Hallo ihr Lieben,
ich denke ich brauche eine neutrale Sicht auf die Dinge die passiert sind. Vor einem Jahr war noch alles in bester Ordnung doch jetzt hat es uns richtig erwischt bzw meinen Schwiegervater richtig hart getroffen.
Im Januar ist seine Frau ganz plötzlich mit 68 verstorben nach 50 Jahre Ehe. Im Juni bekam er einen Schlaganfall (da haben wir so oder so alle mit zu kämpfen aber besonders tragisch ist es da die Schwiegermutter ihr krankes Herz nur mit Globuli/Kräuter/homeopathie behandeln ließ. Quasi war es klar dass sie früher oder später einen Herzinfarkt bekommt. Sie hatte schon einen und ließ die Stunts nie kontrollieren) wir konnten nichts tun. Sie hasste die Schulmedizin.
Der Schwiegervater bekam einen Schlaganfall. Unbehandelter Diabetis könnte der Auslöser gewesen sein. Auch da hatten wir die letzten Jahre keine Chance. Schwiegermutter "behandelte" ihn und er machte naiv mit.
Jetzt ist es so dass der Schwiegervater wirklich mehrmals am Tag uns tyranniesiert. Er erpresst, er manipuliert. Einerseits haben wir riesen Mitleid und tun alles für ihn. Andererseits ist er manchmal einfach nur bockig und bösartig. Wir haben große Schwierigkeiten damit umzugehen. Er kann wieder laufen aber nur am Stock. Die rechte Seite ist durch den Schlaganfall sehr lediert. Rechte Hand/Arm sind fast komplett gelähmt und rechtes Bein auch. Er macht aber weiter Fortschritte.
Gestern war der Hammer. Er kam mit seinem Auto zu uns gefahren. Rechtlich ist das alles eine total komplexe Sache. Wir haben ihm gesagt dass das nicht geht da viel zu gefährlich. Er hört nicht auf uns.
Er beansprucht uns sehr stark. "Warum wir ihn nicht abholen und ihn durch die Gegend fahren damit er mal raus kommt"
Warum wir nicht mehr tun. Schließlich ist er doch so getroffen worden dieses Jahr.
Was wir machen: einkaufen, Haushalt, zwei mal die Woche kochen und zusammen essen, Wäsche, bürokratische Dinge.
Und es reicht ihm einfach nicht!
Wir sollen zu ihm ziehen, wenn nicht dann vererbt er sein Haus an seine "zukünftige neue Frau"
Dieser Mann ist so schwierig, wir haben Gefühls Chaos. Mitleid und Wut.
Er fragt nie nach uns. Er ist schließlich das Opfer. Unsere Bedürfnisse zählen nicht. Zählten auch noch nie. Die Kinder lässt er links liegen. Er beansprucht uns so stark. Bald können wir nicht mehr. Die Dinge die wir für ihn machen sind so okay für uns und gut in unseren Alltag eingebaut. Aber er will viel mehr. Für ihn ist es das Mindeste. Für uns sehr viel....
Könnt ihr mir irgendwas dazu sagen? Ich glaube er hat narzistische Züge. Fühle mich manipuliert. Weiß manchmal nicht was richtig was falsch.
Entschuldigt dieses langen Text.
Liebe Grüße
Schwiegervater lässt uns verzweifeln...
Hallo nucatella,
also ich würde jetzt nicht gleich Narzismus vermuten - der Schwiegervater ist schlicht aus seiner Komfortzone gefallen. Plötzlicher Tod der langjährigen Partnerin und dazu noch die eigenen Einschränkungen nach Schlaganfall, das ist wirklich schwer. Ihr könnt diese Lücken nicht ausfüllen und das müßt ihr auch nicht.
Kümmert euch um Pflegegrad und organisiert Dienstleistungen wie Putzhilfe, Essen auf Rädern, Alltagshilfe, evtl. Pflegedienst. Schritt für Schritt. Bei meinen Eltern war das auch erst ganz schwierig, funktionierte mit der Zeit aber immer besser. Mein Vater verstarb vor 10 Jahren, er war schwer dement, die letzten Wochen waren gruselig, aber in wenigen klaren Momenten auch wunderbar. Seither hat meine Mutter ihr eigenes Leben noch mal ganz neu angenommen, incl. Unterstützung.
Ich mußte mich von dem inneren Bild verabschieden, das Eltern stark und eigenständig sind. Manchmal werden sie fast so wie jammenrde Kleinkinder - wenn du dir das klar machst, gehst du damit genau so um. Nein, ich komm heute nicht. Am Freitag hol ich dich zum Einkaufen ab, schreib dir schon mal auf, was du brauchst.
