Bruder ist ein Messi - wie viel Hilfe ist angemessen?

Hallo in die Runde. Kurz zur Situation: Achtung lang. habe gestern mit meiner Mutter telefoniert, wobei sie mir folgendes offenbarte. Mein Bruder wurde zum 30.11.2024 die Wohnung gekündigt, da er seit Jahren keine Handwerker, konkret die Heizungsmonteure zur Digitalisierung des Heizkörper messens, hineingelassen hat. Laut seiner Aussage ist die Kündigung rechtens, ein Anwalt hätte schon rüber geguckt. Anschließend offenbarte mein Bruder meiner Mutter und meinem Stiefvater das ganze Problem. Er hat eine Messi Wohnung,sei seit Januar mit diagnostizierter Depression in Behandlung und medikamentös gut eingestellt.
Soviel zur Geschichte, konkret geht es jetzt darum, was kann man tun, was kann man von mir verlangen und wie schaffe ich es meinem Bruder nicht an die Gurgel zu gehen?
Natürlich ist meine Mutter fix und fertig, hat letztes Jahr eine äußerst anstrengende Krebsbehandlung hinter sich, ist 64 Jahre alt und selbst psychisch nicht ganz stabil. Mein Stiefvater macht alles für meine Mutter und unterstützt dementsprechend meinen Bruder. Man muss dazu sagen, dass mein Bruder vor 25 Jahren schon mal eine Depression hat und auch einen Suizidversuch hinter sich hat. Dementsprechend muss man jetzt natürlich sensibel mit ihm umgehen. Mein Mann und ich würden beim Umzug helfen, aber wir können die Wohnung nicht ausräumen. Das schaffe ich nicht ( da sind wohl überall Spinnen und wir sprechen von menschenhohen Müllbergen). Jetzt soll eine Firma kommen. Aber mein Bruder hat nicht wirklich viel Geld. Ich habe Angst, dass jetzt von mir verlangt werden könnte, dass wir was geben, denn wir haben ein paar Ersparnisse. Ich will das nicht.
Schlimmer ist, ich bin sauer auf meinen Bruder. Ich weiß er ist krank, doch trotzdem läuft es jetzt darauf hinaus, dass wir ihm aus der Patsche helfen. würde es nur um ihn gehen, könnte ich arschig sein, aber wegen meiner Mutter kann ich mich da nicht raushalten. Ich brauche Tipps, wo ziehe ich Grenzen, wie weit muss ich helfen und was sage ich mir, um die innere Gelassenheit zu bekommen, meinem Bruder nicht ein paar passende Takte zu sagen?

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Ich bin ein wenig irritiert darüber, wie viel "ich, ich, ich" in deinem Beitrag steckt. Ich glaube, am besten wäre es, wenn du dich in diese Sache gar nicht direkt involvieren würdest, denn deinem Bruder ist kaum damit geholfen, dass du ihm "an die Gurgel" gehst oder sauer auf ihn bist. Er ist krank, das hat er sich nicht ausgesucht. Es gibt Beratungsstellen für das Messiesyndrom. Vielleicht könntest du da einmal anrufen, die werden sicherlich auch Erfahrungen mit der Situation von Angehörigen haben.

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Deine Irritation ist nachvollziehbar. Aber genau darum geht es ja, wo setzt mein Ich ein und wo muss ich es zurückstecken. Du kannst es nicht wissen, da es den Rahmen sprengen würde, aber ich kenne mich sehr gut mit psychischen Erkrankungen aus: Mutter Depression als ich 15 war
Vater Alkoholiker ( trocken) und therapiertes Burnout
Stifvater erfolgreicher trockener Alkoholiker
Bruder jetzt die zweite Depression. Also ja ich weiß, was es mit psychischen Erkrankungen auf sich hat.
Wenn du richtig gelesen hast, geht es mir um meine Mutter und diese zu unterstützen , ohne mich neben Vollzeit Job, Kind und Mann selbst kaputt zu machen. Ist da der Blick auf das Ich so verwerflich?

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Natürlich darfst und sollst du auch an dich denken und das klingt nach einer schwierigen familiären Vorgeschichte. Mich irritiert nur immer noch, dass du sofort daran denkst, was man von DIR verlangen kann. Aber hat denn jemand etwas verlangt? Hat deine Mutter dich um Hilfe gebeten? Hat dein Bruder dich um Hilfe gebeten? Ich lese deinen Text so, dass beide das nicht explizit getan haben (mit deinem Bruder direkt scheinst du ja nicht gesprochen zu haben). Verlangst du es also eigentlich in erster Linie selbst von dir, kannst es aber nicht, weshalb du nach 'Absolution' aus anderer Quelle suchst?

