Tod - besprechen oder ignorieren

Hallo zusammen,
unser Kleiner (4j) sagt zur Zeit immer wieder, dass er uns vermissen wird, wenn er stirbt und dass er traurig ist, wenn wir sterben. Wir hatten einige Todesfälle in den letzten Monaten. Allerdings niemand, den er kannte, und auch keine „überraschenden“ Tode. War alles altersbedingt und absehbar (sorry, das hört sich furchtbar an). Trotzdem war es auf Grund der Anzahl an Todesfällen schon krass. Er hat sicherlich irgendwie aufgeschnappt, dass es traurig ist, wenn jemand verstirbt.
Ich wollte das Thema jetzt mit ihm mal altersgerecht besprechen (mit einem Buch). Habe das dann jemanden erzählt und die Person meinte, dass sie das nicht machen würde sondern darüber hinweggehen würde, damit er nicht noch trauriger wird. Er ist nicht melancholisch oder verändert oder so. Es scheint ihn einfach zu beschäftigen. Mich hat diese andere Sichtweise ziemlich überrascht.
Was würdet ihr machen? Was habt ihr gemacht?

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Hallo,
Dein Kind scheint es zu beschäftigen und da braucht es eure Unterstützung, deshalb würde ich es nicht ignorieren.
Ich arbeite in der Palliativmedizin und wir gehen Zuhause entsprechend offen damit um. Natürlich dreht sich nicht täglich alles um das Thema, auch erzähle ich nicht ständig und auch nicht Detailliert darüber, aber unsere Kinder wissen darüber was sie wissen wollen.
Wichtig ist es die Wörter klar auszusprechen. Kein "Einschlafen", kein " für immer gegangen", das kann Ängste auslösen. Klar die Wörter Tod und Sterben aussprechen.
In unserer Gesellschaft ist das ein Tabuthema, niemand mag darüber sprechen,aber uns alle wird es früher oder später sehr sicher treffen. Kinder wissen natürlich nichts von dem "Tabu" und möchten Wissen und verstehen. Sie fragen auch wie Babys kommen und möchten natürlich auch wissen was Sterben ist .

Für sachliche Fragen ist das Buch von wieso weshalb, warum "Abschied, Tod und Trauer" gut geeignet
Um in das Gespräch zu kommen mag ich " Ente, Tod und Tulpe" am liebsten. Aber wir arbeiten auch mit "geht sterben wieder vorbei" und
" Leb wohl lieber Dachs".
Das sind die Bücher mit denen wir arbeiten,wenn ein Patient Kinder/Enkel/Kinder als Angehörige hat und fahren gut damit.
Meine Kinder kennen die Bücher auch und fanden es gut. Hat ihnen auch keine Angst gemacht.

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Deinen Beitrag unterschreibe ich zu 100%.

Möchte noch hinzufügen, dass man nur die Fragen der Kinder beantworten sollte, die sie auch wirklich stellen. Nichts weiteres noch hinzufügen. Immer ehrlich sein und in einer dem Alter angemessenen Sprache.

Was du, Adelaide, schon gut betont hast ist, dass man auf keinen Fall Umschreibungen wie "einschlafen" etc verwenden sollte. Das könnte wirklich zu Ängsten und Problemen führen bei den Kindern.

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Vielen Dank für deine liebe Antwort!
Stimmt, nur darüber sprechen,wenn das Kind das signalisiert es zu möchten und die konkreten Fragen beantworten, soweit möglich.( Alle Fragen kann man bei dem Thema nicht beantworten)

Meine Kinder wissen das was sie darüber wissen wollen. Mehr nicht.

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Ich würde natürlich mit ihm über das Thema sprechen. Selbstverständlich altersgerecht.

Kann mich erinnern, dass meine eine Tochter in dem Alter auch ständig über dieses Thema gesprochen hat - obwohl es damals bei uns dazu keinen Anlass gab.

Ein konkretes Buch weiß ich jetzt leider nicht.
Mir war immer wichtig, ihr die Angst zu nehmen. Und zu sagen, dass das wahrscheinlich noch gaaanz lange dauern wird, bis einer von uns stirbt.

Je nach Glauben kann man da ja auch gut die Angst nehmen. Da wir nicht gläubig sind, habe ich dann gesagt "manche Leute glauben, man kommt dann in den Himmel, andere glauben, dass man vielleicht als schöne Blume oder als Tier wiedergeboren wird....".
Das mit der Wiedergeburt hat unserer Tochter gut gefallen. :-)

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Wir haben immer offen über das Thema gesprochen. Leben und Tod gehören nun mal zusammen. Und Kinder nehmen das eigentlich auch viel unemotiobaler auf als Erwachsene, einfach weil sie mit der Endgültigkeit ja noch nichts anfangen können.
Zudem sollte man Fragen von Kindern immer ernst nehmen und entsprechend beantworten.

Bei uns ist das Thema Tod vor allem um Ostern rum immer sehr präsent, da es dann im Kindergarten thematisiert wird.
In dem Zusammenhang kamen dann auch schon Fragen was nach dem Tod kommt usw. Auch das haben wir besprochen.

Man sollte nur vermeiden Formulierungen zu wählen, die mit einschlafen zu tun haben, da das dann Ängste auslösen kann.

