Erschöpft nach 2 Jahren Elternzeit

Die Luft bei mir ist komplett raus.
Seit fast 2 Jahren bin ich nun in Elternzeit. Und eine Zusage für einen Kita-Platz, kommt hoffentlich nächsten Monat. Trotzdem muss ich bis September durchhalten.
Versteht mich nicht falsch: ich liebe mein Kind unglaublich. Es ist ein tolles, fröhliches, wissbegieriges Lebewesen, das nicht mehr hergeben würde. Aber diese 24/7 Betreuung macht mich mittlerweile richtig fertig.
Mein Mann arbeitet viel und nimmt mir so viel es geht ab. Am Wochenende ist er sehr oft alleine mit Kind unterwegs, damit ich ausschlafen kann. Er kauft ein und kocht.
Im Vergleich zu andern Männern in meiner Bubble, macht er richtig viel daheim.
Großeltern gibt es auch, aber ich kann das Kind ja nicht dauern bei denen abschieben. Ein Mal die Woche passen sie für ein paar Stunden auf.
Ich hatte ein fast kinderfreies Wochenende und seit Montag geht es mir richtig schlecht. Ich habe wieder mal gefühlt wie es ist, so viel Freiheit zu haben. Und dann kam der Montag morgen und ich bin wieder im Trott gefangen: Aufstehen, anziehen, füttern, spielen, rausgehen, Spielplatz, einkaufen…
Niemand hat mich gezwungen so lange in Elternzeit zu sein. Ich fand mein Kind zu jung für die Kita. Jetzt bereue ich es einfach nur, so lange daheim zu betreuen.
Und dann bin ich enttäuscht von mir, weil ich es doch genießen muss, so viel Zeit mit meinem Kind zu verbringen.

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Ich verstehe dich sehr, sehr gut. Es vermute es ist keine klassische Erschöpfung die du hast, sondern es fällt dir mit Kind einfach die Decke auf den Kopf. Es ist mit Kind einfach ein ganz anderer emotionaler/geistiger Anspruch.

Ich bin bei meiner grossen Tochter nach 6 Monaten wieder arbeiten gegangen. Es war für mich höchste Zeit. Ich war völlig fertig, zu Hause mit Kind war gar nicht meins. Als ich wieder Arbeiten war und quasi dort geistig gefordert war, war ich daheim super ausgeglichen. Ich hatte keine Zeit für mich selbst bzw. meine Hobbies. Aber das brauchte ich auch nicht. Die Kombination Arbeit und Kind war super. Beim Kleinen war es besser, da hat mich die Grosse schon mehr "geistig" gefordert, ich bin für meine Firma als Ansprechpartner erreichbar geblieben, ich habe die Büroarbeit für meinen Mann gemacht, ich war im Vereinsvorstand aktiv und wir haben noch eine 2 monatige Reise drangehangen, dadurch war das eine Jahr Elternzeit für mich dann in Ordnung. Länger wäre für mich da aber auch nicht gegangen. Ich bin quasi die Wände hoch gegangen in den Monaten daheim. Nur daheim und dann auch noch fremdbestimmt - nein nicht meins.

Ich liebe meine Kids über alles. Ich mache alles für sie. Aber ich war unendlich froh, als ich wieder "raus" kam. Ich bin definitiv keine Baby-Mama und bin dementsprechend froh über jedes Jahr gewesen, was sie älter werden. Jetzt sind sie 11 und fast 14. Sie sind noch toll verkuschelt, aber auch schon unglaublich selbstständig. Sie haben ihre eigene Meinung. Sie führen tolle Diskussionen. Jetzt können sie von mir aus gern in der Entwicklung stehen bleiben. ;-)

Schau mal, wie du deine Zeit mit Kind mit genügend Input für dich gestalten kannst. Zum Beispiel über eine Weiterbildung im Fernstudium oder einem Minijob oder einem Volkshochschulkurs oder ehrenamtliche Tätigkeit oder oder oder. Ich denke, dass wird die helfen, wenn du noch nicht wieder arbeiten gehen möchtest.

