Erziehung: Geschwister mit anderen Methoden

Ich habe eine Schwester, die drei Kinder hat, im Alter zwischen vier und acht Jahren. Mein eigenes Kind ist dagegen erst drei Jahre alt. In letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass sie meine Erziehungsmethoden oft kritisch hinterfragt. Sie meint, ich wäre viel zu streng, was den Umgang mit meinem Kind angeht. Ein Beispiel: Letztens wollte mein Kind mit einem Zwieback durch die Wohnung laufen, und ich habe das unterbunden, weil ich nicht möchte, dass überall Krümel verteilt werden. Meine Schwester sagte nur: „Lass das Kind doch machen, es lernt so den Umgang mit dem Essen.“ Sie findet, ich sei viel zu pingelig und immer darauf bedacht, dass alles sauber und ordentlich ist, anstatt dem Kind mehr Freiraum zu lassen.

Es stört sie besonders, dass ich beim Thema Essen darauf bestehe, dass nur in der Küche gegessen wird, während bei ihr zu Hause alles viel lockerer ist. Sie sagt auch oft, dass ich zu strikte Regeln habe, während sie ihre Kinder deutlich freier erzieht. Sie macht sich dann gerne darüber lustig, dass ich versuche, klare Regeln aufzustellen. Sie meint, sie wolle nur das Beste für mein Kind und dass es dadurch glücklicher wäre. Ich weiß oft nicht, wie ich darauf reagieren soll, denn ihre Kritik fühlt sich ständig wie ein Vorwurf an, obwohl sie sagt, es sei gut gemeint.

Bearbeitet von Autorin9202
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Beim Thema Essen würde ich den Punkt "Verschlucken" anbringen bzw. das Erstickungsrisiko. Das überzeugt sie vielleicht eher als pingelige (nicht meine Meinung) Krümelvermeidung. Ich bin an sich ganz bei dir. Bei uns wird auch nur am Tisch gegessen.
Aber ich denke andererseits, dass das keinen Streit oder lange Diskussionen wert ist. Du willst / machst es so. Punkt. Steh dazu und lass dir nichts einreden. Ich denke, es wird noch häufiger der Punkt kommen, wo ihr euch uneinig seid. Auch mit anderen Menschen. Steh zu deiner Meinung!

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Da wird es bestimmt beide Meinungen geben - ich bin auch eher Fraktion "Keks in der Hand und nachher fegen" und nicht nur Snacks am Tisch. Richtige Mahlzeiten natürlich ordentlich zusammen! Aber das muss jeder echt selbst wissen, wir haben auch Freunde, die Krümel blöd finden und nur Essen am Tisch erlauben...

Aber mal doof gefragt, snackt ihr selbst denn nie im Wohnzimmer auf dem Sofa, oder habt etwas zu essen in der Hand? Wenn ihr das macht, solltet ihr es dem Kind evtl auch erlauben.

Und bei einem Kind ist es auch einfacher, da "hinterher" zu sein - bei dreien wird man mit der Zeit einfach etwas lockerer (sonst dreht man nämlich durch) ;-).

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Ich teile bei dem Thema deine Einstellung und kann dich vollkommen verstehen. Natürlich ist es okay, dass sie ihre eigenen Regeln aufstellt, aber so eine unterschwellige Kritik kann einfach verletzend sein, auch wenn es gar nicht so gemeint ist.

Ich würde ihr das in einem ruhigen Moment so sagen. "Ich verstehe, dass du andere Ansätze hast, aber das fühlt sich für mich manchmal wie Kritik an und verletzt mich. Bitte respektiere meine Einstellung." Irgendwie in die Richtung...

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Ich würde sagen, bei euch wird es für alle so gehandhabt und bei ihr für alle anders. Und dann kann dein Kind da mal auf dem Sofa snacken und bei dir eben nicht.
Und so würde ich auch zu deiner Schwester sagen "Ja, zumindest aktuell ist mir das wichtig, klar kann man Meinungen auch ändern, aber das hatten wir ja jetzt schon häufiger und da brauchen wir das ja nicht immer diskutieren".
Und weiter kann sie sich Kommentare verkneifen.

Inhaltlich tendieren wir wohl auch eher zu der Handhabung deiner Schwester. Das spielt ja aber keine Rolle.

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Moin,

das Ganze jetzt an einer Situation zu beurteilen kann niemand, genrerell halte ich nichts davon, Regeln aufzustellen um der Regel willen, ich stelle mir bei allem die Frage wer hat welche Bedürfnisse und wie sieht ein guter Kompromiss aus.

Bei uns läuft auch keiner mit Essen rum, es isst aber auch kein 3 jähriges Kind einfach nen Zwieback, Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen. Aber ansonsten geht es hier eher locker zu, denn ich sehe schon, dass zur freien Entwicklung auch Dreck machen gehört, wer Kinder hat, hat nun mal kein steriles zu Hause mehr.

Wie pingelig man ist zeigt sich nicht am Zwieback, sondern daran, ob sonst auch dauernd aufgeräumt und ein großer Augenmerkt auf Dreck vermeiden gelegt wird.

