Hallo, ich hätte gerne mal ein paar Meinungen von außenstehenden.
Ich muss leider etwas ausholen.
Mein Mann hat ein sehr schwieriges Verhältnis zu seiner Eltern.
Sein Vater war sehr gewalttätig und schwerer Alkoholiker, ist allerdings trocken seit mein Mann ausgezogen ist, seine Mutter war den Kindern (mein Mann und seine jüngere Schwester) gegenüber nie direkt gewalttätig, hat es allerdings mit angesehen wenn sie vom Vater grün und blau geschlagen wurden, sie selbst hat natürlich auch einiges abbekommen.
Sie hat bis heute ein Alkoholproblem, sieht es selbst aber nicht.
Die beiden Eltern sind getrennt, seit mein Mann ein Teenager war. Seine Mutter hat schon lange einen neuen Mann, den mein Mann auch als seinen Stiefvater sieht.
Mein Mann hat zu seinem Vater seit etwa 7 Jahren keinen Kontakt mehr, sie sind nach einem Streit auseinander gegangen.
Ich kenn ihn auch (den Vater) und würde sagen, dass er ein gebrochener psychisch kranker Mann ist. Ich habe ihn auch ein mal ausrasten sehen (nicht direkt gewalttätig aber sehr cholerisch) und will mir nicht vorstellen wie er als Alkoholiker zu seinen Kindern und Frau war. Um ehrlich zu sein, bin ich ganz froh, dass wir keinen Kontakt zu ihm mehr haben.
Zu seiner Mutter und dem Stiefvater hatte ich immer ein sehr gutes Verhältnis, er (der Stiefvater) ist wirklich eine Seele von Mensch, hat uns immer geholfen war immer für uns da.
Seine Mutter ist auch eine sehr Liebe Frau (. Zumindest so wie ich sie kenne), die allerdings wirklich einige unschöne Eigenschaften hat. Sie hält sich immer aus allem raus, auch wenn sie sieht, das jemandem.unrecht getan wird.
Mein Mann und seine Schwester hatten vor etwa 5 Jahren einen Streit. Im Grunde ging es wie so oft, um Alkohol.
Mein Mann hasst Alkohol, er trinkt selbst keinen Tropfen und kann es nicht ausstehen wenn seine Schwester oder Mutter in seiner Gegenwart trinken. (Was sie allerdings immer tun, ich habe sie noch nie nichts trinken sehen, tatsächlich kenne ich seine Schwester fast nur zumindest angetrunken).
Jedenfalls kamen wir zu einer Feier, seine Schwester und Mutter waren Sturz betrunken, er hat sich drüber aufgeregt, seine Schwester hatte darauf hin einen, ich sage mal emotionalen Zusammenbruch. Die Situation ist völlig eskaliert, seine Mutter stand blöd daneben, was er ihr auch sehr übel nimmt.
Ich habe meinen Mann sogar noch angezettelt zu seiner Schwester zu gehen, sie zu trösten, denn sie ist psychisch auch nicht so ganz stabil und ich hatte ehrlich gesagt Sorge, sie könnte sich etwas antun. Hat er sogar gemacht, eigentlich haben sie sich vertragen. Aber seit dem gab es keinerlei Kontakt mehr, kein Gratulieren zum Geburtstag, kein hallo an Weihnachten, nichts.
Das hab ich schon irgendwie akzeptiert
Nun hat er seit 3 Monaten auch keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter und Stiefvater, denn auch sie haben sich zerstritten. Wegen einer Kleinigkeit, ich weiss nicht mal.mehr so wirklich um was genau es ging.
Die beiden haben schon seit Ewigkeiten ein schweres Verhältnis, weil.mein Mann ihr viele Dinge nicht verzeihen kann, sie möchte absolut nicht mehr über die Vergangenheit sprechen, sie hat sich schon für vieles Entschuldigt.
Es gab Aussprachen, viele Tränen, aber mein Mann kann ihre Entschuldigungen nicht annehmen. Was ich auch irgendwie verstehen kann, weil wirklich schlimme Dinge passiert sind.
