Wieso wird die Mutterolle als Opferrolle gesehen?

Hallo zusammen,

ich habe bei einigen Omas erlebt, wie sie sich beschweren, wie schwer sie es doch hatten. Damit meine ich nicht, dass man mal erzählt, dass dies oder jenes mal schwer war. Das ist völlig legitim. Bei einigen hört sich die Mutterrolle wirklich so an als wäre es nur negativ gewesen, weil ja die Kinder so anstrengend waren. Es wird nie gesagt, dass man selbst überfordert war, sondern es lag an den Kindern. Also laut denen könnten sie es gar nicht anders machen.
Dann gibt es immer Vergleiche mit den Töchtern/Schwiegertöchtern. Wer hatte es schwerer, wer kriegt es besser hin, wer hat besser erzogene Kinder, usw.

Mich würde interessieren, was ihr denkt, wieso einige Menschen das Bedürfnis haben, ständig die eigene Mutterrolle als eine Art von Aufopferung zu sehen und dabei das eigene Kind als eine der Gründe dafür zu nennen? Ich habe meine Meinung dazu (weil ich eben diese Menschen persönlich kenne und es gut einschätzen kann), doch ich würde gerne auch andere dazu hören, um eventuell auch andere Sichten zu sehen und auch Geschichten zu hören.

P.S. Mir ist bewusst, dass nicht alle so sind (deswegen auch das Wort "einige") und dass nicht alle solche Menschen kennen.
Ich weiß auch, dass die Menschen das aus unterschiedlichen Gründen machen und genau um das geht es. Was sind die Gründe eurer Meinung nach?

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Wenn ich von großmüttern spreche, dann meine ich die Generation, die mittlerweile round about 90 Jahre alt sind. Sie sind Kriegskinder, die Jugend war auch keine richtige.
Zudem war es damals eben massiv anders, als es heute ist. Die Kinder kamen, sie gehörten dazu, Kidnerplanung oder Verhütung Fehlanzeige. On the Top die Rechte der Frauen in der damaligen Zeit. Und eben Männer, die nach hause kamen und die Füße hochlegten.....Frauchen macht schon alles....Haushalt, Kinder, Mann beglücken. Das war ihr Job.

Vergessen wir auch bei dem Thema nicht, das bei weitem nicht alle Kinder im Kindergarten waren, so wie heute. Und die Ausstattung eines Haushaltes darf auch nicht außer acht lassen....Wäsche waschen, Bevorratung, Putzen....alles ohne die heutigen netten Gadgets wie Staubsauger, Waschmaschine, Trockner. Ich erinnere mich noch gut an die Waschtage ohne Waschmaschine, das war wirklich Scheißarbeit und die Socken kochten auf dem Herd. Ich erinnere mich auch noch daran, als meine Mutter eine Schleuder bekam....sie war so selig und fühlte sich wie eine Königin, die Schleuder war ihr Personal.

Und meine Mutter war zB noch voll im Familienbetrieb tätig, ohne Bezahlung. Sie hat die ganze Buchhaltung gemacht. Musste dann mit anpacken, wenn mein Vater sie brauchte.

Wenn diese Generation also auf die heutige schaut, ja...dann kann schon mal etwas Selbstmitleid aufkommen und ich kann es verstehen. Es geht also nicht um die damalige Mutterrolle alleine, die war eher untergeordnet....es geht immer um das Gesamtbild der damaligen Zeit. Und ja, ohne (oder mit wenigen) Kinder(n) wäre das Leben der Frauen damals um einiges leichter gewesen....denn ausschließlich auf der Frau lag alles, wenn um die Kinder ging.

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Bei mir sind es eher Omas, die dann zwischen 50-60 sind. :)

Aber das, was du beschreibst, ja gehe ich voll mit. Und wie gesagt, es ist immer in Ordnung zu sagen, dass man es schwer hatte. .

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Naja, ich bin dann eher so im Alter deiner Omas ;-).

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Kenne niemanden, der so denkt.

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Freut mich sehr :)

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Ich denke, dass Müttern (und ihren Aufgaben) allgemein recht wenig Wertschätzung entgegengebracht wird. Auch Frauen / Mütter sind untereinander wenig wertschätzend.
Da wird halt dann hier und da mal erwähnt / herausgehoben, wie schwer man es hat(te). Wenn es sonst niemand von allein sieht.
Natürlich könnte man dann sagen "Ich war überfordert.", tun viele ja auch. Aber der Grund bleibt doch irgendwie das Kind / die Kinder. Das Thema Mann & Haushalt & Arbeit bzw. alles zusammen kommt aber genauso oft.
So richtig verstehe ich nicht, worauf du hinaus willst...

Bearbeitet von nurmeinsenfdazu
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"So richtig verstehe ich nicht, worauf du hinaus willst..." -> stand doch dabei. :)
Du solltest deinen Senf dazu abgeben, hast du und alles gut.