Vorsorge-Vollmacht, Bankvollmacht - habt ihr das geklärt?
Aus Mitlied und Wut und Liebe mußt du für dich und euch ein stärkendes Süppchen kochen. Niemand macht da was falsch, es ist einfach schwer, für alle. Dein Schwiegervater wird sterben. Wir alle gehen diesen Weg irgendwann. Und das ist nicht schlimm.
Manipulation und Tyrannei erkenne ich jetzt nicht; aber ihr seid verzweifelt. Euer SV vermutlich auch. Er wird trauern, er wird alles in frage stellen und muss irgendwo hin mit seiner Wut und Angst (und da sieht man btw mal wieder, wie schlecht diese Generation mit ihren Gefühlen umgehen kann, von wegen „hat uns ja auch nicht geschadet“).
Mein Rat: bleibt konsequent und setzt eure Grenzen. An denen wird er sich aufreiben, das dürft ihr nicht persönlich nehmen, auch wenn’s schwer fällt. Ihr unterstützt, ihr gebt, was ihr könnt und mehr geht nicht! Wenn er mehr braucht, könnt ihr alternative Lösungen anbieten (manche Seniorenheime haben „offene Nachmittage“ oder ein öffentliches Café; es gibt Angebote von der Kirche oder anderen Vereinen usw). Lehnt er alles ab, ist das so; aber ihr müsst euch den Schuh nicht anziehen.
Viel Kraft wünsche ich euch!
Wäre es möglich, dass er (zumindest beginnende) Demenz hat? Einiges was du schreibst könnte dazu passen...
Danke für deine Antwort. Wie genau bemerkst du hier eine beginnende Demenz? Lieben Gruß
Das Ignorieren der faktischen Realität, welches du beschreibst, wäre ein Hinweis.
Mir kommt es auch wie eine Frontalhirndemenz vor. Die Patienten verlieren die Fähigkeit sich zu steuern und flexibel auf verschiedene Umstände zu reagieren.
Frontalhirndemenz bleibt sehr lange unentdeckt, weil die typische Vergesslichkeit fehlt.
Es kann aber auch eine Depression sein. Das lässt sich nur in einer Gedächtnisambulanz wirklich klären.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass er nicht nur in Trauer ist sondern Höchstwahrscheinlich in seinen großen Haus jetzt auch einsam. Hat er einen pflegegrad und würde zusätzlich zu eurer Hilfe auch noch einen pflegedienst u
Zulassen? Daran würde ich arbeiten denn meistens kommt das Thema noch früh genug und im Moment kann er da noch gut mitbestimmen. Evtl ware auch eine tagesstätte eine Idee, wo er andere Kontakte pflegen kann und etwas abgelenkt ist.
Da hat er ja tatsächlich Einiges mitgemacht dieses Jahr.
Wohnt er alleine?
Ich denke, er ist mit der Situation überfordert.
Wahrscheinlich hat sich seine Frau um den Haushalt und alles gekümmert (in dieser Generation).
Jetzt ist nicht nur seine geliebte Frau nicht mehr da, sondern die ganze Arbeit, die sie erledigt hat, bleibt an ihm hängen.
Und da er ja gesundheitlich viel mitgemacht hat, ist er vermutlich überfordert und schafft es einfach nicht.
Daher sein "Verlangen", dass ihr zu ihm zieht....
Falls er alleine wohnt, würde ich mindestens einen ambulanten Pflegedienst engagieren. Je nachdem, wie es ihm geht (Pflegegrad?) wäre sogar eine 24 h- Pflegekraft denkbar.
Er leidet und vergisst bei seinem Leid, dass ihr auch noch ein Leben, Kinder, eigene Sorgen habt.
Dein Schwiegervater wird wohl vor allem einsam sein. Erst stirbt die Frau, nun ist er selbst stark eingeschränkt. Das geht auch psychisch nicht spurlos an einem vorbei. Vielleicht ist da auch die Angst, bei einem erneuten Schlaganfall wäre da niemand, der ihm helfen kann.
Andererseits tut ihr wirklich schon viel, und er kann natürlich nicht erwarten, dass ihr euer eigenes Leben für ihn komplett aufgebt. Ihr müsst also kein schlechtes Gewissen haben.
Freundinnen von mir haben mit deutsch sprechenden polnischen Pflegekräften schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Besonders glücklich waren die gebrechlichen Elternteile über die Gesellschaft, die sie dadurch hatten. Und Platz scheint im Hause deines Schwiegervaters ja zu sein, vor allem, wenn es auch noch ein zweites Badezimmer gibt. Das kostet natürlich Geld, aber vielleicht wäre es das wert?
