Müssen es immer klare Regeln geben?

Hallo zusammen,


Ich melde mich Folgebänden Problem und hätte da gerne von euch etwas Input.

Mein Mann und ich sind sehr unterschiedlich groß geworden. Bei ihm war alles immer sehr stark und vorallem streng strukturiert und geregelt. Die Erziehung sehr streng. Als Kind durfte er im Grunde so gut wie nichts- zumindest nichts, was seiner Mutter auch nur ansatzweise Arbeit gemacht hätte. Also damalige wirklich alles nach Plan und wehe nicht…
Bei mir zuhause ein ganz krasses Gegenteil. Ich bin im Vergleich fast in einer Anarchie groß geworden, hatte nie zu Bett geh oder Fernsehzeiten, es gab zwar auch Abendessen am Tisch aber in der Regel wurde gegessen wenn Hunger da war. Rückblickend hatte ich eine glückliche Kindheit - mehr Struktur hätte mir aber sicher gut getan. Merke das heute manchmal im Alltag und sehe das schon auch etwas kritisch.

Nun haben wir selbst zwei Kinder und ja,(3,5&7) hier gibt es regeln. Es gibt zu Bett geh Zeiten, wir essen gemeinsam am Tisch und den Medienkonsum hab ich stark im Blick aber ich will es einfach etwas flexibler halten. An Abend mal ne Serie gucken und auch mal auf dem Sofa essen, aber natürlich nur hin und wieder und nicht immer. Morgens auch mal nen süßen Joghurt statt Vollkornbrot und Müsli und einfach mal samstags im Schlafanzug bleiben wenn es eh den ganzen Tag regnet…. Ich finde das schön und genieße Flexibilität.

Hier führt das aber eher zu Stress. Erlaube ich Abend die Serie habe ich danach jeden Abend Diskussion,
Erlaube ich das süße Frühstück, wollen die Kinder es ständig.
Mein Mann findet ich bin das selber schuld und Flexibilität und spontanes funktioniert mit Kindern in dem Alter nicht. Sie bräuchten die ganz klaren Regeln, von denen nur in absoluten Ausnahme fällen abgewichen machen wird. Ich persönlich finde das furchtbar anstrengend und langweilig. ( natürlich, hab ich ja nie gelernt)

Hat mein Mann recht oder können Kinder das lernen? Das es eben immer was anders läuft und man eben den Tag so nimmt wie er kommt, statt an tausend Dingen festzuhalten und immer unter Stress zu geraten. Ich halte das Familienleben als sehr dynamisch und würde gerne danach reagieren, weiß aber nicht, ob ich vielleicht doch auf dem falschen Dampfer bin und einfach sehr stark an mir arbeiten muss. Wozu ich bereit bin- auch wenn mir momentan die Einsicht fehlt…

Eure Meinung? Danke fürs lesen!

2

Hm,
ich vermute, du hättest etwas mehr Geduld mit den ersten Jahren haben müssen.
Das kann man aber sicher nachholen.

Wir waren in den ersten... 5 Jahren, würde ich sagen (die Kinder sind zwei Jahre auseinander) total konsequent.
So sehr, dass wir z.b. noch nicht mal bei strahlendem Wetter im hellen Wohnmobil Probleme mit dem Mittagsschlaf hatten. Und Abendbrot wurde IMMER am Tisch gegessen, Samstags und Sonntags frühs gefrühstückt, damit es um 12.00 Mittag geben konnte... usw

Klingt jetzt irgendwie furchtbar, diese Beschreibung. Aber mit Kleinkindern, die eh um 6.00 wach wurden, hat uns diese Konsequenz auch entspannt.
Wir haben auch manchmal gesagt gekriegt, wir wären zu unentspannt 😉 allerdings haben wir auch mega-unregelmäßige Jobs, die auch das Privatleben ordentlich durchrütteln - und den Kindern eben so viel Struktur gegeben, wie möglich war. Für uns perfekt.

Mit dem, was du schreibst und wünscht, haben wir dann erst angefangen.
Also, da war die Große mindestens 5, so langsam.
Bzw ich - mein Mann war und ist am Wochenende oft nicht da und dann läuft es hier ziemlich easy. Banana in die Hand und dann in Schlafi spielen. Fernsehen und Abendbrot nicht nacheinander sondern gleichzeitig.
Kinder fragen "wollen wir jetzt was essen oder später... was machen wir nachher..."
Aber ja, je öfter man dann eben fernsehen und Essen kombiniert, desto eher wollen die Kinder das dauernd.
Und mein Mann kann so ein laissez-faire immer noch schlecht. Der stellt das Essen auf den Tisch und ruft alle zusammen - und wehe, die kommen dann nicht sofort...

