Partner hat keine Bindung/ Vatergefühle zum Baby

Hallo,

ich weiß auch nicht was ich mir erhoffe, vllt ist jemand in ähnlicher Situation oder kann mir einen Rat geben..

Es geht um meinen Freund und mich, wir sind seid knapp 11 Jahren ein Paar und am 5 Oktober diesen Jahres ist unsere Tochter zur Welt gekommen.

Ich hatte einen ungeplanten Kaiserschnitt und mein Freund war bei allem mit dabei.

Am Anfang unserer Zeit mit der Kleinen hatte ich das Gefühl das wir das schon hinbekommen würden.. Aber als ich noch im Krankenhaus war und mein Freund zu Besuch kam, beichtete er mir irgendwann das er keine Gefühle/Bindung zu der Kleinen hat/ und oder aufbauen könnte..

Irgendwann waren wir zuhause und haben uns die Aufgaben meiner Meinung gut aufgeteilt und ich dachte, ja dass wird schon alles..
Bis mein Freund eines morgens total zusammenbrach und in eine Depression verfiel.. Seit dieser Woche geht er auch in eine Tagesklinik um daran zu arbeiten was ihn alles belastet (dieses Jahr im Juli haben wir seinen Papa auch beim Sterben begleitet, er leidet seit Jahren unter Kontrolle und Waschzwang)

Nur jetzt meint er die ganze Zeit, dass er nie das Verlangen hatte Vater zu werden bzw. er das nur aus Liebe zu mir gemacht hat obwohl wir das ja beide entschieden haben und ich auch vorbelastet bin mit einer posttraumatischen Belastungsstörung aus meiner Kindheit/sexueller missbrauch und mir das oft auch alles über den Kopf wächst (ich war immer mal ein paar Tage mit der kleinen bei Freundinnen damit er etwas runter kommen konnte)

Jetzt frage ich mich ob aus ihm die Depression spricht dass er sowas sagt und ob er einfach nur Zeit braucht wie viele Väter…

Ich hoffe Ihr könnt mir da irgendwie helfen.. Ich weiß leider auch gerade nicht weiter möchte aber Positiv denken nur manchmal fällt es dann auch schwer..

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Vorab: Ich finde es immer sehr schwierig zu sagen, dass Väter mit Neugeborenen / Babys nicht viel anfangen können. Wirklich "anfangen" kann keiner was mit einem derart kleinen Kind. Man trägt es rum, man wickelt es, man stillt es, man knuddelt es. Das wars. Und zwar für beide. Auch für Mütter ist ein Säugling nicht spannender oder weniger anstrengend. Es ist einfach am Anfang eher Lebenserhaltung und wenig Spaß. Sehr viele Väter sind von Anfang an so involviert wie die Mütter. Nicht alle, ja. Aber ich würde mich jetzt nicht darauf versteifen, dass sowas ganz häufig ist und bestimmt von alleine besser wird.

Ob aus ihm nur die Depression spricht, kann keiner sagen. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass er diesen Wunsch nicht hatte und sich nun sehr schwer damit tut. Die Theorie ist eine Sache. Da denkt man immer, dass man alles schafft. Dann kommt die Realität und man denkt "Huch!"... Letztlich habt ihr beide offenbar psychische Baustellen, die nun, unter Druck, zum echten Problem werden. Dass er sich Hilfe holt, ist ein guter Anfang. Aber bis sich da Ergebnisse zeigen, wird es dauern. Eventuell könnte es hilfreich sein zu fragen, ob du mal einen gemeinsamen Termin mit ihm wahrnehmen kannst, damit man euch konkrete Tipps gibt, wie ihr in der Situation jetzt weitermachen könnt. Es ist ja keine Lösung, dass du alles alleine machst und sogar bei Freunden abtauchst, damit er seine Ruhe hat.

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Vielen Dank für deine Antwort.

Ja es gibt bald wieder ein Angehörigen Gespräch, da kann ich dann wieder mit dabei sein.

Bin jetzt auch seit Samstag wieder zuhause mit der kleinen und bislang war es schon okay.
Mein Freund konnte wenigstens schon die Flasche machen und mit ihr in einem Raum sein, was vorher schwierig für ihn war, sobald es nicht ging konnte er den Raum verlassen und ins Schlafzimmer oder so gehen.

Ich versuche ihm seine Zeit zu geben auch wenn es mir selber nicht immer leicht fällt, da es für mich auch sehr anstrengend ist.

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Perfekt formuliert. Ich wollte noch anmerken, dass es auch bei Vätern eine Postnatale Depression geben kann und es prognostisch super ist, dass er so früh in Behandlung geht.