Mal als Beispiel
Mein Mann wurde als er 6 war, von seinem Vater verprügelt, weil er wohl nicht aufräumen wollte. Sein Vater brach ihm den Arm (wohl mit voller Absicht), seine Mutter ist nicht mit ihm ins Krankenhaus gefahren, weil es ja "seine Schuld" war, er hätte den Vater nicht erzürnen dürfen. Der Arm ist dann schief zusammen gewachsen und er hat bis heute Probleme damit. Das ist jetzt nur ein Beispiel von sehr vielen.
Seine Mutter streitet sowas zum Teil auch ab, oder sagt Sachen wie " das waren halt andere Zweiten"
Ich mag sie eigentlich und kann mir manchmal gar nicht vorstellen dass sie so grausam war.
Jedenfalls hat mein Mann jetzt zu keiner Person aus seiner Familie Kontakt mehr, worunter er auch irgendwie leidet. Ich habe vorhin mal vorsichtig das Thema Weihnachten angesprochen (was wir sonst mit seiner Mutter und Stiefvater gefeiert haben) . Er hat angefangen zu weinen.
Wir haben eine kleine Tochter 3 Monate, seine Mutter hat sie auch erst einmal gesehen. Er wünscht sich so sehr Großeltern für unsere Tochter. Ich hab auch "nur" eine Mutter, mein Vater ist tot und ich habe keine Geschwister. Mit ihr (meiner Mutter ) habe ich ein sehr enges Verhältnis und sehe sie eigentlich jede Woche. Mein Mann mag sie sehr, aber ich glaube es macht ihn fertig, bzw er sagt dass auch, dass seine Mutter im Leben unserer Tochter keine Rolle spielt.
Ich find das alles so schwer, wir haben nur so wenig Familie, ich würde es verstehen, wenn mein Mann nach den Dingen in deiner Kindheit jeden Kontakt abbrechen will, aber ich sehe wie er leidet. Ich kann eh nicht viel.tun aber manchmal.frage ich mich, ob es meine Pflicht wäre zu vermitteln oder ihn zu bestärken den Kontakt für immer abzubrechen.
Was würdet ihr tun?
Mein Mann und das Verhältnis zu seiner Familie
Sei für ihn da, hör ihm zu. Eine andere Aufgabe hast du nicht und steht dir meiner Meinung nach auch nicht zu.
Ich würde meinen Mann unterstützen, egal was er entscheidet und schauen, dass es ihm gut geht. Und ich würde mal das Thema Therapie vorsichtig ansprechen. Das sind Traumata, die einen sehr prägen und meistens ohne professionelle Hilfe nicht verarbeitet werden können.
Alles Gute
Das ist eine sehr schwierige Situation, und dein Wunsch, ihm zu helfen, ist absolut verständlich. Gleichzeitig ist es herausfordernd, da du spürst, dass dein Mann einerseits unter dem Verlust leidet und andererseits mit den belastenden Erinnerungen kämpft, die ein erneuter Kontakt mit seiner Mutter oder Schwester hervorrufen würde. Die traumatischen Erfahrungen in seiner Kindheit sind tiefgehend und wahrscheinlich auch schwer zu verarbeiten.
Hier sind ein paar Ansätze, die euch vielleicht helfen könnten:
Therapeutische Unterstützung: Es könnte hilfreich sein, wenn dein Mann mit professioneller Unterstützung an den Erinnerungen und seiner Vergangenheit arbeitet. Ein Trauma aus der Kindheit, vor allem mit Gewalt und Vernachlässigung, ist oft schwer zu verarbeiten. Ein Trauma- oder Familientherapeut könnte ihm helfen, Klarheit darüber zu gewinnen, wie er zu seiner Mutter und Schwester stehen möchte, ohne sich dabei selbst zu schaden.
