SchwieMu Alkoholikerin?

Ihr Lieben,

ich habe einfach ein paar Sorgen und auch einen leisen Verdacht und wollte Euch mal um Eure Einschätzung bitten.

Es geht um meine SM bzw. SE. Ich habe das Gefühl, dass sie eine alkoholkranke Frau ist.
Jedes Mal wenn wir sie besuchen (es wird zu jedem Anlass getrunken, egal ob ein banales Essen, Geburtstag, einfach so etc.) und Alkohol fließt, trinkt meine SM an einem "normalen Tag" allein mind. 1-2 Flaschen Sekt plus 1 Flasche Wein. Oftmals endet es dann damit, dass sie lallt, nicht mehr richtig laufen und zuhören kann. Am nächsten Tag wirkt sie dann wie topfit, hat keinen Kater und funktioniert ganz normal. Wir wohnen ca 45 km von meinen SE entfernt, können nun nicht einschätzen wieviel sie wirklich auch im Alltag trinken, jedoch fällt uns seit geraumer Zeit (bestimmt mindestens seit 6 Monaten) auf, dass meine SM tagsüber an den Händen immer zittert.
Kann das schon ein Indiz für bestehenden Alkoholkonsum sein? Oder zeigt es dass sie entzügig ist?

Ich mache mir einfach nur Sorgen. Ich weiß dass es ein sehr sensibles und heikles Thema ist und Suchterkrankte oftmals verleugnen oder ihre Situation bagatellisieren aber sie ist die Oma meiner 13 Monate alten Tochter und ich habe sie ja auch sehr lieb gewonnen. Natürlich möchte ich dass es den Eltern meines Partners gut geht.
Mein Partner sagte, dass es die letzten Jahre in seinen Augen wirklich schlimmer mit dem Alkohol geworden ist. Auch sein Vater ist dem Alkohol sehr zugetan, bei ihm haben wir aber irgendwie das Gefühl, dass er "es mehr im Griff" hat. Mein SV ist häufig derjenige der dann meine SM im Konsum bremsen muss und sagt "jetzt ist gut gewesen, ich glaube wir gehen jetzt lieber mal ins Bett."
Wie auch immer.... sie sind bisher sehr wundervolle Großeltern auch für meine Tochter und ich weiß, dass sie niemals trinken würden wenn sie auf sie aufpassen.. Jedoch mache ich mir trotzdem Gedanken wie das alles weiter gehen soll. Sie sind erst beide Anfang 60, Privatiers, haben viel Geld, ein großes Haus, haben alle Zeit der Welt, sind "gesund", reisen viel umher... es könnte nicht besser sein.
Aber wo soll der Konsum noch hingehen? Mein Freund möchte seine Eltern nicht ansprechen weil er weiß, dass sie das komplett ins Lächerliche ziehen würden. Aber auch meinem Partner fällt es auf, dass der Konsum wirklich sehr extrem ist.

Hat jemand Erfahrung mit Suchterkrankten? Was kann man tun/was nicht? Ich bin die ST in Spe, mir ist schon klar dass sie sich von mir noch weniger "sagen lassen würden". Aber man fühlt sich doch sehr machtlos!

Lieben Dank für eure Antworten

Flower

Bearbeitet von Flower12345
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Darf klingt schon sehr nach erhöhtem Konsum.. 2 Flaschen verträgt nur wer das auch gewohnt ist.

Ja das zittern kann auf Entzug hindeuten.

Alkohol Abhängigkeit ist unabhängig von sozialen Schichten, sie geht querbeet.

Dass sie nicht trinkt wenn sie aufpassen muss.. Fraglich..

Was ihr tun könnt? Das Thema ansprechen. Das soll dein Mann tun, vier Augen Gespräche mit Vater und Mutter führen.

Ansonsten gibt es nicht viel was ihr tun könnt. Noch haben sich die beiden halbwegs im Griff und führen ein gutes Leben.

Ich hoffe ihr seid nicht darauf angewiesen dass sie auf eurer Kind aufpassen müssen.

