Hallo!
Ich möchte nicht ständig wütend auf meinen Freund sein. Es gibt schöne Momente, in denen ich merke, dass ich ihn liebe, aber die Elternschaft mit ihm ist anders, als ich es mir vorgestellt habe, und das belastet unsere Beziehung.
Eigentlich war geplant, dass ich sechs Monate zu Hause bleibe und er danach ein Jahr Elternzeit nimmt, damit ich mein Volontariat machen kann. Ich bin im Studium schwanger geworden und habe über eine Abtreibung nachgedacht. Er hat sich aber sehr gefreut und mir versichert, dass wir das gemeinsam schaffen. Zwei Monate vor der Geburt hat er dann allerdings ein tolles Stellenangebot bekommen und den Job gewechselt. Elternzeit war dann laut ihm nicht mehr drin. Positiv: Er hat immerhin selbst eine Tagesmutter organisiert, so dass ich mein Volontariat anfangen konnte. Allerdings waren wir beide Vollzeit beschäftigt. Unser Sohn war noch so klein und es fiel mir schwer, der Tagesmutter wirklich zu vertrauen. Inhaltlich war mein Volontariat toll, aber ich wollte die ganze Zeit heulen und war gedanklich immer bei unserem Baby. Also habe ich mein Volontariat nach zwei Monaten abgebrochen und bin seitdem mit unserem Kind zuhause. Er wird nächsten Monat zwei Jahre alt. Im August wird er in die Kita kommen und ich werde dann nach einer Stelle suchen.
Ich habe meinen Freund gefragt, ob er (abhängig vom Umfang meiner Stelle) bereit wäre, seine Stunden zu reduzieren. Zurzeit hat er nämlich zumindest unter der Woche keine Zeit, sich um unser Kind oder den Haushalt zu kümmern. Wenn ich erwerbstätig bin, möchte ich eine andere Aufgabenteilung. Aktuell kümmere ich mich größtenteils um unseren Sohn. Klar, ich bin ja auch zu Hause, und ich weiß, dass ich privilegiert bin. Mein Freund hat mich nie dafür kritisiert, dass ich mein Volontariat abgebrochen habe. Gleichzeitig sagt er, dass ich mich nicht darüber beschweren darf, weil es meine Entscheidung war. Er hat immerhin die Tagesmutter organisiert, und damit hat er ja auch irgendwie recht.
Auf jeden Fall meinte er, dass er nicht seine Stunden reduzieren wird, weil mein Einstiegsgehalt viel geringer sein wird als sein jetziges Gehalt, was absolut stimmt. Es ist gut möglich, dass ich nie so viel verdienen werde wie er. Allerdings finde ich es unfair, dass mir der Berufseinstieg sehr erschwert wird.
Ein weiterer Punkt ist, dass ich kaum Zeit für mich selbst habe. Zumindest nicht konzentriert länger am Stück. Auch wenn ich ankündige, dass ich jetzt mal ins andere Zimmer gehe und eine Stunde für mich brauche, kommt mein Freund ständig und fragt mich etwas oder verhindert es nicht, dass unser Sohn zu mir kommt. Ich versuche seit heute Morgen diesen Text zu schreiben und wurde immer wieder unterbrochen.
Was erhoffe ich mir? Rückmeldungen, Anregungen, eure Einschätzungen, einfach Austausch.
Unser Familienleben ist anders als erwartet
Wäre es denn nicht möglich, dass ihr beide ab Kita-Start 30 Stunden pro Woche arbeitet?
5 x 6 Stunden, da braucht man keine Mittagspause machen und ihr habt beide genügend Zeit für HH, Kind und für eure Freizeitgestaltung.
Das will er nicht. Er möchte möglichst viel verdienen, um möglichst viel zu sparen, um irgendwann ein Haus zu kaufen.
Wenn ich mit meinem Studium gut verdienen möchte, muss ich eigentlich ein Volontariat machen. Zumindest die besseren Volontariate sind alle in Vollzeit. Wahrscheinlich wird es darauf hinaus laufen, dass mein Freund Karriere macht und ich mir einen fachfremden Job suche, weil ich nur Teilzeit arbeiten möchte, wenn er Vollzeit arbeitet.
Okay. Dann würde ich das mit der Vollzeit an deiner Stelle auch so durchziehen.
Wieso solltest du zurückstecken, nur damit ER sein Ding machen kann, obwohl er sein eigentliches Versprechen (Elternzeit) nicht eingehalten hat.
Euer Kind ist in der Krippe gut betreut und du solltest alles daran setzen, dass du deine ersten beruflichen Schritte bestmöglichst angehen kannst.