Bearbeitet von Lolalisa3

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Hi 🙋🏼‍♀️
Oh das tut mir schon beim lesen weh.
Naja also dass er jetzt versucht einen Ausweg bzw. eine Erklärung für seine Gefühle zu finden, indem er dir sagt, du wolltest ja, ich nie- ist wohl wenig überraschend. Ich mein wie kacke muss es sein, ein Kind zu bekommen und nichts zu fühlen 😣
Viele Väter können in der ganz mini neugeborenen Zeit nicht so viel mit den Würmchen anfangen, aber das ändert sich spätestens, wenn die Kinder älter werden. Ich würde den ganzen Zeit geben und versuchen ohne Druck an die Sache ranzugehen. Sollte es sich aber nicht ändern, dann würde ich eine Trennung in Betracht ziehen, muss ich dir ganz ehrlich sagen. Ich könnte kein Kind aufziehen, mit dem Wissen, der Vater liebt dieses nicht.

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Du Arme, lass dich erstmal drücken. 💕

Ich weiß, wie du dich fühlst. Bei meinem Mann war es ähnlich. Er hat unser Leben mit einer Neugeborenen "gehasst", wie er es nannte. Das hat mich so fertig gemacht, da dieses Kind ein absolutes Wunschkind war. Wir haben dafür viel Geld in einer KiWu-Klinik gelassen.

Tatsächlich wurde es nach und nach besser, je mehr unsere Tochter konnte, vor allem je mehr sie einen angelächelt hat. Und was ist nun? Jetzt ist er verliebt und kriegt sich nicht mehr ein, wenn unsere Tochter über seinen Blödsinn lacht.

Ich kann nicht versprechen, dass es bei euch genauso laufen wird, aber gebt euch Zeit, euch an euer neues Leben zu gewöhnen und euer Kind immer mehr kennenzulernen.

Ich wünsche euch nur das allerbeste 🫶

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Vielen lieben Dank für deine Antwort.🫶

Das gibt mir schon Hoffnung und ich möchte auch nicht immer doof denken sondern versuchen optimistisch zu bleiben..
Wir haben in unserer Beziehung schon soviel geschafft und ich weiss das wir auch diese Zeit schaffen können.

Nur klar kommen trotzdem dann wieder Zweifel oder man ist traurig wenn er wieder sowas sagt..

Wie hast du diese Zeit überwunden? Falls ich das fragen darf?

Ich danke dir so sehr! 🩷

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Ich habe in dieser Zeit recht viel geweint, wenn mein Mann nicht zuhause war. Ob das eine gute Bewältigungsstrategie war, sei mal dahingestellt, aber es hat ein bisschen geholfen.

Aber vor allem habe ich gehofft, dass unsere kleine Maus sich schnell entwickelt. Ich wusste ja auch, dass mein Mann Kinder eigentlich auch toll findet. Es gibt in unserem Freundeskreis recht viele Kinder und ich sehe ja, wie er mit diesen so liebevoll umgeht. Das wollte ich für uns auch. Doch wir haben beide einfach dir Neugeborenen-Phase unterschätzt und was die einen abverlangt.

Jetzt ist unsere Tochter 5 Monate und es ist echt schön zu sehen, wie sich seine Liebe zu ihr entwickelt hat. Natürlich gibt es immer wieder auch Momente, wo es nicht so toll läuft, aber die sind deutlich seltener geworden als noch zu Anfang.

Also: Halte durch, es wird bestimmt besser!

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Ich oute mich mal. Ich bin eine Mutter und ich hatte ( leider) keine absolut romantischen Liebesgefühle meinem Neugeborenen gegenüber. Natürlich wollte ich ihn versorgen und mich kümmern ( aus Rationalität) aber es war definitiv keine Liebe auf den ersten Blick. Und ich weiß aus sicherer Quelle dass es einigen Müttern ( und auch Vätern) so ergeht. Ich war am Anfang auch absolut überfordert von dieser Fremdbestimmung und auch ich hatte in den ersten Wochen den Gedanken " oh gott, warum hab ich bloß ein Kind bekommen". Und auch hier weiß ich aus Erfahrungsberichten von anderen dass ich nicht die einzige bin, es wird bloß zu wenig davon erzählt.
Die Liebe kam dann aber und wuchs stetig und jetzt liebe ich mein Kind über alles und wir haben eine gute Bindung

Bearbeitet von Samara
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Da stimme ich dir absolut zu!

