Aus Heimatort weggezogen. Muss ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Eltern haben?

Liebe Community,

vor 7 Jahren bin ich 200 km von meinem Heimatort weg gezogen. Zuerst wollte ich nicht lange bleiben, habe mir dann aber ein schönes Leben inkl. Karriere und Familie hier aufgebaut.

Nun zu meinem Dilemma:
Ich habe ständig das Gefühl, als hätte ich meine Eltern mit meinem Umzug „verlassen“. Aber eigentlich stimmt das nicht, da ich sie sehr regelmäßig besuche.
Warum habe ich trotzdem ein schlechtes Gewissen?

Hinzu kommt, dass sie mich in 7 Jahren erst 2 Mal besucht haben, da sie lange Autofahrten hassen & daheim einen Betrieb haben, den sie nicht einfach so verlassen können. Das kann ich ja verstehen, aber 2 Besuche sind in den ganzen Jahren einfach nichts.

Außerdem ist mir meine Schwester gefolgt (damit habe ich aber nichts zu tun) und es schaut so aus, als würde sie auch hier bleiben. Also 2 von 3 Kindern weg.

Wie seht ihr das? Muss ich ein schlechtes Gewissen haben? Ist man seinen Eltern etwas schuldig? Aber ich kann doch nicht unglücklich zurück gehen, nur damit meine Eltern glücklich sind oder?

Bin gespannt auf eure Meinungen!

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Ich kenne das Gefühl, aber: Deine Eltern sind erwachsen, du bist erwachsen. Kinder zu haben heißt nicht, dass man sich damit automatisch ein für immer bestehendes soziales Nahfeld generiert hat. Schön, wenn es so ist, aber es gibt keine Garantie dafür. Ihr habt regelmäßigen Kontakt, in der heutigen Zeit ja auch kein Problem mehr, und das ist doch prima.

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Sind deine Eltern denn unglücklich? 200 km ist doch heute nichts mehr. Meine Schwestern und ich sind etwas weiter weggezogen, aber man kann sich noch regelmäßig besuchen.

Die Tochter meiner Kollegin ist vor ein paar Jahren nach Brasilien ausgewandert. Meine Kollegin hat sie jetzt in den Ferien besucht und ein Foto von sich und Tochter im Status gepostet. Ich muss zugeben, dass mir der Anblick einen kleinen Stich ins Herz versetzt hat. Was, wenn meine Kinder mal auswandern? 😫

Aber ich glaube kaum, dass du die bei der Entfernung Gedanken machen musst.

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Ich denke nicht, dass meine Eltern unglücklich sind. Sie hätten mich aber nur lieber näher bei sich, weil sie so ungern Auto fahren und schlecht von daheim weg können.

Es fühlt sich fast so an, als wäre ich nach Brasilen ausgewandert, weil sie mich nie besuchen kommen.

Auf die Frage von Freunden: „Kommen dich deine Eltern oft besuchen?“ lüge ich meistens weil die Wahrheit, nämlich dass sie nur 2x bis jetzt hier waren zu schmerzhaft für mich ist.

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Die Wahrheit ist du vermisst sie und nimmst es ihnen noch mehr übel dass sie dich so wenig besuchen.

Für dich ist es einfacher die schlechte Tochter zu sein als schlechte Eltern zu haben die sich nicht die Zeit und Mühe nehmen mal eben 400 km zu fahren.

🤗.. Sie haben dir ja ihre Gründe genannt, für mich nachvollziehbar dass sie vom Betrieb nicht weg können.

Prinzipiell machen sie ja das gleiche wie du, sie haben sich für den Betrieb entschieden und in Kauf genommen angehängt zu sein und dadurch auf Familien Zeit zu verzichten. Aber es ist ihr Leben und sie müssen glücklich sein damit und fein.

Das selbe gilt auch für sich. Also akzeptiere euer beiden Entscheidungen und leb dein Leben.

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Wieso solltest du ein schlechtes Gewissen haben? Machen deine Eltern dir eines?

Du lebst jetzt dein eigenes Leben und ganz ehrlich, 200 Km sind ja nichts.

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Ich habe vermutlich ein schlechtes Gewissen, weil ich aus einem kleinen Dorf komme, und dort nicht viele Leute wegziehen. Viele in meinem Alter dort sind sehr fixiert auf ihre Eltern und würden niemals darüber nachdenken irgendwo anders hinzuziehen. Daher rührt glaube ich mein Gefühl sie „verlassen“ zu haben.

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Du hast für dich eine Entscheidung getroffen. Und wie gesagt, 200 Km sind nicht die Welt. Wenn andere nicht ihre Eltern verlassen (was ich pers. ein wenig komisch finde, denn für mich ist es normal, nicht bei Mutti dauerhaft zu wohnen), dann ist das ihre Entscheidung.