Grob würde ich sagen:
Je kleiner die Kinder, desto seltener darf man Ausnahmen machen. Sie lernen ja die Regeln erst kennen. Was ich als "normal" etablieren möchte, darf ich nicht jedes 5.Mal anders machen.
Wenn sie älter werden, kann man auch mal eine ganze Ausnahme-Woche machen; wenn man das entsprechend kommuniziert. Aber ehrlich gesagt fällt meiner 12jährigen die Rückkehr zu "normal" schon nach einer Woche krank oder Urlaub schwer... also, man muss wirklich gut dosieren.
Aber Ausnahmen werden schon immer mehr und mehr, keine Sorge.

Bearbeitet von O-Doolia
1

Ich finde es toll, so wie du das beschreibst🥰 Eine gewisse Struktur finde ich wichtig und brauchen Kinder auch. Läuft hier genauso. Gemeinsamen essen, rechtzeitige Schlafenszeit, Medienkonsum und halbwegs gesundes Essen sind der der Rahmen. Aber ob es jetzt eben mal nen Nutellabrot zum Frühstück gibt oder die Jungs eben erst um 8 statt um 7 im Bett sind, wenn sie eben gerade noch schön gemeinsam gespielt haben, das finde ich nicht tragisch. Es sind ja auch noch Kinder und ich denke mir, der Ernst des Lebens beginnt noch früh genug.

Zum Thema Diskussionen: ich erkläre das den Kindern dann immer wieder. Also das man nicht immer süßes Frühstück essen kann, weil sonst die Zähne kaputt gehen zB oder das zuviel Fernsehen nicht gesund ist und versuche Ihnen zu vermitteln, dass es ok, aber eben auch nur in Maßen und eben als Ausnahme. Beim Fernsehen bespreche zB vorher einen Zeitrahmen, zB 20min oder eben eine Folge und stelle den Wecker. Das wird dann meist akzeptiert.

3

Hier gibt’s keine Regeln außer: Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.

Alles andere ist Verhandlungssache. Wir leben so sehr entspannt und zufrieden.

19

Wahnsinn, ich kann mir das ja gar nicht vorstellen und würde unheimlich gerne bei euch Mäuschen spielen, wie so ein Alltag aussieht. Als strukturierter Mensch kann man das gar nicht verstehen.

Bitte versteh meine Nachricht als böse :)
Ich meine das ganz ernst ich würde gerne mal sehen wie ein Alltag ohne Regeln aussieht im Vergleich zu unserem. Wenn man es so liest hört es sich ganz entspannt an 😊

Lg

21

Und ich frag mich immer, was für Regeln andere Familien haben.
Es gibt hier ja schon Struktur: drei Mahlzeiten am Tag, aufstehen und abends ins Bett gehen. Dazwischen ist aber doch alles irgendwie tagesforn- und tagesplanabhängig… wie viel gedaddelt wird, wo das Essen eingenommen wird: wir futtern gerne auch mal asi vorm Fernseher… wer wann was macht (halt das, was anfällt). Geduscht wird, wenn es nötig ist…

Es gibt doch so viele Zwänge von außen (Schule, Hausaufgaben, Arbeit, Haushalt): die takten doch eh schon alles durch, oder?

4

Also ich finde bestimmte Regeln und einen gewissen Rahmen, gerade bei Kindern, schon wichtig.

Also z.B. dass immer am Tisch gegessen wird, auch relativ feste Essens- und Zubettgehzeiten.
Dadurch erspart man sich viele Diskussionen und es gibt den Kindern Stabilität.

Ich finde, wie flexibel man sein kann hängt
a) vom Alter
und
b) vom Kind ab.

Meine Große braucht z.B. ihre festen Strukturen und Regeln.
Wenn wir mal einen Filmabend machen und der Film länger dauert, dann ist SIE es, die dann unterbrechen und ins Bett gehen will.

Meine Kleine ist da viel flexibler - aber der muss man dann eben auch wieder manchmal Grenzen aufweisen - sonst ist sie total überdreht.

Also langer Rede kurzer Sinn.
Je kleiner die Kinder, desto weniger Abweichungen von der Regel sollte es geben - sonst reißt es schnell ein.
Und es hängt auch vom Charakter der Kinder ab - wie gut kommen sie mit Ausnahmen klar?

