Meinungsunterschied beim Aufteilen von Care-Arbeit und Berufsarbeit

Hallo alle,

ich werde bald Vater und möchte langfristig sowohl Care-Arbeit als auch Berufsarbeit machen, so dass meine Fau und ich jeweils etwa 50% (kann auch etwas mehr oder weniger sein, je nach dem wie es sich gut ergibt) von Beidem aufteilen. Ich denke langfristig ist meine Frau da auch änlicher Meinung, sprich, wenn das Kind/die Kinder mal älter sind sollte das klappen.

Unterschiedliche Meinung haben wir nur, wenn es um die erste Zeit geht. Auch hier würde ich gerne so früh wie möglich schon Care-Arbeit und Berufsarbeit in etwa gleich aufteilen. Natürlich nicht in den ersten Monaten direkt nach der Geburt. Hier muss sich meine Frau natürlich erst selbst von der Geburt erhohlen und kann nicht arbeiten. Aber nach 2,3,4,5.. Monaten (je nach dem wie anstrengend die Geburt war) dachte ich könnte sie wieder mit dem Berufsarbeiten anfangen. Ich würde dafür mein Berufsarbeiten etwas zurückschrauben und dafür Care-Arbeit übernehmen. Müsste nicht gleich auf 50-50 übergehen, könnte auch nen fließender Übergang sein.

Ihre Vorstellung ist da anders:
-Sie würde gerne wesentlich länger nicht arbeiten um volle Zeit mit dem Kind verbringen zu können. Ihre Vorstellung ist mindestens 1 Jahr, vielleicht auch länger.
-Wenn ich Care-Arbeit leisten will und weniger Berufsarbeit, findet sie das eigentlich grundsätlich sehr gut. Findet allerdings nicht, dass sie dann meine wegfallende Berufsarbeit kompensieren muss, sondern möchte lieber mehr Zeit -dann eben zu dritt- verbringen. Falls das Einkommen dann nicht mehr reicht, würde Sie entweder lieber Ersparnisse aufbrauchen oder Untersützung von ihren Eltern erhalten.
-Außerdem sieht sie es mit dem Stillen kritsich, weil sie ja dann Milch abpumpe müsste. Das fände Sie zuhause schon komisch, geschweigedenn in der Arbeit.

Mir macht die Situation echt Kopfzerbrechen. Ich würde wirklich gerne möglichst früh schon eine größere Rolle im Leben meiner Tochter spielen. Finanziell geht es sehr gegen meinen "Stolz" Geld von ihren Eltern zu nehmen. Stattdessen auf eigene Ersparnisse zuzugreifen finde ich in Maßen ok, aber längerfristig würde ich das Geld lieber für Träume wie ein Eigenheim, für Notsituationen oder auch ganz banal für die Rente behalten wollen.

Meine Fragen an euch:
In wie weit darf ich meinen Teil der Care-Arbeit einfordern?
In wie weit kann ich von ihr fordern berufstätig zu werden?
Und ist es komisch, dass ich es auch schön fände Care-Arbeit teilweise alleine zu machen ohne dass wir zu dritt wären?

Liebe Grüße, Karl

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Bearbeitet von KarlM
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Ich kann dein Denken nachvollziehen. Vielleicht bist du auch aus der links-feministischen, akademisch angehauchten Bubble, aus der auch der Großteil meines Freundes- und Bekanntenkreises besteht und den ich sehr gut kenne. Da ist man modern und gleichberechtigt und will natürlich absolut alles 50:50 aufteilen. Ich hab auch mal so gedacht, früher.

Aber, wie andere hier schon geschrieben haben, eine Schwangerschaft und Geburt sind ein Erdbeben, eine absolute Erschütterung für eine Frau. Schon, wenn alles glatt läuft. Und nochmal mehr, wenn es das nicht gut tut (mindestens 1/3 der Frauen gehen psychisch schwer angeschlagen aus der Geburt und müssen erst einmal das Geburtstrauma verarbeiten... und auch alle anderen sind hormonell sehr sensibel und oft auch körperlich verletzt).

Unsere Tochter ist jetzt 3 (DREI!) Jahre alt und schön langsam hab ich das Gefühl, körperlich, geistig und psychisch wieder einigermaßen so ähnlich zu sein, wie davor (manche Auswirkungen der Transformation werden für immer bleiben).