Ja, so eine "Polin" (deren Wording) hatten meine Schwiegereltern auch für die Oma meines Partners. Natürlich ist das comfy: Es ist bei jeder Tages- und Nachtzeit jemand da, der aufpasst, dazu noch kocht, putzt, für Körperpflege und Unterhaltung sorgt. Dazu günstiger als ein Pflegeheim.
Aber für mich ist das modernes Sklaventum. Wenn man die tatsächlichen Arbeitsstunden berücksichtigt, kommt keine dieser Pflegerinnen ansatzweise auf den Mindestlohn. Das wiegt auch die Tatsache nicht auf, dass Kost und Logis frei sind. Einen Teil sackt ohnehin noch die Agentur ein. Nicht jeder ältere Mensch ist nett und umgänglich, gerade wenn Demenz o. ä. ins Spiel kommt und danach klingt es hier. Also ein Knochenjob für Minimalgehalt.
Mittlerweile bekommt man aber auch kaum noch jemanden, da Polen nämlich selbst einen Fachkräftemangel in der Pflege hat und die Löhne dort entsprechend steigen.
Eine seriöse Agentur achtet darauf, dass die Arbeitszeiten eingehalten werden. Dementsprechend sollte "die Polin" eigentlich nicht 24/7 arbeiten.
Meine weit über 90jährige Nachbarin (lebt alleine) macht ihre Versorgung geschickt.
Lebende Verwandte hat sie keine mehr.
Aber wir schwirren zu 6. um sie rum.
Ich bin sozusagen für die Technik zuständig, eine zum Duschen, eine für Lebensmittel, eine für Bürokratie, eine zum Putzen und die Letzte macht morgens die Lebendkontrolle und nimmt den Müll mit.
Wobei ich sagen muss unsere "Oma" ist in einem tadellosen Zustand.
Niemand von uns Helferlein ist überfordert.
Gibt es bei euch vielleicht Nachbarn, Freunde oder andere Verwandte, die man mit ins Boot holen kann, sodass wie bei uns niemand alles alleine bewältigen muss und gleichzeitig hat der "Patient" etwas Abwechslung?
War er auf Reha?
Ja. 5 Wochen lang direkt nach der Stroke Unit Station. Es war wohl die Hölle für ihn "mündige Bürger so einsperren wollen"
"warum kommt ihr nicht jeden Tag und lasst mich hier alleine" "es ist so langweilig hier wenn die Anwendungen vorüber sind, wo seid ihr"
Ein Weg 50 km
Wir konnten nicht öfter wie zwei mal die Woche. Er versteht es bis heute nicht dass wir nicht jeden Tag da waren
Neurologie oder Geriatrie?
Was hat der Sozialdienst gesagt?
Liebe TE, dass mit deinem Schwiegervater tut mir Leid. Die anderen haben schon viel dazu geschrieben, deswegen möchte ich mich auf einen Aspekt konzentrieren:
Bitte sorgt dafür, dass dein Schwiegervater kein Auto mehr fährt. Wenn er selbst nicht einsieht, dass er so nicht mehr fahren kann, dann holt euch die Unterstützung der Behörden. Das ist zwar hart, aber mit seiner halbseitigen Lähmung ist er eine tickende Zeitbomben im Straßenverkehr. Nicht auszumalen, wenn er bei der nächsten Fahrt Leute oder am schlimmsten gar noch ein kleines Kind umfährt. Man hört und liest davon immer wieder und mir blutet das Herz wenn wieder ein kleiner unschuldiger Mensch sein Leben oder seine Eltern verliert, weil jemand anderes sein Auto nicht unter Kontrolle hatte.
Ich fand's auch sehr irritierend zu lesen, dass der Schwiegervater in seinem Zustand Auto gefahren ist. Dass er nie mehr fahrtüchtig sein wird ist wohl klar wie Kloßbrühe und nach der Reha wird er darüber sicher aufgeklärt worden sein. Leider sind die Ärzte nicht verpflichtet, das irgendwo zu melden. Auf behördliche Unterstützung kann man leider eh nicht zählen und auch die Versicherung kann ihn selbst auf Hinweis nicht rausschmeißen (die werden aber im Schadensfall natürlich nicht zahlen). Solange er keinen Unfall verursacht oder sonstwie auffällig wird, ist ein Entzug der Fahrerlaubnis quasi unmöglich.
