Wutausbrüche meiner Mutter - Narzisstisch?

Hallo zusammen, ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich anfangen soll. Dieses Thema beschäftigt mich schon lange: das Verhältnis zu meiner Mutter. Seit ich denken kann, habe ich das Gefühl, von ihr nicht geliebt zu werden. Sie hat mir nie gezeigt, dass sie mich liebt, weder durch Umarmungen noch durch Worte. Ich bin jetzt 39 Jahre alt und führe mein eigenes Leben. Jedes Mal, wenn ich mit meiner Mutter streite und meine Gefühle äußere, reagiert sie sehr heftig und schmeißt mich sogar aus ihrer Wohnung, wenn ich zu Besuch bin. Sie wird wütend und schreit manchmal auch meinen Vater an. Ich gehe nicht gern hin und bleibe meist nur kurz, weil es mir zu viel wird.

Egal, welches Thema ich anschneiden möchte, sie fühlt sich ständig angegriffen und weist mir die Schuld zu. Sie wiederholt oft, was sie allen angeblich „getan hätte“. Ich zitiere ihren Wortlaut: „Ich bin schuld, was hab ich euch allen getan? Natürlich, ich bin die schlimmste Person, die es gibt. Was hab ich denn bloß falsch gemacht?“

Meine Zwillingsschwester (zweieiige Zwillinge) die vor zwei Jahren Mutter wurde, wird ganz anders behandelt. Sie hat ein viel besseres Verhältnis zu unserer Mutter und sie verstehen sich wie gute Freundinnen. Ich hingegen habe nie das Gefühl gehabt, mit meiner Mutter über irgendetwas reden zu können. Selbst als ich während meines Studiums in finanziellen Schwierigkeiten war und um Unterstützung bat, hatte sie immer nur Ratschläge parat, die ich nicht befolgt habe. Wenn etwas in meinem Leben nicht klappt, sagt sie oft: "Siehst du, ich hab dir das doch gesagt."

Ich fühle, dass sie mit meinem Leben unzufrieden ist, weil ich andere Entscheidungen getroffen habe als sie gewünscht hätte. Ich weiß nicht, wie ich auf meine Mutter zugehen soll. Wenn ich frage, was los ist, schaut sie mir nicht mal in die Augen. Mir tut vor allem mein Vater leid, der sich von ihr herumkommandieren lässt und ihre Launen abbekommt. Ich versuche, den Kontakt zu minimieren, doch mit Weihnachten steht bald ein weiteres Treffen an, bei dem ich hauptsächlich für meinen Vater anwesend sein werde, nicht für meine Mutter.

Ich habe immer das Gefühl, dass sie bei Einladungen Bestätigung sucht oder versucht, ihre Liebe durch große Gesten zu zeigen. Wenn ich sie darauf anspreche, wird sie oft wütend oder gerät in eine Art Nervenzusammenbruch. Ich möchte den Kontakt nicht ganz abbrechen, aber ich weiß auch, dass ich sie nicht um Rat bitten kann oder normal mit ihr reden kann.

Meine Mutter nimmt seit Jahren Medikamente gegen ihre Schilddrüsenunterfunktion, und ich frage mich, ob das Auswirkungen auf ihr Verhalten hat. Es ist schwer auszuhalten, und wenn ich nach Hause fahre, frage ich mich, was ich falsch gemacht habe, dass sie mich so angreift. Hat jemand einen Rat für mich?

Ich möchte hinzufügen, dass meine Mutter eine sehr schwere Kindheit hatte. Sie war das zweitälteste von vier Geschwistern und wurde von ihrer Mutter oft geschlagen. Angeblich wurde sie wie das "schwarze Schaf" der Familie behandelt. Zudem musste sie häufig die getragenen Sachen ihrer älteren Schwestern anziehen, die natürlich oft zu groß für sie waren. Projiziert sie vielleicht ihre unerfüllte Liebe auf mich? Es scheint, als hätte sie selbst nie die Liebe erfahren, die eine Mutter ihrem Kind geben sollte. Ihr Papa ist verstorben, als meine Mutter 23 Jahre alt war. Das war plötzlich und unerwartet. Kürzlich hatten wir einen ruhigen Moment, in dem ich meine Mutter auf ihren Vater ansprach, also meinen Opa, den ich nie kennengelernt habe. Sie schaute mich traurig an und sagte, dass ihr Leben vorbei gewesen sei, als ihr Vater verstorben ist.

