Guten Abend,
dieses Thema habe ich in meinem Leben wenig tiefgründig mit anderen Menschen thematisiert. Möchte es aber gerne mal berichten und weitere Meinungen dazu hören. Es ist ein sehr sensibles Thema.
Meine Eltern haben sich getrennt, als ich wenige Monate alt war. Ich hatte keinen Kontakt zu meinem Vater. Schon als Kind fiel auf, dass ich mich anders Verhalten habe, als andere Kinder.
Von meinem 5. -10. Lebensjahr habe ich eine Therapie gemacht. Ich wusste immer, dass mein Vater irgendwie Grund dafür war. Was genau dahinter steckte erfuhr ich dann aber erst zum Ende der Therapie (also mit ca. 10)
Neben meinem "anderen" Verhalten und der Tatsache, dass da eben nie ein Vater war, erklärte mir meine Mutter irgendwann, es stünde der Verdacht im Raum, mein Vater habe mich sexuell angefasst.
Mit dieser Information konnte ich in dem Alter natürlich noch nicht viel anfangen, war überfordert.
Irgendwann kam der Tag, an dem meine Mutter versuchte ein Gespräch mit mir darüber zu führen und ich hatte Bilder vor Augen, die einen sexuellen Übergriff bestätigen würden.
Ich weiß bis heute allerdings nicht, ob es Erinnerungen waren oder Bilder, die mir meine Mutter ins Gehirn gesetzt hatte.
Als ich im Jugendalter war suchte mein Vater Kontakt zu mir. Sehr vorsichtig (natürlich immer in Begleitung) näherte ich mich ihm an. Wir sahen uns immer Mal wieder. So kam ich eig. gut mit ihm klar, allerdings fühlte ich mich nie als seine Tochter. Er hat nie versucht eine väterliche Rolle einzunehmen (übrigens bei keinem seiner Kinder, da ist ein Altersunterschied von bis zu 20 Jahren bei uns Geschwistern) ich glaube er ist auch einfach kein Familienmensch.
Könnte ich mir einen Vater malen, wäre er stolz auf mich, interessiert an meinen Interessen und Erfolgen, er würde sich Zeit für mich nehmen und mich vor bestimmten Dingen beschützen wollen
Mein Vater ist das totale Gegenteil. Ich will nicht sagen, dass ich ihm egal bin, aber ein emotionales Verhältnis hat er nicht zu mir. Manchmal schreibt er mir und fragt wie es mir geht. Daran anschließend erzählt er mir dass es ihm! gerade schlecht geht.
Für seine Enkelkinder interessiert er sich auch nicht. Er weiß nicht wie viele er hat (mein Bruder hat noch Kinder) und meine Tochter hat er in fast 4 Jahren 2 Mal gesehen.
Er sucht keine richtige Nähe zu mir. Viele Dinge macht er sogar schlecht. Zb. Als ich meinen Schulabschluss gemacht habe und dann studiert habe kam sowas wie "das ist ja nichts wert. Das kann doch jeder". Als meine, mir sehr nahstehende, Oma starb kam "die konnte doch eh keiner leiden" Als meine Mutter starb und ich einen schriftlichen (Facebook) Konflikt mit ihm hatte sagte er, ich solle aufhören zu weinen, ob mir etwa meine Mama fehlen würde. Das sei unverständlich, da meine Mama so ein schlechter Mensch war (unser Konflikt hatte nichts mit meiner Mutter zu tun, er haute dieses Thema einfach so raus. Ich war noch Teenager als sie verstarb)... Einfach empathielos. Er ist Künstler und ich glaube, dass er nicht viel von sich hält, aber versucht den "großen Künstler" zu spielen und damit eine gewisse Anerkennung zu ergattern. Also er versucht sich sehr sehr "groß" zu präsentieren ( " wenn ich mal sterbe, kannst du mit stolz sagen dass ich dein Vater war.")
Zudem ist er Alkohol und drogenabhängig. Vor ein paar Jahren saß er eine Weile in U-Haft, weil er eben eine Straftat begangen hat.
