Meine Mutter zieht mich runter und ich habe keine Kapazitäten dafür

Meine Mutter und ich hatten eigentlich immer ein sehr enges Verhältnis. Sonst habe ich auch nicht wirklich Familie, mein Vater starb als ich noch sehr klein war.
Ich bin im Sommer Mama geworden und in der Schwangerschaft hat sie mich extrem unterstützt, sowohl finanziell als auch persönlich, es war gerade am Anfang keine leichte Zeit für mich, ich war psychisch ziemlich fertig, sie hat mir sehr geholfen, war immer da und dafür bin ich ihr auch sehr dankbar.

Ein paar Wochen bevor mein Baby geboren wurde, erkrankte der Hund meiner Mutter und musste ein Woche nach der Geburt nach eingeschläfert werden.
Es war sehr dramatisch, man konnte nicht raus finden was er hatte, er hat sehr stark abgenommen und sichtlich gelitten, meine Mutter war fix und fertig, sie war mit ihm in allen möglichen Spezialbehandlung, es gab unzählige Untersuchungen, alle möglichen Therapien bis irgendwann kein Arzt mehr weiter wusste.
Das war natürlich "blödes Timing" ich könnte mich so gar nicht darum.kümmer, weil ich am Ende der SS ziemlich viele gesundheitliche Probleme hatte und dann auch 3 Tage im Krankenhaus eingeleitet wurde. Meine Mutter war von der Trauer dann auch sehr zerfressen und konnte sich, so haben ich und mein Mann es jedenfalls empfunden, ich nicht so richtig freuen. Was ja auch klar ist, ihr geliebter Hund lag ja im Sterben.

Das ganze ist jetzt ein halbes Jahr her und meine Mutter ist immer noch tief traurig. Sie will nicht darüber sprechen. Man darf den Namen des Hundes nicht aussprechen sonst fängt sie ganz schlimm an zu weinen, man muss auch sehr aufpassen nicht ind Fettnäpfchen zu treten und irgendwas zu sagen, was sie an ihn erinnert.
Ich kann sie ja verstehen, aber es macht mich irgendwie fertig, dass sie so gar keine Freude für ihre Enkelin zeigt. Ich traue mich auch nicht sie um Unterstützung zu fragen, auch wenn ich sie manchmal wirklich bräuchte, weil sie so furchtbar niedergeschlagen ist. Z.B frag ich sie wie es ihr geht, dann kommt nur "naja den Umständen entsprechend"
Das klingt jetzt vielleicht böse und herzlos was ich sage, aber er ist jetzt nun mal Tod, ist ihre Enkelin und Tochter die am leben sind nicht irgendwie ein Grund mal wieder etwas Freude zu zeigen?

Sie meinte z.B zum Neujahr auch, das war das schlimmste Jahr, damit muss sie erstmal fertig werden. Und ich denke mir so, ja ihr Hund ist gestorben aber sie ist doch auch Oma geworden, zählt das gar nicht...
Ich habe irgendwie gar keine Kraft mehr mich mit ihr zu treffen weil sie mich furchtbar runter zieht. Ich hab auch schon mit allem möglichen versucht sie aufzuheitern, vergebens.
Sehr ich das falsch, bin ich herzlos??

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Deine Mutter war anscheinend immer für dich da, wenn es ihr möglich war. Jetzt ist es das nicht.
Ich finde nicht, dass du jetzt erwarten darfst, dass sie sich wieder voll auf dich konzentriert. Es wäre jetzt an dir sie zu unterstützen.
Das du ihre Trauer persönlich nimmst und ihr diese Gefühle absprichst, weil du ein Kind bekommen hast, finde ich nicht fair.

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Ich Versuche ja für sie da zu sein, aber ich weiss echt nicht wie, weil sie ja auch nicht über ihre Trauer reden will. Ich weiss nicht wie ich da noch an sie Ran kommen soll oder was ich tun kann um für sie da zu sein.

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"Das du ihre Trauer persönlich nimmst und ihr diese Gefühle absprichst, weil du ein Kind bekommen hast, finde ich nicht fair."

Ernsthaft? Für mich sind Tiere auch gleichwertige Familienmitglieder, aber nach einem halben Jahr sollte man sich schon wieder gefangen haben. Es ist schließlich das Enkelkind, das geboren wurde! Da stellt sie den Hund drüber? Finde ich unfair seitens TEs Mutter.