Ich habe meinem Mann trotzdem nie den Vorwurf gemacht, dass ja nur er das Kind wollte und ich nicht (und umgekehrt). Das ist wirklich gemein…

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Natürlich ist dss gemein.
Könnte mir vorstellen dass er einfach nicht so 100 % für ein Kind gebrannt hat wie wahrscheinlich die TE und durch seine gefühlslage jetzt solche Äußerungen macht. Will der TE aber sagen dass sowas durchaus vorbei gehen kann und das bei manchen am anfang einfach so ist. Vielleicht weil man auch immer vermittelt bekommt dass man das Neugeborene ja gleich über alles lieben muss

Bearbeitet von Samara
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Bindung entsteht nicht durch Zeit (zumindest nicht nur), sondern weil man sich bemüht!

Wenn du mit einem Baby/Kind in einem Haus lebst, dich aber nie kümmerst, bringen dir auch 10 Jahre warten nichts!

Jetzt seid ihr beide psychisch belastet, dein Freund in Therapie. Wunder kann man nicht erwarten.

Er kann jetzt bedauern, dass er nie Vater werden wollte, aber er ist nun mal einer! Also muss er überlegen, wie er das hinkriegt. Im Rahmen seiner Möglichkeiten. Und mit dem Anliegen kann er ja auch in die Tagesklinik gehen.

Vermutlich brauchst du viel Geduld…


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Ich denke du solltest ihm da Zeit in der tagesköinin geben. Ich kann mir gut vorstellen, dass er den Tod seines eigenen Vater noch nicht richtig verkraftet hat.

Meine Mutter ist in meiner Schwangerschaft gestorben und gerade die ersten Wochen war ich zwar einerseits sehr dankbar dafür, dass das Baby im Bauch mich am Leben gehalten hat (hätte es das nicht gegeben, hätte ich mich ja genauso wie sie es getan hat einfach von der Brücke stürzen können, aber so hätte ich das unschuldige Baby ja noch mit in den Tod gerissen) aber zeitgleich wollte ich auch nicht Mama werden ohne meine eigene Mama und habs SO verflucht dieses Kind gezeugt zu haben.
Ich habe es ganz lange auch in der Schwangerschaft nicht annehmen können und immer nur gedacht "ach das stirbt bestimmt eh bald", weil ich so verletzt war und keine Bindung zu einem Menschen aufbauen wollte, der mich bestimmt eh ebenfalls bald wieder verlässt.

Ich sage nicht, dass dein Mann genauso empfindet. Aber ich glaube, dass die letzten Wochen sehr, sehr überfordernd für ihn waren. Ich halte die Chancen für gut, dass ihm da die Tagesköinin hilft und er bald schon wieder alles viel positiver sehen kann.

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Vielen Dank für deine Antwort

Ja ich versuche es ihm da die Zeit zu geben.

Wkegesagt wir sind jetzt wieder zuhause seit Samstag und er bemüht sich meiner Meinung nach schon.. er macht zb die Flasche und ist auch schon öfter mit ihr in einem Raum (was er vorher gar nicht wollte bzw konnte)

Klar wird es bestimmt dauern aber ich will die Hoffnung einfach nicht aufgeben, wir haben schon soviel in den Jahren geschafft.. Da möchte ich weiter an uns glauben

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Bei Freunden von uns hat mit der Geburt des ersten Kindes die Depression zugeschlagen. Der Vater war 1 Jahr aus dem Job. Das Gefühl der grossen Verantwortung war der letzte Stein der bei ihm alles ins Rollen gebracht hat.
Das ist 6 Jahre her. Er ist ein absolut liebender Vater. Er war nur komplett von den Füssen damals.

Du machst es super. Ihr habt schnell einen Platz bei der Therapie bekommen. Du nimmst ihm für den Moment den Druck raus. Es kann gut sein, dass das die Depression ist.
Bleib ruhig. Warte. Lass ihn heilen. Und achte auf DEINE Kräfte, das ist ein Marathon, kein Sprint.
Im Moment kann er nicht. Aber er lässt sich helfen. Das ist nicht der Punkt, Entscheidungen zur Beziehung zu treffen.

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Danke für deine Antwort 🫶

Deine Antwort gibt mir Hoffnung.. Ich versuche wirklich alles so gut es geht damit er heilen kann und alles doch wieder gut wird, klar es ist auch nicht immer leicht für mich, da es echt an meine Grenzen geht aber ich will optimistisch bleiben.

Wir haben uns noch eine Familienhebamme geholt mit der wir bald einen Termin haben und versuchen auch noch anderweitig Hilfe zu bekommen um mich auch etwas zu entlasten.

Wir sind seit Samstag wieder daheim und wie ich bereits bei anderen geschrieben habe, kann oder ist er jetzt schon mal länger im Raum wo sie auch ist und kann zb auch die Flasche machen. Den Haudhalt macht er um mich da auch zu entlasten, also er macht schon und bemüht sich, ich versuche auch mein bestes damit wir drei das schaffen!