Ich habe tatsächlich schon wenige Wochen nach der Geburt wieder einige Stunden in der Woche freiberuflich gearbeitet. Das erste Mal einen Halbtag (6 Stunden) ohne mein Kind war ich nach drei Monaten. Ich dachte, ich müsste das so machen, um mir das, was ich mir freiberuflich geschaffen hatte, zu erhalten. Und ich habe meinen Beruf auch immer sehr geliebt und mich als sehr leistungsfähig angesehen. Mein Mann hat mir diesbezüglich zum Glück keinen Druck gemacht.

Aber, was ich dir jetzt schon sagen kann: ich würde das NIE WIEDER so machen. Egal, wo ich beruflich bei einem eventuellen zweiten Kind stehen würde - ich werde mindestens ein Jahr komplett Pause machen.

Du kannst es dir wahrscheinlich nicht vorstellen, deshalb gehe ich näher auf die Ebenen Geist, Körper und Psyche ein:

Mein Geist: ich bin hochbegabt, habe mühelos ein Doppelstudium absolviert (Psychologie und Wirtschaft), nebenbei gearbeitet und noch ein paar Sprachen gelernt. Danach war ich in einem sehr wettbewerbsorientierten Umfeld tätig. Das alles war nie ein Problem und ich war immer sehr stolz auf meine geistigen Fähigkeiten. Tja... bis ich ein Kind bekommen habe. Es gibt ein Phänomen, das sich "Stilldemenz" nennt, und das betrifft nicht so wenige Frauen. Ich hatte, besonders in den ersten Monaten, aber insgesamt die ganze Stillzeit lang ein bisschen, eine deutlich reduzierte Merkfähigkeit und auch mein logisch-schlussfolgerndes Denken war etwas angeschlagen. Ich habe drei Monate nach der Geburt als Teil einer Kommission Prüfungen abgenommen und nur gehofft, dass das niemand außer mir merkt. Angenehm war es nicht, ich war intellektuell deutlich gehandicappt, und das hat, wie gesagt, bis zum Abstillen angehalten.

Meine Psyche: ich war ein psychisches Wrack, mich haben die Umstände der Geburt schwer traumatisiert (das muss nicht so sein, ist aber auch nicht so selten, recherchier gern mal zu dem Thema, wenn es dich interessiert... dazu gibt es auch noch das Thema postpartale Depression, das auch keine Seltenheit ist). Ich war hochemotional, ständig traurig, wütend, verzweifelt und instabil. Wir haben sehr viel gestritten. Dazu kamen der Schlafmangel und die Anforderungen, die ein kleines Kind mit sich bringt (das unterschätzen auch die meisten). Zum Glück sind wir vernünftige Menschen, hatten eine stabile Basis und unsere Beziehung hat das erste Jahr überstanden. Viele Beziehungen überstehen diese Zeit nicht, ich habe schon viele Alleinerziehende mit Kindern im Alter meiner Tochter getroffen, deren Beziehungen im ersten Jahr zerbrochen sind, obwohl es eigentlich ein Wunschkind war. Das letzte, was ich gebraucht hätte in dieser Zeit, wäre gewesen, dass mein Mann vehement einfordert, dass ich mehr beruflich arbeiten muss.

Mein Körper: ich weiß nicht, inwiefern körperliche Leistungsfähigkeit bei der Tätigkeit deiner Frau eine Rolle spielt. Ich brauche beruflich eher Geist und Psyche. Dennoch: mein Körper hat sich als letztes komplett regeneriert. Ich würde sagen, der ist erst seit kurzem (nach drei Jahren!) wieder ungefähr so wie vor der Geburt. Es hat lange gedauert, bis sich alles zurückgebildet und gefestigt hat, wieder so stabil und fest war wie davor, auch die Hormone sich wieder auf den normalen Zustand einer nicht-schwangeren Frau eingestellt haben usw. Ich bin froh, dass ich - neben den Anforderungen des Versorgens eines Babys und Kleinkindes - nicht auch noch einen Job mit vielleicht schweren körperlichen Anforderungen hatte und sowas auch keiner von mir gefordert hat.

Was ich mir als Frauensicht als allererstes wünschen würde, statt allem Pochen auf Gleichberechtigung: eine klare Anerkennung dieser unglaublichen Leistung und dieses Opfers, das eine Frau auf sich nimmt, um das gemeinsame (!!) Kind zur Welt zu bekommen! Du bekommst dieses Kind quasi "geschenkt", ohne die erwähnten geistigen, psychischen und körperlichen Opfer, ohne Langzeitschäden in diesen Bereichen (die sind auch nicht so selten)... so viel kannst du gar nicht erwerbsarbeiten, um diesen Vorsprung zu kompensieren!