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Hallo,

das hört sich an, als sei deine Mama wirklich mehr als massiv an dem Hund gehangen.
Ich hab auch so ein Exemplar hier, wenn der mal geht, keine Ahnung wie lange es dauert, bis ich es wieder aus dem Bett schaffe …

Du bist auch sehr gut zu verstehen. Klar wäre es schön, sie könnte sich besser beteiligen aber das scheint ihr nicht möglich zu sein.

Ich würde in solchen Situationen dennoch immer immer das Gespräch suchen. Sag ihr nochmal, wie sehr du ihren Schmerz fühlst aber da jetzt eine Enkeltochter ist, in die sie die Liebe investieren kann.
Schildere deine Gefühle - immer wieder unter dem Punkt, dass du auch sie verstehst.

Die Situation ist absolut nicht einfach aber gerade beim Thema Verlust / Trauer - irgendwann muss das Leben halt auch weiter gehen …
Alles Gute 🍀

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keine Ahnung wie lange es dauert, bis ich es wieder aus dem Bett schaffe …

Den Satz fühlte ich..

Hab jetzt erst meinen ersten eigenen Hund.. Eine Seelen Partnerin.. Mein Mann ist totkrank und mein Hund eine unglaubliche Hilfe.. Sie ist die Empathie pur..

Trotzdem verstehe ich nicht wie man die Enkelin die neugeborenen so außen vor lassen kann..

Ich mache hier auch nicht den Unterschied.. Tier /Mensch.. Sondern das Leben geht irgendwann weiter.. Anders zwar aber auch wieder schön.

Ich glaube die Mutter der TE hat nicht nur Trauer sondern eine Depression entwickelt und gehört zum Arzt.

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Mein Reden 🙏🏻

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Wenn du „herzlos“ wärest, würde dich die Trauer deiner Mutter vermutlich nicht herunterziehen 🧡

Du fühlst nicht „falsch“ und deine Mama tut es auch nicht. Inwieweit ein Gespräch darüber derzeit für dich kräftetechnisch zu schaffen ist, kannst nur du entscheiden. Wäre sonst ein Brief denkbar!?

Alles Gute für dich 🍀

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Hi, ich kann dir von mir selbst berichten.

Ich hatte 2 Hunde die für mich alles waren. Ich habe sie so sehr geliebt. Als dann absehbar war, dass der erste Hund bald gehen muss (13,5 Jahre alt) war das sehr hart für mich. Ich hielt sie in meinen Armen als sie die Spritze bekommen hat. Es war mit Abstand einer der schlimmsten Momente meines Lebens. Ich habe sehr lange getrauert und geweint. Das war im Frühjahr 2023. Mein Sohn war da gerade ein Jahr alt und er und mein anderer Hund haben mir Trost, denn für sie musste ich weiter machen. Mein anderer Hund war topfit und war noch nie wirklich beim Tierarzt bis auf die Check ups. Daher war ich froh, weil ich dachte ich hätte sie noch sehr lange.

Dann bin ich Ende des Jahres wieder schwanger geworden und somit dachte ich, jetzt geht es bergauf und jetzt musst du dich ein wenig zusammen reißen, auch für das neue Leben im Bauch. Ich war zu der Zeit ziemlich depressiv durch den Tod meines Hundes. Dann folgte eine schwere Krankheitsphase, aus der ich dann Ende Februar 2024 langsam wieder raus kam.
Ich hatte also gerade das Gefühl, dass es nun endlich bergauf gehen kann und das Jahr schön wird.

3 Wochen später dann, da war ich in der 22 ssw, war ich abends so Platt und müde, dass ich nur ins Bett wollte. Eigentlich gab es abends immer noch eine Kuschelrunde für meinen Hund, aber an diesem Abend ließ ich sie aus und dachte mir, das holen wir morgen in doppelter Länge nach. Ich ging also schlafen und morgens wachte ich auf und sah, dass das Körbchen leer war im Schlafzimmer. Ungewöhnlich, da sie eigentlich immer erst mit mir aufstand, aber dachte mir, dass mein Mann sie wahrscheinlich schon raus gelassen hat. Auf der Treppe nach unten kam mein Mann mir dann schon mit Tränen in den Augen entgegen und schüttelte nur mit dem Kopf. Ich fragte panisch was passiert ist und er konnte es nicht aussprechen. Sie ist in der Nacht, plötzlich und still einfach eingeschlafen. Mein Mann hat das bemerkt und wollte nicht, dass ich sie so im Schlafzimmer vorfinde und hat sie mit meinem Vater (den er morgens um 6:30 angerufen hat, dass er kommt) nach draußen auf die Terrasse getragen.
Ich bin in dem Moment nur noch schreiend auf den Boden und hab gar nichts mehr wahrgenommen. Mein Vater und mein Mann haben alles versucht um mich zu beruhigen und zu trösten aber in diesem Moment ist auch in mir etwas gestorben. Dieser plötzliche Verlust hat mich so unglaublich mitgenommen, dass ich heute noch nicht damit klar komme. Dieses schlechte Gewissen, sie an ihrem letzten Abend nicht mal gekuschelt zu haben weil ich dämliche kuh schlafen wollte frisst mich auf.

