Ich habe zwei Jungs, der jüngere hat eine Behinderung. Ich liebe sie sooo sehr und „vermisse“ auch keine Tochter.
Meine Schwester hat einen Sohn und eine neugeborene Baby-Tochter. Ich freue mich sehr für sie.
Gleichzeitig komme ich mir aber unendlich dumm vor, dass es von allen Seiten so gelobt und hervorgehoben wird, dass es jetzt ein Mädchen und nicht „schon wieder ein Junge“ ist.
Heute Mittag verfiel wieder eine Bekannte in Jubelschreie und Niedlichkeitsseufzer.
Und oft fällt dann noch der Zusatz, aber Hauptsache das Kind ist „gesund“.
Dann komme ich mir richtig doof vor. Als hätte ich irgendetwas falsch gemacht.
Wahrscheinlich sollte es mir egal sein, aber es belastet mich einfach und ich finde auch keine passende Antwort, die nicht wahnsinnig unhöflich und gekränkt klingt.
Komme mir doof vor, alle begeistert über Schwesters Tochter
Ich glaube, du beziehst die Aussagen unnötigerweise auf dich und eure Familiensituation.
Denkst du, jemand möchte dich absichtlich verletzen?
Ich verstehe das Getue ums Geschlecht zwar auch nicht, aber lass den Leuten doch ihre Freude.
Du hast sicher nichts falsch gemacht und ich glaube auch nicht, dass das jemand vermitteln möchte.
Witzigerweise war es bei meiner Familie genau andersherum, als wir ein Mädchen bekommen haben, da hieß es, Mädchen gibt es schon genug...
Nimm die Sprüche so hin, es sind wirklich nur "Redewendungen" und versuche es gelassener zu sehen.
Und in ein paar Wochen ist der Spuk sowieso vorbei, wenn sich alles normalisiert hat.
Natürlich denke ich nicht, dass sie mich damit absichtlich treffen möchten. Es ist nicht einfach die alte Nachbarin von schräg gegenüber, sondern schon Personen, die wir kennen und die wissen, dass es nicht so einfach ist, ein Kind mit Behinderung zu haben.
Daher wundert und kränkt es mich auch, dass es so unbedacht ist.
Ja, das verstehe ich.
Ich glaube, ich würde es trotzdem ignorieren, mir wäre es einfach zu anstrengend, darauf zu antworten, weil es wahrscheinlich in einer längeren Diskussion enden könnte.
Aber wenn du antworten magst und es dir damit besser geht, ist es natürlich dein gutes Recht.
Ich verstehe das und ich finde, man darf ruhig äußern "als jemand mit einem Sohn mit Behinderung macht es mich traurig". Das finde ich weder patzig noch unhöflich. Und regt den gegenüber vielleicht zum Nachdenken an.
Meist ist das so ein Spruch, den die ältere Generation runterspult, wie "das ist aber heute auch schon wieder ein Wetter". Aber man darf sie drauf hinweisen. Das finde ich schon. Ich selbst habe ganz früher als ich Mutter wurde und dann um mich ein auch viele, diesen Satz auch schon gebracht. Dabei habe ich mir eher sowas gedacht wie "Hauptsache nicht bei der Geburt verstorben", also was wirklich heftiges. Inzwischen weiß ich auch, das der Satz Käse ist und tatsächlich kann ich auch nachempfinden wieso. Ich habe als Kind auch schon immer mit Taubstummen gespielt, einfach weil ich mit beim Camping mit diesen angefreundet habe als Kind, oder mit down Syndrom. Ich habe als Kind nie Unterschiede gemacht. Und trotzdem übernimmt man das so von dieser Generation. Ich denke es ist gut, wenn du sie drauf hinweist.
Meinem Kind geht es gut, er ist gut im Kindergarten integriert und hat Freunde. Seine Behinderung ist kein Dauerthema. Den Kindern ist das eigentlich egal, bzw. wenn ihre Fragen beantwortet sind, ist es immer okay.