Also jemand, der mir nach dieser Erfahrung als Mann mit vermeintlichen Anrechten und Ansprüchen kommen würde, der ist da falsch bei mir. Und so ähnlich denken sicher nicht wenige Frauen, die das durchgemacht haben oder bei anderen mitgekriegt haben, was das bedeutet.

Natürlich ist es aber wichtig und lobenswert, dass auch du eine gute und enge Beziehung zum Kind aufbaust, von Anfang an. Ja, außer Stillen kannst du in Bezug auf die Versorgung des Kindes alles übernehmen und das ist auch sehr empfehlenswert. Wir haben es so gemacht, dass auch mein Mann von Anfang an viel mit dem Kind gemacht hat... nach den ersten Wochen musste er wieder erwerbsarbeiten, aber da bleibt noch einiges an Zeit übrig. Wickeln kann er auch, gebadet hat von Anfang an immer er, und ich habe auch zwischendurch abgepumpt und davon hat er Fläschchen gegeben (ist aber sehr anstrengend für die Frau und schwieriger als nur zu stillen). Ich habe es auch wichtig gefunden, dass er von Anfang an auch Zeit allein mit dem Baby verbringt. Heute haben sie eine sehr gute Bindung.

Das empfehle ich euch also auch - aber ohne Druck zu machen, dass deine Frau gleich wieder viel arbeiten soll. Alles Gute für den Umstieg in die Elternschaft und ein gutes erstes Jahr wünsche ich euch!

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Hallo Karl,
hmm ich muss sagen das ich manche Ansichten von dir sehr schwierig finde. Ihr bekommt ein Baby und du hättest es gerne das deine Frau in 2/3/4 Monaten danach wieder arbeitet ? Ich weiß manche brauchen das und manchmal geht es finanziell auch nicht anders.
Aber ich kann dir sagen das auch ihr als neue Familie euch erstmal einspielen müsst. Natürlich ist eine "Planung" oder Gedankenmachung über die Zeit nach der Geburt richtig und wichtig, aber für mich klingt es sehr nach fordern fordern fordern.
Wie sieht es mit Elterngeld aus ? Dies könnt ihr beantragen auch wenn deine Frau vorher nicht gearbeitet hat, ebenso wie Kindergeld. Somit wäre das finanzielle vielleicht ein wenig entlastet. Und zu der Carearbeit (musste erstmal Googlen was das ist, das Wort gibt es hier nämlich nicht) 😃, ich nenn es Mal Haushalt schmeißen, das läuft doch nebenbei. Also natürlich wird in der Anfangszeit Mal etwas liegen bleiben, da es für alle neu ist. Aber ich spreche jetzt mal für mich , es ist normal das man die Hausarbeit zusammen macht und natürlich schafft die Frau mehr wenn sie Zuhause ist, aber der Mann kann genauso gut nach der Arbeit auch noch was machen, jeder macht halt etwas. Klär mich auf wenn ich es vielleicht auch falsch verstanden habe dein Post, aber das sind meine Ansichten dazu aktuell.

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Hey Kunterbunt,

mit Care-Arbeit meine ich vorallem auch die Arbeit mit dem Kind. Den Haushalt schmeißen wir eh ganz gut zusammen und das läuft eigentlich auch ganz harmonsich.

Wenn es um die "Arbeit" am Kind geht habe ich die Einstellung, dass es da eigentlich keinen Unterschied zwischen Mama und Papa gibt (außer beim Stillen, aber dafür gibt es Lösungen wie Abpumpen oder künstliche Milch zufüttern). Sprich beide haben die gleichen Rechte und Pflichten. Traditionell ist es so, dass die Frau nach der Geburt die Arbeit am Kind übernimmt und der Mann die Berufsarbeit. Und so richtig ist die Tradition glaub auch noch nicht aus unseren Köpfen. Wenn heute eine Frau sagt, sie möchte das erste Jahr zuhause beim Kind bleiben und nur der Mann soll arbeiteten, dann ist das glaub viel akzeptierter, als wenn der Mann sagt, er möchte gerne das erste Jahr zuhause beim Kind bleiben und die Frau soll arbeiten. Was ich hier "fordere" ist ne Gleichstellung (natürlich mit Abzug der Erhohlungszeit direkt nach der Geburt, genau dafür gibt es ja den Mutterschutz).

Wegen Elterngeld: Die Regelung hier haben sich vor kurzem leider etwas geändert. Früher konnten beide enfach gemeinsam voll Elterngeld beziehen. Inzwischen ist es im Grunde so, dass nur einer voll Elterngeld beziehen kann und der ander arbeiten muss oder beide Teil-Elterngeld beziehen und beide Teil-Arbeiten. Außerdem muss man das Elterngeld leider schon recht früh planen/einreichen und kann sich da nicht spontan auf die Gegebenheiten einstellen.