Euer Sohn wird immer selbständiger und du liebst ihn ja nicht weniger, nur weil er fremdbetreut wird.
Deinen Mann musst du allerdings in die Pflicht nehmen. Wenn ihr beide Vollzeit arbeitet, dann muss er nach der Arbeit sich ebenso um HH und den Kleinen kümmern wie du - dasselbe am WE.
Zudem hat er dir genausoviel Me-Time zuzugestehen wie er sich selber sicher auch erwartet.
Das klappt in Millionen Familien ganz gut. Warum sollte es bei euch nicht auch klappen.
Mach nur nicht den Fehler und mach dich von Anfang an kleiner als du bist. Wieso solltest nur du so dermaßen zurückstecken, nur damit er seinen gewünschten Weg gehen kann.
Es ist EUER Kind und nur GEMEINSAM könnt ihr das alles so wuppen, dass keiner zu viele Kompromisse eingehen muss, die ihn mit der Zeit deprimieren.
LG
Ich gebe dir Recht: ist nicht fair aufgeteilt und er hat sein Versprechen in Elternzeit zu gehen nicht eingehalten.
Es scheint ihm nicht klar zu sein, dass sein Verhalten eure Beziehung beeinträchtigt, denn sonst würde er jetzt bereitwilliger eine Möglichkeit finden, damit du durchstarten kannst. Auch dass er dir keine ungestörten Zeiten zugesteht, ist nicht in Ordnung.
"Tagesmutter finden" - nun ja - das würde ich höchstens als halben Punkt werten.
Sprich mit ihm: erklär ihm, wie das bei dir ankommt und wie du es siehst. Fordere ihn auf, in sich zu gehen und zu überlegen, wie wichtig ihm eure Beziehung und euer Kind ist - zum Beispiel im Verhältnis zum Beruf. Gib ihm drei Tage Zeit für eine Antwort. Wie wollt ihr sonst gut weitermachen, das schwelt ja die ganze Zeit untendrunter.
Ich würde bei der Aufgabenverteilung ansetzen. Da muss er keine Stunden reduzieren und seine ach so wichtige Anwesenheit im UN (Achtung Sarkasmus) wird nicht beschnitten.
Du hast entschieden das Volontariat abzubrechen, hat er hingenommen, dadurch war ja Haushalt und Kind abgedeckt. Du entscheidest (Ich würde, wenn möglich, das Volontariat weitermachen, Studium beenden!), deine berufliche Tätigkeit wieder aufzunehmen. Hat er auch hinzunehmen und seinen Teil bei Haushalt und Kindbetreuung wieder aufzunehmen.
Damit er sein Totschlagargument nicht mehr weiter nutzen kann und du wie ein Häschen vorm Bau sitzt:
Das Kind ist nun älter. Die Organisation einer Tagesmutter hat nie dafür gereicht, seine Verantwortung als Vater bis zum 18. Geburtstag des Kindes zu erfüllen. Das fehlt noch ganz viel.
Lass dich nicht mit deiner Mutterliebe klein halten und kaputt machen.
Dinge verändern sich, und wenn sich gute Möglichkeiten auftun, ist es natürlich sinnvoll, sie zu ergreifen. Das kann ja aber nicht komplett zu Lasten des anderen gehen. Manchmal kann man eben nicht alles haben, und warum sollte er nicht bei einer sehr gut bezahlten, sicheren Stelle für eine Weile in Teilzeit gehen? Gerade jetzt, wo noch keine derart großen finanziellen Belastungen vorhanden sind wie später, wo man eventuell ein Haus abzahlt oder ähnliches? Es kann auch nicht Sinn der Sache sein, dass du dein Volontariat ewig vor dir herschiebst. Eine unerwartete Wendung in seiner Karriere und er hat ein Problem...
Zeit für dich solltest du unbedingt einfordern, wenn er sie dir nicht freiwillig gibt. Vielleicht am Anfang einfach mal die Wohnung verlassen, damit sich das einspielt. Dann muss er ran.
Grundsätzlich muss einem einfach klar sein, dass Kinder Opfer bedeuten. Immer. Und die sollten von beiden Eltern gebracht werden. Mein Mann hat jetzt auch ein Herzensprojekt abgesagt, weil klar war, dass ich dann eine tolle Gelegenheit im Job sausen lassen muss - beides ging nicht. Das hat ihm schon wehgetan, aber es war gar kein Thema. Und was ich persönlich unabdingbar finde: Beide Jobs sollten in der Beziehung gleichermaßen ernstgenommen werden. Kein "Du bist ja nur..." oder "Du machst ja nur..., bleib du beim kranken Kind, ich bin zu wichtig!"