Trotzdem ist es oft seltsam, wie sich die Erwachsenen verhalten. Es gibt eigentlich 3 Gruppen: Für die einen ist es kein Thema, was für mich völlig in Ordnung ist.
Dann gibt es die Gruppe, die dich die ganze Zeit bedauert, weil es ja so schlimm und schrecklich und schwierig als Familie sein muss und sie das niemals (so gut) könnten usw.
Und die letzte Gruppe sagt dir immer, dass dein Kind doch gar nichts besonderes hat und es doch deshalb auch keine Probleme gibt. Ed ist doch ein ganz „normales“ Kind.
Je nach Tagesform komme ich damit besser oder schlechter klar.
Ich denke, das mit dem Geschlecht bezieht sich wohl eher auf die "Abwechslung" oder wird eher von Müttern gebracht, die sich selbst Mädchen gewünscht haben. Das würde ich nicht persönlich nehmen.
Wenn ich mal später vielleicht drei Enkel eines Geschlechts habe, und das 4.Enkelkind hat dann das andere Geschlecht, könnte es schon sein, dass ich mich auch darüber freue, dass es mal was anderes ist....
Den Spruch mit dem "Hauptsache gesund" finde ich auch blöd. Meine zweite Tochter hatte nur eine kleine Behinderung (Gaumenspalte). Trotzdem fiel es mir schwer eine Whats App zur Geburtsverkündigung zu verfassen, weil ich eben NICHT schreiben wollte/konnte: xy kam gesund und munter auf die Welt!
Seitdem reagiere ich auch sensibler auf den Spruch und finde, du kannst da ruhig kontern mit: "Tja da habe ich dann wohl doppelt Pech gehabt, Junge und auch noch nicht gesund!" Oder mit: "Ja, wenn das Kind nicht gesund ist, ist es wirklich schade/anstrengend/traurig"...
Das mit dem Geschlecht würde ich nicht so eng sehen. Viele finden es einfach schön, wenn es beides in der Familie gibt, Jungen und Mädchen.
Es geht um deine Nichte, nicht um dein Kind.
Klar ist das ne doofe Aussage.
Aber sie sagen das zu deiner Schwester und mit dem Satz meinen sie wahrscheinlich nur, dass die Eltern ein gesundes Kind bekommen haben.
Du interpretierst da meiner Meinung nach etwas zu persönlich, weil du halt ein nicht gesundes Kind hast.
Wurde dieser Satz denn persönlich zu dir gesagt? Oder hast du es nur gehört.
Meine Schwiegermutter hat 4 Enkelkinder, 2 Mädchen ( vom Schwager), ein Junge und zuletzt ein Mädchen von uns.
Bei unserenm Sohn kam von der Oma: oh wie schön, ein Stammhalter! Dann bleibt der Nachname erhalten.
Meine Antwort damals: wer weiß, ob er nicht mal den Namen seiner Frau annehmen.
Bei unserer Tochter hieß es nur. Oh schön, jetzt habt ihr ein Päarchen.
Weder wir noch der Bruder meines Mannes bzw. Seine Frau waren irgendwie pikiert, über die Aussage mit dem Stammhalter.
Ich würde da weder nen Spruch machen noch mich über die Aussagen ärgern.
Die Aussagen waren an mich gerichtet, meine Schwester war nicht dabei, die Tochter ist gerade erst geboren.
Es geht darum, dass mir gesagt wird, dass es schon schöner gewesen wäre, wenn ich auch eine Tochter bekommen hätte und nicht „bloß“ Jungs und nicht mal gesund.
Natürlich darf man meiner Schwester zur Tochter gratulieren. Ich freue mich ja auch über meine Nichte.
Vielleicht kann man das auch nur verstehen, wenn man ein Kind mit Behinderung hat. Mich hat mal eine wildfremde Frau im Supermarkt gefragt, warum man heutzutage noch ein behindertes Kind bekommen muss.