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Ehrlich gesagt, ist das etwas, was ich zwingend und ohne Kompromisse vor einer eintretenden Schwangerschaft besprochen hätte. Eure Vorstellungen gehen hier so weit auseinander, dass ich da wenig Spielraum sehe.
Einfordern kannst du viel, worauf sie sich einlässt steht auf einem anderen Blatt. Im Falle einer Trennung, sollte sie stillen, bist du der Verlierer. Zwingen kannst du sie zu nichts. Zumal ein Jahr Elternzeit nicht wirklich viel ist. Geht eher in Richtung Standard.

Schwierig finde ich allerdings den Wunsch, sich von den Großeltern finanzieren zu lassen (wissen die das?), das geht für mich nicht. Eure Planung, eure Verantwortung.

Setzt euch zusammen, redet, versucht etwas zu finden, was euch beiden gerecht wird. Habt ihr jemals vor der Schwangerschaft darüber gesprochen? Vielleicht lasst ihr euch mal beraten, was Elterngeld und co. angeht um Alternativen zu finden.

Nach 2 Monaten wieder arbeiten zu gehen ist übrigens sehr sportlich, der Mutterschutz geht schon 8 Wochen nach Entbindung und das aus gutem Grund. Es ist nicht dein Körper der da durch musste. Stillen kann auch eine Herausforderung sein, manche Babys hängen über Stunden an der Mutter und das ist ok.

Theoretisch, rein rational verstehe ich, was du möchtest, aber der Faktor Mensch ist hier nicht berechenbar. Für mich (eigentlich uns - Mann und mich), wäre das nichts.

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So kritsich, dass unsere Meinungsverschiedenheit einer Schwangerschaft im Weg steht ist es sicher nicht. Im Zweifel würde ich hier auch voll nachgeben, wenn die Alternative wäre keine Kinder zu kriegen.

Die Großeltern wissen davon zwar nicht würden aber sicherlich ohne zu zögern einspringen. Aber ich bin da bei dir, dass man bei so was Eigenverantwortung zeigen muss.

Mir ist klar, dass der Mutterschutz ist 2 Monate. Und mir ist schon klar, dass das sportlich ist, danach wieder zu Arbeiten. Ich glaub das klappt wohl in den seltesten Fällen und ich würde auch sicher mit mehr rechnen. Und wenn man dann das Arbeiten anfängt kann man das ja auch in Stufen machen. Vielleicht erst einen Tag die Woche und dann halt langsam steigern zu nem 50-50.

Wegen Stillen: Natürlich ist es ok, wenn das Kind auch mal Studen dafür braucht. Aber die Stunden kann es auch mit dem Papa dafür brauchen. Oder?

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Nein, Stunden wirst DU nicht mit stillen verbringen. Schau mal nach was "clustern" ist, das hat mit dir rein gar nichts zu tun.
Du kannst diesen Platz nicht einnehmen. Kuscheln, wenn das Kleine beruhigt ist, ja, sonst nein.

Auch deine anderen Antworten betrachtend, klingst du sehr statisch und nicht wirklich liebevoll. Du möchtest viel, aber deine Vorstellungen haben (nach 4 Kindern die wir haben) nicht so viel mit der Realität zu tun. Der emotionale Aspekt geht völlig verloren. Gleichberechtigung ist schön und gut, aber hat mit Schwangerschaft, Entbindung und die Zeit danach nicht wirklich etwas zu tun.

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Erstmal finde ich es toll, dass du dich so viel einbringen willst und nicht nur der Spaß-Papa nach Feierabend sein willst.

Ich war früher auch der Meinung, dass man sich das Eltern sein möglichst gleich aufteilen sollte, habe aber seit wir selbst ein Kind haben gemerkt, dass das oft nicht so einfach ist wie gedacht.

Fängt ja schon direkt nach der Geburt an. Das Wochenbett dauert MINDESTENS 6-8 Wochen. So lange dauert es, bis sich der Hormonhaushalt wieder einigermaßen eingependelt hat. Der Körper, insbesondere Gebärmutter und Beckenboden müssen sich zurück bilden.

