TW: Häusliche Gewalt

(Bitte bedenkt das die Situation nicht aufs Detail geschrieben werden kann, es würde den Rahmen sprengen. Es würde so viel zu schreiben und zu erzählen geben aber das kann man leider nicht rüber bringen übers Internet.)

Hallo zusammen, ich brauche dringend euren Rat.

Meine Mutter erlebt seit Kurzem häusliche Gewalt durch ihren Mann, mit dem sie seit 9 Jahren verheiratet ist. Sie haben eine 5-jährige Tochter, meine Halbschwester. Ich möchte die Situation schildern, um Hilfe und Tipps für sie zu bekommen, da sie momentan keinen Ausweg sieht.

Die Beziehung meiner Mutter zu meinem Stiefvater war von Anfang an nicht einfach. Beide hatten vorher schwierige Ehen hinter sich und brachten Kinder mit in die Beziehung, was immer wieder zu Konflikten führte. Mein Stiefvater, ein sehr dominanter und manipulativer Mann, hat seine wahre Persönlichkeit jedoch erst mit der Zeit vollständig gezeigt. Bereits in der Schwangerschaft meiner Mutter kam es zu aggressiven Ausbrüchen – er schlug Türen ein und verlor schnell die Kontrolle. Doch erst in den letzten Jahren ist die Beziehung extrem instabil geworden, besonders seit diesem Sommer.

Die häusliche Situation:
Die Familie meines Stiefvaters ist wohlhabend. Sie besitzen ein Mehrfamilienhaus, in dem alle Familienmitglieder auf verschiedenen Etagen wohnen. Meine Mutter, mein Stiefvater und meine kleine Schwester leben in einer sehr kleinen 2-Zimmer-Wohnung, während die Schwiegermutter meiner Mutter direkt nebenan in einer großen 4-Zimmer-Wohnung lebt. Ein Tausch wurde nie angeboten, obwohl meine Mutter seit 5 Jahren unter diesen beengten Verhältnissen leidet.

Meine Schwester hat mit ihren 5 Jahren bis heute kein eigenes Zimmer, keine Spielecke und schläft immer noch zwischen den Eltern. Mein Stiefvater zeigt keinerlei Interesse an ihr – er spielt nicht mit ihr, kümmert sich nicht um Arztbesuche und war nur ein- oder zweimal überhaupt mit ihr draußen. Stattdessen erwartet er, dass sie ständig ruhig ist. Während meine Mutter all diese Aufgaben übernimmt, schaut er laut Fernseher, oft Filme mit verstörenden Inhalten, selbst wenn die Kleine daneben sitzt.

Mein Stiefvater und seine Familie:
Mein Stiefvater behandelt meine Mutter nicht nur respektlos, sondern auch wie eine Dienerin. Sie hat jahrelang für ihn und seine Mutter gekocht, geputzt und sich aufgeopfert, in der Hoffnung, eine glückliche Ehe zu führen. Doch er ignoriert ihre Gefühle und reagiert kalt. Seine Familie unterstützt meine Mutter nicht. Als es vor einigen Tagen zu einem heftigen Streit kam, bei dem mein Stiefvater sie würgte und mit einem Messer bedrohte, stellte sich selbst seine Schwester, die ihn zurückhielt, auf seine Seite. Statt Verständnis zu zeigen, warf sie meiner Mutter vor, sie habe ein „zu scharfes Mundwerk“.

Die aktuelle Situation:
Meine Mutter ist finanziell und emotional am Ende. Sie erhält nur 1.200 Euro Krankengeld und hat Angst, keine Unterstützung zu bekommen. Mein Stiefvater verdient offiziell 1.700 Euro, nimmt aber inoffiziell Geld aus dem Laden seiner Familie, sodass er vermutlich kein Unterhalt zahlen würde. Er schläft inzwischen bei seiner Mutter, doch meine Mutter hat keine Möglichkeit auszuziehen, weil sie keine Ersparnisse hat.

Meine Frage:
• Hat jemand Erfahrung mit solchen Situationen und weiß, wie meine Mutter schnell rechtliche Hilfe bekommen kann?
• Welche Ansprüche hat sie – könnte sie z. B. Bürgergeld oder Wohngeld beantragen?
• Wie kann sie am besten eine Wohnung finden, auch ohne finanzielle Rücklagen?