Und kaum einer kann das nachvollziehen und das ist okay. Ich fühle nunmal so, denn ich habe sie unglaublich geliebt. Seitdem meine Tochter im Sommer auf die Welt kam hab ich zwar mehr Ablenkung, aber du glaubst nicht wie viele Momente ich noch da sitze und rotz und Wasser heule. Und nein, meine Kinder trösten mich nicht, denn sie können niemals das ersetzen was ich mit meinen Hunden hatte. Trotzdem liebe ich meine Kinder über alles, das eine hat nichts mit dem anderen zu tun.

Ich hätte gerne wieder einen Hund, aber mein Gewissen lässt es nicht zu. Also sprich deiner Mutter bitte nicht ihre Trauer ab, ich kann sie 100% verstehen. Du kannst auf sie zugehen und fragen, ob du mal ins Tierheim mit ihr gehen sollst, um zu schauen was für liebe Seelen da warten. Vielleicht ist die selle da, die für sie bestimmt ist. Könnte mir vorstellen, dass deine Mutter wieder jemanden braucht, dem sie ihre ganze Liebe geben kann.

Bearbeitet von Mommy2022
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Für mich klingt es ehrlich gesagt schon ein bisschen herzlos.
Wenn deine Mutter sonst immer für dich da war und dich so gut es geht unterstützt hat, dann ist sie jetzt wohl tatsächlich nicht in der Lage dazu, da es ihr so schlecht geht. Absonsten würde sie es sicherlich weiter tun.
Und keiner kann und darf entscheiden wie lange ein anderer über den Verlust eines geliebten Familienmitglieds zu trauern hat.

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen: nein, die Geburt eines Kindes löst nicht einfach so die Trauer auf. Wie soll das gehen?
Meine Eltern sind beide gestorben als ich grad schwanger wurde. Ich habe mich null über die Schwangerschaft gefreut und trotz Schwangerschaft (auf die wir 7 Jahre lang gewartet haben), war es das schlimmste Jahr meines ganzen Lebens für mich.
Mein Sohn ist jetzt 2 und ich bin immernoch tief traurig über den Verlust meiner Eltern. Echte Freude empfinde ich so gut wie nie. Ist halt alles nur gespielt. Möchtest du, dass deine Mutter dir die ganze Zeit etwas vormacht?
Wie soll sie ihre Gefühle einfach so abschalten?

Versuch doch stattdessen einfach mal für sie da zu sein. Das wäre mein Vorschlag. Was das konkret bedeutet müsstest du natürlich mit ihr besprechen.

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Meine Mama ist in einer ähnlichen Situation, es ist zwar keiner gestorben, aber es ist viel Mist letztes Jahr passiert + Geburt des Enkels - sie ist wahnsinnig dünnhäutig, spricht von einem ganz furchtbaren 2024, weint viel....
Wir wohnen weit auseinander entfernt und als wir uns zuletzt gesehen haben, habe ich mir das Privileg rausgenommen, ihr ehrlich die Meinung zu sagen. Dass sie Hilfe braucht, zum Arzt muss etc. Sie hat völlig ihren Fokus verloren, kaum noch Lebensfreude, sagt Verabredungen mit allen ab und jedes Ungeschick ist gleich ein Weltuntergang, jeder Nieser potentiell tödlich. Das geht nicht. Und ich glaube, sie war auch ganz froh, dass ich ihr das so deutlich gesagt habe. Manchmal muss man Händchen halten, manchmal in Ärsche treten um gut zu helfen. Das macht einen nicht herzlos.