So wie es sich anhört, will deine Frau stillen. Die meisten, die voll stillen, tun dies etwa 6-7 Monate bevor langsam mit der Beikost angefangen wird. Und soviel kann ich dir sagen: Bis das Kind wirklich auf "richtiges Essen" umgestellt ist, dauert es. Unser Sohn wollte da erstmal so gar nicht dran und hat höchstens mal teelöffelchenweise probiert.
Dass deine Frau das Abpumpen befremdlich findet kann ich absolut verstehen, das würde mir genauso gehen. Die Natur hat hier was richtig tolles hinbekommen, nämlich dass die richtige Nahrung, in der richtigen Zusammensetzung, genau richtig temperiert zur Verfügung steht, warum sollte man es also so verkomplizieren?

Bei der finanziellen Situation hast du aber absolut einen Punkt. Ich würde auch definitiv kein Geld von Anderen annehmen, damit ich weniger arbeiten kann.
Zitat:

"Falls das Einkommen dann nicht mehr reicht, würde Sie entweder lieber Ersparnisse aufbrauchen oder Untersützung von ihren Eltern erhalten."

Was heißt denn "falls"? Man kann es sich ja ziemlich genau vorher ausrechnen was du dann netto hättest. Kennt ihr eure Ausgaben (Lebensmittel etc.)?

Ansonsten wäre evt. die Variante was für euch, dass deine Frau das erste Jahr komplett zuhause bleibt während du Vollzeit arbeitest (oder je nach finanziellen Möglichkeiten Stunden reduzierst) und im zweiten Jahr nimmst du Elternzeit und deine Frau arbeitet wieder.

Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen, dass man vieles am Elternsein nicht vorher einschätzen und planen kann und es manchmal ganz anders sein kann als man immer dachte.

Insgesamt, aber das ist nur mein ganz subjektives Gefühl, hörst du dich nicht besonders wertschätzend und liebevoll deiner Frau gegenüber an. Ich würde daher noch als Tipp mit auf den Weg geben, dass du sie erstmal unterstützt und schaust, was sie braucht. Ganz ohne irgendwelche Erwartungshaltung, bis wann sie wieder funktionieren muss. Eine Schwangerschaft und Geburt kann eine sehr krasse Erfahrung sein und man weiß vorher nie so richtig, was das Ganze mit einem macht😉

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Meine Idealle werden sich sicher auch irgendwann etwas der Realität beugen müssen. :)

"Was heißt denn "falls"? Man kann es sich ja ziemlich genau vorher ausrechnen was du dann netto hättest. Kennt ihr eure Ausgaben (Lebensmittel etc.)?"
-> Ich habe es gerade grob durchgerechnet. Wenn Sie voll Elterngeld bezieht und gar nicht arbeitet und ich gleichzeitig Elterngeld plus beziehe und 50% arbeite dann kommen wir etwa hin. Damit würde ich bekommen was ich will (50% Care-Arbeit und 50% Berufsarbeit) und Sie würde (50% Care-Arbeit machen und nicht arbeiten). Aber wäre das nicht irgendwie ungerecht? Sollte man dann nicht eher anstreben, dass die Care-Arbeit 50-50 aufgeteilt wird und beide jeweils 25% arbeiten?

Die Variante, dass zuerst ich arbeite und im zweiten Jahr meine Frau ist glaub für uns beide keine Option, weil ich gerne in allen Lebensphasen dabei wäre und meine Frau es glaube ich kaum aushalten würde so stark vom Kind "getrennt" zu sein.

"Insgesamt, aber das ist nur mein ganz subjektives Gefühl, hörst du dich nicht besonders wertschätzend und liebevoll deiner Frau gegenüber an..."
-> Ich liebe meine Frau über alles und bringe das im Alltag glaub auch recht gut rüber. Aber in dem Moment wo wir Meinungsverschiedenheiten haben ziehe ich mich oft auf eine rein objektive/rationale/kalte Ebene zurück. Das kommt leider manchmal falsch an, auch bei ihr. Da hast du einen wunden Punkt getroffen und ich versuche mich auch daran zu arbeiten.

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Würdest du sie lieben, dann wäre es für dich nicht „uNfAiR“ wenn du 50% arbeitest und sie nicht. Ist es nicht „uNfAiR“, dass deine Frau Schwangerschaft, Geburt und Stillen durchmachen muss und du nicht?

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Lieber Karl,

bitte belies dich, was Stillen nach Bedarf ist und was damit alles zusammenhängt.

Mal eben abpumpen und Flasche geben funktioniert nicht sofort und auch nicht bei jedem Kind, nicht jede Tageszeit etc. Stillen ist eben auch nicht nur Nahrung.

Pre-Nahrung kann man machen, aber ist gegen Muttermilch einfach wie Dosenfutter gegen frisch Bio.
Auch für deine Frau, die Rückbildung etc. ist Stillen besser.

