Hallo,
ich muss hier mal ein wenig Dampf ablassen. 
Meine Mutter macht mich wahnsinnig. Sie glaubt, ich muss den ganzen Tag lang den Alleinunterhalter für sie spielen und sie quer durch die Weltgeschichte kutschieren.
Seit gut 3 Jahren bewohnt meine Mutter eine schöne Wohnung mit Parkett, Fußbodenheizung, Aufzug und Hausmeister. Sie kennt alle ihre Nachbarn, redet mit jedem und hat auch schon Freundschaften innerhalb der Hausgemeinschaft geschlossen.
Dennoch ist sie nur am rumjammern, dass ihr soooooo langweilig ist und sie den ganzen Tag nur rumsitzt und auch überhaupt keine Ahnung hat, was sie eigentlich machen soll.
Kurz nachdem sie in die Wohnung gezogen ist, hat sie beschlossen, dass sie gerne einen Teppich in ihr Wohnzimmer legen würde und noch Übergardinen im Schlafzimmer braucht. Ich bin geduldig mit ihr durch alle infrage kommenden Geschäfte gelaufen und habe sie entsprechend quer durch die Stadt und den halben Landkreis gefahren. Aber sie kann sich nicht entscheiden. Die Teppiche sehen nicht so aus, wie sie es sich vorstellt oder sind zu teuer. Gardinen ebenso. Ich kann garnicht mehr zählen, wie oft ich schon mit ihr deshalb unterwegs war.
Vorhin hat sie schon wieder rumgejammert wegen Teppich und Gardinen. Wann ich denn endlich mal Zeit hätte, mit ihr zum Gardinenfachmarkt zu fahren.
Ich bin da mit ihr so oft gewesen, dass ich das Programm dort im Schlaf runterbeten kann. Sie möchte Fertigdeko, weil es ihr zu teuer ist, sich Gardinen nähen zu lassen. Aber bei Fertigdeko ist das Angebot recht eingeschränkt und wird auch nicht alle drei Wochen geändert. Vielmehr ist es seit Jahren nahezu identisch. Genauso ist es mit den Teppichen.
Ich habe ihr nun vorhin gesagt, dass ich nicht einsehe, zum wiederholten Male mit ihr stundenlang durch die Gegend zu fahren, nur damit sie beschäftigt ist und sowieso wieder nichts kauft. Der Gardinenmarkt ist noch dazu so nah dran, dass sie da auch alleine hin laufen kann.
Natürlich ist sie nun erstmal beleidigt und wird meiner Schwester vorjammern, ich hätte sie angemeckert 
.
Fakt ist, dass ich weder Zeit noch Lust habe, dauernd ihren Chauffeur zu spielen. Ich bin derzeit sehr intensiv auf Jobsuche, habe einen Haushalt und eine Garten zu versorgen und gerade in den nächsten beiden Wochen verdammt viele Termine wahr zu nehmen.
Wie seht ihr das? Muss ich den Alleinunterhalter für meine Mutter spielen? Kann sie nicht auch mal ein wenig Eigeninitiative entwickeln und sich selbst beschäftigen? Würdet ihr sie von A nach B kutschieren, wenn sie sich sowieso nicht entscheidet bzw. den Weg auch problemlos zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen kann? Niemand erwartet, dass sie einen Teppich nach Hause trägt, aber sie kann sich ja einfach mal einen aussuchen, der dann nur noch abgeholt werden braucht.
Ich habe das Gefühl, sie macht das nur, damit sie beschäftigt ist und bequem und günstig von einem Ort zum Anderen kommt. So hat sie z. B. meine Schwester total entgeistert angesehen, als die gefragt hat, ob sie mir den wenigstens das Benzingeld erstattet, wenn ich sie schon dauernd hin und her fahre. Sie hat dann gesagt, dass könnte ich jawohl bezahlen, denn sie hätte ja nicht soviel Geld. Als ob ich mit ALG 1 große Sprünge machen kann .
Schwierig wird, dass ich ihr nun irgendwie beibringen darf, dass ich zu meinem Freund ziehen werde (500 km von hier entfernt). Ich weiß jetzt schon, wie sie darauf reagiert und schiebe das deshalb vor mir her. Sie reagiert schon total verschnupft, wenn ich ein paar Tage zu meinem Freund fahre.
Nur weil ich derzeit noch mit meinem Ex zusammen in einem Haus wohne bildet sie sich ein, das wird so bleiben. Dabei weiß mein Ex schon längst, dass ich ausziehen werde und wir betrachten uns hier nur noch als WG und gehen freundschaftlich miteinander um. Meine Mutter weiß auch, dass ich ausziehen werde. Nur halt noch nicht, wohin ich ziehe ..... 
