Hallo zusammen, um meine aktuelle Situation zu schildern, muss ich etwas weiter ausholen. Ich schreibe hier, um mich einfach mitzuteilen und mir alles von der Seele zu erzählen…
Leider habe ich meine Mutter mit 7 Jahren an Krebs verloren. Mein Vater hat noch im selben Jahr wieder geheiratet.. Er war schon immer gewalttätig. Hat meine Stiefmutter und mich immer sehr heftig geschlagen. Der Missbrauch ging so weit, dass er mich mit seinem Gürtel am Kopf geschlagen hatte. Viele Male.. Als draußen Schnee lag, hat er mich barfuß auf dem Balkon ausgesperrt. Ich war noch ein Kind und hatte Angst mir Hilfe zu holen, da mir mit schlimmerer Schläge gedroht wurde. Als Erwachsene habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt und bin mit ihm glücklich verheiratet. Letztes Jahr wurde unsere Ehe durch die Geburt unseres Sohnes gekrönt. Mit meinem Vater habe ich weiterhin Kontakt. Warum kann ich nicht erklären. Er ist halt die einzige Stück Familie, die ich hatte. Nachdem ich meinen Mann kennengelernt habe, bin ich weiter weg gezogen. Seit der Geburt meines Sohnes, möchte mein Vater immer mehr Kontakt haben. Er drängt mich dazu, wieder in seine Nähe zu ziehen. Er möchte den Kleinen am liebsten jede Woche besuchen. Ich fühle mich wie damals, als ich seinen Fängen nicht entkommen konnte. Er macht mir immer wieder Vorwürfe, dass ich nicht gut auf meinen Sohn aufpassen würde und schlägt vor, dass er und seine Frau auf ihn aufpassen können, wenn ich wieder anfange zu arbeiten. Das werde ich natürlich niemals akzeptieren. Ich spiele nun mit dem Gedanken, den Kontakt zu ihm vollständig abzubrechen. Nachdem ich Mutter wurde, ist mir umso unverständlicher, wie er mir damals diesen Missbrauch antun konnte.
Ich muss auch erwähnen, dass ich bis heute nicht offen mit ihm sprechen kann. Ich habe keine Angst mehr vor ihm aber die Hemmung ist dennoch da. Ich kann ihm meine Gefühle nicht ins Gesicht sagen es klappt einfach nicht.
Mein damals gewalttätiger Vater möchte meinen Sohn besitzergreifen
Das klingt wirklich hart und tut mir furchtbar leid.
Ich kann auch nachvollziehen, wie du nicht darüber reden kannst - mit ihm.
Ich würde mich in dieser Situation fragen, was dir die aktuelle Beziehung zu deinem Vater noch bringt. Was du daraus ziehen kannst. Vermutlich nichts positives. Zumal es jetzt einfach wieder stresst.
Das macht die Entscheidung zu einem Kontaktabbruch vielleicht einfacher.
Evtl. schreibst du einen Brief, den du mit "ein schönes Leben noch" beendest und dir einmal alles von der Seele schreibst.
Schlägt er deine Stiefmutter immer noch?
Ich denke schon, dass er sie noch schlägt. Sie ist immer sehr schreckhaft in seiner Nähe.
Wozu mit ihm reden? Er weiß was er getan hat. Würde er irgendwas bereuen, müsste er den Anfang machen und sich wenigstens bei dir ehrlich entschuldigen. Selbst dann wäre es für mich nicht getan. Zur wirklichen Reue gehört viel mehr, als nur ein paar Worte.
Hallo A993,
das du deine Mutter so früh verloren hast war schon sehr schwer für dich. Das du aber mit einem extrem gewalttätigen Vater aufwachsen musstet wird dich bis heute geprägt haben. Ich vermute das du alles noch nicht richtig verarbeiten konntest. So wie du die Gewalt beschreibst gehe ich davon aus das nicht nur deine Steifmutter nichts dagegen unternommen hat, sondern dein Umfeld auch nicht reagiert hat.
Das dein Vater jetzt versucht sich aktiv in dein Leben zu drängen und dir immer wieder Vorwürfe macht das du nicht richtig auf deinen Sohn aufpassen kannst zeigt in meinen Augen das er keine Reue zeigt. Es scheint immer noch eine gewisse Abhängigkeit zu bestehen und du befindest dich immer noch in den Fängen deinem Vaters. Lässt du einen weiteren und intensiveren Kontakt zu deinem Sohn zu, so sehe ich die große Gefahr das wieder viel aufbricht was du in deiner Kindheit ertragen musstet. Da du den Gedanken hast den Kontakt komplett abzubrechen denke ich das du weist das der Kontakt mit deinem Vater dir nicht gut tut. Wenn es so ist, solltest du aus meiner Sicht den Kontakt wirklich beenden. Machst du es nicht, so kann dein Sohn eventuell eine noch stärkere Bindung zu deinem Vater aufbauen und du rutschts weiter in eine neue Abhängigkeit mit deinem Vater. Eine Bekannte von mir die ähnliches erlebt hat, hat es lange nicht geschafft den Kontakt zu ihrem Vater abzubrechen und schafft es jetzt immer noch nicht weil ihr Kind eine sehr starke Bindung zu ihrem Vater aufgebaut hat. Meine Bekannte liegt jetzt aber psychisch gesehen völlig auf dem Boden und braucht intensive psychologische Unterstützung um wieder zu sich zu finden.