Wir hatten ursprünglich auch beabsichtigt halbe halbe zu machen mit der Elternzeit.
Stillen wäre bei meinem Job aber nicht entspannt möglich, sodass wir uns für unser aller Wohlbefinden auf 12 Monate für mich und 2 Monate für meinen Mann entschieden haben.
Alles andere wäre unnötiger Stress

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Hey Olaffan,

ich habe mich tatsächlich sehr viel belesen was Stillen, Abpumpen und Pre-Narung angeht.

Mir ist klar, das Abpumpen erst "gelernt" werden muss und eventuell nicht funktioniert. Mir ist auch klar, dass das mit dem Fläschen bei einem Kind nicht immer so reibungslos klappt und auch schief gehen kann. Aber sofort aufzugeben und es nicht wenigstens zu versuchen finde ich falsch.

Was Pre-Narung angeht: Die ist nach neustem Stand und wissenschaftlichen Studien inzwischen mit Muttermilch gleichzusetzen. Zumindest habe ich das so in dem Vortrag hier erfahren: "Gut ernährt von Anfang an: von Muttermilch bis Säuglingsmilchnahrung" (https://www.weiterbildung.bayern.de/index.cfm?seite=veranstaltungsliste&bereichfilter=Ern%C3%A4hrung%20und%20Bewegung).

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Muttermilch ist nie mit Pre gleichzusetzen, du kannst gar nicht alle Inhaltsstoffe der Muttermilch ersetzen.
Mal abgesehen davon, dass Stillen nun mal nicht nur Nahrung ist.

Wenn man unbedingt will, findet man zu allem eine Gegenmeinung. Es gibt auch Leute, die behaupten, dass man durch Hand auflegen Krebs heilt.

Abpumpen muss nicht nur “gelernt” werden. Es ist aufwendig, anstrengend und man muss viel berücksichtigen und es funktioniert halt auch nicht bei jeder Frau gleich gut.

Ich hab mal meine letzte Nacht mit angehängt, Kind ist 5 Monate und gilt als Anfängerbaby und Stillen klappt easy bei uns (ich will nicht wissen, wie es bei Leuten mit Schwierigkeiten ist):

Mein Mann hat übrigens geschlafen.

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Bearbeitet von Olaffan
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Denke du unterschätzt die Natur.
Geburt is schon sowas wie ne Nahttoterfahrung ums mal Mal unverblümt auszudrücken. Dafür hat der Körper n Haufen hormoneller Prozesse hinterlegt und sogar vorgeschaltet (alleine Jahrzehnte n Zyklus in Kauf nehmen funktioniert fürs Hirn nur mit Zweckerfüllung). Danach klatschen Hormone richtig. Is quasi einprogrammiert das wenn Kind fehlt dein Körper rebelliert, man körperlich und mental krank wird -> evolutionärer Schutzmechanismus einer hilflosen Person. Kannst dir noch so oft einreden is grad gut wo aufgehoben.
Naja und ampumpen ersetzt stillfunktion nicht. Is keine endlosquelle wo man für mehrere Stunde wie ein Zapfhahn was rauskriegt. Mal von ab das die ohne Andienung einfach auch mal fix versiegt weil ein enormer Ressourcenaufwand fürn Körper is. Genau wie die Schwangerschaft selbst. Dafür musst körperlich einige Abstriche machen. Is ne Gratwanderung das Intakt zu halten ohne selbst ein paar Lebensjahre zu streichen. Ein Organismus hat Aufwendungen für ZWEI und brauch Input für zwei. Das muss man erstmal realisieren. Sprich dein Körper reagiert schon als würde er ein 80 std. Job machen und da kommst du mit deinen „Guten Gedanken“ daher und ballerst noch eine Ladung Druck rein und willst da 5-30 weitere Std drauf setzen. Is gegen die Natur und nicht zielführend.

Probst an deiner Frau wenn sie dem mental gestanden ist.

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Mir ist vollkommen klar, dass Schwangerschaft und Geburt etwas vollkomend krasses ist. Ich denke so klar wie es jemanden sein kann, der es nicht selbst erlebt hat. Deswegen sage ich ja, dass hier natürlich eine Erholungsphase da sein muss. Wie lang dies Erholungsphase ist entscheidet auch natürlich einzig allein meine Frau.

