Oma hat Krebs im Endstadium!

Hallo liebe Community,

Meine Schwiegermutter hat eine sehr aggressive Form von Brustkrebs.
Wir leben mit ihr in einem Haus und sie sehen sich jeden Tag.
Meine Kinder 2 und 6 Jahre wissen nichts von ihrer Erkrankung.

Nachdem meine Schwiegermutter sich 5 Jahre lang nur Alternativ behandeln lassen hat, ist sie voll mit Metastasen.

Jetzt hat sie eine Bestrahlung begonnen und verliert langsam ihre Haare.

Ich denke es wird es Zeit, meine große einzuweihen.
Aber wie?
Wieviel sollte sie erfahren?
Vielleicht finden sich ein paar Tipps von Menschen die in einer ähnliches Situation waren.
Vielen Dank und liebe Grüße

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Ehrlich und kindgerecht mit beiden. Oma ist krank, ihr geht es schlecht.

Die bekommen mehr mit als man denkt und merken auch wenn man etwas verschweigt und lügt.

Bestimmt gibt es auch Bücher darüber.

Alles Gute euch!

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Darf ich fragen warum sie eine Bestrahlung macht wenn sie im Endstadium ist? Meiner Schwiegermutter wurde damals davon abgeraten da sie ja eh schon so geschwächt war. Wir haben unserem Sohn klar gesagt das seine Oma zeitnah sterben wird und das es ihr sehr schnell schlechter gehen wird, allerdings hat es bei ihr 15 Jahre vom 1. Krebs bis zum 3.Mal gedauert. Beim 3. Mal war sehr schnell klar das das nichts mehr wird weil der Körper von der 2. Bestrahlung noch total geschwächt war. Es macht keinen Sinn den Kindern was zu verheimlichen. Meine Schwiegereltern wollten das, wir haben uns aber dagegen entschieden und mit offenen Karten gespielt. Unser Sohn war da aber auch schon älter, wir hätten es ihm aber auch mit 6 Jahren schon so erklärt.

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Sie hatte 2 Metastasen im Hirn, eine wurde entfernt, die andere wird bestrahlt.

Ich kann dir nicht sagen, wieso sie noch eine Bestrahlung bekommt.
Ihr ging es bisher aber verhältnismäßig gut für ihre Diagnose. Oder sie kann es gut verstecken.

Sie hat uns lange gar nicht erzählt wie weit der Krebs fortgeschritten ist.
Sie hat schon seit 3 Jahren Metastasen und hat es uns nicht gesagt.

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Es gibt auch palliativ Bestrahlungen.
Damit wird versucht die Symptome von Tumor/Metastasen zu reduzieren.
Als Symptomlinderung oder zur Lebensverlängerung, um ein paar Wochen/Monate/Jahre länger Zeit zu schenken.

Natürlich gibt es auch kurative Bestrahlungen. Den Krebs/Metastase weg zu bekommen, oft in Kombination mit einer Chemo vorher oder hinterher

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Das tut mir sehr leid für euch!

Seid ehrlich zu den Kindern.
Sagt ihnen, dass Oma schon sehr alt ist und nun leider krank und sie daher wohl nicht mehr lange leben wird.
Falls ihr religiös seid, könnt ihr ihnen vielleicht Trost damit spenden, dass sie bald in den Himmel kommt.

Falls nicht, evtl. verschiedene Ansätze nennen, was nach dem Tod passieren kann (z.B. danach hat sie keine Schmerzen mehr, manche Leute glauben dass....).

Wir sind kein religiöser Haushalt und trotzdem fand meine eine Tochter mal das Thema Wiedergeburt total spannend und es hat ihr irgendwie geholfen, mit dem Thema Tod klar zu kommen.

Ich wünsche euch viel Kraft und alles Gute!

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Ich kann dir als betroffenens Kind antworten. Meine Oma hatte auch Krebs und wollte nicht dass wir Kinder davon wissen. Wir haben es aber mitbekommen und hatten immer das Gefühl dass es ein Geheimnis ist und wir nicht darüber sprechen dürfen. Es wäre sicher einfacher gewesen wenn man es uns erzählt hätte und wir offen unsere Fragen hätten stellen können die einen dann beschäftigen. Gib deinen Kindern die Chance sich damit mit eurer Unterstützung auseinander zu setzen. Lg

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Hallo, bei uns war es sehr ähnlich.
Meine Mutter hatte Eierstockkrebs mit Metastasen.
So wie deine SM hat sie Chemo und co. verweigert, bis es eben zu spät war. Sie hat sich dann am Ende als sie mit Operationen und co. austherapiert war und keine Chance auf ein schmerzfrei Leben mehr hatte, selbst umgebracht.
Ich fand es "tröstlich" nicht mehr hoffen zu müssen, sondern den Abschied zu planen, als die Diagnose kam.
Leider hat sie das anders gesehen, wollte keinen Kontakt mehr zu uns etc.pp., will ich jetzt nicht weiter drauf eingehen, das war alles sehr grausam und fruchtbar.