5

Ich bin auch so wie du aufgewachsen, mein Mann wie dein Mann.
Interessanterweise bin ich sehr strukturiert und liebe feste Regeln und Strukturen in Maßen.
Mein Mann mag es auch eher lockerer in der Erziehung. Mir ist es wichtig, dass die Kinder feste Bettgehzeiten haben und da wird auch gar nicht gefragt, das ist einfach schon immer so und somit gibt es dahingehend auch nie Stress.
Jeder darf täglich eine Sendung anschauen und mit dem anderen mitschauen und Süßes gibt es bei uns auch täglich, nicht zu viel, aber täglich und nach dem Abendessen. Es gibt natürlich auch mal Ausnahmen zu Süßkram und Fernsehen (am Wochenenden zum Beispiel mal ein Film oder 3 Sendungen) unter der Woche allerdings nicht.
Wir fahren mit diesen Regeln gut. Ich denke auch, dass gerade bei jüngeren Kindern feste Regeln sein müssen, weil sie Ausnahmen nicht verstehen können und am wenigsten rebellieren, wenn die Regeln klar sind.
Ich meine damit nicht, dass es übermäßig viele Regeln geben muss, sondern dass es die (wenigen) Regeln die euch beide am wichtigsten sind, konsequent eingehalten werden müssen damit ein friedliches Miteinander besser funktioniert.
Zum Beispiel: Wenn es euch egal ist, wann und wie viel die Kinder fernsehen, dann braucht es auch keine Regeln.
Wenn ihr nicht zu lange wollt es aber egal ist wann am Tag, braucht es die Regel von täglich nur x Sendungen. Ist euch der Fernsehzeitpunkt wichtig, dann braucht es die Regel zum Beispiel immer nach dem Kindergarten/Schule.
Im Schlafi ist bei uns jeder am Wochenende so lange er mag und Snacks essen darf man bei uns überall, also auch auf der Couch (allerdings mit einem Teller 😉). Wir packen die Kids auch relativ wenig mit Hobbys und Beschäftigungen voll. Da dürfen sie machen was sie wollen, wann sie wollen.
Hausaufgaben müssen wiederrum am Nachmittag und nicht Abends erledigt werden, weil sie sich Abends einfach nicht mehr konzentrieren können und wir sonst nur Drama haben. Das ist dann wieder eine feste Regel. Feste Regeln ergeben sich, denke ich, zwangsläufig aus den Dingen, die für einen persönlich wichtig und nicht verhandelbar sind.
Gar keine Regeln oder fast noch schlimmer, spontane Entscheidungen zu Themen, die den Kindern wichtig sind (TV,Süßkram) empfinden Kinder willkürlich und ungerecht, mal so mal so. Warum heute nicht und gestern schon? Das kann ein Kind nicht verstehen und stößt zwangsläufig auf Unmut.
Besser wenig ausgewählte Regeln, die euch ganz wichtig sind. Zu denen steht man ja dann auch automatisch konsequent und kann sie immer durchziehen.

Bearbeitet von mamaaa1417
6

Deine Kinder werden sich ewig an diese gemütlichen Samstage im Pyjama erinnern auch an die anderen goodies.. Behalte das bei!

Aus den Diskussionen lernen sie und die musst du durchstehen 🤗

7

Hallo Heuteingrau2,

ihr habt beide irgendwie recht!

Ich habe es grundsätzlich so gehandhabt: Ausnahmen von den Regeln waren abhängig vom Alter meines Sohnes und gingen immer nur so weit, wie mein Sohn in der Lage war, diese Ausnahmen auch als Ausnahme zu verstehen, sonst hätten/hatten wir das gleiche Problem, wie du hier beschreibst, dass mein Sohn dann immer danach gefragt hat.

Beim Frühstück zum Beispiel, gab es immer sonntags die ungesunde Variante. Wenn wir alle zusammen in aller Ruhe das Frühstück vorbereiten konnten und lange und ausgiebig Zeit hatten zu frühstücken. Somit war es zwar grundsätzlich geregelt, aber dennoch an einem Tag der Woche "besonders" und anders als die restlichen 6 Tage.
Mein Mann hat morgens immer die Brotdose für unseren Sohn vorbereitet. Freitags gab es in seiner Brotdose oft eine "ungesunde" Kleinigkeit. Offiziell ohne mein Wissen. ;-) Ab und zu habe ich so getan, als hätte ich es "zufällig" herausgefunden und habe mit meinem Mann "geschimpft". Das fand mein Sohn dann immer lustig und für ihn war klar, dass seine Brotdose freitags eine inoffizielle Ausnahme ist. ;-)

Je älter mein Sohn wurde und je "verständiger" er wurde, desto eher, bzw. mehr Ausnahmen kamen hinzu. So hatten wir immer eine Mischung aus festen Regeln und Ausnahmen. Die Ausnahmen haben meinem Sohn immer große Freude bereitet und ich fand das auch immer wichtig, sie im gewohnten Alltag einzubauen.