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Ich kann das Buch „Lebe wohl lieber Dachs“. Habe daran positive Erinnerungen aus meiner Kindheit und wie meine Eltern das ganze angegangen sind

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Unser Kind ist auch 4 und hatte das Thema im Sommer für sich entdeckt, ohne aktuellen Todesfall im näheren Umfeld, aber es wurde thematisiert, dass der Opa gestorben ist, als unser kind ein baby war. Wir haben viel darüber gesprochen und dann das Buch "geht sterben wieder vorbei" gekauft. Da ist der Tod wirklich gut verständlich erklärt.

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Das Buch kann ich auch nur empfehlen. Ist trotz des Themas eines der Lieblingsbücher meiner Tochter. Wir haben das Buch gekauft als sie 3 Jahre alt war und ihr Opa im Sterben lag. Wir haben es noch zu Lebzeiten des Opas immer mal wieder vorgelesen. So war sie super auf alles vorbereitet. Wir haben dann auch einige Ideen aus dem Buch bei der Beerdigung umgesetzt (Trosttaschentücher, Erinnerungen an Opa beim Beerdigungskaffee).

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Das ist ein typisches Alter und viele Kinder interessieren sich da für den Tod. Natürlich kannst du das altersgerecht besprechen.

Es ignorieren, legt dem Thema ein Tabu auf und erschwert den Umgang, das muss nicht sein.

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Kann ich nur bestätigen! Mein Sohn war auch etwa 4 Jahre alt, als ihn dieses Thema beschäftigt hat. Allerdings hat bei uns die KiTa das Thema Tod auch mit den KiTa-Kindern thematisiert. Es wurde darüber gesprochen.
Bei meinem Sohn bin ich nur auf das eingegangen, was er ansprach. Oft waren es noch nicht mal Fragen, sondern einfach Aussagen von ihm, wie er sich das so vorstellt. Dann habe ich einfach nur zugehört. Manchmal hat es ihn allerdings auch beschäftigt, dass seine heißgeliebten Großeltern sterben könnten, da sie ja "alt" sind. Aber es war nie so, dass er wirkliche Angst vor dem Thema hatte. Er dachte einfach nur über den Tod nach.

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Ich weiss nicht mehr, wie ich gelernt habe, was der Tod bedeutet, bin da vermutlich als Landkind so reingewachsen. Ich wusste auf jeden Fall direkt, was Sache war, wenn jemand gestorben ist und auch, dass man dann im Sarg begraben wird.

Aber ich weiss auch, dass die erste Beerdigung, die meine Schwester und ich besuchten (meine Oma) auf uns großen Eindruck hinterließ und es, naja, auch irgendwie interessant war. Auch wenn wir nicht "richtig" vorbereitet waren und einige Fragen bei mir offen blieben, warum man zb den schönen blumenstrauss ins Grab wirft, da kommt doch dann Erde drauf und keiner hat mehr was davon, auch die Oma nicht, oder warum es anschließend Kaffee und Kuchen gab.

Ich finde die Idee aber gut, wenn das Kind sich gerade jetzt für den Tod interessiert, das Thema mit ihm zu besprechen und auch ein Buch dafür zu kaufen. Das hilft bestimmt auch, wenn es dann wirklich msl zu einem Trauerfall kommt.

Meine Schwester erinnert sich noch (ich selbst jedoch nicht mehr), wie meine Mutter mich als kleines Kind getröstet hat, als sie mich Rotz und Wasser heulend auffand und ich wohl auf ihre Frage hin jammerte, dass ich ja irgendwann tot sein würde... hätte sie gesagt: "Red nicht so einen Quatsch, du stirbst nicht", wäre das sicher nicht zielführend gewesen.

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Ich bespreche jedes Thema mit meinen Kindern, egal wozu sie Fragen haben, auch zu unangenehmen Themen.
Unser Sohn wollte auch mit 4 alles über den Tod und das Sterben wissen. Ich habe versucht ihm alles ehrlich aber natürlich kindgerecht zu erklären. Genau so z.B. auch wo die Babys herkommen und was man mit einem Tampon macht. Die Fragen kann man sich ja leider nicht aussuchen, aber ich finde es unnatürlich und befremdlich für ein Kind, wenn es merkt, dass eine Frage bewusst übergangen wird. Das schafft nur Unsicherheit. Die Belohnung dafür ist ihr Vertrauen.

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Ich würde es auf jeden Fall besprechen, denn es beschäftigt das Kind. Und wenn man es verschweigt, wird das Thema so tabuisiert. Sterben und Tod gehören zum Leben dazu, und ich finde es komisch, wenn man das fernhalten will. Unser älteres Kind hatte diese Phase auch gerade, da gab es auch Tränen, weil man Angst hatte, dass man ohne die Eltern in den Himmel muss und so weiter... Und sowas löst man ja nicht, indem man hofft, dass das Thema schnell in Vergessenheit gerät. Dann steigert sich das Kind im schlimmsten Fall noch total hinein. Oder denkt, dass man über sowas eben nicht spricht und seine Gefühle unterdrücken sollte. Aber genau das ist ja falsch. Man darf traurig sein, man darf weinen. Und das würde ich auf jeden Fall so besprechen. Außerdem finde ich, dass man grundsätzlich jede Frage eines Kindes beantworten sollte. Nicht immer in epischer Breite und mit der kompletten Wahrheit, aber eine Antwort hat jeder verdient. Auch wenn einem die Frage manchmal nicht gefällt oder unangenehm ist.

Bearbeitet von roseately