Ok, dass du direkt angesprochen und auch die Behinderung erwähnt wurde, lässt das anders aussehen.
Kann es sein, dass du allgemein etwas dünnhäutig bist wegen der Behinderung deines Kindes?
Hallo,
oh man. Ich verstehe, dass dich das trifft
Ich glaube dennoch, dass es dich eigentlich nicht treffen müsste, weil beides, sowohl das Gefreue, um das Geschlecht, als auch das Gerede über die Gesundheit, glaube ich in diesen Momenten einfach Floskeln sind und niemand in diesem Moment darüber nachtdenkt, was man damit eigentlich noch ausdrückt. Also man drückt eben nicht nur aus, schön, dass das Kind gesund ist, sondern im Umkehrschluss könnte man meinen, dass auch eine Aussage über den Fall getroffen wird, in dem das Kind nciht gesund wäre. darüber denkt aber niemand nach in dem Moment und meint es auch nicht so. Ich habe schon oft gesagt "hauptsache gesund" ...ich habe da echt nicht weiter gedacht. Ich werde mal sehen, ob ich mir eine andere Floskel für "Hauptsache es geht euch gut und ihr seid glücklich" zulege (oder ich sage es fortan einfach genau so ). Und für mich ist diese Floskel irgendwie auch immer wie die Aussage "dein Kind ist wunderbar und es gibt keine Erwartungen an das Kind, es kann nichts falsch machen, es wird Freude bringen und geliebt sein"
Und wegen dem Gequietsche zwecks des Geschlechtes. Ganz ehrlich...das ist ein Verhalten, welches man denkt, dass sozial erwünscht ist. Also man möchte der Schwangeren signalisieren "oh toll..alles ist toll....jetzt ist es sogar noch extra toll". Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich was mit dem Geschlecht zu tun hat. Also bei Ausnahmen schon, aber es werden die wenigsten sein, die emotional wirklich davon bewegt werden, ob irgendjemand im Bekanntenkreis nun ein Junge oder ein Mädchen bekommt. Ich glaube wirklich, dass hinter dem Gequietsche und Gefreue einfach die Motivation dahinter steckt zu signalisieren "ich bin emotional bei euch und es ist alles so aufregend und super und ganz ausergewöhnlich und einzigartig und besonders bei euch"....
Aber ich verstehe wie gesagt, dass es dich trifft. Irgendwo in dir scheint es einen Punkt zu geben, der, wenn er getroffen wird, Selbstzweifel hervorruft. Oder die Frage, ob du gut genug bist? Das Gefühl, dass du nicht so gesehen und wertgeschätzt wirst? Irgendwie sowas vielleicht? Und der Punkt wird mit diesen Aussagen wohl getroffen.
Wir alle haben solche Punkte.
Ich würde mir jemanden suchen zu dem ich ein echt gutes Verhältnis habe. Jemanden, dem ich mich verletzlich zeigen kann, jemanden dem ich vertraue...also vielleicht eine beste Freundin? ein bester FReund? oder dein Mann....und dann würde ich mir mein Leid einfach mal von der Seele reden. Die Verletzlichkeit einfach mal zulassen und raus lassen....und einfach mal ein bisschen traurig sein, dass ich das Gefühl habe hier übersehen zu werden (also, übersehen in dem Sinne, dass niemand merkt, was es vielleicht mit mir macht, wenn man darüber spricht "hauptsache gesund" usw. ). Und dann würde ich versuchen am Ende des Gespräches wieder in mein Erwachsenen-Ich zu kommen, in die Realität, in den Verstand....Und auf dieser Ebene ist es sehr wahrscheinlich so, dass all diese Aussagen wirklich rein gar nichts darüber aussagen, dass diese Person deinen Sohn mit Behinderung weniger wertvoll findet, oder irgendwas. Und es ist so, dass, selbst wenn die Bekannte oder Verwandte das finden würde...dann würde das nichts über den Wert deines Sohnes, oder über deine Familie aussagen, sondern lediglich etwas über die traurigen Ansichten dieser Person, die soetwas äußert und denkt.