Langsame Annäherung in kleinen Schritten: Falls er sich irgendwann eine Annäherung vorstellen kann, könnte es helfen, in kleinen Schritten vorzugehen und zunächst vielleicht kurze, unverbindliche Treffen vorzuschlagen. So könntet ihr herausfinden, ob der Kontakt zu seiner Mutter – in einem sehr begrenzten Rahmen und unter klaren Bedingungen – für ihn und eure Familie tragbar ist.
Eigenen Raum für neue Traditionen schaffen: Vielleicht könntet ihr euch auf Weihnachten oder andere Familienanlässe vorbereiten, indem ihr eigene Rituale und neue Traditionen gestaltet. Das kann helfen, den emotionalen Druck von alten Familienerwartungen zu lösen und ihm und eurer Tochter trotzdem ein Gefühl von Familie und Zusammengehörigkeit zu vermitteln. So könnte auch der Wunsch nach Großeltern im Leben eurer Tochter ein Stück weit erfüllt werden, ohne die belastenden Aspekte seiner Vergangenheit.
Selbsthilfegruppen oder Austausch: Manchmal können Gespräche mit anderen Menschen, die Ähnliches durchgemacht haben, dabei helfen, die eigenen Erfahrungen zu reflektieren und konstruktiv zu verarbeiten. Dein Mann könnte von einem Austausch mit Menschen profitieren, die ebenfalls gewaltvolle oder vernachlässigende Familienverhältnisse erlebt haben.
Es ist eine schwierige Balance zwischen dem Wunsch, ihm zu helfen, und dem Respekt vor seinem eigenen Tempo und seinen Grenzen. Dein Verständnis und deine Geduld, kombiniert mit kleinen, durchdachten Schritten, könnten ihm den Weg ebnen, die richtigen Entscheidungen für sich und seine eigene kleine Familie zu finden.
„Nun hat er seit 3 Monaten auch keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter und Stiefvater, denn auch sie haben sich zerstritten. Wegen einer Kleinigkeit, ich weiss nicht mal.mehr so wirklich um was genau es ging.“
Liebe Ratlos,
mein erster Gedanke, als ich das las, war, ob ihr vielleicht selbst vor kurzem Eltern geworden seid und später schreibst du von eurer drei Monate alten Tochter.
Ich weiß noch genau dieses Gefühl bei meinem ersten Kind - wenn man sieht wie hilflos/schutzlos so ein kleines Wesen ist und wie abhängig es von liebenden, wohlwollenden Eltern ist - als ich an die vielen Kinder gedacht habe, die diese liebende Fürsorge nicht erfahren dürfen. Es war echt wie ein Stich mitten ins Herz und ich musste bitterlich weinen. Und das, obwohl ich - und auch mein Mann - eine sehr schöne Kindheit hatten. Ich denke bei seinem Mann kommt gerade mit der Geburt eurer Tochter Vieles aus seiner eigenen Kindheit wieder hoch. Vielleicht kannst du ihn dabei unterstützen, seine Vergangenheit professionell aufzuarbeiten. Ich kann auf jeden Fall voll verstehen, dass die Erinnerungen für ihn unglaublich schmerzhaft sind und er keinen Kontakt mehr zu seiner Familie möchte.
Alles Liebe!
Die Kindheit ist ein Kübel den man dir überstülpt und der dein ganzes Leben an dir herunter rinnt..
An den Spruch muss ich immer denken wenn ich Sachen wie deinen Text lese.
Hat dein Mann eine Therapie gemacht?
Dazu würde ich raten.. Hier kann nur ein Profi helfen.
Ich rate auch zu professioneller Hilfe. Dein Mann ist zerrissen zwischen dem, was er will/verdient (ne glückliche Familie, liebevolle Eltern und Großeltern - an dir sieht er, dass es sowas gibt) und gleichzeitig der Realität, dass seine Familie das nie erfüllen wird.
Damit muss er umgehen lernen und, dass er die Hoffnung aufgeben muss, dass seine Mutter und seine Schwester noch die „Kurve kriegen“, wenn er nur doll genug meckert/hofft/maßregelt.