Ich bin selbst verheiratet und wohne 300 km entfernt, sodass ich nicht vor Ort helfen kann. Ich leide sehr darunter, meine Mutter so hilflos zu sehen. Sie hat so viel durchgemacht: Ihr erster Mann (mein Vater) war gewalttätig, alkohol- und drogenabhängig. Nach der Scheidung verfiel sie in Depressionen und heiratete meinen Stiefvater viel zu schnell. Sie hat jetzt erkannt, dass er ein Narzisst ist, doch sie weiß nicht, wie sie aus dieser Situation herauskommt. Meine kleine Schwester und meine Mutter müssen dringend weg um endlich wieder glücklich zu sein…

Bitte teilt eure Erfahrungen oder gebt Tipps, wie sie am besten vorgehen kann.

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Ich finde das Verhalten deiner Mutter dir gegenüber richtig, richtig mies und keinen Deut besser als das der Familie gegenüber ihr.
Wenn sie bereits eine erwachsene Tochter hat, ist sie keine 16 mehr, sondern schon so lange auf dieser Erde, dass sie weiß, dass es kein Aufwachsen ist wenn ihr Kind zusehen muss wie die Mutter gewürgt wird und mit dem Messer bedroht.
Und sie müsste sich auch so gut mit dem Sozialstaat auskennen um zu wissen, dass es keine Möglichkeit gibt, schlechter als in einer 2-Zimmer-Wohnung zu leben und sie mit 1200€ plus 250€ Kindergeld plus Unterhalt (den der Mann natürlich zahlen muss, notfalls gibt es halt UHV) PLUS noch gegenfalls Wohnheld/Kinderzuschlag weit entfernt davon ist, obdachlos auf der Stadt zu landen. Eine einfache googlesucgen würde ihr auch zeigen, wo der nächste weiße Ring ist, ggf. ProFamilia oder Caritas oder sonst was. Wenn sie WIRKLICH wollen würde und nicht nur bei dir ihren Seelenbalast abladen, hätte sie dort als erwachsene Frau sich längst Hilfe suchen können.

Stattdessen zieht sie beide(!!) ihrer Töchter in ihre Gewaltbeziehung mit rein (das muss man bei 300km Entfernung erst mal schaffen) und maternalisiert dich, sodass du dir Sorgen darum machen musst, dass deine Mutter verprügelt wird, anstatt dass sie selbst Konsequenzen zieht, macht sie dich für ihr Sehlenheil verantwortlich, obwohl die Situation wirklich nicht schwer wäre selbst zu lösen.
Ich habe vollstes Verständnis, dass es sauschwer bis unmöglich ist, sich von einer narzisstischen, gewaltätigem Person zu trennen.
Aber das ist sowohl auf deine Mutter als auch auf dich bezogen. Denn das was sie bei dir macht (Verantwortlich fühlen, bemitleiden, behaupten keinen Ausweg zu haben) ist nicht weniger manipulativ als dass was ihre Exmänner so veranstalten und wird dich nachhaltig schwer beschäftigen bis traumatisieren.

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Das waren auch meine Gedanken.

Wenn sie gewürgt wurde, sollte sie nun zum Hausarzt gehen.
Über Beratungsstellen oder die Polizei kann sie in ein Frauenhaus.

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In so einer Situation weiß man oft aber wirklich keinen Ausweg. Was meinst du, warum es so viele Frauen gibt, die bei gewalttätigen Männern bleiben? Das hat nichts mit "wirklich wollen" zu tun. Die Frau ist hier das Opfer, genau wie ihre beiden Töchter. Die Täter sind ja nicht dumm: Neben der reinen körperlichen Angriffen wird meist auch psychisch manipuliert. Schön, wenn DU dir sicher sein kannst, dass du das erkennen würdest und dich "einfach" befreien könntest.

Täter gegenüber den Töchtern bleibt für mich der (Stief-) Vater, nicht die Mutter!!!

Ich gebe dir Recht, dass es zum Glück heute einige Möglichkeiten gibt und die Mutter der TE nicht auf der Straße landen würde. Rein finanziell und organisatorisch ist es eine recht simple Sache, den Mann zu verlassen. Aber es gehört soooooo viel mehr dazu und das ist alles aber nicht einfach!

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Die Schwester ist vermutlich noch im Kindergarten?
Wäre es eine Möglichkeit, dass deine Mutter mit ihrer Tochter erst mal zu dir zieht und von dort aus alles weitere in die Wege leitet?