Ich frage mich, warum sie meine Schwester besser behandelt. Meine einzige Erklärung ist, dass ich mich immer wieder ihrer Meinung widersetzt und mein eigenes Leben gelebt habe. In ihren Augen habe ich nie auf sie gehört, und macht sie mir das ständig zum Vorwurf?

Sobald ich mich mit meiner Mutter streite wegen Kleinigkeiten, bin ich immer innerlich ganz traurig, weil ich merke, dass ich nicht dagegen ankomme und ich sie auch nicht verändern kann. Ich gehe dann schweigend und traurig aus der Wohnung und hoffe, dass es das nächste Mal besser wird. Doch beim nächsten Mal fängt sie wieder von vorne an ;-(.

In meiner Verzweiflung wende ich mich sogar schon an meine Zwillingsschwester und teile ihr meinen Kummer mit, dass ich mit unserer Mutter nicht reden kann. Sie versucht dann zu vermitteln. Doch dies hat bisher nicht viel gebracht.

Ich freue mich über eure Ratschläge und eure Meinungen. Gruß, Lisa

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Hallo Lisa,

es ist beeindruckend, wie reflektiert du mit dieser schwierigen Situation umgehst. Die Beziehung zu deiner Mutter klingt sehr herausfordernd, und es ist verständlich, dass dich ihr Verhalten immer wieder verletzt. Dass du trotz allem den Kontakt nicht abbrechen möchtest, zeigt deine Stärke und dein großes Herz.

Es ist wichtig, dass du erkennst: Du hast nichts falsch gemacht. Deine Mutter trägt ihre eigenen Verletzungen und Erfahrungen mit sich, die sie möglicherweise auf dich projiziert. Dass sie dich und deine Entscheidungen oft nicht akzeptiert, liegt nicht an dir, sondern daran, dass sie vielleicht nicht gelernt hat, andere Lebenswege wertzuschätzen.

Sei stolz auf dich, dass du deinen eigenen Weg gehst. Es ist völlig in Ordnung, Grenzen zu setzen und dich zu schützen, wenn dir der Kontakt zu viel wird. Gleichzeitig kannst du dir die Liebe und Unterstützung aus anderen Beziehungen holen, die dir guttun, zum Beispiel bei deinem Vater oder deiner Schwester.

Du machst das großartig – gib dir selbst den Raum, den du brauchst, und bleib dir treu.

Alles Liebe für dich!

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Einen wunderschönen guten Abend! Ich bedanke mich für deine Rückmeldung. Es tat mir gut, deine Ratschläge zu lesen :)!

Sehe es auch so wie du, dass meine Mutter andere Lebenswege nicht kennt und sie deswegen nicht wertschätzen kann. Sie ist geschieden und war zehn Jahre allein erziehende Mutter unseres Bruders … So ganz „bildhaft“ ist ihr Leben auch nicht verlaufen, was kein Vorwurf an sie ist. Dann müsste sie meinen Lebensweg doch noch mehr tolerieren und mich so nehmen, wie ich bin, oder?

LG

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Ich denke, du bist da schon der richtigen Sache auf der Spur - deine Mutter leidet vielleicht durchaus unter ihrer Kindheit und du kriegst es irgendwie ab (empfehle da gerne „Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen“ - ich stimme da nicht allem zu, aber es regt zum Nachdenken an).

Was ich dir raten kann: akzeptiere deine Mutter, wie sie ist. Du merkst ja, du kannst sie nicht ändern. Ich würde also gar nicht versuchen, mit ihr irgendwas tiefgründig zu erörtern - deine Mutter möchte/kann sich nicht reflektieren und ihre Fehler eingestehen. Also würde ich diese Themen aussparen. Es führt nur zu Frust.

An Weihnachten würde ich versuchen, nur Smalltalk zu halten und bei brisanten Themen versuchen das Gespräch in ne andere Richtung zu lenken oder bei Bedarf die Situation verlassen (ins Bad gehen/Raum wechseln…).

Das ist sicher nicht leicht und natürlich auch irgendwie nicht fair. Also, dass es quasi an dir alleine hängt, etwas zu ändern. Aber darauf wird es wohl hinaus laufen…

Alles Gute dir!

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Hallo! Vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung, über die ich mich ebenfalls sehr gefreut habe! Ich schätze auch deine Buchempfehlung und habe das Buch bereits in meinen Warenkorb gelegt :-)!

Du hast recht, ich kann meine Mutter nicht ändern und muss sie mit all ihren Fehlern akzeptieren, auch wenn das nicht leicht ist.

