erklären warum xy nicht geht oder funktioniert und evtl. Alternativen zeigen. “Wenn du sauer bist kannst du zum Beispiel in ein Kissen schreien usw.” Denn die Wut darf ja raus.
Und wenn du merkst, du hast deine eigene Wut gar nicht mehr im Griff: den Raum verlassen, durchatmen, evtl. die Wut selbst mal an einem Kissen o.ä. rauslassen und wieder zum Kind gehen.
Mir hilft tatsächlich auch Sport sehr gut um mit Wut umzugehen.
Das Triggern deutet darauf hin, dass du selbst in dem Alter deines Sohnes die genannten Gefühle nicht fühlen durftest und entweder auf subtile Weise oder auf autoritäre Weise daran gehindert wurdest, Autonomiebestrebungen oder Wut zu zeigen.
Auch mangelnde emotionale Zuwendung wirkt sich so aus, dass ein Kleinkind sich nicht traut, negative Gefühle auszudrücken. Je sicherer ein Kind gebunden ist, umso mehr traut es sich, echte Gefühle, auch negative, auszudrücken. Hinzu kommt, dass früher und leider auch noch heute teilweise besonders Mädchen lieb, brav und angepasst sein soll(t)en und bloß nicht aggressiv oder eigensinnig. Und man ging davon aus, dass Kinder zu machen haben, was die Erwachsenen sagen. Das ist Gottseidank überholt, diese Grundeinstellung akzeptieren Kinder heute nicht mehr. Sie akzeptieren oft Regeln, müssen aber den Sinn verstehen.
Da wir uns meist nicht mehr an die eigene Kleinkind- und natürlich noch weniger an die Säuglingszeit erinnern, wissen wir natürlich nicht, wie wir da mit unseren Gefühlen wahrgenommen und ob wir angenommen oder gemaßregelt wurden. Oder ob wir bestraft oder einfach nicht beachtet wurden. Viele haben ja auch ihre Kinder schreien lassen. Dieses 50er-Jahre-Ding stand ja noch ganz lange in Elternratgebern oder wurde von Eltern an ihre Kinder weiter gegeben. Aber Signale funktionieren bei sensiblen Kindern auch ganz subtil. Auch nicht gezeigte Gefühle.
Auch wenn du deine Gefühle vor deinem Sohn verbergen willst, kommen sie bei deinem Sohn an. Kinder haben extreme Antennen. Du kannst im Grunde gar keine Gefühle verbergen. Kinder und vor allem Pubertierende sind Gedankenleser, sie wissen es nur meist nicht. Sie reagieren auf das Ungesagte, ohne es selbst zu verstehen. Daher ist es auch kein Wunder, dass dein Sohn aggressiv wird. das hat mit "erben" erst mal gar nichts zu tun, sondern es ist viel einfacher: Deine unterdrückte Wut überträgt sich.
Neben Erziehungsberatung und eigener Therapie gibt es tolle Bücher, Podcasts oder Videos. Ich finde z. B. Gerald Hüther oft hilfreich. Es gibt auch schöne Informationen zu gewaltfreier Kommunikation mit Kindern. Du hast ja schon viele Tipps bekommen, denen ich mich ansonsten anschließen möchte.
Der Weg über die Selbsterkenntnis, die u. U, auch schmerzhaft, aber sehr hilfreich sein kann, halte ich für den besten. Alles Gute.
Ich verstehe dich. Ich war immer die Ruhe selbst, gelte als extrem ausgeglichen. So habe ich mich auch gefühlt. Ich war innerlich wirklich noch nie (!) auf 180, ich kann mich ernsthaft nicht daran erinnern, dass ich jemals wirklich richtig wütend war. Dann wurde mein Sohn geboren und sein aggressives, lautes, Verhalten, die Widerworte und seine krassen Wutanfälle haben mich zur Weißglut getrieben.
Ich bin auch noch dabei, herauszufinden, woran das liegt. Ich vermute einen Zusammenhang mit meiner eigenen Kindheit. Wir Geschwister haben viel Aufmerksamkeit und Liebe erfahren, aber Schreien, Widerworte, gar Wutanfälle waren ein absolutes No-Go! Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter jedem Protest dieser Art scharf begegnet ist und im Keim erstickt hat. Ich habe mich dann immer sehr angepasst verhalten. Vielleicht kann ich deswegen dieses Verhalten nur schlecht aushalten, weil es mir so "ungehörig" und provozierend vorkommt. Ist aber nur eine These von mir.
Es ist meistens die eigene Kindheit.
Es scheint neu für dich zu sein bzw. du hast dadurch nicht gelernt, wie man mit solchen Emotionen umgeht, weil es eben nicht erwünscht war.
Es hilft drüber zu reden, sich Meinungen einzuholen und ggf. professionelle Hilfe in einer Therapie, da man manchmal alleine echt nicht weiter kommt, aber es verstehen will.
Alles gute