Versuche mit jemand über alles zu reden, versuche die erfahrene Gewalt zu verarbeiten und schütze dich und dein Kind.
Viele Grüße
blaue-Rose
Dein Vater hat sich unmöglich benommen und unter keinen Umständen sollte man ihm ein Kind anvertrauen!
Du bist ihm NICHTS schuldig - nicht mal eine Erklärung!
Brich den Kontakt ab. Auch ohne Erklärung. Das ist okay!
Und mach ggf eine Therapie und arbeite deine Kindheit auf, das ist super wichtig, finde ich. Für dich selbst, aber auch für dein Kind! Alles Gute!
Du hast wirklich schlimmes erfahren. Das scheint dir noch bewusster werden zu müssen, dir fehlt die Wut. Jeder Außenstehende wird wütend, wenn er das liest und ein Kontaktabbruch scheint die logische Folge. Nicht so für die Opfer, die in den kindlichen Abhängigkeiten feststecken. Das ist leider eher normal und allein kaum zu bewältigen. Bitte such dir therapeutische Unterstützung. Du hast es verdient, dich ruhig und sicher zu fühlen.
Wenn du keinen harten Cut schaffst (was nachvollziehbar ist), dann starte doch mit einer Pause. Mach es schriftlich "im Moment möchte ich dich nicht treffen oder hören, weil mir durch den Umgang mit meinem Kind bewusst geworden ist, wie es mir als Kind ergangen ist." Aus einem "im Moment" kann auch für immer werden. Es fühlt sich aber erstmal nicht so knallhart an.
Hol deinen Mann ins Boot. Er kann dich immer wieder erinnern, falls du Schuldgefühle bekommst. Versuch immer wieder die Perspektive von außen: wie würdest du reagieren, wenn du auf diese Geschichte als Mitarbeiterin vom Jugendamt, Nachbarin oder Freundin blicken würdest? Auch aufschreiben hilft. Alles was vorgefallen ist und immer griffbereit halten zum Nachlesen. Such deine Wut, das ist der Schlüssel zur Abgrenzung.
Mein Ehemann weiß über alles Bescheid und hat seitdem keinen Kontakt zu meinem Vater.
Wenn da Hemmungen sind, ist auch noch Angst da.
Sonst könntest du völlig frei ihm sagen, dass ihr die angebotene Hilfe nicht in Anspruch nehmen werdet.
Und du bräuchtest den Konaktabbruch nicht.
Arbeite deine Erlebnisse auf!
Räumliche Distanz ist und ggf Kontaktabbruch ist gut um sich die Themen in Ruhe anzuschauen und zu bearbeiten.
Mein Vater und seine Frau haben meine Kinder auch nie allein gehabt.
Mein Vater war nicht so schlimm wie deiner. Aber gelegentlich gab es auch von ihm die Hand auf den Po.
Da die beiden auch später den " Klaps" auf den Po als adäquates Erziehungsmittel hielten und dies bei der Tochterr ihrer Tochter auch anwendeten ( haben sie selbst erzählt), waren meine Kinder nur mit mir bei ihnen.
Insofern ist es schon richtig die Betreuung ohne Hilfe des Vaters zu organisieren.
Ohne Opa und Oma kann aber muss er nicht aufwachsen.
Das hängt davon ab wie stark du noch wirst, wenn die Themen tatsächlich aufgearbeitet sind .
Wie ist denn dein Verhältnis zur Stiefmutter?
Grundsätzlich werden alle Kinder groß, egal mit wieviel Familie.
Familie kann eine Bereicherung sein, ist es aber nicht immer.
Liebe Grüße
Ganz ehrlich er ist deine Familie, aber was für deine? Hoffst du auf etwas, was du bei ihm nie erreichen wirst? Nabel dich ab, jemand der dich liebt verhält sich nicht so.
Lass ihn ziehen und arbeite die Sachen auf.
Ela
So hart es klingt: du musst jetzt Grenzen setzen, eine Stärke entwickeln um euren Sohn zu schützen!
Hol dir professionelle Unterstützung, Therapie, Seelsorge etc.
Es wird nicht aufhören, er wird nicht aufhören. Die Grenze und der Schutz muss von dir kommen.