Fühl dich gedrückt.
Wahrscheinlich katapultiert es mich einfach zurück in diese schlimmen Situationen. Eine Schwangerschaft mit dem Wissen, dass dein Kind größere gesundheitliche Probleme und Behinderungen hat, wünsche ich niemandem.
Die Anfangszeit, die eigentlich so schön kuschelig ist, war bei uns geprägt von vielen Untersuchungen und Krankenhausaufenthalten und das während Corona, ich war immer alleine, nicht mal der Papa durfte mit.
Immer mit der Sorge, wie geht es weiter, wie entwickelt sich mein Kind und welche „Baustellen“ hat es noch.
Gleichzeitig ohne das große Geschwisterkind, das zuhause war und nach der Mama und dem Bruder gefragt hat und nur telefonieren konnte.
All die Termine, Anträge, Beratungsbesuche, alles kostet viel Kraft und immerzu geht es um die Probleme und Behinderungen. Niemand sagt, dass ist aber ein süßes Kind.
Es wird seitenweise notiert, was es alles (noch) nicht kann und welche Therapien es gibt.
Ja, wahrscheinlich bin ich einfach nach ein paar Jahren müde und abgekämpft. Und dann eben auch empfindlich bei solchen Aussagen.
Ohje. Ich finde, da darfst du auch müde und abgekämpft sein. Da hast du/habt ihr einfach wahnsinnig viel geleistet und auch erlitten, wenn man das so sagen darf.
Ich denke wirklich, dass du dir jemanden suchen solltest, der dich mal ganz fest in den Arm nimmt und hält. Dass du dich mal fallen lassen darfst und anstatt halten zu müssen, gehalten wirst. Ich kenne dieses Gefühl des abgekämpft seins. Und ich zumindest hatte manchmal das Gefühl mich einfach fallen lassen zu wollen. Mich anlehnen zu wollen, loslassen und schwach sein zu dürfen. Leider hatte ich niemanden, der mich mal in den Arm nimmt. Ich hoffe, das ist bei dir anders.
Ja , unschön,stimmt. Aber auch du kannst zu deiner Nichte ein ganz besonderes Verhältnis aufbauen! Du weißt doch noch nicht, was die Zukunft bringt.
Davon bin ich überzeugt, mein Herz ist definitiv groß genug für alle Kinder, meine eigenen und alle Neffen, Nichten, Kinder von Freunden etc. Das ist auch überhaupt nicht der Punkt.
Auch von meiner Schwester oder meinem Schwager würden nie komische Kommentare kommen. Das Thema ist nicht, dass es dieses Mädchen gibt oder dass ich jetzt unbedingt auch noch ein Mädchen bekommen möchte. Wir haben zwei Kinder und das ist gut so. Es ist der Umgang oder die Betrachtungsweise der Anderen und deren unbedachte Kommentare, die mich dann eben treffen.
Ich kenne das auch, nur in anderer Konstellation. Ich habe 2 Jungs und vor einigen Monaten noch eine Nachzüglerin bekommen. Die Reaktionen auf das Mädchen waren ganz andere als auf die beiden Jungs. Das fing in der Schwangerschaft schon an und ehrlich gesagt verstehe ich diese unverhältnismäßigen Überreaktionen überhaupt nicht. Meine Jungs sind/waren mindestens genauso süß. Meine schlimmsten Momente waren, als Fremde beim Einkaufen versucht haben, in den Maxi-Cosi zu fassen, um das goldige Baby einmal zu berühren 😬. Ich fand das nicht nett, ich bin geflohen. Und dieses Inflationäre "Hauptsache gesund" kann ich auch nicht mehr hören, es wirkt, als müssten diese Leute dann ihre persönliche Meinung relativieren, um nicht als Unmenschen dazustehen.