ABER für mich, nicht für meinen Sohn.
Mein Sohn war 4, gestorben ist sie mit 6.
Er war vorallem traurig, dass Mama traurig ist. Er hat mich dann "getröstet" und gesagt, dass meine Mama ja schon eine Oma ist und Oma halt so alt sind dann sie sterben und es deswegen keine Kinder kriegen will weil ich dann ja auch Oma sei und sterben würde.😢

Ich fand Bücher überhaupt nicht hilfreich. Tod und Sterben ist sowas individuelles, und mich haben diese Bücher einfach nur noch trauriger gemacht und für meinen Sohn waren individuelle Fragen viel wichtiger. Falls du trotzdem die 3 die wir gelesen haben wissen willst: Lebe wohl kleiner Dachs, Nie mehr Oma Lina Tag, Brüder Löwenherz.

Einweihen sollte man sie dennoch so früh wie möglich. Es ist schrecklich wenn man als Kind spürt DAS etwas falsch ist, aber nicht weiß WAS.

Wir haben (wie gesagt, meine Mutter ist psychisch komplett abgedreht, was aber tatsächlich wohl an den Metastasen in Darm und Gehirn liegen kann) gesagt, dass Oma einen Krebs im Kopf hat der alles gesunde auffrisst, sodass sie komische Sachen macht, was aber nichts daran ändert, dass sie uns immer lieb hat und immer lieb haben wird und ihr Verhalten nichts mit uns, sondern mit dem Krebs zu tun hat. Dass Oma leider an dem Krebs sterben werden, weswegen Mama ganz traurig ist, weil sie ihre Mama so vermissen wird, aber dass das eigentlich gut ist, weil dann auch dieser böse Krebs tot ist und nicht weiter schaden anrichten kann.

Nachdem sie dann gestorben ist, war für meinen Sohn dann alles super, Oma ist zwar leider tot, aber der Krebs ist auch gut, das ist super. Er freut sich wenn er Bilder und Videos von ihr sieht, aber wirklich "vermissen" oder "trauern" tut er nicht.


Ich wünsche euch und vorallem deinem Mann ganz viel Kraft, die Situation ist einfach nur grausam.💔

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Hallo sei ehrlich mit der Tochter.
Vielleicht kannst du ja mit deiner SM zusammen es der Tochter/Enkelin erklären.

Setzt euch zu 3 hin und sagt ihr offen und ehrlich was los ist.
Deine Tochter wird es verstehen und wenn sie fragen hat kann es ja Oma beantworten und es ihr erklären.

Deine Tochter wird mehr mitkriegen als du denkst. Verstecken bringt nichts.
So kann deine Tochter immer für Oma da sein und ihr vielleicht für die kalte Jahresteit eine schöne Mütte schenken ❤️

Ich weiß ja nicht wie alt deine SM ist aber ihr könntet ja das Alter vielleicht weglassen ohne zu sagen die Oma ist alt und alte Menschen sterben.
So könnte deine Tochter jeden „alten“ Menschen als sterbenden ansehen.

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Wir haben es einfach behutsam gesagt, weil die Kinder es sowieso mitbekommen haben. Man sieht es meinem Vater ja auch an, dass er krank ist. Übrigens hat es nicht nicht nur die Große mitbekommen, sondern auch die damals zweijährige, obwohl wir nicht besonders viel darüber geredet haben.

"Opa ist schwer krank und wird bald sterben."

Die Kinder verstehen mehr als wir denken und bekommen auch sehr, sehr viel mehr mit als wir denken. Das ist meine Erfahrung aus den letzten 2 1/2 Jahren.

Die Kinder sind jetzt 5 und 3 1/2. Ich denke, wir werden sie auch zur Beerdigung mitnehmen, wenn es soweit ist, damit Opa nicht einfach nur verschwunden ist. Sie fragen seit einiger Zeit auch sehr viel dazu und wir waren einmal kurz auf dem Friedhof beim Grab meiner Großeltern um ihnen zu erklären, was nach dem Tod passiert.

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"Nachdem meine Schwiegermutter sich 5 Jahre lang nur Alternativ behandeln lassen hat, ist sie voll mit Metastasen."

Hierzu will ich kurz etwas schreiben. Vielleicht kommt es für mich auch nur so rüber, aber ich lese hier irgendwie einen vorwurfsvollen Unterton heraus. Als wäre sie nur voll mit Metastasen, weil sie sich nicht richtig hätte behandeln lassen.
Meine Mutter ist an Brustkrebs verstorben und überall im Körper waren Metastasen, obwohl sie vorher das volle Proramm aus Chemo und Bestrahlung hatte. Gerade wenn es eine wie du schreibst aggressive Form ist, kann man manchmal einfach das Schlimmste nicht verhindern, sondern bestenfalls etwas hinauszögern - oft auch nur um einen kurzen Zeitraum und ohne wirkliche Lebensqualität. Da wäre ich also jetzt sehr vorsichtig, ihr nicht noch (unbewusst) Vorwürfe zu machen.