Ich würde auch nicht lügen, wenn du gefragt wirst, ob deine Eltern dich besuchen. Auch wenn ich die Frage an sich seltsam finde und nie jemanden so etwas fragen würde. Aber Ehrlichkeit währt am längsten und du musst dich nicht dafür rechtfertigen, dass deine Eltern dich nicht so oft besuchen.

Sei doch stolz, dass du aus dem Dorf wegziehen konntest (ist jetzt nicht negativ gemeint!) und dir etwas eigenes aufgebaut hast. Ich würde das mal aus einer anderen Perspektive betrachten.

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Meine Eltern können mich auch nicht besuchen, mein Stiefvater (mein leiblicher ist schon lange tot) ist dialysepflichtig und so schlecht dran, dass Urlaubsdialyse nicht mehr in Betracht kommt.

Also haben wir auch Brasilien und eben doch nicht, weil man im Notfall einfach in 4h beieinander ist.

Und du musst kein schlechtes Gewissen haben, denn frage Dich doch mal, was Du von Deinen Kindern erwartest...

Dass Kinder flügge werden und ihre eigene Familie gründen mit eigenen Prioritäten ist nunmal der Lauf der Zeit.

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Ich finde nicht, dass du ein schlechtes Gewissen haben musst, nur weil du weggezogen bist.
Deine beiden Elternteile sind nicht ganz alleine, sondern haben sich als Paar und 200 km sind ja auch nicht so weit, dass du sie nicht besuchen könntest.
Wenn euer Verhältnis allgemein gut ist, werdet ihr doch sicher regelmäßig telefonieren und euch ab und zu sehen, um euch auszutauschen und am Leben des anderen teilzuhaben.
Ich finde die Möglichkeit, dass die eigenen Kinder flügge werden und wegziehen, normal, auch wenn es schön ist, wenn alle so nah beieinander leben, dass gegenseitige Besuche unkomplizierter sind.
Trotzdem kann man auch trotz größerer Entfernung ein tolles und inniges Verhältnis haben.

Dass sie dich nicht öfter besuchen, ist schade, aber war ja auch absehbar, wenn sie nicht gerne fahren und an ihren Betrieb gebunden sind.
Dann fährst du halt einfach zu ihnen.
Ich finde nicht, dass du deswegen lügen müsstest (warum tust du das?), aber auch nicht, dass deine Eltern ein schlechtes Gewissen haben sollten, weil sie die Entfernung nicht gut bewältigen können.
Ich würde es so nehmen, wie es ist - von beiden Seiten - und das Beste daraus machen.

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Haben deine Eltern denn gesagt, dass ihr zurück kommen sollt?

Sie klingen ja selbst sehr beschäftigt und eingespannt. Und sind sicher froh, dass ihr so selbstständig seid und ein tolles Leben führt, da haben sie als Eltern doch alles richtig gemacht :)

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Wieso solltest du das? Du bist als Kind ja nicht verpflichtet bis an dein Lebensende bei deinen Eltern in der Nähe zu wohnen. Du bist erwachsen und hast auch ein eignes Leben. So gesehen alles gut. Deine Eltern werden ja auch nicht immer in der Nähe ihrer Eltern gewohnt haben sondern eigenständig sich entwickelt haben. Nebenbei kümmerst du dich ja gut um deine Eltern von daher seh ich hier keine Probleme. Und das deine Schwester hier auch weg ist, ist eben Zufall. Und ein wenig Abstand tut auch immer gut. Eltern sehen Kinder ja oft nicht immer als Erwachsene sondern oft lange noch als Kinder!

Ela

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Das ist etwas völlig normales und gehört zum Leben dazu. Und wenn Eltern nicht damit rechnen, dass die eigenen Kinder mal Flügge werden und weiter wegziehen, dann ist das wahnsinnig blauäugig. Ich bin mit 19 Jahren für 5 Jahre 800km weit weggezogen. Dann war ich noch 1 Jahr ca. 3000km entfernt und jetzt wohne ich ca. 300km entfernt und ich werde auchnicht zurückgehen. Komme auch aus einem kleinen Dorf. Habe noch nie ein schlechtes Gewissen gehabt.

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Hä?
Das ist doch normal.

Meine Schwester und ich wohnen seit 25 und 30 Jahren 200km weg, der Großteil meiner Freunde und Bekannten wohnt entfernt von den Eltern…
Irgendwann geht man halt eigene Wege und bleibt sich im Herzen verbunden. Kein Grund für ein schlechtes Gewissen.