Versteh mich nicht falsch, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das eine ganz schwierige Situation ist. Aber im Fokus steht gerade eigentlich, dass du helfen willst, aber ganz genau weißt, dass du das psychisch und praktisch nicht kannst. Und ich weiß nicht, ob das für die Situation hilfreich ist.

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Ich würde auch zu einer professionellen Beratung für Angehörige von psychisch Erkrankten raten. Dein Bruder ist krank. Zum Glück ist er ja schon in Behandlung, aber so eine Krankheit wird man nicht innerhalb von kurzer Zeit wieder los.

Aus rechtlicher Sicht bist du nicht verpflichtet ihm zu helfen oder die Kosten des Umzugs bzw. des Unternehmens, das den Müll beseitigt zu zahlen. Ob du aus moralischer Sicht in der Pflicht bist, sieht wohl jeder anders.

Ich glaube, dass ich auch Ekel davor hätte eine komplett vermüllte Wohnung auszuräumen und würde dann eher bei anderen Sachen helfen also z.B. die neue Wohnung einzurichten oder bei Behördengängen.

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Danke für deine hilfreichen Antwort.

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Meine Vorschreiberin hat dir schon guten Input gegeben und ich sehe es ähnlich.

Du musst rein gar nichts tun. Wahrscheinlich hast du dich in der Vergangenheit verpflichtet gefühlt, allen möglichen Familienmitgliedern zur Seite zu stehen. Das musst du aber nicht tun, wenn du nicht willst.

Wenn dein Bruder ein Messi ist, dann hilft auch eine schnelle Entrümpelungsaktion gar nichts, denn die Wohnung (oder die künftige, wenn er wirklich rausgeworfen wird) wird ja wieder von ihm zugemüllt werden.

Er muss einsehen, dass er Hilfe in Form von Therapie braucht.

Es bringt nichts, wenn du dich über ihn ärgerst oder ihm ein paar Takte sagst. Das Messiesyndrom ist eine psychische Erkrankung und auch wenn ich deinen Ärger verstehen kann, aber nur der Messie selbst kann in Form von einer intensiven (!) Therapie das Problem in den Griff bekommen.

Ich würde mich an deiner Stelle überhaupt nicht einmischen. Ich meine, sofern du mit deinem Bruder nicht zusammen lebst, musst du doch nicht kommunizieren. Auch deine Mutter kann dich nicht dazu zwingen. Und wenn du dich bisher von den anderen hast einspannen lassen, dann ist das jetzt eine gute Übung, zu lernen, sich abzunabeln.

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Danke

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Mich macht der Beitrag irgendwie traurig.

Sag mal, dein Bruder ist psychisch schwer krank und du hackst noch so ekelig auf ihm rum. Ihm wurde sein Dach über den Kopf wegen dieser Erkrankung weggenommen und dazu noch musste er sich einmal komplett nackig machen, da es nun wegen der Monteure, die nicht in die Wohnung kamen, herauskam, was wirklich Sache ist.

Ich kann nur von mir sprechen. Ich wäre für meinen Bruder in vollem Unfang da und würde ihm helfen, wo ich nur könnte.
Mehr kann ich nicht sagen.

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Hast du psychisch kranke Menschen in deiner Familie?

Ich glaube du verstehst nicht, was für eine unglaubliche Belastung das für Angehörige ist!

Ständig für die Probleme anderer gerade stehen zu müssen, die eigenen Ersparnisse dafür aufbrauchen zu müssen, in Angst zu leben, was wieder als nächstes kommt. Nachts nicht schlafen zu können, aus Angst, welche Probleme wieder entstehen - und aus Grübelei, wie man die bestehenden Probleme lösen soll.
Das schlechte Gewissen - denn man weiß ja, der Bruder ist krank - gleichzeitig die Überlastung, da man selbst Kinder, Job, Familie hat für die man verantwortlich ist und die man auch schützen will.

Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich unsensibel die TE jetzt in die Buhmann-Rolle zu stellen. Sie will ja helfen - aber dabei Grenzen ziehen und sich und ihre eigene Familie schützen. Psychisch und auch finanziell. Und das ist ihr gutes Recht.
Sonst ist nämlich sie die nächste, die mit Burnout oder einer Depression da steht - und dann ist auch niemandem geholfen.

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Ich sehe es genau so wie meine Vorrednerin und würde meinem Bruder helfen!
Immer!

Ja, Ich kenne mich mit psychisch kranken Menschen aus- mein Stiefvater hatte Chorea Huntinton, mein Stiefbruder hatte die Kinderform Morbus Westfahl Syndrom!
Beide sind bereits gestorben!

Finde es kommt alles sehr kühl rüber!
Dein Bruder ist krank und braucht Unterstützung- familiäre und professionelle Hilfe!

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An meisten hilfst du wenn du ihn langfristig bei betreuten wohnen unterbringen kannst. Dafür würde ich mich einsetzen.

Und ja ich würde auch Geld in die Hand nehmen und die Firma finanzieren bzw einen Teil dazu geben.

Es ist dein Bruder 🤷.

Dein ich muss jetzt einmal zurück stecken das ist keine Patsche sondern eine Krisen Situation und du musst das als solche bewerten.

An die Gurgel gehen und fragen wo dein ich bleibt sind grad sowas von fehl am platz.

Ihr müsst eine langfristige Lösung finden dein Bruder kann das nicht.

Alles gute dir

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"Es ist dein Bruder" stört mich hier irgendwie.

Nur weil er ihr Bruder ist, muss sie ihn nicht lieben und unterstützen.

Mein Mann hat auch einen Bruder, der viele Eigenschaften hat, die meinen Mann dazu bewogen haben, den Kontakt abzubrechen.

Wenn "etwas" wäre, würde der keinen Cent von uns sehen. Bruder hin oder her.

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Wenn krasse Sachen vorgefallen wären stimme ich dir 100% zu aber das las ich hier nicht. Es war nur von Krankheit die Rede und ja da ist Familie wichtig.

Wichtiger denn je.. Erst in Krisen merkt man wer zu einem steht und das hier ist eine, wenn Obdachlosigkeit droht.

Vor diesem Hintergrund ist der Satz "er ist dein Bruder" zu sehen 😊

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Ich habe beruflich schon viel mit Angehörigen von psychisch erkrankten Menschen zu tun gehabt. Abgrenzung und Selbstschutz sind das A und O.

Von daher machst du es genau richtig, wenn du dich zu allererst fragst, was du leisten kannst und willst.

Dein Bruder soll besser heute als morgen zum Sozialamt gehen und sich beraten lassen.
Hat er denn eine neue Wohnung oder ist er ab Dezember wohnungslos?

Du bist als Schwester nicht gesetzlich dazu verpflichtet, ihn finanziell zu unterstützen.

Ich habe schon einige Messiewohnungen gesehen. Schon aus Selbstschutz würde ich da nichts selbst ausräumen. Oft findet sich Ungeziefer und anderes unter den Müllbergen. Die Entrümpelungsfirmen haben spezielle Ausrüstungen, arbeiten mit Atemschutz usw.

Ich finde es richtig, das den Fachleuten zu überlassen.

Dein Bruder ist in Therapie und medikamentös eingestellt. Im Falle einer akuten Suizidalität ist der psychiatrische Notdienst der richtige Ansprechpartner.

Versucht, euch alle zusammen an einen Tisch zu setzen.
Was erwartet/ wünscht sich denn dein Bruder überhaupt von dir/euch?
Was hat er für Ideen wie es weitergehen soll?

Das würde ich versuchen zu klären.
Aber eine rechtliche und soziale Beratung sollte er unbedingt direkt in Anspruch nehmen.
Ein einmaliges Drüberschauen von einem Anwalt (Fachanwalt Mietrecht?) halte ich in dieser Situation für viel zu wenig.
Es muss geklärt werden, wie Entrümpelung und Umzug finanziert werden, eventuell eine neue Wohnung gefunden werden (Kaution?) usw.
Da braucht es umfassende kompetente Beratung.

Deinem Bruder ist langfristig nicht damit geholfen, wenn seine Familie sich da jetzt reinstürzt und unter Umständen völlig übernimmt.

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Danke für die hilfreiche Antwort. Vielen Dank für den vielen Input, da werde ich weiter gucken.