Man kann nur immer wieder an seine Vernunft appellieren. Ich persönlich würde ihm sogar ein Ultimatum setzen "wenn du dich noch einmal hinter's Steuer setzt, stellen wir den Support ein". Dann hat man zumindest alles versucht.
Ja, leider.
Hier in Hamburg wird inzwischen jeder Rentner nach einem "Rentnerunfall" auf seine Fahrtüchtigkeit untersucht. Allerdings eben hinterher wenn schon etwas passiert ist. Bisher waren es nur Blechschäden, aber das war bisher immer nur Glück. Es gibt hier eine Straße in einem Viertel, was offenbar bei Rentnern beliebt es. Alle paar Monate steht in der Zeitung, dass wieder mal in dieser Straße ein Rentner Gas und Bremse verwechselt hat und mit seinem hochmotorisierten Auto in das Schaufenster oder die Stuhlreihen eines Geschäfts gebrettert ist. Wenn ich mit den Kindern unterwegs bin und sehe, es parkt ein Rentner ein oder aus, warte ich inzwischen lieber, bis der weg ist. Einer stieg mal krumm gebückt und tattrig in sein Auto ein. Ehrlich, wenn man das so sieht, wird einem Angst und Bange. Man merkt schon am Fahrstil, dass viele hochbetagte Rentner besser nicht mehr hinter dem Steuer sitzen sollten. Die wollen sich das nicht eingestehen, aber der Fahrstil ist so unsicher und verkehrsgefährdend, dass man besser noch einmal mehr Abstand zu ihnen hält.
So ein Schlaganfall kann schwerwiegende Wesensveränderungen zur Folge haben, google mal Frontalhirnsyndrom.
Hier ist es gut beschrieben:
https://schlaganfallbegleitung.de/folgen/persoenlichkeitsveraenderung
Es hilft euch natürlich nicht, da ihr wenig an der Situation ändern könnt.
Ich würde eine Pflegestufe feststellen lassen und von dem Geld Pflegeleistungen einkaufen, so dass ihr Zeit habt Qualitativ Time, wie Ausfahrten mit dem Auto zu machen. .
Es aber nicht zu viel ist und ihr die Negativität von dem Schwiegervater zum Selbstschutz emotional wegschieben könnt.
Vielleicht gibt es eine Tagespflege in der Nähe, er leidet ja anscheinend darunter in seinem Heim alleine gefangen zu sein
Dann, wenn der Schlaganfall im Frontalhirnbereich war.
Es gibt ihn nicht den Schlaganfall. Hier spricht die TE von motorischen Einschränkungen rechts, daher wird der Apoplex auf der linken Seite gewesen sein. Dazu wird nach einem Apoplex ein MRT gefahren um zu sehen, wo die Schädigung war. Dazu kommen auf der Reha die Psychologen/Neuropsychologen ins Spiel. Der Arztbrief aus der Reha umfasst ja mehrere Seiten, sprich hier ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner bzw. der weiterbehandelnde Neurologe.
Persönlichkeitsveränderungen haben vielfältige Ursachen.
Ich bin keine Fachfrau, ich hatte bloß in der Familie einen Fall, wo der Infekt im Temporallappen saß. Dort kam es auch zu halbseitiger Lähmung und auch zu Persönlichkeitsveränderungem, neben anderer Folgen. Also genau wie hier beschrieben.
Auch kenne ich den Fall, dass der gesteigerte Hirndruck zu aggressiven Verhalten führen kann.
Aber ich bin, wie gesagt nicht vom Fach, ich halte bloß eine organische Ursache für nicht unwahrscheinlich. Das hätte für mich dann Auswirkungen auf meinen Umgang mit dem Schwiegervater.
Besorgt ihm einen Pflegedienst. Grenzt Euch ab und unterschreibt bloss keine Pflegeverträge als betreuende Person. Pflegedienste und Ärzte bauen da gern unheimlich Druck auf. Er wird das nur zum Anlass nehmen Euch dann erst recht zu terrorisieren.
Sagt ihm ganz klar, was Ihr konkret, wann und in welchem Umfang für ihn macht, und was nicht. Wenn er mit Enterbung droht, sagt ihm, das Pflichtteil gibts immer. Und sagt ihm, wenn er sich nicht an konkrete Spielregeln hält, brecht Ihr die Unterstützung ab. Scheisst auf das Erbe. Ihr müsst Euer Leben leben und lasst Euch nicht zu seinen Sklaven machen. Ich finde es grossartig, dass Ihr ihn bei seinem Verhalten überhaupt noch unterstützt.