Erfahrungen bitte - leiblichen Vater kennenlernen mit knapp 50 Jahren

Hallo, ich erhoffe mir hier Erfahrungen von Frauen die erst mitten im Leben Kontakt mit dem leiblichen Vater aufgenommen haben.

Die Vorgeschichte:
mein Vater würde selten erwähnt, Eltern hatten wohl eine Beziehung die die Großeltern nicht geduldet hätten...beide Bauernhof und keiner durfte den Hof verlassen, tja es war eine andere Zeit. Ich wusste immer Namen und Ort wo er lebt, dachte aber immer, er wollte damals nichts von mir wissen.
Durch einen Streit mit meiner Mutter kam jetzt die ehrliche Geschichte meiner Mutter ans Licht. Die Beziehung ging wohl doch über mehrere Jahre und es war die große Liebe, er hatte mich wohl sogar nach der Geburt sehen wollen uns die hätte den Kontakt abgelehnt weil sie zu verletzt war.

Ich könnte ihn jederzeit anrufen oder besuchen, habe aber Angst vor der Reaktion seiner Familie und von ihm.
Andererseits Bedenken, dass es einfach im fortgeschrittenen Alter (75) irgendwann zu spät sein könnte, weil er versterben könnte...

hat jemand die Erfahrung gemacht?

Bin mir sicher unsicher...

Lg

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Hey, trau dich und nehme Kontakt auf 🫂
Wenn es irgendwann "zu spät" sein sollte, wirst du dir wahrscheinlich Vorwürfe machen.
Ich selber kann aus meiner eigenen Erfahrung und das erlebte von anderen Menschen, die Kontakt zu einem Elternteil aufgenommen haben, sagen, das es in diesen Fällen nur positives gab. Wenn du nicht genau weißt, wie dein Papa zu der ganzen Sache steht, würde ich ihm einen Brief schreiben. Hinterlass eine Telefonnummer, damit er dich anrufen kann und natürlich deine Adresse, um ebenfalls per Post zu antworten.
Wenn du sicher weißt, das er eigentlich die ganze Zeit auf dich wartet, geh vorbei und besuche ihn 🥰

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Ich sehe dies genau so wie „seimutig“.

Ein Brief ist glaube ich geschickter, so kann dein Papa es erstmal aufnehmen und seine Gedanken sortieren.

Bei einem Anruf wäre ich total überrumpelt und der Anrufer wartet auf eine Reaktion. Ich glaube, das fänd ich nicht so toll. Zumal du weißt ja nicht, wer ans Telefon geht und welche Infos dein Vater preis gegenben hat, an seine evtl.jetzige Familie.

Und ja, lieber jetzt los als zu warten. Dein Papa ist schon 75 Jahre alt. Wenn er nicht möchte, hast du es wenigstens versucht. Ich kann mir aber nicht vorstellen, das er dich nicht kennenlernen will.

Alles Gute

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Ja mein Onkel wurde vor ca. 10 Jahren von seiner ersten, unehelichen Tochter kontaktiert. Er war 60 und die Tochter war Ende 30. Er hatte den Kontaktversuch positiv aufgenommen und seine Frau auch und sie luden sie direkt zu sich ein ( Entfernung war 500 km). Danach pflegten sie auch guten Kontakt, die Tochter kam einmal im Jahr zu Besuch und sonst telefonierten sie. Mein Onkel starb letztes Jahr an Krebs, mit 70 Jahren.
Seine Tochter war natürlich sehr sehr glücklich diese Erinnerungen noch an den Vater zu haben. Seine Frau hatte damit auch gar keine Schwierigkeiten und wusste tatsächlich schon beim kennenlernen das er noch ein Kind ohne Kontakt hat.

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Ich habe keine persönliche Erfahrung. Aber sie es mal so "Was hast du zu verlieren?" Es gibt zwei Möglichkeiten entweder machst du dir ewig Gedanken und bist dann eventuelle zu spät. ODER du nutzt die Chance schreibst einen Brief mit allem was dir auf der Seele liegt und bekommst vielleicht eine Antwort.