Mir graust es geradezu davor, wie sie versuchen wird, meine Entscheidung zu beeinflusen. Sie hat schon auf eine Andeutung von mir extrem seltsam reagiert. Und zwar habe ich ihr gesagt, dass mein neuer Freund mir die Frage gestellt hat, ob ich mir vorstellen könnte in seine Heimatstadt zu ziehen. Das fand sie unmöglich von ihm. Schließlich könnte er ja auch in meine Heimatstadt ziehen 
. Da hat sie theoretisch sogar Recht, aber er hat dort einen Job und wir hätten hier dann beide keinen. Also ist doch wohl klar, wie wir uns da entscheiden.
Ich habe echt keine Lust mehr auf dieses ewige Gejammer und die Diskussionen. Sie wird nicht akzeptieren können, dass ich meine Entscheidung bezüglich des Umzugs längst getroffen habe.
Ist von euch schon mal jemand in einer solchen Situation gewesen?
Sorry, dass es so lang geworden ist. Aber nun bin ich wieder erheblich ruhiger.
LG
Sassi
Meine Mutter macht mich wahnsinnig.......
Zu deinem Post fällt mir nur eins ein:
"Undank ist der Welten Lohn."
I.d.R. würde sich jede normal tickende Mutter ohne wenn und aber für ihre Kinder den Arsch aufreissen. Aber wehe dem, umgekehrt wird denn mal Hilfe erwartet - schon wirds den lieben Kinderleins schnell zuviel....
Wenn ihr ein eigentlich gutes und normales Mutter - Tochter - Verhältnis zueinander habt, finde ich dein Verhalten schofelig.
Und Spritkostenerstattung zu erwarten, finde ich sogar mehr als schofelig.
Haste dich schonmal gefragt, wieviel Kohle deine Mutter in ihrem Leben schon in DICH reinstecken musste? Wieviel Wege deine Mutter schon wegen DIR zurücklegen musste?
Pfff....echt.
agostea
unterschreib!
Da hast du wohl beim Lesen nicht richtig aufgepasst.
Ich habe kein Geld von ihr gefordert und würde das auch nicht tun. Sie setzt es aber als selbstverständlich voraus, dass ich von ihr kein Geld nehme. DAS ist es, was mich ärgert.
Und es stört mich auch nicht, mal mit ihr irgendwo hin zu fahren. Es stört mich, dass ich immer die selben Läden abklappern soll, obwohl sie genau weiß, was für Waren es dort gibt und außerdem sowieso nichts kauft.
Es geht schlicht und ergreifend darum, dass sie sich auch mal selber beschäftigen und vor allem lernen muss, los zu lassen.
Ich kann und will mein Leben nicht nach den Launen meiner Mutter planen. Und das hat nichts damit zu tun, dass wir ein schlechtes Verhältnis zueinander haben.
Du bestimmst deinen Alltag doch sicher auch selber und lässt dich nicht von deinen Eltern rumkommandieren, oder?
Hallo Sassi,
im Gegensatz zu meiner Vorrednerin finde ich es nicht in Ordnung, wenn du deine Mutter ständig zu den gleichen Geschäften fahren sollst, sie dort doch nichts kauft und dann nicht mal einsieht, ab und an mal etwas Spritgeld zu geben. Ich habe das so gelesen, dass du nichts gefordert hast, sondern deine Schwester eure Mutter darauf angesprochen hat.
Hilfe für Eltern ist gut, schön und familiär, aber wenn man eigene (berufliche) Termine hat und deshalb nicht "just for fun" durch die Gegend fahren kann, dann sollte das nicht als undankbar betrachtet werden.
Es erschließt sich mir auch nicht, warum es undankbar sein soll, zum Freund 500 km weit weg zu ziehen, wenn es beruflich besser ist. Sorry, das ist Käse.
Setz dich mit deiner Mutter zusammen in ein Cafè (dort kann sie dir schlecht eine Szene machen) und erkläre ihr, dass es günstig wäre, wenn sie sich bald mal für einen Teppich entscheiden würde, weil du am x.x. zu deinem Freund nach Wasweissichwo ziehst. So gibst du ihr Gelegenheit, deine Hilfe beim Teppichprojekt noch in Anspruch zu nehmen und stellst gleichzeitig klar, dass dein Umzug nicht verhandelbar ist.
Eines allerdings möchte ich dir noch sagen: So nervig es war, meine Mutter durch die Gegend fahren zu müssen und mir ihre kleinen, objektiv betrachtet oft eher nebensächlichen Problemchen anhören zu müssen, ich wäre froh, ich könnte es heute noch mal tun. Leider ist das seit fast 4 Jahren nicht mehr möglich - Krebstot mit nicht mal 60 Jahren.