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Das einzige was du jetzt beeinflussen kannst: Es ist in Ordnung, dass du dich nach Arbeit und mehr Selbstbestimmung sehnst. Du gehst eben nicht drin auf, "nur" Mama und Hausfrau zu sein und das ist völlig in Ordnung.
Du muss auch nicht jede Minute genießen. Wer sagt sowas.

Man kann sein Kind auch lieben und trotzdem was für sich was haben wollen.


Ich bin nach einem Jahr wieder arbeiten gegangen und das war etwas zu früh. Aber 3 Jahre zu Hause - Never, ever...


Halte durch. Guck, dass du einen festen Zeitraum pro Woche völlig kindfrei hast. Das Haus verlässt und nur "xy" und nicht "Mama von" bist und der September kommt schneller als du denkst ;-)

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Huhu, besteht die Option bei der Arbeit auf einen Minijob?
Das du erstmal vorab wieder ins Berufsleben einsteigen kannst und aus dem Altags-Trott rauskommst? Vielleicht tut dir das ja gut und wenn die Großeltern in der Woche sowieso auf das Kleine aufpassen, kannst du deine Arbeitstage doch genau so verteilen 😊

Meine EZ war auf 18 Monate geplant. Mit 12 Monaten fing ich bei meinem AG einen Minijob an und habe meine EZ auf 24 Monate verlängert weil es mir unheimlich guttat, mal etwas anderes zu tun zu haben, auch wenn es nur 2x die Woche war. Ich wollte nämlich dennoch meine Arbeitszeit an 2 Tagen in der Woche hinter mir haben. Die Betreuung haben in der Zeit meine Schwiegereltern übernommen da sie bereits in Rente sind 😊

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Sind das kurze Momente, in denen du so fühlst? Oder ununterbrochen?

Ich hab auch solche Momente, in denen ich einfach nur denke, mein Gott, ich will einfach nur mal wieder ein BISSCHEN Zeit für mich, verdammt!

Und dann habe ich wieder Momente, in denen ich dahinschmelze und mich für meine Gedanken schäme 😅

Ich arbeite allerdings schon längst wieder... Macht das mit der fehlenden Freizeit aber alles andere als besser 😅

Mir fehlt vor allem mein Hobby. Ja, ich kann es auch mit Kind betreiben. Aber nicht im Ansatz in dem Umfang und der Art wie früher. Mein Mann und ich waren vorher mindestens zwei mal die Woche auf Achse, bei Wind und Wetter... Jetzt bin ich froh, wenn ich in den Sommermonaten bei gutem Wetter einmal die Woche schaffe 😑

Denk immer dran. In ein paar Jahren will das Kind nix mehr von dir wissen. Da schämt es sich, wenn du ihm ein Küsschen gibst. Irgendwann fragt es nach deinem Autoschlüssel und weg ist es 😅

Die Zeit bis dahin halten wir doch durch 💪

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Sorry, aber dein Mann unterstützt dich, wo er nur kann, Großeltern sind in der Nähe, dein Kind ist grad mal 2 und du bist „erschöpft“? Dann geh lieber arbeiten.

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Super hilfreicher Beitrag. Gut, dass du dir die Zeit dafür genommen hast.

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Und komischerweise geht rummotzen auch immer nur in grau 🤨

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Gibt halt Frauen, die sind zuhaus und fühlen sich Pudelwohl ,und es gibt Frauen,die gehen daran kaputt und wollen lieber Vollzeit arbeiten.

Dann plant euren Lebensweg gut und gewissenhaft . Evt ein Tausch mit dem Mann?

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Kenne ich. Ich hatte den Kitaplatz schon mit 13 Monaten, dennoch bin ich ein paar Wochen vorher morgens auf der Straße heulend fast zusammengeklappt, weil es einfach wieder dieses „und täglich grüßt das Murmeltier“ für mich war. Was mir mental am meisten geholfen hat: Für Abwechslung sorgen, Verabredungen, Aktivitäten im Vorfeld planen, sodass nicht immer alles gleich ist. Ich hatte meist jeden Tag etwas anderes mit Kind geplant. Die Großeltern öfter einspannen, Urlaube/Ausflüge mit Kind und Partner planen, Neues ausprobieren, häufigere Me-Time. Fühl dich gedrückt!

