Guten Morgen,
Ich schreibe lieber in diesem Bereich, da ich weniger Trauerbegleitung, sondern Ratschläge zum weiteren Verhalten brauche.
Mein Cousin hat gestern mit knapp 50 Jahren Suizid begangen. Nichts hat darauf hingedeutet, die gesamte Familie steht unter Schock.
Ich habe die Nachricht, die mir meine Eltern übermittelt haben, mit Fassung getragen. Der Kontakt zum Cousin war nicht sehr eng, ich habe ihn vor 2 Jahren zuletzt gesehen. Trotzdem bin ich natürlich durch den Wind.
Mir stellt sich nun die Frage, wie ich mit diesem Tod seiner Familie gegenüber, also Onkel, Tante und Cousine, umgehen soll. Ich würde sie gerne heute anrufen und mein Beileid aussprechen - aber wirkt das aufdringlich und neugierig? Nicht melden fühlt sich aber auch falsch an.
Auch die Todesnachricht weiterzugeben ist in diesem Fall irgendwie so schwer ... Uff, ich weiß nicht. Das fühlt sich so nach Klatsch und Sensation an, obwohl es in anderen Todesfällen ja auch selbstverständlich ist, Bekannte zu informieren.
Wie würdet ihr reagieren?
Suizidfall in der Familie - wie darauf reagieren?
Ruf an.
Als mein Bruder sich mit 31 das Leben nahm, stand das ganze Dorf unter Schock. Aber selbst die besten Freunde meiner Eltern haben sich nicht getraut, sich zu melden. Verstehen wir bis heute nicht. Einzige Erklärung war, dass sie nicht wussten, was unsere Familie "erwartet", weil es eben ein Suizid war. Aha.
Ruf an. Sag, dass du auch geschockt bist von der Nachricht. Dass du gerne unterstützt oder ein offenes Ohr hast.
Das einzige, was ich nicht tun würde, wäre Nachfragen stellen.
Mein Beileid. 🖤
Danke. Das mache ich.
Selbst meine Eltern wollen nicht mehr beim Onkel anrufen - sie sind der Meinung, der Onkel soll sich melden. Ich empfinde das als absolut pietätlos 🤦
Der Onkel wird nicht die Kraft haben, sich zu melden.
Für alle anderen geht das Leben weiter, für die enge Familie Deines Cousins ist die Welt erschüttert. Wenn sie jetzt noch erleben, dass alle sich von ihnen abwenden , dass alle ganz normal weiter machen, dann kann das eine zusätzliche große Verletzung zum schon bestehenden Schmerz sein.
Zudem: Wann wollen Deine Eltern den Kontakt denn dann wieder aufnehmen? Und vor allem: Wie?
Melde dich bei deiner Familie ganz normal.
Dein Cousin ist auch an einer Krankheit gestorben, ein Suizid ist die Folge einer psychischen Erkrankung zb Depressionen. Bei meinem Onkel habe ich auf Nachfragen wie er so früh gestorben ist gesagt er hat den Kampf gegen Depressionen verloren (analog zu Kampf gegen Krebs verloren) oder er ist an Depressionen gestorben. Jeder weiß dann, dass es ein Suizid war.
Falls es Depressionen waren, hat dein Cousin nun seinen Frieden gefunden und seine Erlösung. Für alle Hinterbliebenen wäre es natürlich schöner gewesen, er hätte dies durch Therapie erreichen können. Leider können eben nicht alle Krankheiten rechtzeitig geheilt werden.
Das stimmt mit der Krankheit. Er wollte die Depression nie wahrhaben, hat auch körperliche Symptome nicht ernst genommen. Niemand konnte und durfte ihm helfen. Dabei waren die Hilferufe rückblickend nicht zu übersehen.
Mir tut die Familie nur so leid, weil einen so eine Tat in ein schreckliches Gedankenkarussell treibt.
Ja, das stimmt. Falls es zur Sprache kommt, mach ihnen ruhig klar, dass es einfach nichts gibt was sie hätten tun können. Es ist einfach eine schreckliche Krankheit und Gesunde können sich wahrscheinlich nicht ansatzweise vorstellen, wie dunkel die Gedanken dann sind und wie verzweifelt man sein muss, dass einem der Tod als einzig mögliche Erlösung von seinem Leiden erscheint.
Aber als Hinterbliebene ist so eine Situation einfach unglaublich schlimm zu überwinden und zu verstehen.