Das ihm durch meine Mutter ein sexueller Übergriff vorgeworfen wurde weiß er. Er wollte es das ein oder andere Mal mit mir besprechen und ich verstehe das! Ich bin selbst Mama und würde an einem solchen Vorwurf zerbrechen. aber ich habe mich hier nie bereit dazu gefühlt. Dieser Verdacht hat mich mein Leben lang geprägt und es ist ein sehr sensibles Thema. Er sieht in dieser Geschichte aber nur sich selbst als Opfer, will das klären um sich von seiner "Last" zu befreien, versteht aber nicht, dass selbst die größten Beweise meine Vergangenheit dadurch nicht besser machen.
Ich ekel mich davor mit ihm über diese Dinge zu sprechen und habe eben nicht das Gefühl, dass es mir helfen kann. Auch die Tatsache, dass er nicht sieht, dass diese Geschichte viel mit mir gemacht hat und ICH im Grunde das Opfer in dieser Geschichte bin stört mich.b
Bitte versteht mich nicht falsch: auch er hat hier eine große Last mit sich zu tragen, wenn die Vorwürfe nicht stimmen sollten. Aber nachdem was da passiert ist, zeigt er eben auch kein Verständnis für meine Gedanken/Verhalten.
Und ich denke das in solchen Dingen die Kinder eben dann die Opfer sind.
Er tut mir fast ein wenig leid, weil ich nicht weiß was wirklich passiert ist. Vielleicht hat alles was gewesen ist, ihn auch zu dem Menschen gemacht der er heute ist. Wobei er es ja nicht nur bei mir nicht "hinbekommen" hat, sondern auch schon vorher und nachher.
Aber Sein allgemeines Verhalten schreckt mich auch ab
Würdet ihr das Thema noch Mal aufgreifen, bevor es irgendwann zu spät ist ?
Heftige Geschichte/Beziehung Vater
Kurze Antwort: Nein.
Ganz ehrlich? Du schilderst mir einen Menschen, der sich als Opfer inszeniert, laut deiner Schilderung keine Empathie für dich besitzt (und ich lass das in Urbia verhasste N. Wort mal weg, obwohl es hier vortrefflich passen würde!), sich als großen Künstler präsentiert und er (ich übertreibe ein wenig) in jeder einzelnen Sekunde nur an sich denkt.
Den Vater, den ich dir gewünscht hätte wäre: verständnisvoll, nicht drogenabhängig und sitzt nicht im Gefängnis. Aber die Realität ist halt, dass er so ein Vater nicht ist und es auch nicht werden wird. Das hat er nun mehr als einmal dir bewiesen.
Ich finde es bewundernswert, dass du überhaupt versucht hast, einen "normalen" Kontakt zu ihm herzustellen. Allerdings hat dir selbst der vorsichtige Kontakt gezeigt, dass er dich wieder und wieder enttäuscht hat.
Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich in einer ähnlichen Situation bin, denn mein Vater war nicht im Gefängnis, aber ich habe nach vielen Jahren des Versuchens einer normalen Beziehung auch den Kontakt einfach einschlafen lassen. Er hat sich bis dato nicht mehr gemeldet und das zeigt mir, dass von seiner Seite aus auch kein Interesse bestand, zu mir Kontakt zu haben. Diese Erkenntnis schmerzt, aber ich kann meinen Vater nicht ändern, sondern ich muss ihn so akzeptieren, wie er ist.
Was ich allerdings ändern kann ist, mit wem ich dauerhaft Umgang habe. Umgang mit Menschen, die echtes Interesse an mir haben. Authentisch, ehrlich und ich weiß, sollte ich jemals in Not geraten, würden sie mir immer beistehen. Zugegeben, das sind nicht viele, aber das macht mir auch nichts, denn die wenigen Freundschaften die ich habe, schätze ich umso mehr wert.
Ich würde den Kontakt auch einschlafen lassen und das Leben weiterleben. Du bist ihm nichts schuldig. Und erst recht hat er kein Recht, dass du ihn bemitleidest, für den Mist den er selbst verzapft hat und zu Recht im Gefängnis sitzt.