Ich kenne halt Familien, in denen das pingelig soweit geht, dass bei jeder Beschäftigung der Kinder erst mal die "macht das Dreck" Frage gestellt wird, woe die Kinder keine Kinder mehr sind, da wird nichts mit der Schere geschnippelt, keine Wasserfarben gemalt, die Mutter sieht dauernd nur den Dreck, den die Kinder machen könnten....

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:-) die richtig "dreckmachenden" Sachen haben wir immer gerne an dem Tag bevor unsere Putzfrau kam gemacht... dann hat sich das Putzen wenigstens gelohnt ;-)

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Sympathisch...

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Das Thema ist ja hier gar nicht Erziehung, sondern Einmischung/ Vorwurf.
Sage ihr, dass du jetzt verstanden hast, dass sie deine Erziehungsmethoden nicht teilt, aber das ab heute eben nicht mehr von ihr hören möchtest. Agree to differ. Du würdest ja auch nicht bei JEDEM Besuch sagen, dass dir ihre Einrichtung nicht gefällt, selbst, wenn das immer noch der Fall ist.

"Danke, ich kenne deine Meinung, bitte wiederhole sie nicht ständig. Wir wissen jetzt einfach, dass wir in dem Bereich unterschiedliche Meinungen und Regeln haben!"

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Ich würde eigentlich sagen bei uns gibt es eher weniger Regeln. Beispielsweise dürfen meine Kinder auf dem Sofa hüpfen und sowas. Aber gegessen wird nur am Tisch. Im Kleinkindalter auch aus Sicherheitsgründen, in höherem Alter, weil ich es eklig finde, wenn alles krümmelig oder (noch schlimmer) verschmiert ist. Sie sind noch zu jung zum gründlich Putzen, das fällt also auf mich zurück und das muss nicht sein. Ich erziehe bedürfnisorientiert und das gilt auch für meine Bedürfnisse und Grenzen. Gegenseitige Rücksichtnahme zu üben, finde ich nicht verkehrt.

Und ich habe andersrum überhaupt kein Problem damit, wenn in anderen Familien mit dem Essen in der Hand herumgelaufen wird und man auf dem Sofa nur sitzen darf. In jeder Familie gelten andere Regeln, jeder Mensch und jede Familie hat andere Bedürfnisse. Auch meine Kinder hatten nie Probleme das zu akzeptieren. Sie wissen, dass sie alle Regeln hinterfragen dürfen. Sie verstehen und akzeptieren, warum sie nicht mit Essen herumlaufen sollen.

Für mich klingt es, als würde deine Schwester sich beim Thema Erziehung für die Autorität halten (vielleicht weil sie bereits vor dir 3 Kinder hatte) und da ziemlich von oben herab mit dir reden. Das würde ich nicht mitmachen. Meine Reaktion wäre: "Ich habe die Regel in diesem Fall sehr bewusst aufgestellt und will daran nichts ändern. Bitte respektiere es, wenn ich in der Erziehung manchmal andere Entscheidungen treffe als du. Da gibt es doch kein klares richtig oder falsch, sondern jede Familie muss individuell schauen, was am besten passt."

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Bei uns ist das ganz simpel: Abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen gelten die Regeln desjenigen, wo man gerade ist. Bei uns wird auch nicht im Laufen gegessen, bei meiner Schwägerin darf man das - völlig egal. Die Kinder kapieren schnell, wo was wie läuft. Wir haben bei den wichtigen Dingen ähnliche Ansichten und sind ansonsten locker. Ab und fällt tatsächlich auch mal "Entspann dich mal" 😉 Dein Kind wird auch glücklich sein, wenn es nur am Tisch isst...Und erfahrungsgemäß wird das sowieso später alles aufgeweicht. Man selber macht es schließlich auch. Also ich zumindest 😶

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"Sie meint, sie wolle nur das Beste für mein Kind und dass es dadurch glücklicher wäre."

Sitzt du, während dein Kind was isst daneben und starrst es an, hebst panisch jeden Krümel mit passenden "Oh nein!"- Ausruf auf, verbietest mit Farbe (am Tisch) zu malen oder im Sand zu spielen..?
Wenn ja, dann - und nur dann - verstehe ich den obigen Einwand, denn in dem Fall würde das Kind in seiner Entwicklung eingeschränkt werden.

Wenn nein, wenn du "nur" nicht möchtest, dass mit Essen in der Hand rumgelaufen wird - ja, mei, wieso sollte das dein Kind davon abhalten glücklich zu sein?
Ständiges Nebenbeiessen ist ja eher schlecht. Zu essen und sich auch darauf zu konzentrieren/das bewusst zu erleben ist eine Sache, die vielen gut tun würde.

Nicht nur ihre Meinung ist richtig, sie sollte akzeptieren, dass du in manchen Punkten eine andere Einstellung hast und aufhören, dich unterbuttern zu wollen. Es geht sie nichts an. (Gehe davon aus, dass nicht das erste Beispiel der Realität entspricht)

Alles Gute!