An Weihnachten werde ich deinen Rat befolgen und versuchen, nur Smalltalk mit ihr zu führen. Falls die Stimmung aus irgendeinem Grund kippen sollte, werde ich den Raum verlassen. Ihre Launen können sich nämlich sehr schnell ändern. Wenn ich nicht betroffen bin, trifft es oft meinen Vater, der sich dann ihren Vorwürfen stellen muss, oder sie stichelt ihn gegen mich.

LG

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Das klingt in der Tat sehr anstrengend 😕 wenn’s gar nicht mehr geht, ist es auch völlig ok, nach Hause zu gehen! 🫶

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Meine Mutter ist sehr ähnlich und ja, es ist nicht einfach.

Was ich aber nicht verstehe: du weißt, über welche Themen (der Vergangenheit) sie nicht reden will und dann ausflippt - wieso sprichst du es immer und immer wieder an ?

Sie wird dir niemals eine befriedigende Antwort auf deine Fragen geben. Sie wird dir niemals sagen, warum sie dich schlecht behandelt etc hat.

Du tust dir wesentlich einfacher, wenn du das einsiehst und künftig einfach nur smalltalk betreibst.

Du wirst die Vergangenheit nicht ändern und du wirst deine Mutter nicht mehr ändern - mach es dir leichter und spreche die alten Themen einfach nicht mehr an.

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Hallo „Lex83“!
Danke für deine ehrliche Rückmeldung. Du hast recht, es ist wirklich herausfordernd, mit solchen Situationen umzugehen. Ich versuche oft, die Dinge zu klären, aber ich verstehe, dass das nicht immer möglich ist und es mir nur zusätzlichen Stress bereitet. Ich werde versuchen, deine Ratschläge zu beherzigen und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Smalltalk klingt nach einer guten Strategie, um die Stimmung zu halten. Vielen Dank für deine Unterstützung :-)!

LG

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Du hast schon tolle Antworten erhalten.
Ich würde dir raten nochmal nach zu spüren. Ihr seid unterschiedlicher Meinung und geratet aneinander. Du ärgerst dich weil sie deine Meinung/ Entscheidungen nicht gut findest und sie weil du nicht nach ihrer Empfehlung/ Muster agierst.
Aber jeder von euch beiden hat ein Recht auf die eigene Meinung. Sie darf sich ärgern und du kannst sagen, ich mache das nicht um dich zu ärgern, für mich fühlt es sich so besser an. Was gehört zu ihr und was zu dir, wer zieht sich welchen Schuh an.
Versuche immer mal gedanklich einen Schritt zurück zu gehen und schau neutral hin, was passiert hier gerade.
Ich würde ihr auch gar nicht alles erzählen, ihr seid erwachsen. Und wenn sie wild drauf los poltert, steig nicht drauf ein, red übers Wetter, frag nach Rezepten, Smalltalk. Am besten arbeitest du dein Verhältnis mal therapeutisch auf, das hilft mir sehr.

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"Sie hat mir nie gezeigt, dass sie mich liebt, weder durch Umarmungen noch durch Worte."

"und meine Gefühle äußere, reagiert sie sehr heftig und schmeißt mich sogar aus ihrer Wohnung"

"Was hab ich denn bloß falsch gemacht?“

"Wenn ich frage, was los ist, schaut sie mir nicht mal in die Augen."

"oder versucht, ihre Liebe durch große Gesten zu zeigen"

"oder gerät in eine Art Nervenzusammenbruch"

Narzissmus sehe ich da nicht, vielleicht fehlen auch die Beispiele. Es scheint so, als wäre sie bemüht, aber kann nicht funktionierend kommunizieren. Sie bemüht sich, ihre Liebe zu zeigen, aber stößt an Grenzen. Diese Art Nervenzusammenbruch könnte auch ein Meltdown sein. Und die Frage, was sie denn falsch mache, rein sachlich zu verstehen? Vielleicht ist sie Autistin?

War mein spontaner Gedanke.

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Hallo!

In solchen Dingen kann man kaum Rat geben, wenn man nur eine Seite kennt. Du bist enttäuscht von deiner Mutter - ist sie vielleicht genau so enttäuscht von dir?