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Hi:)
Ich bin jetzt vier Jahre in Elternzeit und immer wieder hatte ich solche Phasen, wie du es beschreibst.

Es ist wichtig, sich bewusst zu werden, was einen erschöpft und woraus man Energie zieht.

Mich erschöpfen selten die Kinder, so wie ich es immer gedacht habe.
Mich erschöpfte vor allem "Zu Hause sitzen". Meine Kinder sind eh draußen Kinder, also nichts wie raus.

Ich ziehe Energie aus Treffen mit Freundinnen. Also machen wir das mindestens 1x die Woche. Manchmal bin ich dir einzige mit Kindern, trotzdem ist es schön.

Und ich mag irgendwie Arbeiten am Laptop. Jetzt mache ich ein Minijob im Home-Office und es tut mir gut.
Mein Arbeitgeber bietet selbst "Nebenjobs in Elternzeit" an. Vielleicht ist das auch etwas für dich?

Viele Grüße

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Ich finde dein Gefühl komplett nachvollziehbar und finde nicht, dass du ein schlechtes Gewissen haben musst. Wenn es mit der Kita klappt, wird das sicher helfen. Ich bin der Überzeugung, dass es kein natürlicher Zustand ist, dass ein Erwachsener und ein Kind den ganzen Tag aneinander gebunden sind. Ja im Säuglingsalter vielleicht, aber so ab 1,5 Jahren nicht mehr. Wenn man in einem Clan leben würde, hätte das Kind täglich mehrere andere Bezugspersonen um sich, du hättest Erwachsene um dich, und vor allem hätte das Kind auch andere Kinder um sich. Das Erlebnis und SO anders mit dem zweiten Kind, weil die Kinder sich miteinander beschäftigen. Kinder brauchen Spielpartner und wenn gerade kein anderes Kind da ist, schlüpfen heutzutage mehr und mehr die Eltern in diese Rolle. Es ist aber nicht natürlich, dass Erwachsene den ganzen Tag mit Kindern reden und mit Kindern spielen. Klar, manche gehen in dieser Rolle total auf, aber viele eben auch nicht.

Das heißt ja nicht, dass man sein Kind nicht liebt oder keine gute Mutter ist. Meine Kinder haben jeden Tag den größten Spaß dabei, irgendwelchen Quatsch zu machen, lachen sich über irgendwelchen Kinderkran schlapp und ich kann das aus dem Nebenzimmer hören und mich freuen, dass es ihnen gut geht und mich gleichzeitig freuen, dass ich nicht mitmachen muss. Ich bin Erwachsen und finde eben nicht immer die gleichen Sachen lustig, wie meine Kinder.

Es ist doch einfach logisch, dass Erwachsene andere Bedürfnisse haben als Kleinkinder und dass das nicht klappt, wenn man 24/7 aufeinander hockt. Und es ist ja nichtmal nur das Alter. Meine Kinder sind beispielsweise sehr extrovertiert, wollen den ganzen Tag draußen unterwegs und unter Menschen sein. Ich bin aber introvertiert und finde genau das was meine Kinder brauchen dann sehr anstrengend. Und genauso gibt es Eltern, die sehr extrovertiert sind und gerne viel unternehmen würden, aber die Kinder sind schnell überreizt und wollen lieber zu Hause bleiben und etwas ruhiges machen. Und was passiert, wenn die Bedürfnisse von Eltern und Kindern nicht zusammen passen (egal ob wegen Altersunterschied oder wegen Persönlichkeit)? Die Eltern stecken ganz viel zurück. Und das ist dann sehr anstrengend und einengend.

Ich finde das einfach logisch und keinen Grund sich Vorwürfe zu machen.