Zu dem Vorbereiten der Kinder, bzw. des größeren Kindes: Hier gibt es mittlerweile eine große Auswahl an verschiedenen Büchern zum Thema Abschied, Sterben etc.. Mit Sicherheit gibt es auch welche, die speziell das Thema Krebs kindgerecht behandeln. Das Buch "Leb wohl, lieber Dachs" soll wohl sehr schön sein, ich selbst kenne es allerdings nicht, habe aber immer mal davon gehört.

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Hallo,

Erstmal kurz zu unserer Situation. Meine Oma hat bei uns im Haus mitgelebt und war auch voller Metastasen. Bevor es alles ausbrach war sie sehr aktiv und hat viel mit den jungs unternommen, bis es vor 2jahren anfing. Meine Jungs sind 5,3 und bald 2. Wir haben mit ihnen lmmer ehrlich kommuniziert und gesagt das Oma sehr krank ist und es Krebs heisst und sie nicht mehr sowas machen kann wie früher.
Leider ist sie vor kurzem gestorben und sie war für kurze Zeit im Hospiz. Davor habe ich sie zu Hause gepflegt. Die Jungs haben also alles mitbekommen. Kindgerecht haben wir alles erzählt und vorallem der grosse hat viel gefragt. Jetzt ist sie für die beiden grossen im Himmel und passt immer auf die auf. Wir gehen zu Grab mit ihnen wenn sie das möchten und dann reden sie mit ihr.

Kinder gehen mit solchen Situationen anders um als wir Erwachsene. Erzähl ihnen was die Oma hat und warum sie die Haare verliert. Dann ist es für sie ok.

Wenn du Fragen hast kannst du sie mir sonst gerne stellen.


LG Traumkind mit Simon, Adam und Marvin an der Hand und Mädchen im Bauch ❤️ (34+2)

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Vielen Dank für die zahlreichen Antworten und Tipps!❤️

Ich habe mit meinen Kindern drüber gesprochen und gesagt, dass Oma krank ist und die Krankheit Krebs heißt.
Habe erklärt wieso Oma so eine verbrannte Stirn hat ( von der Bestrahlung).
Und das man die Krankheit nicht heilen kann.

Das Oma bald sterben wird habe ich nicht gesagt.
Ich denke mit dem Thema werden sie noch früh genug konfrontiert werden und ich möchte dass sie die Zeit mit Oma noch genießen können und sich nicht jeden Tag fragen ob Oma morgen noch da ist.

Vielen Dank, ihr habt mir sehr weitergeholfen!🫶🏻

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Ich finde es auch wichtig, da offen und ehrlich, aber kindgerecht zu kommunizieren.

Wenn dann das Thema Tod näher rückt. Bitte lasst euch einfach von den Fragen der Kinder leiten. Beantwortet einfach nur das, was sie wissen möchten. Immer ehrlich, nichts verheimlichen und nichts beschönigen. Und ganz wichtig: keine bildhafte Sprache oder Metaphern verwenden! Also nicht sowas sagen, wie "Oma schläft für immer ein" oder so. Das kann Ängste auslösen.

Kinder haben unterschiedliches Verständnis vom Tod. Ganz kleine können noch nicht verstehen, dass der Tod etwas endgültiges ist. Sie quält oft die Frage, ob die Person wieder zurückkommt. Und sie haben auch kein Verständnis für Kausalzusammenhänge.
Größere Kinder verstehen dann zwar irgendwann, dass derjenige nicht mehr zurückkommt, aber sie haben trotzdem damit zu kämpfen, dass Körperfunktionen einfach aufhören können und dass der Tod allgemeingültig ist. Es also jeden treffen kann. Es stellt sich manchen dann schon die Frage, wie der Tod einer Person mit den eigenen Handlungen zusammenhängen kann. Bei Schulkindern kommt es dann schon zu einer Art Verhandlung, weil sie denken, dass der Tod irgendwie auch ihre Schule ist und sie sich vielleicht nur lange genug gut benehmen müssten, sodass derjenige auf magische Art wieder zurückkommt.
Erst jugeneliche haben ein Verständnis für die komplexe Dynamik und knabbern dann eher noch an der Unabwendbarkeit des Todes.

Es kommen also in verschiedenen Lebens- und Entwicklungsphasen auch ganz unterschiedliche Fragen und Bedürfnisse auf. Daher ist es wichtig, sich von den Fragen der Kinder leiten zu lassen und vor allem immer ehrlich und kindgerecht zu kommunizieren. Was sie nicht fragen, brauchst auch nicht erklären.
Und auch die Emotionen der Kinder und auch deine eigenen während dem Gespräch kannst du wunderbar erklären, um es ihnen zu erleichtern.

Ich wünsche euch alles Gute für die bevorstehende Zeit! Gemeinsam schafft ihr das!