Ich würde im Brief darauf eingehen, dass du immer davon ausgingst er wolle keinen Kontakt aber jetzt erfahren hast, dass dem nicht so war und daher diesen Brief schreibst. Schreibe was aus dir wurde und du ihm einfach sagen willst, dass du ihn nie vergessen hast (auch wenn du ihn nicht kennst) und einfach gerne kennenlernen würdest da er trotzdem ein wichtiger Teil deines Lebens ist. Also das würde ich fühlen.

Wie geschrieben du hast nichts zu verlieren und ich würde dir auch raten sei mutig und schreibe ihn an. Einen Überraschungsbesuch oder ein Anruf würde ich nicht machen. Ich würde behaupten sowas muss man erstmal sacken lassen bzw. ich wüsste gar nicht was ich sagen soll. Entsprechend könnte es falsch rüberkommen.

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Ich würde auch einen Brief schreiben aber auch nicht zu viele Hoffnungen hegen.
Meine Mutter war ein uneheliches Kind und ist ohne Vater aufgewachsen.
Allerdings stimmte es, dass er kein Interesse hatte und meine Mutter war nach unerfreulichen Treffen und der Suche nach Kontakt zu Halbgeschwistern eher verletzt und enttäuscht. Weil da eben keine Resonanz kam sondern nur Ablehnung und Desinteresse, auch von gänzlich unbekannten Halbgeschwistern.
Andrerseits gut, dass sie das früh in Angriff genommen hat (Sie war damals ca. Mitte/Ende 30), denn ihr Erzeuger starb schon mit knapp 60Jahren.

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Liebe Buechertante,
Freue dich über diese Chance und nimm sie war!
Letztes Jahr ist der Erzeuger meiner Mutter (mein Großvater) verstorben. Die Geschichte dürfte ähnlich gewesen sein, wie bei dir. Doch leider hat niemand den ersten Schritt gewagt und Kontakt aufgenommen. Nach seinem Tod hat sich für meine Mutter der Kontakt zu seiner Schwester eröffnet und wie sich herausgestellt hat, hat er ein Leben lang um die Trennung zu meiner Oma getrauert und darüber, dass er seine Tochter nie wirklich kennen gelernt hat. Beide Seiten dachten, es ist nicht gewollt. Meine Mutter hat nun engeren Kontakt zu seinen Verwandten, sie sind alle nett und haben meine Mutter herzlich in ihren Kreis aufgenommen und doch schwimmt Wehmut mit.
Liebe Grüße Cheryl

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ich würde einen Brief schreiben und ihm anbieten, wie er sich bei dir melden kann. Per Whatsapp oder so, weil du ihn gerne mal sehen magst... Oder Du bietest im Brief gleich einmal an, dass du am Tag X im Kaffee Y bist und Dich freuen würdest, ihn zu treffen...

Anrufen ist vielleicht schon eine Hürde. Das kann ich für ihn als auch für Dich irgendwie verstehen.
Aber so mal für ein Treffen die Tür aufmachen ist sicher eine gute Art und Weise.

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Meine Mutrer bereut dass sie genau das nie gemacht hat. Ihr Vater ist recht früh verstorben. Sie war grob 23 damals. Machs.

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Ich kann dir auch nur dazu raten. Ich bin adoptiert und mein leiblicher Vater und ich haben uns nach 44 Jahren endlich gefunden.

Erstmal haben wir uns Briefe geschrieben, dann waren wir essen. Seitdem treffen wir uns so alle 2 Monate. Seine Frau habe ich auch schon kennengelernt und seinen anderen Söhnen hat er es jetzt Weihnachten erzählt, die sind da auch sehr offen.

Für ihn ist es deutlich emotionaler als für mich, da er damals sehr um das Sorgerecht gekämpft und mich mein Leben lang immer mal wieder gesucht hat.

Zu meiner leiblichen Mutter habe ich auch mal Kontakt aufgenommen, sie allerdings nie getroffen, da es für mich dann doch zu viele Unstimmigkeiten gab.

Ich kenne also beide Seiten.
Ich bin froh, dass ich meinen leiblichen Vater nun gefunden habe und bin gespannt wie sich das weiterentwickelt. Etwas Sorge habe ich davor, das meinen Adoptiveltern zu erzählen, obwohl sie immer offen damit umgegangen sind und angeboten haben, mich bei der Suche zu unterstützen.