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Wendet auch an das blaue kreuz, awo oder Diakonie, die haben anonyme Suchtberatungsstellen.das sollten aber dein Mann und schwiegervater machen.

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Dein Mann sollte das unter vier Augen mit seinen Eltern definitiv ansprechen.
Und ihr solltet euch an eine Suchtberatungsstelle für Angehörige wenden.
Ich würde mein Kind dort defintiv nicht alleine lassen!

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Also ganz klar, wer täglich 2 bis 3 Flaschen konsumiert ist ABHÄNGIG, da braucht man nicht mehr groß um den heißen Brei zu reden. Und wer nach solchen täglichen Mengen nicht mal mehr nen Kater hat, der ist das schon länger gewohnt. Also hast du hier deine Antwort schon bekommen.
Allerdings ist die Frage wie man ihr helfen kann. Denn das Kind würde ich definitiv hier nicht alleine lassen und schon gar nicht ohne Aufsicht. Da würde ich im Notfall, so leid es mir tut auch klare Worte wählen weil ich mein Kind zu schützen habe. Aber dein Mann sagt ja auch das es mit den Jahren offenbar schlimmer geworden ist also ist dieses Problem auch nicht mehr ganz neu.
Glaubst du sie ließe sich was sagen und nimmt es an? Wieso trinkt sie soviel?
Denn sonst könnt ihr nur euren eignen Weg gehen und dsa ist auch sehr wichtig damit ihr euch nicht zu Co-Abhängigen macht!

Ela

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Zitternde Hände können ganz andere Ursachen haben und nicht jeder Alkoholiker hat diese.

Meine Eltern sind auch „trinkfreudig“ und bei denen gingen früher auch 1-2 Sekt anlasslos leer (da reichte, wenn Freunde oder Bekannte vorbei kamen). Aber die sind heute ruhiger geworden und trinken kaum noch 😅 früher war vielleicht auch ne anders Zeit, keine Ahnung.

Wenn’s für euch schwer zu beurteilen ist, würde ich erstmal nichts sagen. Wenn ihr kommt, lehnt deutlich Alkohol ab („wir müssen jetzt echt nichts trinken, Kaffee reicht doch“). Und ansonsten kann man es mal vorsichtig ansprechen, aber selbst das wird vermutlich nicht von Erfolg gekrönt sein, wenn’s wirklich so ist…

Edit: Ich hatte in meinem Leben übrigens auch noch NIE einen Kater. Und ich trinke seit inzwischen 3 Jahren gar keinen Alkohol mehr, davor auch sehr selten. Die Tante meines Mannes ist inzwischen fast 60; ich kenne sie seit 14 Jahren und die geht gerne feucht fröhlich feiern, verkatert war sie auch noch nie. Aber sie muss auch nicht trinken. Was ich damit sagen will - auch das ist kein Maßstab, um Alkoholismus zu erkennen. Ich kenne jemanden, bei dem ich den Verdacht hab, dass er große Probleme mit Alkohol hat und der ist „trotzdem“ jedes Mal verkatert.

Bearbeitet von esistjuli
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Da hast du recht aber zwei Flaschen sind schon über das Maß hinaus das man normal verträgt.

Dass auch Alkoholiker hangover haben ist klar.. Der berühmte blaue Montag..

Ich glaube schon dass aufgrund des überhöhten Konsums in Verbindung mit dem abstreiten Sucht Tendenz da ist.

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Das will ich nicht abstreiten. Aber es wird schwierig, was „zu beweisen“, wenn die Betroffenen es eh nicht einsehen.

Und naja wenn sie nur ne Flasche trinken, wenn ihr dabei seid. Manche vertragen mehr, andere weniger und wenn du sagst, sie lallt deutlich, dann verträgt sie sie ja auch nicht ohne Probleme.