Aber wenn diese Erholungsphase vorbei ist, dann sehe ich uns beide in einem gleichberechtigten Boot. Und wir beide sollten uns dann den "80 Stunden" Job des Kindes teilen. Genauso wie wir uns den "X Stunden" Job des Geldverdienends teilen sollten. Zumnindest vorrausgesetzt das mit dem Stillen klappt. Wenn das nicht klappt, dann muss man da natürlich auch abstriche machen. Btw: Abpumpen kann auch positive effekte haben, gerade durch die gesteuerte Abpumpstärke und die Regelmäßigkeit die man damit ins Stillen bringen kann.

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Stillen/füttern ist nichts regelmäßiges.

Stillen/füttern nach Bedarf bedeutet, dass man dem Baby immer dann etwas gibt, wenn es das möchte.
Das kann jeden Tag eine andere Uhrzeit, Dauer oder Anzahl sein.

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Das ist viel zu früh. Bedenke nicht nur das evtl Stillen, sondern dass ihr die ersten Monate ein Baby habt was nachts ständig Hunger hat. Wie will man da arbeiten, wenn das Kind einen 3 bis 4 Mal länger wachhält, irgendwann zahnt, krank ist etc. Und das lässt sich nicht durchtakten. Ich verstehe den Stress nicht, sie bekommt doch ein Jahr lang Elterngeld. Zwar weniger, aber dass sollte so kalkuliert sein, dass es reicht und sie nicht arbeiten muss.
Wenn du dich mehr einbringen möchtest und somit weniger arbeitest, würde ich auch eher an Ersparnisse gehen. Das erste Jahr ist anstrengend und man sollte es sich nicht noch schwerer machen.

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Irgendwie fühl ich mich falsch verstanden.


"Das ist viel zu früh."
Was ist viel zu früh? Ich habe doch gar keine konkrete Zeit genannt. Mit 2,3,4,5... meine ich im Endeffekt, dass der Zeitpunkt dann ist, wenn sich meine Frau von der Geburt erhohlt hat.

"Wie will man da arbeiten, wenn das Kind einen 3 bis 4 Mal länger wachhält, irgendwann zahnt, krank ist etc."
Indem der Papa solche aufgaben übernimmt. Oder ist das so ein abwegiger Gedanke?

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Wie willst du das aber übernehmen, wenn du nicht stillen kannst?

Und ja, abpumpen und dann Flasche.
Du stellst dir das zu romantisch vor. Viele Frauen bekommen beim abpumpen vlt. 10ml Milch raus und es ist ein körperlicher und zeitlicher Mehraufwand für die Frau.
Viele vollgestillte Babys akzeptieren die Flasche auch einfach nicht.
Oder die Flasche und dann die Brust nicht mehr und dann steht deine Frau da und kann sich über Milchstau freuen.

Ich finds super, dass du dich so einbringen willst. Aber du hast zu romantische Vorstellungen davon und pochst zu sehr auf 50:50.
Warte doch erst einmal ab, wie es sich die nächsten Monate nach der Geburt entwickelt und wenn das Kind 6 ...7 Monate alt ist, DANN kann man sich hinsetzen und weiter planen.

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Grundsätzlich finde ich es gut, dass Du Dich von Anfang an voll einbringen willst, das vorab. Aber Deine Vorstellungen werden der Realität nicht gerecht.

Wenn Deine Frau stillt, kannst Du nicht einfach übernehmen. Es wird empfohlen, wenn das Stillen funktioniert, nicht mit Flasche oder ähnlichem gleich zu Beginn anzufangen (Stichwort Saugverwirrung). Auch bei einem clusternden Baby bist Du anfangs als Vater raus. Das ist nicht schlimm, aber für Väter erst mal hart, weil sie da keinen Anteil an der Ernährung des Kindes haben. Wenn das der Fall ist, kann es zu harten Nächten für Deine Frau kommen, wenn sie nachts stillt/stillen muss. Und glaub mir, arbeiten gehen kann da schwierig werden. Nebst Abpumpen (was nicht immer funktioniert), Milchstaus (sieh das mal nach) etc.

Wenn Deine Frau also stillt, wird sie genug zu tun haben, auch bei einem pflegeleichten Baby. Wenn es ein forderndes Baby ist, wird es nochmal anstrengender. Schau Dir doch einfach mal die Foren Baby, Stillen und Ernährung und Schlaf an. Da bekommst Du einen Einblick, wie es ist, wenn die rosa Instagram-Alles-läuft-super-Welt in weiter Ferne ist.
Unsere war im ersten Jahr ein absolutes Mama-Kind. Mal unabhängig vom Stillen: wenn ich arbeiten gegangen wäre, wäre zuhause die Hölle losgebrochen. Mein Mann ist ein toller Vater, aber der hätte sie nicht beruhigt bekommen. Selbst mit Flasche hätte sie ihm die Bude zusammengebrüllt.