Das stimmt was du sagst. Ich finde auch, dass Frauen es auch selbst eine unrealistische Erwartung an sich selbst haben. Diese ist natürlich auch geprägt durch Meinungen und Erfahrungen der anderen.
Das war tatsächlich auch mein Gedanke wieso die Frauen das dann machen und zwar zu wenig Anerkennung und Unterstützung durch Nahstehende.

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Also ich denke die Rolle der Mutter war immer hart. Ganz füher gerade bei 10Kinder wovon die Hälfte starb. Lustig war das glaub ich selten. Ausser man war priviligiert, hatte wenig Kinder oder viel Unterstützung.
Ich habe zumindest Verständnis. Ist ja bei jedem unterschiedlich.

Und heutzutage gleich wie vor 50 Jahren noch immer das Problem, dass Mütter armutsgefägrdet sind.

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Das stimmt und genau aus diesem Grund sollten sich Frauen wenigstens untereinander unterstützen und nicht jedes Leid mit dem eigenen vergleichen.

Wenn ich überlege, wie ich die Mutterrolle vor dem Kind "erklärt" bekommen habe und wie sie tatsächlich ist, bin ich schockiert wie leichtgläubig ich war. Aber diese Einstellung habe ich eben von meiner Mutter und der SM mitgekriegt...

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?

Ich finde, dass die Carearbeit viel zu wenig gesehen wird, egal welches Elternteil sie macht.
Ich finde, dass in unserer Gesellschaft (leider!) immer noch die meiste Carearbeit selbstverständlich bei den Müttern gesehen wird, vor allem bei (größtenteils unsichtbarem) Mental Load gibt es da eine massive Ungleichverteilung.
Das Bild des Mutterdaseins, das in unserer Gesellschaft herrscht, ist klar definiert und wird immer noch (von manchen vielleicht unbewusst, von anderen durchaus bewusst und gewollt) propagiert, heimlich befürwortet, innerlich einfach angenommen und somit eben Müttern übergestülpt.

Das ist (meiner bescheidenen Meinung nach) einfach Fakt.

Und ja, das frustriert, das macht wütend, es fehlt die Anerkennung, vielen fehlt im Alltag ja auch die (angemessende Mindest-)Unterstützung (wie man auch hier sehr regelmäßig liest!).

Also ja, ich finde durchaus, dass man die Rolle der Mutter auch mal als die des Opfers (der Gesellschaft) empfinden kann.

Auch wenn die Liebe zum eigenen Kind mit nichts zu vergleichen ist, man über sich hinaus wächst, man sich enorm entwickelt.... Dennoch.
In vielerlei Hinsicht ist die Rolle der Mutter eine verdammt undankbare. Nicht in jeder, aber in vielerlei.

Bearbeitet von JaneDoe
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Stimme dir zu 100% zu

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Stimme ich zu 100% zu #winke!

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Ach, das sind die gleichen die sich über berufliche Nachteile oder den falschen Mann beschweren.
Es ist halt bequem, andere für das eigene Unglück verantwortlich zu machen, anstatt sich selbst einzugestehen, dass man nicht den Mumm hatte, selbst was zu verändern.

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Das ist aber eine sehr verkürzte Sicht auf die Dinge. Meine Mutter wäre sehr gerne trotz kleiner Kinder arbeiten gegangen, damals gab es aber erst Kitaplätze ab drei und selbst dann mussten die Kinder jeden Tag zwischen 12 und 14 Uhr zu Hause betreut werden. Da hätte ihr bezüglich ihrer beruflichen Karriere aller Mumm der Welt nicht sonderlich weitergeholfen, es wäre nicht besser gegangen. Ich bin die Letzte, die lamoryante Personen grundsätzlich in Schutz nimmt, aber so zu tun, als würden gesellschaftliche Bedingungen und strukturelle Ungerechtigkeiten sich so überhaupt nicht auf die Lebensgestaltung (gerade von Frauen) auswirken, finde ich ehrlich gesagt etwas respektlos.

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Das sehe ich auch so. Hingegen hätte meine Mama gern mehr Zeit mit uns als Kleinkinder verbracht, aber ich bin in der DDR aufgewachsen, und da waren vollzeitarbeitende Mütter ganz selbstverständlich. Meine Schwester und ich sind also ganz normal wie die meisten anderen Kinder früh in die Krippe gekommen und danach in den Kindergarten gegangen. (wobei "früh" nur aus heutiger Sicht früh ist, ich war auch schon über 1 Jahr alt, das war damals sehr spät für Krippe, viele gingen direkt nach dem Mutterschutz wieder arbeiten, nach 8 Wochen)

Meine Mama sagt heute, dass es ihr unsagbar weh tat, uns kleine Mäuse täglich abzugeben. Aber sie war auch recht jung, als wir geboren wurden (21 bei mir, 24 bei meiner Schwester). Das war damals auch ganz normales Alter, allerdings hatte sie da grad erst das Studium beendet bzw. bei mir noch studiert. Sie hat nachts in Heimarbeit noch zuverdient, damit das Geld reicht.