Du hast viel im Leben durchgemacht und ich wünsche dir Menschen an deiner Seite die es gut mit dir meinen!
Deine Frage ist nicht leicht zu beantworten!
Ich kann dir nur sagen, was ich machen würde.
Nein, ich würde dieses Thema nicht mehr aufgreifen. Warum? Ich lese heraus, dass du einen großen Widerwillen hast, mit deinem Vater, über die Vergangenheit, zu reden. Solange du nicht bereit für dieses schwierige Gespräch bist, würde ich es nicht machen. Wer weiß, wie es dir dann geht, wenn du keine, für dich, befriedingende Antworten erhältst. Kannst du die Gefühle dann aushalten. Vielleicht sogar sehr schmerzhafte Gefühle. Rede mit deinem Vater erst, wenn du wirklich bereit für ein solches Gespräch bist.
Das ist nur meine persönliche Meinung! Mir selbst, wurde auch schon geraten, ein Gespräch mit einem Familienmitglied zu führen, zu dem ich den Kontakt abgebrochen habe. Auch aus dem Grund, bevor es zu spät ist. Ich habe es abgelehnt, es ist zu schmerzhaft für mich und die Vergangenheit kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Vielmehr, weil diese Person etwas getan hat, was ich nicht verzeihen kann und ich auch nicht verzeihen muss. Für mich wäre dieses Gespräch zwecklos, weil ich keine einzige Erklärung oder Entschuldigung akzeptieren würde.
Alles Gute und viel Kraft!
Also ganz ehrlich, unabhängig davon ob dieser Missbrauch stattgefunden hat oder nicht ist dein Vater kein empathischer Mensch und macht dich runter.Wieso sollrst du am ihm festhalten??
Es ist doch vollkommen egal, ob er dich sexuell missbraucht hat oder nicht. Er ist ein drogen- und alkoholabhängiger Straftäter mit miesem Charakter, der sich auch nicht für dich und/oder deiner Kinder zu interessieren scheint.
Ich sehe da absolut 0,0 Gründe, wieso du ihm hinterherlaufen solltest. Werde erwachsen und leb dein eigenes Leben ohne diesen Typen...was willst du denn da aufgreifen/besprechen? Dafür macht ein Mensch irgendwie Einsicht oder ähnliches...das hat er nicht und wird er auch nicht haben. Eine Aussprache ist also komplett sinnlos.
Wenn dich das Thema triggert, ob da nun was war oder nicht in deiner Kindheit, würde ich mal Kontakt zu einem „richtigen“ Therapeuten aufnehmen, der auch mit Hypnose arbeitet. Vielleicht könnt ihr was herausfinden.
Aber ob Hypnose hilft herauszufinden was einem mit unter 1 Jahr zugestoßen ist? Ich glaube da nicht dran. Vermutlich wird man die Wahrheit nicht mehr herauszufinden. Ich würde das Thema allgemein mit einem Psychologen noch mal aufgreifen, weil es die TE derzeit noch stark beschäftigt. Vielleicht könnte es innerhalb der Sitzung ein gemeinsames Gespräch mit dem Vater geben. Aber ob der sich dann öffnet? Und ob das Erzählte überhaupt etwas ändert?
Ich würde es bei ihm wohl nicht besprechen und mich tatsächlich fragen, ob dir der Kontakt gut tut.
Du schreibst selbst, was du von einem Vater erwarten würdest und er ist ja meilenweit davon entfernt. Zusätzlich ist er auch noch so wenig emphatisch, da hätte man doch (wäre man nicht verwandt) freiwillig auch keinen Kontakt (in Bezug auf den Tod deiner Mutter beispielsweise).
Vielleicht würde dir eine erneute Therapie weiter helfen.
Ich würde die Vergangenheit mit ihm nicht besprechen wollen. Er würde den Missbrauch nur verdrehen.
Wenn es dir trotzdem sehr wichtig ist, wäre für mich die einzige Option bei dem Gespräch eine dritte Person dabei zu haben. Defintiv ein Psychologen