Mach um Gottes Willen dein Voluntariat. Wenn es bei euch irgendwann nicht mehr klappt hockst du alleinerziehend mit Kind da, hast höhere Kosten für die größere Wohnung und es schwerer am Arbeitsmarkt - und der Kindsunterhalt deckt das NICHT ab. Von Rente und Co reden wir nicht.
Aktuell spart er. Ob das nachher für sich oder euch als Familie ist ist noch dahin gestellt.
Bei Bekannten von mir zahlt er in ihre private Altersvorsorge ein, da sie im Willen beider Hausfrau ist.
Sie ist aber auch Lehrerin und steigt im Zweifel ohne Probleme wieder beim gleichen Gehalt ein, was in wenigen studierten Jobs so einfach funktioniert.
„Er hat immerhin die Tagesmutter organisiert, und damit hat er ja auch irgendwie recht.“
Damit hat er überhaupt nicht recht. Natürlich hättest du gut das Volontariat machen können, wenn er Elternzeit genommen und sich um euer Kind gekümmert hätte, wie es besprochen war. Wahrscheinlich wäre es dir trotzdem hier und da schwer gefallen, aber du vertraust ihm natürlich mehr als einer Tagesmutter. Er hat sich für eine andere Stelle entschieden und dich in die Situation gebracht, dein Kind während des Volontariats in die Fremdbetreuung zu geben, wozu du offensichtlich noch nicht bereit warst (was ja auch ok ist).
Ist super für ihn gelaufen, dass dein schlechtes Gewissen und Gefühl dich dann dazu gezwungen hat das Volontariat abzubrechen und die Kinderbetreuung selbst zu übernehmen anstatt dass du ihn in die Pflicht nimmst.
Er hat ganz einfach sein Versprechen dir gegenüber nicht gehalten.
Ja. Danke, dass du das schreibst. Es hilft, das zu lesen. Manchmal lassen mich seine Aussagen an meiner eigenen Wahrnehmung zweifeln.
Gehalt gegen Zufriedenheit in der Partnerschaft führt auf lange Sicht leider zur Trennung. Habe ich zu oft schon mitbekommen. Das funktioniert so nicht, weil es dich immer weiter nerven wird und ihr euch deswegen immer weiter von einander distanzieren werdet. Ich höre nichts positives über deinen Partner von dir und das ist schon ein sehr ungutes Zeichen.
Wichtige Fragen sind auch:
1. kannst du für mehr Freizeit deinen Partner mit eurem Kind alleine lassen am Wochenende?
2. würdest du ohne Haus oder in einem kleineren Haus genauso glücklich werden? (Also ist das viele Geld wirklich nötig?)
3. wirst du glücklich werden in einem anderen Beruf? Zahlt er dir einen Ausgleich?
4. wie viel Zeit habt ihr gemeinsam als Familie. Als du bist ein familienmensch und er ein karrieremensch. Passt das für dich auf Dauer so?
Dein Freund hatte zugesagt, dass er in Elternzeit geht, nicht dass er die Care-Arbeit outsourced. Wenn er keine Lust auf seinen Teil der Hausarbeit hat, kann er eine Putzkraft kommen lassen, aber ein Kind kann man doch nicht einfach so wegorganisieren. Zumindest entscheidet man das zusammen und sucht eine tragbare Lösung, wenn sich Umstände ändern. Ich bin absolut KEIN Gegner von Fremdbetreuung, aber mit 6 Monaten hätte ich wahrscheinlich auch keins meiner Kinder in VZ einer Tagesmutter anvertraut.
Außerdem war das dein erster Job nach dem Studium. Du kommst nicht in ein bekanntes Umfeld zurück wie "normale" Einsteiger nach EZ und musst eine ganz andere Energie aufbringen. Dann immer pünktlich zur Tagesmutter, Rest des Tage Bedürfnisse eines Babys (nicht Kleinkind) abdecken. Da hätte er dich viel mehr unterstützen müssen!!
Ist ja schön, dass er ein Haus kaufen möchte. Dafür ist noch ewig Zeit. Ihr seid nicht mal verheiratet. Wo ist deine Absicherung und noch viel wichtiger, was ist mit deiner Karriere? Er kann auch jetzt noch in EZ gehen und z. B. TZ in EZ arbeiten, alles kein Problem.
Kurzfristig durchsetzen würde ich feste Zeiten, in denen du deine Ruhe hast und er das Kind übernimmt. Du wirst ja z. B. auch Bewerbungen schreiben müssen. Wann sollst du das machen, nachts?