Ich denke, auch sie würde bestätigen, dass es eine harte Zeit war, aber auch emotional, weil sie es eben gern anders gewollt hätte. Wobei sie nie uns Kindern dafür die "schuld" gab, denn Mama war sie immer von ganzem Herzen. Es waren eher die Begleitumstände, die es ihr schwer machten.

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Könnte mit daran liegen, dass sich diese Menschen vielleicht grundsätzlich gern in der 'Opferrolle' sehen oder sich selbst (und/oder ihre Leistung) größer machen wollen, indem sie andere klein machen. Vielleicht suchen manche Menschen auch einfach Bestätigung, wie toll sie doch sind und geschafft haben, was niemand anderes gekonnt hätte. Ich denke, das ist selten nur auf die Mutterrolle begrenzt sondern liegt einfach in der Persönlichkeit der betreffenden Personen begründet.

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Da muss man doch hier nur mal querlesen.
Wie oft mir entgegen kommt Mutter sein sei 24/7 Arbeit(!), wieviel Mentalload und Carearbeit auf den Schultern der Frauen lastet während die Männer in schöner Regelmäßigkeit viel zu wenig leisten.

Ja, Mutter sein kann sicher auch mal "hart" sein, aber wenn man das hier manchmal liest sollte man das Thema Kinder vielleicht besser lassen wenn man nicht gerade einen Mutter Theresa Komplex hat.

Und wehe dem man sagt etwas dazu - als selber Mutter hat man gefälligst loyal zu allen anderen Müttern und Frauen zu sein.

Es ist nicht immer nur alles rosa rot und der reinste Segen, wohl wahr. Aber als Mutter ist man sicher auch nicht schon per Definition ein Opfer. Warum manche sich dazu machen oder dieses Bild von einer Frau haben - keine Ahnung.

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Naja, aber es stimmt halt auch, dass Frauen deutlich mehr Zeit für Care Arbeit aufwenden als Männer, selbst wenn sie erwerbstätig sind. Man kann das vollkommen okay finden und als Gesetzmäßigkeit hinnehmen, man kann das aber auch unfair finden. Ich bin ja mehr für Wut und Aktivismus als für Opferrolle, aber ich kann schon nachvollziehen, wenn man dazu keine Kraft hat und halt einfach erschöpft ist und über Kurz oder Lang vielleicht sogar verbittert.

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"...Naja, aber es stimmt halt auch, dass Frauen deutlich mehr Zeit für Care Arbeit aufwenden als Männer, selbst wenn sie erwerbstätig sind. Man kann das vollkommen okay finden und als Gesetzmäßigkeit hinnehmen, man kann das aber auch unfair finden..."

Nun ja, etwas "unfair" finden ist das eine - das nimmt man entweder hin oder sucht entsprechende Lösungen.
Aber manchmal wird es doch in der Tat dargestellt als sei Frau ein Opfer, beinahe schon eine Märtyrerin. Als sei "Care Arbeit" nichts weiter als eine Strafe und die pure Belastung schlechthin und zwar 24/7.
Aber wenn man Kinder als pure Belastung empfindet (von Freude ist in dem Zusammenhang nämlich beinahe nie die Rede), wäre es dann nicht besser erst garkeine zu bekommen?

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- Manche Menschen lieben die Opferrolle und die damit verbundene Aufmerksamkeit,

- Ein bisschen ist auch die Carearbeit unterbewertet, was oben schon angemerkt wurde. Umgekehrt wird die Erwerbstätigkeit teilweise auch völlig glorifiziert. Die wahren Männerjobs sind nämlich auch nicht die Form von Selbstverwirklichung, die Feministinnen dem gern zuschreiben. Wer Kohle buddelt, Sanitäranlagen repariert oder kopfüber Schweißnähte zieht, würde jederzeit mit Kinderbetreuung und Küche wechseln. Schön wäre, wenn wir anerkennen könnten, dass alles dem Team "Familie" zu Gute kommt und wenn man sich mit dem Gegenüber freut, wenn er oder sie im Alltag soger etwas tun kann, was Freude bereitet.

- Manche machen sich das Leben selbst schwer, indem sie nicht die schönen Seiten ihrer Aufgaben sehen. Aber solche Menschen (m/w) wären nicht nur in Küche und Kinderzimmer sondern auch in Kohlegrube, Sanitärunternehmen oder Werft unglücklich.


Mein Fazit: Viel selbst gemachtes Leid.