Ich würde mich nicht anders verhalten als wenn er auf andere Art verstorben wäre.
Ich würde anrufen, kondolieren und Hilfe anbieten.
Ruf bei der Familie an und bekunde dein Beileid.
Das kann nicht verkehrt sein und du spürst selbst das Bedürfnis danach.
Ich bin zwar jemand, der Todesfälle mit sich selbst ausmacht, aber es tat gut von meinen Mitmenschen das Gefühl zu haben, sie sind da, wenn ich sie brauche oder sie denken einfach an mich. Es nimmt ein wenig vom Gefühl der Trauer und Hilflosigkeit.
Hast du das Bedürfnis zu helfen, taste dich feinfühlig ran. Du wirst merken ob jemand redebedarf hat oder nicht.
Bist du mit der verbliebenen Familie generell nicht so eng, werden andere ihnen eher beistehen. Dann bleibt es eben beim Beileid wünschen.
Wir hatten eine ähnliche Situation, ging aber um meine Mutter.
Also erstmal: Bitte nicht anrufen. Schreib eine WhatsApp. Und wenn darauf reagiert wird, DANN anrufen. Nicht vorher. Beileidsbekundungen schriftlich, am Telefon hat man das Gefühl darauf "reagieren" zu müssen und den anderen zu trösten. Ignorieren aber auf keine Fall! Dieses "aufdringliche" habe ich früher auch gedacht - aber die Angehörigen sind eh jede Sekunde damit gerade konfrontiert, da ist nichts aufdringlich.
Todesnachricht auf jeden Fall weitergeben. Auf Tidesursache kannst du auch sagen: "Susi, ich bin gerade noch vollkommen geschockt und fertig. Bitte hab Verständnis wenn ich darüber gerade nich treten will."
Das nimmt dir ebenfalls niemand übel! Bitte stell aber selbst auch keine Nachfragen zum Tod. Wie er gestorben ist, ist im Vergleich zu den 50 Jahren vorher, wie er gelebt hat, für die Angehörigen gerade im ersten Schock nicht relevant. Erinner dich lieber an die 50 Jahre vorher.
Alles Gute für euch.
Erstmal mein Beileid!
Ich würde eine Karte schicken.
Dort würde ich ganz normal kondolieren und Unterstützung anbieten.
Hey!
Wenn du Tante und Onkel sehr nahe stehst, würde ich hinfahren.
Ansonsten finde ich den Tipp gut, eine Nachricht zu schreiben, ob ihr telefonieren könnt. Wenn sie ja schreiben, rufst du an. Ansonsten schreibst du vielleicht eine Karte- wenn der Cousin 50 war, gehen seine Eltern vermutlich auf die 80 zu, oder? Könnte mir vorstellen, dass sie dann eher eine Karte als angemessen empfinden.
Hm, deine Eltern. Meine Eltern hatten sehr gute Freunde. Der Mann ist vor knapp 30 Jahren gestorben. Meine Mutter hat sich bei ihrer sehr guten Freundin nicht mehr gemeldet, weil sie überfordert war und dachte, sie werde sich schon noch bei ihr melden, wenn sie mag. So ist der Kontakt abgerissen. Die Frau hat es als "abwenden" empfunden und hat meisne Mutter 20 Jahre darauf damit konfrontiert.
Ich würde mit meinen Eltern sprechen, dass es nicht geht, sich nicht zu melden.
Liebe Grüße
Schoko
Hallo,
wie weit entfernt wohnt ihr?
Ich würde persönlich vorbei fahren, frag nach ob du irgendwie unterstützen kannst. Da ist ja vermutlich auch ein Haushalt aufzulösen, eine Wohnung zu räumen und je nach finanziellem Hintergrund muss sowas häufig zügig geschehen.
Trotzdem würde ich eher allgemein Hilfe anbieten. Wenn man gleich sagt "die Wohnung und so" oder "klären, wie es mit dem Pferd weiter geht", das klingt erst mal zu nüchtern.
Kann sein, dass da die nächste Familie erst mal im Affekt sauer wird: x ist grad 2 Tage verstorben, und du denkst schon an seine Wohnung!
Konkretes ansprechen würde ich erst, wenn die Frage auftaucht, was getan werden muss, ob du so lieb wärst, mit zum Bestatter zu kommen, ob du den Hund übernehmen möchtest usw.