Dein Post liest sich wie die Klage eines Kindes oder einer Jugendlichen, die sich über ihre Mutter beschwert. Ich selbst bin die mittlere von drei Schwestern. Mit meinen Schwestern war und ist meine Mutter schon immer eng; mit mir konnte sie nichts anfangen, von Beginn an: Falsches Geschlecht, nicht hübsch, zu sportlich für ein Mädchen, zu wissbegierig für ein Mädchen, zu viel Widerspruchsgeist, lieber Bücher als Mode... die Liste ist endlos. So, ich habe mich an dem Problem abgearbeitet. Ich habe geredet, gebettelt, geweint und geschrien und bin an Teflon abgeprallt. Seit mein Vater (den hatte ich in meinem Team, Gott sei Dank!) verstorben ist, bin ich ohne Familie. Jetzt aber, weil ICH das so will. Und erst seit ich in dieser Sache nicht mehr kämpfe, fühle ich mich meiner Mutter gegenüber nicht mehr wie ein Kind. Ich brauche ihre Zustimmung und Anerkennung nicht mehr. Ich sehe meine Mutter, denn wir wohnen nebeneinander. Wir reden übers Wetter und über die Verwandten, wenn sie was braucht und mich fragt, kriegt sie alles gerne. So halte ich es mit jedem anderen Nachbarn auch.

Vielleicht solltest du akzeptieren, dass du deine Themen nicht mit deiner Mutter klären kannst. Sie sieht es nicht, sie fühlt sich angegriffen, es kommt immer zum Streit. Und damit arbeitest du dich genau so sinnlos ab wie ich. Mir geht es besser, seit ich losgelassen habe: Es wird keine Aussprache geben. Ich habe unsere Themen für mich beendet, weil ich es mit meiner Mutter nicht konnte. Sie war mir eine distanzierte Mutter, ich bin ihr heute eine hilfsbereite, aber distanzierte Nachbarin mit Smalltalk übern Gartenzaun. Und heute geht es mir gut damit. Ich habe mich vor etwa zehn Jahren für Akzeptanz entschieden, hart daran gearbeitet und sie schon vor ein paar Jahren ganz gut erreicht.

Mach deinen Frieden. Es wird dir gut tun!

Grau

Bearbeitet von GrauIstProgramm
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Deine ersten beiden Sätze sind - mit Verlaub - widerwärtig.

Hast selbst angeblich "losgelassen" und haust der TE doch einen Müll ins Gesicht.

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Ich gratuliere dir zu der Fähigkeit, eine einseitig erzählte Beziehungsgeschichte zu beurteilen. Das schaffen nur eindimensionale Charaktere. Interessant wäre ein Post der Mutter zum gleichen Thema. Widerwärtig ist jedes Urteil, das gefällt wird, ohne den Angeklagten gehört zu haben. Ein solches Urteil ist Müll, Makulatur, in höchstem Maße unfair. Meinen Ansatz habe ich schmerzhaft mit meinem Therapeuten erarbeitet, dem ich unendlich dankbar bin. Der Mutter keine Schuld zuzuweisen, sondern ihr ihre negativen Gefühle zuzugestehen, ist wertvoll, denn es macht sie menschlich.

Diese Diskussion führe ich mit dir nicht weiter. Die TE kann meinen Ansatz überdenken, wenn er für sie passt verwerten und andernfalls verwerfen. Überlass die Bewertung der TE. Das geht dich nichts an.

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Tipp: Besorg' DIr dieses Buch: https://www.amazon.de/Mit-zerbrochenen-Fl%C3%BCgeln-Kinder-Borderline-Beziehungen/dp/3939586099

Darin wird auch gut beschrieben, wie Mütter mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung Geschwisterkinder behandeln. Oft gibt es ein Goldkind und eben ein anderes.

Oft ziehen sich diese Geschichten durch Generationen. Meine Großmutter war vier, als sie 1928 zu den kinderlosen und unverheirateten Schwestern ihrer Mutter (auf deren kleinen Bauernhof) gegeben wurde. Kurz davor wurde ihr kleiner Bruder geboren und dann wurde meine Urgroßmutter "gemütskrank", sodass meine Großmutter weg gegeben wurde. Heute würde man wohl postnatale Depression diagnostizieren und ihr entsprechend helfen.

Meine Großmutter hatte Zeit ihres Lebens auch narzisstische Störungen. Immer wieder gab es Goldkinder, Goldenkelkinder.

Mein Großvater liebte alle seine Kinder, mit meiner Mutter verband ihn viel. Meine Großmutter schoss immer wieder dazwischen. Ich hab keine Ahnung, was meiner Mutter wirklich als Kind passiert ist. Sie ist jedenfalls psychisch ernsthaft kranke Borderlinerin und Psychotikerin geworden.

Will sagen: Ja, ich erkenne da Narzissmus und zwar ganz offensichtlich.

Nimm Dich da raus. Du kannst in so einer Konstelation nur verlieren.

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Für klingt das alles ein tick zu projizierend und die Fragen die du dich über sie stellst, solltest du mal bei dir zu verorten.