Zuviel ist es in jedem Fall 🙈

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Jeder Trinker weiß um sein Problem und die Folgen bescheid.
Wer munter weiter macht, will es so oder ist nicht zu einer Veränderung bereit.
Von außen kann man nichts machen, außer sie bitten um Hilfe. Doch bei euch ist das nicht der Fall.
Kontakt zum Kind in eurem Beisein ist in Ordnung. Ich würde ihnen das Kind nicht alleine anvertrauen und gehen, wenn Oma mit der ersten Flasche fertig ist. Euer Kind muss ihren Verfall bis hin zum Lallen nicht mitbekommen.

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Bei meiner Tante (Omaersatz) war es in diesem Alter ähnlich. Sie trank viel und immer zu Anlässen, wo wir uns getroffen haben. Mein Onkel auch, aber kontrollierter.
Als sie 70 war, blieb sie 2 Wochen bei uns im Haus, da mein Onkel und mein Mann zusammen in den Urlaub gefahren sind. Erst da bemerkte ich die Ausmaße des Ganzen. In der ersten Nacht war sie schweißgebadet am nächsten Morgen und extrem zittrig. Erst nachdem sie überall im Haus ihren Alk versteckte und sogar nachts aus der Schnapsflasche trank (unser Jüngster hat das beobachtet als er bei ihr im Bett war) wurde mir klar, dass sie Alkoholikerin ist, eine Spiegeltrinkerin.
Nach dem Urlaub besprach ich das mit meinem Onkel, aber tja..was sollen die Anderen denn denken? So hat er versucht sie zu kontrollieren, aber sie war da echt erfinderisch. Sie kam immer irgendwie an ihren Alk.
Jetzt ist sie 80 und körperlich/geistig am Ende.
Der Konsum von 3 Flaschen Sekt/Wein ist definitiv nicht normal, aber außer mal das Gespräch zu suchen mit den Beiden kannst du nichts machen.
Mein Mann und ich haben irgendwann selber auch nichts mehr getrunken, wenn sie zu Besuch kamen, hat nix gebracht.

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Schwierig.
Ich hatte leider in meiner Familie mehrere "Trinkfreudige". Die waren sehr unterschiedlich. Einer haute eine Flasche Whiskey übers WE weg über Jahre und wurde danach oft aggressiv. Ein anderer trank quasi nur Bier statt Wasser und man merkte überhaupt nichts, weder bei der Stimmung, noch bei der Kompetenz. Der hatte im Alter mal eine Handzitterphase, die dann aber wieder vorbei ging. Der konnte auch erstaunlicherweise komplett mit dem Trinken aufhören, wenn eine wichtige Veranstaltung anstand oder er mal über Wochen ins KH musste.
Dann gab es noch jemanden, der über Jahre bis Jahrzehnte regelmäßig Sekt trank, vielleicht keine große Flasche, aber streckenweise eine kleine (200 ml?) pro Tag. Da merkte man bis auf ein einziges Mal gar nichts. Bei dem einen Mal war es mMn eine Gedächtnislücke, da wurde Sonntag etwas für Dienstag versprochen und Dienstag gab es keine Erinnerung mehr daran. Mag sein, dass das auch ohne Alkohl passiert wäre, aber da wurde am Sonntag mal eine große Flasche Sekt geleert und ich jedenfalls stellte diesen Zusammenhang her und war erschrocken.

Dann hatten wir noch eine richtige Trinkerin im Bekanntenkreis. Von der wusste ich, dass sie täglich und viel trank und einmal hat sie mir erzählt, was sie am Montag als Rentnerin schon alles getrunken hatte und das war deutlich mehr Alkohol, als ich Wasser hätte trinken können. Quasi jede Stunde eine ganze Flasche vom Morgen bis zum Abend. Es fing wirklich an mit "eine Flasche Sekt, damit ich aus dem Bett komme" und endete mit "eine Flasche Wein für die nötige Bettschwere".
Bei der Frau merkten wohl auch Außenstehende Symptome, obwohl sie sich mMn recht gut im Griff hatte, sobald sie das Haus verließ. Im Haus merkte man auch bis auf eine gewisse übertriebene Stimmung und Hektik wenig. Die ist uns allerdings ein paar (wenige) Mal(e) bei Besuchen abends "gestolpert" und kam dann nicht wieder hoch. Hatte auch ein deutlich erhöhtes Körpergewicht, so dass man sie dann zu zweit in ihr Schlafzimmer "ziehen" musste.