Pyjama an Wochenenden an regnerischen Tagen, an denen man sowieso nichts vorhat. Das wäre eine Ausnahme, die in meinen Augen auch kleinere Kinder gut verstehen können. Eine Serie unter der Woche abends ist in diesem Alter etwas schwieriger zu verstehen. Da hätten wir auch Diskussionen mit meinem Sohn gehabt, wenn wir es erlaubt hätten. Wenn man das trotzdem macht, was natürlich auch okay ist, dann muss man sich darauf einstellen, dass das eine Weile zu Diskussionen führt.

8

Das ist normal. Reichst du Kindern den kleinen Finger, wollen viele in diesem Alter die ganze Hand. Da muss man gut abwägen: Will man keinen Stress? Dann lässt man den kleinen Finger und hat starre Regeln ohne Ausnahmen. Hat man gute Nerven und will auch bisschen Spaß, hält man das Gequengel ab.

Wir haben hier ein Grundgerüst und alles andere ist Verhandlungssache oder unterliegt der Spontaneität. Je nach Kind und Situation klappt das mal mehr, mal weniger, aber wir merken, dass es grundsätzlich funktioniert. Mein Mann kommt aus einer Familie mit totalen Gegensätzen: Sehr auf Regeln und Ordnung bedachter Vater, sehr freigeistige und "Klar dürft ihr im Pyjama zum Frühstück Eis essen!"-Mutter. Das hat eine gute Mischung ergeben. Bei mir war es eher andersherum - meine Mutter hat ein Regiment geführt, sie war wie ein Feldherr (musste sie aber auch, irre viele Kinder), mein Vater war eher entspannt. Ich denke, dass es für Kinder wirklich gut ist, wenn sie aus beiden Welten etwas haben. Wir sind gerne spontan, besonders mein Mann, der sagt eben am Wochenende nach einem guten Tag, wo die Kinder freudig mit im Garten gewerkelt und sich nicht verprügelt haben, auch mal "Los, wir gehen ausnahmsweise zu McDonald's, ihr fleißigen Arbeiter!". Klar fragen sie danach regelmäßig, ob sie heute nicht auch wieder...und natürlich gibt es auch Gestöhne, warum nicht...aber das ist okay. Es hält sich im Rahmen.

Es ist sicher einfacher, wenn man ganz starr einem Regelwerk folgt. Aber Spaß hat man dann eben auch nur sehr reguliert. Ich liebe es, wenn unsere Kinder aufgeregt von ihren Mikro-Abenteuern erzählen. Mein Mann hatte neulich unerwartet einen komplett freien Tag und hat am Vorabend entschieden: Kinder gehen nicht in die Kita, sondern fahren mit ihm ans Meer. Die sind ausgeflippt und haben tagelang jedem davon erzählt. Und das sind die Momente, an die sie sich erinnern. Die Gelegenheiten sind doch so rar, die Welt sowieso schon ernst genug...einfach machen. Und dass das Leben nicht jeden Tag ein Ponyhof sein kann, lernen sie trotzdem, der Alltag hat ja Struktur. Aber sie lernen eben auch, dass man es sich mit kleinen Dingen schön und spontan und fröhlich machen kann. Diese Fähigkeit finde ich total wichtig. Gerade wenn die Zeiten mal nicht so toll sind, helfen solche Sachen doch total.

Bearbeitet von roseately
9

Ich habe leider ähnliche Erfahrungen gemacht. Wenn man Ausnahmen zulässt, gibt es mehr Raum für Diskussionen.
Zum Beispiel beim Frühstück: Wenn du Ausnahmen machen willst, wobei sich mir nicht erschließt warum du den Kids Joghurt geben willst, wenn sie auch anderes essen, würde ich das klar abstecken zB nur an einem Tag am We, wenn es ein großes Familienfrühstück gibt, dafür dann aber immer, ansonsten nicht. Ist eine klare verlässliche Regel.

Wenn du Serie oder einen Kinderfilm schauen willst, würde ich das klar als Event verkaufen was es nicht immer gibt.

Die Samstage im Schlafanzug kannst du ja klar begründen: Regenwetter und keine geplante Aktion.

Ich denke je jünger die Kinder sind, desto unflexibler. Es kann also durchaus sein, dass sich die Flexbilität, die du dir wünschst, ergibt, wenn vor allem dein kleineres Kind größer ist