Dann könntest du mit ihr auch zur Polizei gehen und die Sache anzeigen! Würgen, Messer - das ist nichts mehr, das zwischen Eheleuten bleiben sollte!

Ich weiß nicht, wie es rechtlich ist, wenn eine Mutter mit dem Kind 300 km weit weg geht, aber offiziell kann man es sicherlich erst mal als "Urlaub" bezeichnen und dem Mann auch per SMS mitteilen - und sich dann vor Ort, also bei dir, direkt bei der Polizei nach Möglichkeiten und Rechten erkundigen.

"Ich bin zu meiner Tochter gezogen aus (Ort), weil mein Mann mich gewürgt und mit einem Messer bedroht hat und ich erst mal die Situation verlasse musste. Ich habe gerade wenig Geld. Was können Sie mir raten? An wen kann ich mich wenden?"

Da wird es doch von Seiten der Polizisten dann weitere Informationen geben!

Ansonsten: Frauenhaus.

Aber wenn die Möglichkeit bestünde, eine Weile bei dir im Gästezimmer zu wohnen, würde ich das dringend in Betracht ziehen und dann versuchen, deiner Mutter vor Ort bei dir zu helfen (eine Wohnung zu finden etc.).

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Die arme Frau 😑.. Sie muss da schnellstens raus..

Würde sie auch zuerst zu mir nehmen wenn es dir irgendwie möglich ist.

Danach rechtliche Beratung einholen. Wie wird dein Stiefvater reagieren wenn sie geht? Ist ihm zuzutrauen dass es eskaliert?

Das ganze klingt furchtbar.. Aber wenn die da erst mal raus ist kann sie von vorne beginnen. Auch die kleine muss da schnellstens raus, sie hat schon viel zu viel mitbekommen, das sind Sachen die sie prägen..

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Sie kann sich zur Beratung ans Hilfetelefon für Frauen wenden. Die Nummer gilt deutschlandweit einheitlich, anonym und kostenlos. Tel. 116016
https://www.hilfetelefon.de/
Auch der Weiße Ring bietet Beratung und Hilfe kostenlos an.
https://weisser-ring.de/

Fast alle karitativen Einrichtungen wie ProFamilia, Caritas, Diakonie haben auch Beratungsstellen für Frauen in Not. Sie können auch Kontakte herstellen oder Wohnungen/Notunterküfte vermitteln. Einfach googlen was in der Nähe ist.
Deine Mutter kann auch vorübergehend in ein Frauenschutzhaus gehen. Das steht ihr absolut zu! Google mal welche es in ihrer Stadt gibt.
Auf alle Fälle sollte sie so schnell wie möglich raus aus der Wohnung und weg von diesem Mann. Das ist absolut lebensgefährlich.

Ich würde auch sehr dringend Polizei und Jugendamt ab sofort ins Boot holen! Anrufen oder direkt hingehen und Gesamtsituation und Vorkommnisse schildern. Gerade die Polizei berät sehr gut was als Nächstes möglich ist und kann Kontakte herstellen und Schutz bieten.

Viel Kraft und Mut und alles Gute für deine Mutter!

Bearbeitet von strubbelsternchen
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Erkundigt euch in welchen Frauenhaus ein Platz frei ist, sobald ihr einen habt fährst du zu deiner Mutter packst alle Ihre Sachen und bringst Sie dort hin.
Da Sie in diesem Haus wohl nie alleine ist, würde ich auf jeden Fall dabei sein, damit du im Notfall sofort die Polizei rufen kannst.

Alles andere kann warten, wichtig wäre für mich, dass die zwei da erstmal raus kommen.

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Bist du, oder sie, auf Instagram?

Dort könnt ihr einen Erstkontakt mit @land_grazien aufnehmen. Sie können euch online beraten und je nach Wohnort auch weiter vermitteln.


Wichtig ist, dass deine Mutter was tut. Vielleicht ist dieser erste Schritt niedrigschwellig genug!

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Eure Situation tut mir leid! Du kannst deiner Mom Informationen geben, aber den Schritt raus muss sie selbst machen. Das ist das Schwerste: Derjenige muss selbst entscheiden - man kann ihn nicht rausziehen (kann man, aber die meisten gehen danach wieder zurück).

Eine Bitte: Kannst du wenigstens deine kleine Schwester dort raus- und vorübergehend zu euch holen? Oder sogar länger? Jeder Tag, den sie dort verbringt, fügt ihrer Seele bleibenden Schaden zu. Aber was erzähl ich dir, das weißt du ja leider aus eigener Erfahrung.