Du sollst natürlich Zeit mit Deinem Kind haben, und das wirst Du auch. Aber die Anfangszeit besteht eben überwiegend aus Windelwechseln, Nachts aufstehen, Geschrei, Stillen, Schlafen, weil die Kinder naturgemäß erst alles lernen müssen. Du wirst, wenn Du Sachen wie Beruhigen, Wickeln, Kuscheln übernimmst, genug Zeit mit Deinem Kind haben. Wenn die Beikost kommt (auch hier: von Kind zu Kind unterschiedlich), wirst Du auch mehr mitmachen können.

Mein Tipp: lass Dir und Deiner Frau die Zeit. Nehmt im ersten Jahr beide Mal Elternzeit, wenn möglich. Mach Dir keine Sorgen, dass Du keinen Anteil haben wirst: den wirst Du haben. Bedenke, dass Deine Frau und Kind 9 Monate unzertrennlich gewesen sein werden. Mamas Herzschlag, Geruch, Stimme bietet Sicherheit und kann im ersten Jahr das Mittel der Beruhigung sein, auch wenn es kein Schreibaby ist. Wenn sie stillt, wird sie Nahrungsquelle, Schlafplatz, Kuschelobjekt und Spielplatz in einem sein, dass hast Du dann wenig Anteil. Nicht eifersüchtig oder sorgenvoll sein, sondern gelassen.

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Hmm, schwierig. Ich finde es ja grundsätzlich toll, dass du dich wirklich 50% einbringen willst. Aber aus biologischen Gründen finde ich es schwierig.

Wenn man selber noch keine Geburt mitgemacht hat, kann man sich kaum vorstellen, was das mit dem Körper macht... Tatsächlich ist das auch für den Mann schwer nachzuvollziehen. Sehen kann man ja nichts davon. Aber alleine wieder länger sitzen zu können, dauert. Und die Hormonumstellung darf man auch nicht unterschätzen. Stelle dich schon Mal auf Tränen in Wochenbett ein. Es dauert übrigens etwa ein Jahr bis alle Hormone wieder im Gleichgewicht sind.
Ich kenne zwei Mütter, die versucht haben nach dem acht Wochen Mutterschutz wieder im Familienbetrieb mitzuarbeiten. Naja, ein bis zwei Stunden haben sie durchgehalten. Aber das auch nicht täglich. Man unterschätzt das wirklich.
Ich halte es allerfrühestens nach vier Monaten für realistisch in Teilzeit zu arbeiten.

Das zweite ist die Ernährung. Da müsst ihr euch Mal grundsätzlich überlegen, ob ihr stillen oder Flaschennahrung wählt. Klar, kann man probieren beides zu machen. Bei manchen Kindern geht das, bei vielen aber auch nicht. Wenn ihr von Anfang an Flasche dazu gebt, besteht die Möglichkeit, dass das Kind nicht mehr an die Brust will. Und umgekehrt, wird es die ersten Wochen gestillt, ist unklar, ob es eine Flasche nimmt.
Und falls es die Flasche nimmt, ob es Pre-Nahrung nimmt. Und ob Abpumpen klappt.
Mein Kind zum Beispiel akzeptierte bei Papa schon die Flasche, aber nur mit abgepumpter Muttermilch. Nur Abpumpen klappte bei mir so gar nicht. Für ein Fläschchen dass ich mindestens drei Stunden. Ab manchen Tagen kam einfach gar nichts. Somit war das wirklich nur eine Notlösung für Arztbesuche und Mal für einen Abend.

Grundsätzlich denke ich, es wäre besser dann direkt von Anfang an Pre-Nahrung zu geben. Muss man halt wollen, ich persönlich Stille gerne und denke, dass es auch für das Kind gut ist.

Wenn deine Lösung, sie bleibt ein Jahr daheim und du reduzierst in der Zeit finanziell (mit Elterngeld) passt, ist das doch eine schöne Lösung. Warum findest du das unfair? Deine Frau leistet in Moment (Schwangerschaft und dann Geburt) Höchstleistungen. Warum gönnst du ihr nicht ein Jahr in den sie weniger macht als du? Könnt euch ja einigen, dass sie dafür zum Beispiel mehr im Haushalt macht, während du dich und Kind kümmerst. Und exklusiv-Zeit bekommst du sicherlich. War ich froh, wenn ich alleine zum Arzt oder zum Rückbildungskurs konnte...

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