Drei Flaschen Alkohol bei Besuch sind natürlich nicht wenig. Zittern kann, muss aber nicht auf Entzug hindeuten.
Morgens keinen Kater zu haben kann, muss aber nicht auf Gewöhnung hindeuten.
Ich glaube, zwei bis drei Flaschen Sekt haben meine Mitbewohner auch zu Studentenzeiten am WG-Abend mal pro Person getrunken. Die waren morgens dann wieder in der Uni. (Ich trank auch damals nichts und merkte bei denen auch keine großen Verhaltensänderungen.)

Wenn sie das "nur" bei Besuchen trinkt, könnte das einfach ihr Verständnis von Gastfreundschaft sein. Es muss nicht bedeuten, dass sie ohne Besuch täglich die gleiche Menge trinkt.

Trinkt sie das denn alleine oder bietet sie das jedem an?

Das Einzige, was man mMn machen kann ist zu sagen, dass man das beobachtet hat und sich Sorgen macht, weil man Folgeerkrankungen kennt. Und zu fragen, ob sie mal aus eigenem Antrieb eine Weile auf Alkohol verzichten könnte, vielleicht auch zu testen, wie lange sie ohne Alkohol auskommt. Also quasi als "Challenge" für sich selbst.

In meiner Umgebung war ein großes Problem, dass jemand immer bei Stress Jägermeister oder Ähnliches getrunken hatte. Und der hatte irgendwann eine schwere Folgeerkrankung und durfte keinen Tropfen mehr anrühren, "brauchte" aber erst mal bzw. immer wieder einen Jägermeister, um den Stress über die Diagnose und Folgebehandlungen zu verarbeiten.
So etwas kann man mal anmerken. Wenn man wirklich Alkohol in bestimmten Situationen braucht, aber irgendwann absolut nicht mehr trinken sollte, weil es dann schlimmer wird (bei ihm war es am Ende die Amputation beider Beine), dann sollte man sich das frühzeitig eingestehen und Hilfe suchen oder, wenn man das schafft, langsam reduzieren und aufhören. Einige wenige schaffen das alleine, sehr viele nicht.

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Hier berufliche Erfahrung mit dem Thema. Wenn deine SM täglich 2-3 Flaschen Sekt/Wein trinkt, ist sie Alkoholiker in, da ist sie ja ca. 15-fach über der empfohlenen Höchstmenge pro Tag und das ohne Pausen.

Ich würde das Gespräch suchen. Sagen, dass ihr euch Sorgen macht. Ja, vermutlich werden sie das ins lächerliche ziehen. Aber ihr habt es gesagt. Für Alkoholiker läuft das lange oft unter "es gibt ja kein Problem". Deshalb ruhig oft sagen, wo es ein Problem gibt. Wenn es euch nervt, dass sie Quatsch erzählt oder lallt. Ruhig erwähnen und Konsequenzen ziehen. Ihr seid nicht gezwungen, mit einer betrunkenen auf der Couch zu sitzen.

Ich würde auf jeden Fall als Eltern klar machen, dass ihr nicht wollt, dass euer Kind von alkoholisierten Personen betreut wird. Das ist für euch vernünftig und gut zu kommunizieren. Keinesfalls allein mit Kind im Auto. Später kann das dann auch ein Gesprächseinstieg sein. Warum schafft sie es nicht, nüchtern zu bleiben? Da hätte sie ja Gründe (nämlich mehr Kontakt zum Enkelkind.

Vermutlich wird das alles nicht sofort was ändern. Deshalb überlegt euch gut, wo eure Grenzen sind. Formuliert sie deutlich und haltet sie dann ein. Ihr könnt euch auch, wenn ihr mögt auch anonym, bei einer Suchtberatungsstelle als Angehörige beraten lassen. Auch, wenn sie keine Diagnose hat oder ihr euch da nicht sicher seid.