Ich hoffe er kann auch diese Liebe entwickeln.


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Hi,
erstmal herzlichen Glückwunsch 🎉.
Auch Eltern mit einer stabilen Psyche bzw. ohne Vorbelastungen müssen sich in ihrer Rolle einfinden und tun sich da u.U. schwer, ein Baby ist ja schon eine krasse Veränderung. Jetzt ist dein Partner noch voll in der Trauerphase, leidet unter einer Zwangsneurose und du hattest wahrscheinlich eine komplizierte Entbindung mit Gefahr für‘s Kind, da finde ich es gar nicht so verwunderlich, dass ihn das Vaterwerden so aus der Bahn wirft. Aber er hat‘s erkannt und nimmt Hilfe in Anspruch.
Als unsere Jungs, tatsächlich bei beiden, 3 Wochen alt waren, hing ich noch voll im Babyblues und „positives Denken“ war da auch nicht gerade meine Paradedisziplin🤪 und ich würde mal behaupten, dass ich ansonsten psychisch ziemlich gesund bin.
Ich denke, ihr beiden müsst einfach gut auf euch aufpassen und schauen, dass ihr frühzeitig ein Entlastungsnetzwerk aufbaut.
Alles Gute!

vlg tina

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Ach herrje, das tut mir sehr Leid!

Ich finde es toll, dass dein Partner sich erstens so schnell Hilfe gesucht hat und zweitens, dass er mit dir so offen sprechen kann. Da ist ja wirklich viel Vertrauen da von seiner Seite in dich.

Wochenbettdepression ist keine Krankheit, die nur Frauen befällt! Es kann auch Männer treffen, dein Mann hatte davor ja schon sein Päckchen zu tragen, es ist plausibel, dass ihn die Geburt eures Wunschkindes mehr aus der Bahn wirft als andere Eltern, die, obwohl sie davor keine Probleme hatten, trotzdem in ein Loch rutschen nach der Geburt.

Lass den Kopf nicht zu sehr hängen, ihr seid so lange zusammen, habt vieles gemeinsam durch, ihr könnt ehrlich miteinander sprechen, er sucht sich Hilfe. Das klingt alles gut 👍

Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr bis in einigen Monaten gemeinsam mit einem Lächeln an diese schwierige Zeit jetzt zurückdenken könnt.

Dass ihr beide euch gefunden habt, jeder mit seinen Problemen, und ihr schon 11 Jahre zusammen seid, ist sicherlich kein Zufall! Und ich bin mir sicher, dass euer Baby deswegen auch ganz wertvolle Dinge auf seinen Lebensweg mitbekommt! Resilienz und Empathie, Eltern, die genau hinschauen, nur als Beispiele. Es gibt IMMER etwas positives ❤️

Ich würde dir raten, dass du dir parallel zu deinem Mann auch Hilfe von außen suchst.
Zu einer Freundin gehen, damit er allein ist, mag in einer akuten Situation kurzzeitig helfen, kann aber nicht der goldene Lösungsweg sein.
Du solltest jemandem dein Herz ausschütten können, der nicht in euer Leben involviert ist. Und für dich Wege erarbeiten lernen.

Das ist wirklich nicht einfach. Ich war nie in so einer Situation, kann nicht alles mitfühlen, klar.

Will dir aber dennoch eine liebe Umarmung und viel Kraft und positive Gedanken und einen grosen Glückwunsch zum Baby dalassen ❤️


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Ich glaube da kommt einfach viel zusammen und die Geburt, hat jetzt sicher nochmal für noch mehr Stress gesorgt. Das er eine Tagesklinik besucht und die Probleme erkennt, ist doch schon mal super.

Ich glaube, man muss ihm den Druck nehmen, vom ersten Tag an Gefühle / Liebe für das Baby zu empfinden. Ihr müsst euch erstmal kennenlernen. Alles ist neu und macht Angst. Die Bindung wird sich entwickeln, ist ja alles nich ganz frisch. Ich würde ihm versuchen den Rücken freizuhalten. Aber bitte nicht den Fehler
machen, ihn aussen vor zu lassen.Er muss in den Alltag integriert sein (Füttern, Wickeln, Kuscheln, Spazieren gehen), sonst wird die Hemmschwelle zu gross. Versuche den beiden SCHÖNE gemeinsame Momente zu ermöglichen.

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Da ist viel bei Euch zusammengekommen. Und gut dass dein Freund sich Hilfe sucht. Weil eine Wochenbettdepression beim Mann ist extrem belastend

https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/wochenbettdepression-beim-mann-wie-macht-es-sich-bemerkbar/