LG, Heike
Vielen Dank für deine Antwort.
Das mit deiner Mutter tut mir sehr leid für dich. 
Du hast es übrigens genau richtig verstanden.
Ich habe kein Geld von ihr gefordert und würde es auch nicht machen.
Und es stört mich auch nicht, sie mal irgendwo hin zu fahren. Mich stört, diese Selbstverständlichkeit dabei, dass ich natürlich alles bezahlen muss und natürlich auch immer Zeit haben muss, um durch die Weltgeschichte zu gondeln.
Es geht ihr dabei auch weniger um Teppich und Gardine, als darum, dass sie sich langweilt und findet, ich muss sie beschäftigen. Ich habe schließlich auch ein eigenes Leben und damit verbundene Verpflichtungen. Aber dafür hat sie kein Verständnis.
Übrigens habe ich zwei Geschwister, die genauso gut mit ihr Teppiche und Gardinen anschauen könnten. Meine Schwägerin arbeitet noch dazu in einem Möbelgeschäft, wo es auch Teppiche gibt. Aber diese Erwartungshaltung stellt sie nur an mich.
Eine Szene würde sie wegen dem geplanten Umzug übrigens nicht machen. Sie reagiert eher beleidigt und sagt dann kein Wort mehr. Bzw. sie würde versuchen, mir ein schlechtes Gewissen einzureden, weil sie dann ja hier "ganz alleine" wäre.
Hallo Sassi,
ich kann dich verstehen. Ich sehe dich eigentlich jetzt nicht als undankbar. Ich denke eher, deine Mutter hat wirklich ein Problem - nämlich daß sie mit sich selber alleine nichts anzufangen weiß und ihr scheinbar immer langweilig ist. Ich denke mal, an ihrem Problem ändert sich ja nicht wirklich etwas, wenn du sie durch die Gegend kutschierst, aber ihr sowieso nichts gefällt - weil vermutlich sowieso etwas anderes hinter dem ganzen steckt. Vielleicht tut es ihr sogar sehr gut, wenn du weit weg ziehst, so ist sie "gezwungen" sich ihr Leben alleine zu gestalten. Sie ist doch erwachsen 
.
LG Britta
Dir auch vielen Dank für deine Antwort.
Du liegt da sehr wahrscheinlich absolut richtig mit deiner Vermutung.
Meine Mutter ist sehr aufgeschlossen und redet echt mit jedem. Aber sie pflegt Freundschaften nicht, sondern erwartet, dass alle sich bei ihr melden müssen. Sie kapiert nicht, dass sie auch mal Interesse zeigen muss und auf die Leute zugehen muss.
Ich würde mich übrigens auch nicht als undankbar bezeichen. Schließlich kaufe ich mit für sie ein, helfe ihr beim Putzen, regel ihren ganzen Papierkram usw. und rufe dort, falls wir uns nicht sehen, mindestens 4 Mal pro Woche an. Mein Bruder meldet sich allerhöchsten 3 Mal im Jahr bei ihr, obwohl er ganz in der Nähe wohnt.
Meine Schwester hat mir mal gesagt, dass sie sich viel eigenständiger verhält, wenn ich z. B. mal im Urlaub bin. Dann kann meine Mutter ihre Sachen plötzlich ganz alleine regeln und sich auch beschäftigen.
Ich habe echt keine Ahnung, warum sie dann ansonsten immer eine Rundumbetreuung von mir verlangt. 
Hallo nochmal ,
vermutlich ist es eine Mischung aus Bequemlichkeit und Unsicherheit bei ihr. Du bist da und machst und das weiß sie, also kann sie sich bequem zurück lehnen. Ich kenne das nämlich auch von mir selber . Ich bin (aufgrund einer unschönen Kindheit) auch oft unsicher und lasse meinen Mann viele Dinge erledigen. Ist ja auch sehr bequem und einfach. Gleichzeitig geht es mir damit aber auch wieder nicht gut, weil man dadurch sehr unselbständig und unzufrieden wird (denn dadurch wird einem ja auch ein Stück "Leben" abgenommen). Auch das mit der Langenweile kenne ich von mir selber -einfach weil ich dann eben nichts selber regeln tue - sozusagen gar nicht richtig "lebe", sondern "leben lasse" (kann das gerade nicht besser beschreiben). Ich denke wirklich, es wird für sie selber besser werden (nicht unbedingt leichter vielleicht), wenn du gar nicht ständig erreichbar bist!
LG Britta