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Ich selber litt vor Jahren unter dem Messisyndrom und glaube mir - Betroffene schämen sich mehr als genug!
Vor allem, wenn es dann raus kommt und man sich nackig machen muss. Wenn man dann Verwandte in diese Wohnung lassen muss, weil man es alleine nicht schafft.
Man will am liebsten im Erdboden versinken. Was meinst du, warum ein Messie sowas nicht herum posaunt?

Es ist eine Erkrankung die behandelt werden muss und da hilft es gar nicht, dass sauer bist. Dein Bruder leidet mehr als genug darunter und er ist sich dem Ausmaß auch bewusst.
Das hat auch nichts mit faul sein oder sonstigem zu tun - es ist die schlichte Überforderung und genauso wie seine Wohnung aussieht, sieht es in seinem Kopf aus.

Ich habe es mit Therapie und viel eisernen Willen und guter! Hilfe von Familie und Freunden geschafft.
Und genau DAS braucht dein Bruder jetzt - Hilfe. Bedingungslose und Verständnis.
Und keine "passenden Takte die man ihm sagt".

Wenn du dazu nicht in der Lage bist, dann halte dich raus.

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Und genau da liegt es doch, das Problem. All das, was du sagst ist mir bewusst. Ich weiß,dass er krank ist, ich weiß,dass er das nicht mit Absicht macht. Rational ist mir das alles klar. Aber das, was viele hier so verurteilen, sind erstmal meine Emotionen, bedingt auch durch Vorgeschichten , die jetzt hier den Rahmen sprengen würden. Diese eben nicht ausbrechen zu lassen, ist mein Ansinnen, weil ich weiß, dass dies falsch wäre, da mein Bruder krank ist.
Dafür wollte ich Tipps angemessen mit der Situation umzugehen, da diese Emotionen nicht hilfreich wären. Gefühle sind nun mal nicht immer rational und auch nicht immer richtig und angemessen. Dies zu beurteilen und dementsprechend zu handeln, macht meiner Meinung nach einen vernünftigen Erwachsenen aus. Meine Emotionen in den Griff zu kriegen, um dann angemessen und im richtigen Rahmen meinem kranken Bruder Hilfe zu leisten, sollte mein Ziel sein.

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Das klingt sehr vernünftig und reflektiert. Ich habe aktuell auch eine Krisen Situation und ja ich bin manchmal sauer auf den "Verursacher" da er meiner Meinung nach die Gesundheit so sträflich vernachlässigt hat und nun werde ich "mitbestraft"

Dennoch halten Empathie und echte Fürsorge die Oberhand. Ich sage mir dass niemand was dafür kann erneut an Krebs zu erkranken. Sicher Vorsorge und Kontrolle ist wichtig! Ja das Rauchen wäre besser gewesen es zu lassen.

Und nein ich weiß nicht ob der Krebs nicht trotzdem erneut zugeschlagen hätte und ja ich bin gefordert und ja ich tue alles was möglich ist um es dem Kranken zu erleichtern.

Das sind meine Gedanken.. Ich bin unmittelbarst betroffen du über eine Ecke.

Ich würde einfach handeln, akut was machbar ist. Dein Bruder wird nicht in der Lage sein Hilfe zu holen, er wird wahrscheinlich die Ämter nicht aufsuchen, da ist die Scham zu groß.

Ihre müsst ihm jetzt beistehen wer soll es sonst machen.

Wenn du dazu absolut nicht bereit bist würde ich das so kommunizieren und einen Kontakt Abbruch anstreben weil es sich zu sehr belastet.

Persönlich sehe ich dazu aber keinen Grund, ihr müsst halt alles in die Hand nehmen und in die richtige Bahn leiten, auf sich allein gestellt landet er sogar auf der Straße.

Alles gute dir

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Inwieweit möchtest du denn helfen?

Ausräumen nicht, finanziell beteiligen auch nicht und beim Umzug helfen geht ja irgendwie auch schwer, wenn du nicht in die Wohnung willst 😅

Ich denke, du musst ehrlich sein. Sag, dass du nicht helfen willst/kannst.

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Mir käme es darauf an wie zugänglich dein Bruder ist und ob er überhaupt fachliche Hilfe annehmen möchte.
Kurz gesagt ist ein Wille da, würde ich ihm helfen.
Ist keiner da, ist jede Hilfe umsonst.