Mir tut sie nur so leid. Auch ich bin mit häuslicher Gewalt aufgewachsen (bei mir war es die Mutter) und ich „arbeite“ bis heute an den Folgen.

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Der erste Weg für deine Mutter wäre der Gang ins Frauenhaus. Dort ist sie mit deiner Schwester geschützt und sie bekommt fachliche Unterstützung.
Ein Anruf genügt und sie ist mit der Tochter in Sicherheit.
Macht sie das nicht, kann man ihr nicht helfen.
Dann würde ich allerdings eine Meldung ans Jugendamt machen.

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Liebe TE,



ich finde es gut das du Hilfe für deine Mutter und für dein Schwester suchst. Ich finde es auch sehr gut( auch wenn es einige hier anders sehen) das sich deine Mutter dir anvertraut hat. Sie hat damit schon einen Schritt in die richtige Richtung gesetzt. Gewaltbeziehungen entwickeln ihre eigene Dynamik und viele können nicht verstehen warum sich Betroffene nicht einfach trennen. Das Zeigt sich auch in einigen Antworten. Oft trauen Betroffene sich nicht jemanden zu erzählen was hinter verschossenen Türen abläuft. Sie sind isoliert und leben in ständiger Angst.

Es gibt Hilfe und Unterstützung für deine Mutter und deine Schwester. Es wird aber in aller Regel niemand kommen und diese Hilfe anbieten. Deine Mutter muss aktiv werden und Hilfe und Unterstützung suchen. Du kannst sie auf diesem Weg unterstützen. " strubbelsternchen " hat sehr gute Anlaufpunkte in ihrer Antwort aufgeführt. Ich möchte sie hier nicht wiederholen. Das Hilfetelefon kann ein erster Anlaufpunkt sein um weitere Schritte zu kordieren. Sollte es zu weiteren Gewaltausbrüchen kommen sollte deine Mutter umgehend die Polizei anrufen und um Hilfe bitten und es zur Anzeige bringen. Das ich wichtig zum Schutz deiner Mutter und auch zum Schutz deiner Schwester, es sichert aber auch Beweise die für eine Trennung wichtig sind. Wenn es möglich ist sollte deine Mutter auch einen Anwalt einschalten.

Ich sehe aber nicht nur das Problem das deine Mutter dieser Gewalt ausgesetzt ist, sondern auch das deine Schwester diese Gewalt miterlebt. Sie sieht wie gewalttätig ihr Vater gegenüber deiner Mutter ist( Ich hoffe das deine Schwester nicht auch die Gewalt ertragen muss). Kinder neigen oft dazu sich schützend zwischen den Eltern zu stellen und werden dann auch Ziel der Gewalt. Deine Schwester sieht zum Teil verstörende TV Inhalte die sie nicht verarbeiten kann. Das Kinder in dem Alter noch im Bett ihrer Eltern schlafen finde ich nicht ganz so schlimm. Viel schlimmer finde ich das deine Schwester mit ihrem gewalttätigem Vater in einem Bett schlafen muss. Ich weiß nicht ob sie überhaupt neben ihm richtig schlafen kann oder ob sie die ganze Zeit unter einer extremen Angst leidet. Das alles kann weitreichende psychische Probleme bei deiner Schwester verursachen.

Ich schreibe dir das nicht als Vorwurf. Unsere Pflegetochter kommt aus ähnlichen Verhältnissen, von daher weiß ich wie schwierig es für Kinder ist Gewaltbeziehungen ihrer Eltern zu verarbeiten. Zum Schutz unserer Pflegetochter möchte ich hier nicht weiter darauf eingehen.

Unterstütze bitte deine Mutter weiter und bestärke sie sich Hilfe zu hohlen damit sie es schafft diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Schuldvorwürfe oder Angriffe gegen deine Mutter bringen sie in meinen Augen nicht weiter Im Moment braucht sie Verständnis und Unterstützung um den Mut und die Kraft zur Trennung zu finden. Wenn sie es geschafft hat sich zu trennen wird sie mit etwas Abstand die ganze Angelegenheit mit anderen Augen betrachten.


Ich wünsche deiner Mutter und deiner Schwester viel Unterstützung damit sie bald eine gewaltfreie Zukunft haben und dir möchte ich danken das du deine Mutter und deine Schwester unterstützt.


Vg blaue-Rose